Vielen Dank, pano, das ist sehr, sehr interessant!
Ich habe gerade alles gründlich durchgelesen und mir das Video angesehen.
Vor ca. 8 Jahren, nachdem ich viele Jahre meditiert hatte, habe ich das Meditieren aufgegeben.
Es gab mehrere Gründe: der Stress auf der Arbeit hatte von Jahr zu Jahr zugenommen, indem die unregelmäßigen Nachtdienste immer mehr zur psychischen Folter wurden (Med.-Techn. Assistentin ist mein Beruf). Ich wohnte zudem mit meiner Mutter zusammen, die immer dementer und inkontinenter wurde. Erholungsphasen gab es für mich so gut wie gar nicht mehr, und wenn ich mal in Urlaub fahren wollte, musste ich zur Vorbereitung für den Pflegedienst für die Verhinderungspflege so viel bedenken und vorbereiten, dass ich dann schon ganz k. o. war, wenn ich mit dem Auto aufbrach. Dass auf der Autobahn nichts mit mir passiert ist, hat mich manchmal gewundert.
Nachdem meine Mutter Ende November 2017 ins Heim gekommen war, sagten vier Wochen später meine Kolleginnen zu mir: "Jetzt siehst du aber schon viel besser aus!".
Ich habe keine Geschwister, daher lag die ganze Last auf mir.
Nun könnte man meinen, als ich dann allein war, hätte ich doch mit Meditieren wieder anfangen können, da hatte ich doch zu Hause meine Ruhe?
Nun, das dachte ich vorübergehend auch, aber ich dachte es halbherzig. Mein Bauchgefühl war ein ganz anderes.
Da ich mit meiner Mutter - mit kleiner Unterbrechung - so etwa mein bisheriges halbes Leben zusammengelebt hatte, kannte ich sie sehr gut. Ein sehr defensiver Mensch, der fast keine Meinung hat, außer man hat sie ihr schon von Kindheit an aufdiktiert (sie war Jahrgang 1925, da könnt Ihr Euch denken, was ich meine), sie ließ sich alles gefallen und wehrte sich nicht, hatte kaum neue Ideen, war nicht neugierig, hat nichts hinterfragt und brauchte immer einen Animateur. Sie meinte immer alles machen zu müssen, was Andere von ihr wollen, damit sie von ihnen gemocht wird, aber in Wirklichkeit wurde sie nur ausgenutzt.
Da kam mir, als sie dement war, der Gedanke, dass ihre Persönlichkeitsstruktur sehr wesentlich zu ihrer Demenz beigetragen hat, und davon bin ich heute noch felsenfest überzeugt. Mich hat das stets stark beschäftigt und es beschäftigt mich heute noch.
Was ich damit meine?
Ganz einfach: mir kam der Verdacht auf, dass Meditation (obwohl ich wie gesagt jahrelang meditiert hatte!) darauf abzielt, den Geist zu betäuben, und wenn das nicht gelingt, weil man ja den Geist nicht vergewaltigen kann, da er sich immer bewegen will: den Geist zu "verschwammen". Und dass dieses, bei jahrelanger Anwendung, eine (früher eintretende) Demenz sogar noch befeuern kann. Also, wie man sieht: dieser Verdacht kam keineswegs von ungefähr.
Ja, und das sogar bei egal welchen Typs von Meditation.
Und ich habe hier in einigen Threads (kann es selber nicht mehr so richtig überblicken) diesbezüglich manchmal gepostet, dass bei Fragen, egal welchen Lehrer ich auf diese oder jene Meditationsmethode angesprochen habe, der Jeweilige immer ratlos wirkte, obwohl er sich ja nicht die Blöße geben wollte, und ich dann eine standardmäßige Antwort bekam, mit der ich nichts anfangen konnte.
Bis vor einer bestimmten Zeit hatte ich ein Problem mit Zerstreutheit und hatte die Meditation in Verdacht, obwohl ich ja auch, wie genannt, diesen Stress hatte. Ich konnte nicht genau herausfinden, ob es am Stress oder an der Meditation lag. Und diese Zerstreutheit machte mir Angst, es könne ein vorzeitiges Warnsignal für Demenz sein, das Paradebeispiel hatte ich ja immer vor mir. Und bei diesem Gedanken wurde mir immer äußerst mulmig.
Aber ich muss sagen: nächstes Jahr werde ich siebzig und ich hatte schon lange nicht mehr so ein scharfes Gedächtnis wie jetzt. Und auch ein paar andere Eigenschaften und Symptome haben sich, fast kann man sagen, radikal, ins Positive verändert.
Ich wollte mich selbst begleiten, hatte mir ein Buch gekauft mit dem Titel: "Meditation verlernen" von Jason Siff, denn ich dachte, es könnte nützlich sein als Begleiter für meinen Ausstieg, aber leider enttäuschte es mich, es passte nicht mit meiner Situation zusammen.
Ich fühle mich stabil und habe nie eskalierende Zustände durch Meditation erlebt. Aber gelegentlich sind mir in solchen Seminaren Menschen begegnet, denen es ähnlich erging wie in diesem von pano eingestellten Bericht mit Video.
Interessant ist, dass ich mich - aus purer Neugier - bei Khandro Rinpoches Kurs im Juni, Kamalashila-Institut, angemeldet habe, wo es wiederum intensiv um Meditation geht, das ist da das Kernthema. Aber ich habe gute und verlässliche Methoden, mit denen ich mir die Zeit vertreiben kann, während meine äußerliche Erscheinung mit Sicherheit als "meditierend" wahrgenommen wird. K.R. wollte ich schon immer mal erleben, schon vor Jahren, und immer, wenn ich mich anmelden wollte, kam ich zu spät, aber jetzt ist es endlich gelungen.
Ich nehme gerne Umständlichkeiten in Kauf, um sie mal kennenzulernen.