Beiträge von Christopher

    Danke Sudhana. Ein sehr gutes Beispiel - alles auf wahren Begebenheiten basiert.


    Auch interessant in diesem Kontext: die reflexhafte Frage nach einem Schuldspruch und - falls es noch keins gibt - die Unschuldsvermutung sind zwar irgendwo verständlich, aber spielen letztendlich auch in den Händen von spirituellen Missbrauchstäter. Denn erstens sind - wie Sudhana treffend beschreibt - viele Fällen auch krassesten Missbrauchs trotzdem gar nicht strafrechtlich relevant. Zweitens sind die rechtlichen Hürden für ein strafrechtliches Urteil und die Strapazen eines Prozesses für allen Beteiligen unglaublich hoch, so dass es in den wenigsten Fällen tatsächlich zu einem solchen Urteil kommt. Und drittens - was mich am meisten wundert - dass damit das Strafgesetzbuch als einziges Maßstab für akzeptables Verhalten eines buddhistischen Lehrers angewandt wird, wo die Hürde doch viel höher gesetzt werden sollte. Zugespitzt formuliert würde das heißen, dass man nur vor verurteilten Straftäter warnen darf - wo es ja längst zu spät ist.

    ps gibt es eigentlich zu den Vorwürfen gegen den Zenmeister mit dem hier fieles befan auch ein gerichtsurteil das er sich schuldig gemacht hat ? [...] ich selber hab die urteilsverkündung oder ähndliches nicht gefubden und würde sie gerne lesen.

    Es gibt ein Gerichtsurteil, das besagt, dass alle konkreten Passagen meiner Studie, die Zernickow gelöscht haben wollte - und es waren viele - rechtens sind. Er wollte sogar die gesamte Studie verbieten, und auch da hat er verloren. Das Urteil kann jeder beim Landgericht Berlin unter dem Aktenzeichen 27 O 422/20 einsehen.

    Übrigens ist ein alter Beitrag von mir zu diesem Thema im Buddhismus Aktuell neulich wieder online. Der letzte Absatz fasst mein Gesichtspunkt gut zusammen:


    Zitat


    Nach alledem bin ich der Meinung, dass eigentlich in jeder Zen-Gemeinschaft zumindest die latente Gefahr von Missbrauch besteht. Selbst wenn die allermeisten Lehrer ehrlich und aufrichtig sind, sollten wir uns davon nicht den Blick trüben lassen, denn meines Erachtens sind wir gerade im Zen gehalten, die Dinge so anzuschauen, wie sie sind. Und dazu gehört auch das Erkennen, dass nicht alles, was zur gewohnten Zen-Praxis zählt, immer zielführend und gesund ist. Folglich werden wir uns früher oder später von solchen Bestandteilen, wie
    z. B. der oben erwähnten Geheimniskrämerei, trennen müssen. Nur so wird Zen im Westen weiter wachsen und gedeihen können – und dies liegt im Interesse von uns allen.

    Wie läuft denn dein "Zen-Abend" so ab?

    Momentan ist bei uns noch "karger" als sonst. Wegen Corona bieten wir weder Tee an, noch machen wir Kinhin oder Rezitationen. Das heißt gibt es nur drei Runden Zazen, je 25 Minuten mit kurzen Lüftungspausen dazwischen. Danach gehen wir oft gemeinsam ein Bier bzw. Samstag morgens einen Kaffee trinken. Jikijitsus wechseln sich ab, ich bin nur Samstags für Zazen zuständig.


    Einmal im Monat haben wir ein halbtags-Zazenkai und dann halte ich auch einen Vortrag. Immer wieder ersetzen wir eine Runde Zazen mit gemeinsames Samu. Zweimal im Jahr gehen wir auf Sesshin, fünf Nächte mit gemeinsamen Kochen, usw. Dann biete ich jeden Abend zusätzlich "Zwiegespräche" an, wo man mich individuelle Fragen stellen kann. Ist aber freiwillig.

    Fakt scheint jedenfalls zu sein, dass die Missbrauchsfälle im Zen zur Rinzai-Tradition zu zählen sind.

    Es ist tatsächlich auffällig: Shimano, Zernickow, Sasaki und Döring waren alle Rinzai. Allerdings gibt es Fehltritte natürlich auch in anderen Zen-Traditionen. Hier fallen mir spontan Richard Baker (Soto), Jiyu Kennett (Soto - und eine Frau, auch eine absolute Ausnahme) und Taezen Maezumi (Soto) ein. Zum Fall Deshimaru/AZI (Soto) nehme ich auch immer wieder Bezug in der Studie.

    Bevor mir noch was einfällt und ich noch eine Krise kriege, gehe ich erst mal schlafen.

    Schlafen ist immer gut - wir haben aller Zeit der Welt. Gerade weil Du hier bislang der einzige bist, der seine konkreten Methoden ganz detailliert durchleuchten lässt, hatte ich schon befürchtet, dass das ganze für Dich wie ein unfreiwilliges Prozess wirken könnte. Das ist selbstverständlich anstrengend und so sollte das Ganze nicht sein. Ich wiederhole, dass die Idee ist, einfach ein Bewusstsein für Gefahren zu schaffen, und nicht um Zen unter Generalverdacht zu stellen. Ich wiederhole, dass ich selbst "Zen-Lehrer" bin (obwohl ich die Bezeichnung nicht mag) und kann aus Erfahrung sprechen, weil ich eine ähnliche Reaktion gespürt habe, als ich zum ersten Mal die sehr kritischen Texte von Stuart Lachs gelesen habe. Und er ist noch eine Nummer schärfer als ich :).


    Aber zum Thema Zen und Moralität. Diese Kritik habe ich schon oft gehört, und so zitiere ich diese Stelle, als weiterer Diskussionspunkt:


    Zitat


    Der folgende Abschnitt ist daher der Untersuchung möglicher Ursachen hierfür gewidmet.


    a) Fehlende Moral


    Meiner Ansicht nach sind die Ursachen auch der Tatsache geschuldet, dass im Zen selbst Verhaltensweisen wie die vorstehend beschriebenen nicht explizit verurteilt werden. So wird im Zen der Bedeutung von Werten wie Gerechtigkeit oder moralisch einwandfreiem Verhalten normalerweise relativ wenig Bedeutung beigemessen. Ein Autor drückt das so aus: „Würden wir in den zwei Dimensionen der Zen-Tradition an der Stelle nach Nachweisen für die wirkliche Bedeutung von Tugendhaftigkeit suchen, wo man sie am ehesten erwartet – nämlich im umfangreichen Kanon der Zen-Sakralliteratur und den vielen Zen-Übungen – stünde schnell fest, dass solche Nachweise kaum vorhanden sind.“ (Wright, Dale S., „Satori and the Moral Dimension of Enlightenment“, Journal of Buddhist Ethics 13 (2006), S. 3) Zwar sind in der weiter gefassten buddhistischen Literatur durchaus Hinweise auf ethische Grundsätze wie Weisheit und Mitgefühl zu fnden; klassischerweise lehnt das Zen eine akademische Erforschung und Untersuchung solcher Werte jedoch ab. Selbst die Auslegung des oben genannten Dritten Buddhistischen Gebots der Vermeidung sexuellen Fehlverhaltens ist im japanischen Zen bewusst vage formuliert. Aus der Perspektive des „moralfreien“ Zen-Bereichs kann das Shimano und Zernickow zur Last gelegte und unseren Moralvorstellungen nach absolut verwerfliche Fehlverhalten also teils durchaus als akzeptabel gelten - und so ist es wohl auch kein reiner Zufall, dass das im Titel dieser Studie verwendete Zitat dem Inhalt nach bereits von beiden Lehrer für deren eigene Zwecke eingesetzt wurde.


    Und schließlich, bezüglich Schüler B, muss ich die Bitte wiederholen, keine persönlichen Verfehlungen oder Motivationen anderen Leuten zu unterstellen. Gerade Schüler B ist eine bewundernswert selbst-reflektierte Person, von der wir alle was lernen können. Seine Geschichte könnt Ihr übrigens hier wunderbar nachhören: Sendung auf Bayern2.

    Warum das ganze? Es trainiert sehr gut.

    Selbstverständlich. Wie Du es machst klingt für mich völlig i.O. und wird so ähnlich sicherlich in jede Zen-Gruppe gehandhabt. Es geht eben darum, dass auch solchen Elementen, wenn die Neigung da ist, zweckentfremdet werden können. Wichtig ist hier sicherlich die Transparenz und die richtige Begründung durch den Lehrer. Nicht, dass die Lage so endet:


    Zitat

    Zernickow war mit Bs buddhistischer Ordination, seiner Ernennung zum Zen-Mönch, tatsächlich ein „wirklich genialer Schachzug der Sektenpolitik“ gelungen, hatte B doch von da an etliche besondere Aufgaben wahrzunehmen, Vorträge zu halten und an den außerordentlichen Mönchstreffen teilzunehmen, über deren Inhalt gegenüber Nicht-Mönchen strengste Vertraulichkeit zu bewahren war. Und während er selbst darüber „vor Stolz platzte”, ließ seine Ernennung die anderen natürlich entsprechend „vor Neid und Eifersucht platzen“. Eine ähnliche Wirkung hatte schon einige Zeit vorher seine Zulassung zur Koan-Übung gehabt: sie stand unter strengster Geheimhaltung, war „somit eine wunderbare Gelegenheit für Manipulationen und bewirkte wie alles Geheime immer eine Trennung von den Uneingeweihten.“

    Wenn bei mir jemand anfängt zu üben, dann sitzt er erst einmal ein halbes bis ein Jahr und beobachtet seinen Atem und seine Körperhaltung.

    Und dann gibt es da das schöne Buch "Geistestraining durch Achtsamkeit". Dem wird sich als nächstes gewidmet. Und dann, wirklich erst dann, kann man über "Koan-Studium" reden. Wobei der Ausdruck Koan-Studium für mich befremdlich klingt. Ich weiß auch nicht warum.

    So jedenfalls mein Plan.:grinsen:
    Und innere oder äussere Kreise gibt es bei mir nicht. Und auch nicht in meiner Ursprungssangha. Sie ist als Verein organisiert. Es gibt einen Vorstand, der nach Vereinsrecht alle paar Jahre neu gewählt wird und ordentliche sowie fördernde Mitglieder. Und es gibt auch Sangha-Mitglieder, die nicht im Verein sind.
    Aber auch dort dauert es einige Jahre, bevor man sich zum Mönch ordinieren lassen kann. Und das halte ich auch für gut so.

    Nun also zum Thema Koans und so.


    Ich persönlich benutze sie nicht - oder höchstens im Rahmen von Sesshins - weil ich sie für nicht angebracht außerhalb des klösterlichen Umfelds betrachte. Aber das ist Meinungssache. Womit ich in der Studie hinauswollte, ist dass Koans als Mittel sehr leicht manipuliert werden können. Natürlich kann man durchaus begründen, dass mit Koans - und der Mönchsweihung sowieso - eine Art Schonzeit notwendig ist, aber damit fängt schon das Spielchen an: "Die ist schon Koan-Schülerin, der hat einen besseren Zugang zum Lehrer, die ist schon weiter als ich, usw." Jede zusätzliche Stufe oder Art von Schüler schafft eine zusätzliche Barriere und einen zusätzlichen Grund für das ständige Vergleichen. Hier ein weiterer Ausschnitt (Mumon-Kai betreffend):

    Zitat

    Es gab bzw. gibt einen Verein (auch Förderverein genannt), der beim Amtsgericht eingetragen ist. Diesem haben alle Übenden als Vereinsmitglieder angehört. [...] Wenn man sich genügend angedient und zudem eine Reihe von Aufagen erfüllt hatte (an einer bestimmten Anzahl von Sesshins teilnehmen, alle Bücher von Zernickow lesen, Rezitationstexte auswendig können usw.), konnte man nach dem Willen des Meisters in die „Gemeinschaft“ aufgenommen werden. Darüber hinaus war es dann möglich, auch noch Mönch/Nonne bzw. persönliche Schülerin/Schüler zu werden. Die Bedingungen hierfür kenne ich nicht. [...] In jedem Fall gab es jeweils zusätzliche, meist geheime Verpfichtungen.

    Wie gesagt, diese Sachen können selbstverständlich sinnvoll sein, bergen aber auch Gefahren.

    Gutes Thema. Es sind genau diese Sachen, über die man nirgendwo reden kann - jeder macht es ungefähr so, wie er oder sie gelernt hat - die aber sehr heikel sind. Darüber hätte ich auch einiges zu sagen.


    Aber zuerst ein bisschen mehr über mich und die Hintergrund der Studie, weil Lucy danach gefragt hat. Meine persönliche Motivation stammt dadurch, dass ich in der Linie von Eido Shimano in den USA gelernt habe. Zwar meistens nicht mit ihm selber, aber eng genug, dass die Vorwürfe über ihn mich getroffen und geärgert hatten. Ich begann, mich über den Fall zu informieren, und bin dann über die Berichte im Netz über Klaus Zernickow gestoßen. Kurz gefasst, weil ich Englisch und Deutsch gut beherrsche, und damals in Elternzeit war, habe ich mich dazu entschlossen, die Fälle zu vergleichen und zu veröffentlichen weil sie erstaunlich ähnlich waren. Dadurch gab es für mich einige Muster, die zumindest im Rinzai Zen als Warnzeichen für künftigen Missbrauch gelten könnten. Und da ich inzwischen, wohl ähnlich wie Festus, auch ein kleines Dojo leite, war die Arbeit quasi eine Übung und Warnung für mich selber, wie ich (nicht) mit meinen Schülern umgehen sollte.


    Und nun fast zehn Jahre später kam Zernickow daher und hat mich wegen Persönlichkeitsrechtsverletzung verklagt. Und eben vor kurzem auf ganzer Linie verloren.


    So viel zur Hintergrund. Einige User - wie zB Sudhana - kennen schon längst alle Details, und es gab immer wieder auch Threads hier über die Entwicklungen, die man noch nachlesen kann. Aber das ist es, "in a nutshell".

    Natürlich bin ich weiter bereit, über das Thema zu diskutieren. Ich kann auch gerne über meine persönliche Motivationen berichten. Allerdings habe ich schon die Nase voll von persönlichen Attacken. Ich werde mich bemühen, einen sachlichen Ton zu bewahren - vor allem, weil ich jetzt weiß, was für traumatische Erfahrungen einige User hier durchgelebt haben. Aber im Gegenzug bitte ich Euch, mich nicht persönlich anzufeinden, nur weil ich als (persönlich von Missbrauch geschont gebliebener) Laie darüber berichte. OK?


    Jedenfalls befasst sich meine Studie auch zu 90% mit anderen Arten von (nicht körperlichen) Missbrauch, über die es sicherlich einfacher diskutieren lässt.

    Aus dem Grund, das Losang Lhamo gerade erwähnt hat, möchte ich hier doch etwas zu meinen persönlichen Motivationen klarstellen. Dabei darf ich aus zwei Stellen der Studie selbst zitieren:


    Zitat

    Mein Anliegen ist es nämlich, zukünftigen Schülerinnen damit ein wirksames Werkzeug und Hilfsmittel an die Hand zu geben, um mögliches Missbrauchsverhalten von Zen-Lehrern bereits frühzeitig, d. h. bevor es schließlich zu einer körperlichen Belästigung kommt, erkennen zu können. Es geht also auch um Prävention, denn das Ausmaß der nachträglichen Enthüllungen über diese Lehrer hat offensichtlich viele ihrer Schüler zutiefst erschüttert und schockiert. Deshalb ist auch eine bessere Aufklärung darüber erforderlich, dass Lehrer eben nicht irrtümlicherweise für harmlos gehalten werden, nur weil zuletzt keine sexuellen Übergriffe mehr bekannt geworden sind.

    Zitat

    NB: Bei aller konkreten Kritik an den beiden Zen-Lehrern ist es nicht die Absicht dieser Studie, seine Leser davon abzubringen, sich dem Zen-Buddhismus zuzuwenden und ihn zu praktizieren. Meiner persönlichen Entwicklung waren die Meditationsübungen des Zen stets sehr zuträglich und so möge sich auch der Leser sein eigenes Bild von den Vorzügen und Leistungen des Zen machen.

    Und wir erinnern uns: wir wären alle jetzt nicht an diesen Punkt der Diskussion gelandet, hätte - zugespitzt formuliert - Dr. Klaus Zernickow damals in der Stille seiner Arztpraxis die richtigen Entscheidungen getroffen. Man sieht also, wie breit die Wellen von solchen Taten schlagen.

    so einen peinlichen Egoritt hinlegen


    So ähnlich sieht es immerhin auch meine Frau :).


    Spaß beiseite, habe ich jetzt über diese Diskussion lange nachgedacht, und auch dieses Vorgänger-Thread nochmal durchgeschaut. Sehr interessant, weil sich die gleiche Muster unter den Reaktionen wiederholen. Und ich sehe jetzt ein, dass auch ich - wie einige hier es ja schon angedeutet haben - durchaus zur aktuellen hitzigen Lage beigetragen habe.


    Mein Eingangspost war zB tatsächlich bei so einem schweren Thema zu knapp. Ich befasse mich ja seit gut zehn Jahren intensiv mit solchen Fällen, so dass mir offensichtlich die Perspektive von Menschen, die vielleicht zum ersten Mal damit konfrontiert sind, verloren gegangen ist. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass jeder weiß, worum es hier geht. Dass das zu Missverständnisse und sogar "Trigger-Reaktionen" führen kann, habe ich nicht ernst genug genommen. Vor allem wenn man selbst schon mal unschuldig des Missbrauchs bezichtigt worden ist oder sogar selbst Missbrauch erlebt hat, waren einige Formulierungen meinerseits - und offensichtlich auch mein Humor - sicherlich nicht einfühlsam genug. Jetzt verstehe ich, wozu "Trigger Warnings" überhaupt da sind. Ich kann Euch aber versichern, dass am Anfang auch ich selbstverständlich ähnliche Reaktionen bzw. Widerstand gegen Angriffe auf mein geliebtes Zen gespürt habe. Auch ich wollte das nicht wahrhaben. Aber mit der Zeit, und je nachdem, wie tief seinen eigenen persönlichen Wunden sind, kann man die nötige Distanz gewinnen und das Beste daraus machen.


    Das vorausgesetzt ist es natürlich trotzdem generell nicht hilfreich (wie ich auch mehrmals betont habe) die persönliche Motivationen von anderen Usern in Frage zu stellen. Wie es mein eigener Zen-Meister mal formuliert hat: "Without the ego, nothing gets done."

    [...]

    Seufz. Es ist zum Verzweifeln. :lol:


    Vielleicht hast Du es aber einfach nicht mitbekommen, dass ich mich seit zwei Jahren gegen Zernickow vor Gericht verteidigen musste. Insofern wirst Du es vielleicht jetzt verstehen, dass ich etwa den Vorwurf, nicht aus "grenzenloser Liebe" gehandelt zu haben, nun mal ziemlich anmaßend finde.


    Aber ich spüre, dass ich langsam genug davon habe, meine persönlichen Beweggründen vor wildfremden Menschen im Netz zu rechtfertigen. Ich kann zum Schluss nur allen Anderen anraten: wenn Ihr selbst in Zukunft gegen Missbrauch im religiösen Kontext vorgehen möchtet, bleibt am besten bei den Christen! :)

    Der Thread-starter wirkt auch irgendwie nicht wirklich so als würde er den Buddhismus leben oder gar zen praktizieren.

    Tja - kann man durchaus auch als Ausdruck einer gelungenen Zen-Praxis bewerten :).


    Was übrigens dem "Unbuddhisten" betrifft, so kann ich sagen, dass er zehn Jahre lang meine Studie gehostet hat und dafür u.a. eine anwaltliche Abmahnung einkassieren musste. Insofern hat er, zumindest indirekt, mehr für die Opfer buddhistischen Missbrauchs getan als manch einem nicht-gesperrten Mitglied hier.

    hat man da gehofft, nach der relativ langen Zeit könnte der Beklagte nicht mehr auf Zeugenaussagen von Opfern zugreifen, um die angeblich unwahren Tatsachenbehauptungen in der Studie zu belegen? Wollte man da 'Vergangenheitsbewältigung' betreiben, indem man dem vorgesehenen Nachfolger die Vergangenheit seiner "Linie" schönt, 'das Haus bestellt'?

    Interessante Frage. An die erste (durchaus zynische) Möglichkeit hatte ich gar nicht gedacht. Wurde aber passen. Meine eigene Vermutung war eher, dass die Gruppe tatsächlich so von Zernickows Informationskontrolle und Hetze gegen die Außenwelt geprägt war, dass einfach niemand vorher auf die Idee gekommen war, zu googeln. Aber meine Insider vermuteten eher in Richtung zweite Möglichkeit, wobei die Nachfolgerin sicherlich schon von allem Bescheid wusste und war möglicherweise auch Treiberin des Prozesses. Nach dem Motto, das Haus finanziell und juristisch in Ordnung bringen, bevor sie die (durchaus beachtliche - steht ja im Link) Erbe antritt.


    Aber wie Du sagst bleibt das erstmal alles reine Spekulation. Und ich sollte mich vielleicht etwas zurückhaltender über die Details in so einem öffentlichen Forum äußern :).

    Das ist sehr freundlich.


    Allerdings bin ich persönlich, wie schon gesagt, Gott sei Dank nicht von Zernickow missbraucht worden. Ich war zwar auf zwei Sesshins mit Shimano aber daraus habe ich auch was gelernt. Die wirkliche Anerkennung gilt ja denjenigen Ex-Mitgliedern, die das alles am eigenen Leib erfahren und das Prozess der Ausgrenzung, das Du sehr gut beschreibst, vollziehen müssten. Ganz zu schweigen von den Frauen, die auch noch körperlich ausgenutzt wurden. Aber jetzt muss ich aufhören, sonst ist das mit dem Gleichmut wieder vorbei :)

    Fällt Dir nicht etwa auf, dass Du gerade exakt das tust, wovor Du mich warnen möchtest: nämlich sich in die privaten Angelegenheiten anderer Leute einzumischen? Aber gut - wir wollten ja keine spirituellen Ratschlägen an wildfremden Menschen abgeben :lol:.


    Insofern spiele ich jetzt einfach mit: nehmen wir also mal an, dass ich nicht etwa geistig krank bin und es mich tatsächlich weh tut, wenn spirituelle Suchende durch einen buddhistischen Hochstapler missbraucht werden.


    Habe ich jetzt Deinen Segen, tätig geworden zu sein?

    Wie ich auf deiner Seite gesehen habe, hast du Jo Treibholz dort verlinkt. Das ist für mich die Ebene, auf der die Veränderung geschehen kann.


    Da bin ich voll bei Dir. Wenn Du aber sogar Jo Treibholz kennst, was machst Du unter den ganzen Fundamentalisten hier? :)


    Ich würde bezüglich Mumon-kai mich in Gleichmut üben.

    Zernickow selbst ärgert mich gar nicht mehr. Wie Du sagst, ist er inzwischen als "One-Man-Show" erledigt und wer Zweifel an ihn hat, wird auf meine Studie nach wie vor stoßen. Durch das Gerichtsurteil ist alles nochmal endgültiger geworden. Und seine Nachfolgerin ist einfach eine hartgesottene "Kool-Aid drinker", da kann man wirklich gar nichts machen. Sie wird sich von selbst abschaffen, genauso wie ihren Meister. Interessanter ist hier das Beispiel Sherry Chayat, Enablerin und Nachfolgerin von Eido Shimano beim Zen Studies Society, die wohl immer noch neue Schüler gewinnt.


    Worüber ich mich inzwischen mehr in Gleichmut üben muss, ist das "Gleichmut" anderer Buddhisten angesichts des Missbrauchs, der vor ihren Augen und in ihrem Namen stattfindet. Da ist Jo wieder natürlich eine Ausnahme, er hatte mich angeschrieben und unterstützt, nachdem er auf meine Studie im Netz gestoßen ist. Aber die meisten pflegen eben eher Nabelschau und - selbst nach #metoo - wollen von "Naming and Shaming" gar nichts wissen.


    Was meinst Du?


    Fang an Freund,

    sprich von Dir, bleib bei Dir

    In Metta🙏


    Ich habe zwar höflich darum gebeten, von spirituellen Ratschlägen abzusehen, aber na gut :). Ich habe persönlich null Missbrauch durch Zernickow erlebt. Ich kenne ihn nicht mal. Etwas zugespitzt gefragt: hätte ich also lieber schweigen sollen und weiter meditiert? Was bedeutet denn "Metta" in einem solchen Fall?

    Danke, dass aber der Lehrer/Schüler-Verhältnis ein problematisches System darstellt, ähnlich wie bei Priester/Schaf, ist mir schon klar. Ich habe ja die Parallele Ratzinger/Zernickow schon eingangs erwähnt. Ich wollte eher wissen, was Du mit "Veränderung geschieht auf anderen Ebenen" meintest. Gerade vor dem Hintergrund, dass Du geschrieben hast, dass ich mich nicht wundern sollte, wenn Leute auf Kritik ablehnend reagieren. In anderen Worten: was können wir (nicht nur ich!) denn sonst tun, um Veränderung bei Mumon-Kai herbeizuführen?


    PS freut mich, dass Du meine Studie gelesen hast :)

    Erstens bitte ich höflich, meine persönliche Motivationen hier nicht zu hinterfragen und mir auch keine (sicherlich gut gemeinten) spirituellen Ratschlägen anzubieten. Ihr kennt mich ja null and selbst wenn: es geht hier doch nicht um mich! Gerade deswegen habe ich letzte Woche einer Ethikrätin der DBU dringend empfohlen, keine Buddhisten für Aufklärungsarbeit in künftigen Missbrauchsfällen zu beauftragen. Aber das ist ein anderes Thema.


    Davon abgesehen entwickelt sich immerhin langsam eine Art sachliche Diskussion des Themas - sehr schön!


    Im einzelnen:

    Und sicher gibt es auch Strukturen, die Missbrauch leichter machen. Aber auch das kannst du von Aussen nicht ändern. Du kannst darauf hinweisen. Das ist aber auch schon alles.

    Das mache ich ja. Und ernte dafür - wie man sieht - ständig Widerstand von anderen "mitfühlenden" Buddhisten. Von der Klage von Zernickow selbst ganz zu schweigen.


    Aber darin sind sich diese Systeme ähnlich: es wird sich nichts wesentlich in den Systemen verändern. Veränderung geschieht auf anderen Ebenen.

    Kannst Du vielleicht hier spezifischer werden? Es geht hier doch u.a. um sexuellen Missbrauch von einem angeblichen Zen-Meister in dessen Arztpraxis. Haben wir Buddhisten denn nichts von #metoo gelernt? Warum geht hier niemand an die Barrikaden?


    e.) Ich schreibe grundsätzlich nichts zu einem Fall, ich nehme ihn zur Kenntniṣ. Es ist eben nicht mein Ding, mich zu Vorkommnissen zu äußern, die mir durch Unbeteiligte weitergeleitet wurde, und/ oder den ich nicht selbst vor Ort erlebte. Ist es mir wichtig, oder werde ich angesprochen, und um Hilfe gebeten, höre ich zu und helfe innerhalb des mir möglichen Rahmens - aber ...

    f.) ... wir verfügen über Polizeibehörden, Gesetze, Anwälte, Gerichte, (und auch Psychologen), ... Es ist Aufgabe dieser Institutionen, über das, was von direkt Betroffenen angezeigt wurde, zu befindeṇ.

    Deine Einstellung finde ich grundsätzlich in Ordnung. Allerdings wenn auch ich genau den gleichen "unbeteiligten Abstand" gehalten hätte, wäre das Ganze einfach wieder vergessen worden und Zernickow hätte einfach weitermachen können. Irgendjemand muss doch als Erstes aus seinem eigenen Schutzbereich treten und klar sagen: "So geht das nicht!" Leider wollen Buddhisten sich meistens nur um sich selbst kümmern.


    Was die Polizei und Behörden angeht: es ist doch längst durch #metoo bekannt, dass autoritäre Missbrauchstäter sich immer die Schwächsten aussuchen, die eben aus einer ganzen Reihe von Gründen (Scham, Scheu, Furcht vor Repressalien) keine Anzeige erstatten werden. Gerade deswegen hat das System der Machthaber ja jahrhundertelange funktioniert. Einfach zu warten, bis zB eine Frau von sich aus zur Polizei geht - vor allem wenn es keine Straftaten sind - ist mE viel zu wenig.

    Da hast du doch bestimmt mehr zu sagen.

    Aha - es hat zumindest eine Person hier eine Interesse an Inhalte! Sehr gut!


    Naja, wo soll ich anfangen? Ich finde es einfach schrecklich, wie diese Gruppe, erstens, weiterhin an ihrem angeblichen Zen-Meister festhält, trotz allen gegenteiligen - und inzwischen auch gerichtlichen - Beweisen. Und wie die Dementis sich langsam schmälern, wie beim ehemaligen Papst, der nur das zugibt, was nicht mehr zu leugnen ist. Und am lächerlichsten, dass Punkten 2 und 3 aus ihrer "Stellungnahme" eigentlich inhaltsgleich sind, weil die einfach nix mehr zu sagen haben :)


    Nur so viel zum eigentlichen Thema. Aber das Meta-Thema der hier zur Schau gestellten Abwehrhaltungen wäre inzwischen auch ein Thread für sich wert :)

    Dieses Thread wirkt schon langsam wie eine absurde Parodie. :)


    Ich poste einen Link zu einem aktuellen Statement von einer Zen-Gruppe, die krassen Missbrauch durch ihren Lehrer seit zehn Jahren und trotz einem verlorenen Rechtsstreit immer noch leugnet. Aber statt über diese Frechheit im Namen des Zen zu diskutieren, dreht sich die Empörung eher um mich persönlich, der angeblich nicht buddhistisch genug ist, um so was hier posten zu dürfen. :lol:


    Es erinnert mich an einem wütenden Leserbrief, den ich mal im Buddhismus Aktuell erhalten habe. Ich hatte auf das Missbrauchsskandal bei Rigpa aufmerksam gemacht und wurde ebenfalls schlicht als "unbuddhistisch" abgetan.