Nach reiflicher Überlegung und auf der Basis vieler Erfahrung, bin ich zu der Einsicht gelangt, dass einige Buddhistinnen und Buddhisten bei den Themen Missbrauch (der kann politischer Natur, spiritueller, sexueller o.a. sein) dazu neigen, reflexhaft abzuwehren. Das kann sich darin äußern, dass sie sich zwar mit dem Thema beschäftigen aber relativieren oder sogar leugnen oder sich einem Diskurs einfach persönlich entziehen.
Hier ein einschlägiges Zitat aus "Zen hat keine Moral" von 2012, bezüglich Eido Shimano:
Schließlich stammen auch die nachstehenden, doch recht befremdlichen Äußerungen von
ZSS-Schülern allesamt aus einer Zeit, in der Shimanos Missbrauchsverhalten längst in vollem Umfang bekannt war:
"Für mich besteht nicht der geringste Zweifel an seiner [Shimanos] Glaubwürdigkeit
oder seinem Engagement für die Begründung der Rinzai Zen-Tradition in den Vereinigten
Staaten. Ich bin ihm ausgesprochen dankbar dafür, wie er sich für das Praktizieren
eingesetzt hat. Was soll das, ihn aufgrund irgendwelcher einvernehmlichen heterosexuellen
Beziehungen und der Unterzeichnung eines Briefs, mit dem er seinen guten
Ruf wiederherstellen wollte, von Zusammenkünften mit Schülern (die ihn immerhin
gerne treffen möchten) oder vom Besuch der von ihm selbst gegründeten religiösen Stätten
abhalten zu wollen?"
"Jeder hat letztendlich seinen eigenen Maßstab für das Ausmaß an Fehlern = Sünden gegen
die Menschheit, das er bei anderen tolerieren und hinnehmen kann, ohne dass
dadurch für ihn die Bedeutung der betreffenden Person unbedingt in Frage steht. Shimano
= Zen-Übung = Zazen. Und das gilt es schließlich weiterzugeben [...]"
"Im vergangenen Jahr nun ist Eido Roshi ein zweites Mal Zielscheibe eines Sexskandals
geworden, im Rahmen dessen ihm Schüler angebliche Sexaffären anhängen wollen, bei
denen sie aber doch nur zu bereitwillig mitgemacht haben. Ich möchte mir nun wahrlich
nicht anmaßen, das Verhalten eines lebenden Buddhas zu beurteilen. […] Aber selbst
wenn an diesen Vorwürfen etwas dran sein sollte, so ist das Ganze mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit eine Zen-Unterweisung gewesen."