Nach einer solch stundenlangen intensiven Meditation erwachte ich morgens mit einem total klaren Geist, wusste was zu tun ist und war 4 Wochen später in Hamburg.
Das musst Du mir näher erklären.
Du erwachtest morgens also mit einem total klaren Geist.
Nach stundenlanger Meditation.
Aber wieso erwachtest Du? Denn da müsstest Du ja während der Meditation geschlafen haben.
Denn auch wenn ich Dich nicht persönlich kenne, kommt mir da sofort der Gedanke: um Erwachen, wie der Buddha es meint, kann es sich nicht gehandelt haben.
Tut mir Leid! Aber ich glaube nicht, dass Du im Sinne des Buddha erwacht bist. Mit dieser Art Erwachen ist noch etwas ganz anderes, Übergeordnetes gemeint, etwas, das die Tatsache in sich birgt, dass es aufgrund dessen keine Wiederkehr mehr gibt (Theravada).
Solche Momente aber, wie Du es ansprichst, habe ich öfter gehabt und sie waren die "Wegekreuzungen", welche die Bahn meines Lebens in bestimmte Richtung weiterführten. Ich denke, das geht den Meisten so. Das sind die entscheidenden Schlüsselerlebnisse, Weichenstellungen, die dem persönlichen Schicksal eben diese bestimmte Färbung (in) der Richtung geben.
Ich selbst führe solche Augenblicke nicht zwingend auf die Meditation zurück.
Es ist nur einfach so: man ist im Leben in eine Sackgasse oder in eine Notlage gedriftet, und es gibt, wie es scheint, keinen Ausweg. Innerlich staut sich etwas an, undzwar staut es sich dermaßen, dass man glaubt, gleich zu "platzen". Es staut sich bis zur Unerträglichkeit. In diesem Moment kann ES passieren.
Solches ist ja auch im Zen eine große Tradition. Man bekommt als Hausaufgabe ein Koan, das inhaltlich widersprüchlich, widersinnig erscheint. Man merkt sehr bald, dass die sogenannte Hausaufgabe zu einer Lebensaufgabe wird. Immer wieder brütet man über diesen sinnwidrigen Inhalt, wieder und wieder. Einige jahrelang! Manche können dann scheinbar schon gar nicht mehr meditieren, weil das Brüten über dem Koan ihnen vermeintlich alle Energie dazu raubt. Bis der große Knall kommt!
Im Gegensatz aber zum "gewöhnlichen" Lebensverlauf (mit seinen typischen Problemen) handelt es sich hier um die Sehnsucht, Erleuchtung zu erlangen, undzwar im Sinne von: dauerhaft. Doch in einem Zen-Kloster wird nicht zwingend darauf abgezielt, dass der Kandidat dabei im "Erwachen" eine Dauerhaftigkeit erreicht. Oder ich sollte besser sagen: permanenter Erwachtheitszustand (was ja Erleuchtung impliziert). Nein, hier geht es vielmehr darum, Satori zu erfahren, kleine "Mikro-Erleuchtungen", welche wichtige Treppenstufen auf dem Weg zum - wie gesagt - dauerhaften Erwachtheitszustand bilden.
Satori-Erfahrungen können durchaus wieder verblassen, genau wie Aha-Erlebnisse im gewöhnlichen Leben, selbst wenn es hier bedeutende Schritte sind.
Kurzum: so erschütternd es auch für einen ist, man muss es nicht überinterpretieren.
Aber vielleicht hast Du, Monikadie4. , es mit Deinem "Erwachen" ja auch so gemeint: ähnlich wie beim Satori. Eine "Mikro-Erleuchtung".
Es wäre mal spannend zu erfahren, ob sich in der MRT-Darstellung Satori mit einem typischen Aha-Erlebnis (wie es im Leben passiert) vergleichen lässt. Aber da so etwas zufällig passiert, werden wir wohl so schnell nicht die Chance haben.
Vor einigen Monaten nahm ich an einem Bardo-Kurs teil. Der vortragende Lama berichtete von einem sehr hochrangigen Lama bzw. Rinpoche(?), welcher bei der gemeinsamen Meditation im Kloster stets einschlief. Scherzhaft wurde er schon "The Sleeping Yogi" genannt.
Aber als es für ihn dann ans Sterben ging, erkannte man an ihm außergewöhnliche Zeichen, wie sie typisch sind für hoch verwirklichte Individuen, und alle waren sehr erstaunt und perplex.
Nachträglich schlussfolgerte man dann, dass er wohl doch nicht während der Gruppen-Meditation geschlafen hatte!
So, hier breche ich erstmal ab, obwohl es noch Stoff gibt zum Reden.
Bis später!