Beiträge von Amdap

    Das möchte ich anzweifeln. Es gibt auch Meditationsmethoden, die auf Klarheit abzielen. Am Bespiel: wenn ich mich mit Wut im Bauch auf‘s Kissen setze mit dem Ziel, sie schnellst möglich „loszulassen“ ohne weiter auf den Ursprung einzugehen, bin ich bei deiner Schilderung. Setze ich mich aber hin und lasse sie da sein, schaue mir alles gründlich an, nehme mir Zeit in eine wohlwollende Haltung zu kommen, nehme mir danach noch die Zeit darüber nachzudenken, wie ich handeln will, betäubt und verschwammt das den Geist nicht.

    Da hast Du vollkommen Recht und es widerspricht keinesfalls meiner Aussage, ganz im Gegenteil.

    Allerdings stabilisierte sich die Klarheit erst, indem ich das Meditieren aufgegeben habe. Und meine Methode ist, im Alltag Klarheit zu halten. Wer sagt denn, der Alltag sei keine Meditation?!

    Die Klarheit im Alltag ist reiner als jene beim stundenlangen Sitzen, denn sie ist unmittelbar verknüpft mit dem, wozu wir auf der Welt sind. Sie ist das Gegenteil von abstrakt.

    P. S. Ich möchte noch darauf hinweisen, dass der Mönch im Interview, Gen Ananda, ein Mitglied der "Neuen Kadampa" ist, einer vajrayanisch-buddhistischen Sekte, die den Dalai Lama verunglimpft (hat), und dass bei den NK sich alles und einzig nur um ihren Gründer dreht und nur dessen Literatur von ihnen anerkannt wird.

    Das kommt in dem Video leider überhaupt nicht zum Ausdruck, wohl weil der Journalistin dieses gar nicht bewusst oder bekannt ist. Das Gespräch wirkt ja auch ganz seriös, dagegen kann man hier gar nichts sagen, wenn man den Hintergrund nicht kennt.

    Ich habe schon mehrfach beobachtet, dass in solchen Fällen im Voraus kaum recherchiert wird und dadurch Außenstehende keine Ahnung haben und hier nicht(s) unterscheiden können.

    Vielen Dank, pano, das ist sehr, sehr interessant!

    Ich habe gerade alles gründlich durchgelesen und mir das Video angesehen.


    Vor ca. 8 Jahren, nachdem ich viele Jahre meditiert hatte, habe ich das Meditieren aufgegeben.

    Es gab mehrere Gründe: der Stress auf der Arbeit hatte von Jahr zu Jahr zugenommen, indem die unregelmäßigen Nachtdienste immer mehr zur psychischen Folter wurden (Med.-Techn. Assistentin ist mein Beruf). Ich wohnte zudem mit meiner Mutter zusammen, die immer dementer und inkontinenter wurde. Erholungsphasen gab es für mich so gut wie gar nicht mehr, und wenn ich mal in Urlaub fahren wollte, musste ich zur Vorbereitung für den Pflegedienst für die Verhinderungspflege so viel bedenken und vorbereiten, dass ich dann schon ganz k. o. war, wenn ich mit dem Auto aufbrach. Dass auf der Autobahn nichts mit mir passiert ist, hat mich manchmal gewundert.

    Nachdem meine Mutter Ende November 2017 ins Heim gekommen war, sagten vier Wochen später meine Kolleginnen zu mir: "Jetzt siehst du aber schon viel besser aus!".

    Ich habe keine Geschwister, daher lag die ganze Last auf mir.


    Nun könnte man meinen, als ich dann allein war, hätte ich doch mit Meditieren wieder anfangen können, da hatte ich doch zu Hause meine Ruhe?

    Nun, das dachte ich vorübergehend auch, aber ich dachte es halbherzig. Mein Bauchgefühl war ein ganz anderes.

    Da ich mit meiner Mutter - mit kleiner Unterbrechung - so etwa mein bisheriges halbes Leben zusammengelebt hatte, kannte ich sie sehr gut. Ein sehr defensiver Mensch, der fast keine Meinung hat, außer man hat sie ihr schon von Kindheit an aufdiktiert (sie war Jahrgang 1925, da könnt Ihr Euch denken, was ich meine), sie ließ sich alles gefallen und wehrte sich nicht, hatte kaum neue Ideen, war nicht neugierig, hat nichts hinterfragt und brauchte immer einen Animateur. Sie meinte immer alles machen zu müssen, was Andere von ihr wollen, damit sie von ihnen gemocht wird, aber in Wirklichkeit wurde sie nur ausgenutzt.

    Da kam mir, als sie dement war, der Gedanke, dass ihre Persönlichkeitsstruktur sehr wesentlich zu ihrer Demenz beigetragen hat, und davon bin ich heute noch felsenfest überzeugt. Mich hat das stets stark beschäftigt und es beschäftigt mich heute noch.

    Was ich damit meine?

    Ganz einfach: mir kam der Verdacht auf, dass Meditation (obwohl ich wie gesagt jahrelang meditiert hatte!) darauf abzielt, den Geist zu betäuben, und wenn das nicht gelingt, weil man ja den Geist nicht vergewaltigen kann, da er sich immer bewegen will: den Geist zu "verschwammen". Und dass dieses, bei jahrelanger Anwendung, eine (früher eintretende) Demenz sogar noch befeuern kann. Also, wie man sieht: dieser Verdacht kam keineswegs von ungefähr.

    Ja, und das sogar bei egal welchen Typs von Meditation.

    Und ich habe hier in einigen Threads (kann es selber nicht mehr so richtig überblicken) diesbezüglich manchmal gepostet, dass bei Fragen, egal welchen Lehrer ich auf diese oder jene Meditationsmethode angesprochen habe, der Jeweilige immer ratlos wirkte, obwohl er sich ja nicht die Blöße geben wollte, und ich dann eine standardmäßige Antwort bekam, mit der ich nichts anfangen konnte.


    Bis vor einer bestimmten Zeit hatte ich ein Problem mit Zerstreutheit und hatte die Meditation in Verdacht, obwohl ich ja auch, wie genannt, diesen Stress hatte. Ich konnte nicht genau herausfinden, ob es am Stress oder an der Meditation lag. Und diese Zerstreutheit machte mir Angst, es könne ein vorzeitiges Warnsignal für Demenz sein, das Paradebeispiel hatte ich ja immer vor mir. Und bei diesem Gedanken wurde mir immer äußerst mulmig.

    Aber ich muss sagen: nächstes Jahr werde ich siebzig und ich hatte schon lange nicht mehr so ein scharfes Gedächtnis wie jetzt. Und auch ein paar andere Eigenschaften und Symptome haben sich, fast kann man sagen, radikal, ins Positive verändert.

    Ich wollte mich selbst begleiten, hatte mir ein Buch gekauft mit dem Titel: "Meditation verlernen" von Jason Siff, denn ich dachte, es könnte nützlich sein als Begleiter für meinen Ausstieg, aber leider enttäuschte es mich, es passte nicht mit meiner Situation zusammen.


    Ich fühle mich stabil und habe nie eskalierende Zustände durch Meditation erlebt. Aber gelegentlich sind mir in solchen Seminaren Menschen begegnet, denen es ähnlich erging wie in diesem von pano eingestellten Bericht mit Video.


    Interessant ist, dass ich mich - aus purer Neugier - bei Khandro Rinpoches Kurs im Juni, Kamalashila-Institut, angemeldet habe, wo es wiederum intensiv um Meditation geht, das ist da das Kernthema. Aber ich habe gute und verlässliche Methoden, mit denen ich mir die Zeit vertreiben kann, während meine äußerliche Erscheinung mit Sicherheit als "meditierend" wahrgenommen wird. K.R. wollte ich schon immer mal erleben, schon vor Jahren, und immer, wenn ich mich anmelden wollte, kam ich zu spät, aber jetzt ist es endlich gelungen.

    Ich nehme gerne Umständlichkeiten in Kauf, um sie mal kennenzulernen.

    Nun gut, dann versuche ich es mit dem vergifteten Pfeil:

    Der vergiftete Pfeil: Eine buddhistische Geschichte, die dich mit deinem Ich konfrontiert - Gedankenwelt (aufgrund: "verwirrend")

    Ein Hund ist nur ein Hund, weil wir uns ausgedacht haben, dass es so etwas wie einen Hund gibt. Wir sollten erwachsen werden.

    Erwachsene bilden sich nicht ein, dass eine Geisterscheidung wie Hund so etwas wie Buddhanatur hat, die eine noch viel schlimmere Verblendung als Hund ist.

    Es sollte reichen zu leben, im Geiste zu handeln und nicht wie Fahne und Wind ohne jeden Geist hin und her bewegt zu werden, ohne das wir es bewusst tun.

    Tun ohne Tun heißt ohne Gier, Hass und unseren Blödsinn glauben wollen zu tun.

    Die Wirklichkeit der nicht bewusst handelnden Realitäten haben nichts weiter zu tun als das, was ihnen möglich ist, wir sollten uns endlich mäßigen in unserer Gier alles in Geist zu verwandeln, das bedeutet den endgültigen Tod.

    Wenn jemand dabei ist zu verbluten, und ich kenne seine Blutgruppe nicht, da diskutiere ich nicht lange herum, welche Blutgruppe er wohl haben mag. Da verabreiche ich Blutgruppe 0 Rh neg, sonst stirbt er.

    O. W. Barth Verlag,

    2. Auflage 1977:

    Paul Reps: Ohne Worte - ohne Schweigen

    101 Zen-Geschichten und andere Zen-Texte aus vier Jahrtausenden

    mit einem wunderschönen Umschlag aus handgeschöpftem Japan-Papier


    Seite 145:


    Nicht der Wind, nicht die Fahne


    Zwei Mönche diskutierten über eine Fahne. Der eine sagte: "Die Fahne bewegt sich."

    Der andere sagte: "Der Wind bewegt sich."

    Der sechste Patriarch kam zufällig vorbei. Er sagte zu ihnen: "Nicht der Wind, nicht die Fahne; der Geist bewegt sich."

    Mumons Kommentar: Der sechste Patriarch sagte: "Der Wind bewegt sich nicht, die Fahne bewegt sich nicht. Der Geist bewegt sich." Was meinte er? Wenn du das zuinnerst verstehst, so wirst du zwei Mönche sehen, die versuchen, Eisen zu kaufen und Gold zu gewinnen. Der sechste Patriarch konnte es nicht ertragen, zwei solche Dummköpfe zu sehen, darum machte er solch einen Handel.


    Wind, Fahne, Geist bewegen sich,

    das gleiche Verstehen.

    Wenn die Münder sich öffnen,

    haben alle unrecht.

    Ich finde es völlig in Ordnung, eigene Rituale oder Meditationsmethoden zu entwickeln, wenn einem sich das eine oder andere als nicht kompatibel erweist.

    Beispielsweise erlernte ich in den Neunzigern eine Vajrasattva-Methode, schwerpunktmäßig auf Erkenntnis basierend, beim Orden AMM, den Lama Anagarika Govinda gegründet hatte. Nachdem der Orden sich aufgelöst hatte und seitdem nur noch eine Karteileiche bei der DBU ist, bin ich ein paar Jahre später zu den Karma-Kagyüs gewechselt. Dort lernte ich bei dem leitenden Lama eine ganz andere, stark abweichende Vajrasattva-Methode, die als Reinigungsübung fungiert. Nach und nach vermischten sich dann beide bei mir, undzwar so, dass es wieder kompatibel war.

    Einige meiner Fragen an den Lama ließen sich nicht klären bzw. verstand er nicht; auch hier musste ich kreativ werden und meinen eigenen Weg gehen.

    So einfach ist das!

    Aber heute praktiziere ich Derartiges gar nicht mehr.

    Was ich praktizierte, kann man aber kaum als Ritual bezeichnen, es war vielmehr eine Visualisation, die höchste Konzentration erforderte (verbunden mit den fünf Bija-Mantras der Dhyani-Buddhas und der 100-Silben-Dharani).


    Man muss sich natürlich bewusst sein, was man da tut. Man sollte zugeben können, dass es nicht mehr originär das ist, was der Buddha gelehrt hat.

    Die Vajrasattva-Methoden hat der Buddha nicht gelehrt, denn als die Vorstellung des Vajrasattva aufkam, war der historische Buddha schon ein paar Jahrhunderte zuvor verschieden.

    Man muss diese Dinge von ihrer Magie befreien. Rituale sind nicht vom Himmel gefallen, sie wurden von Menschen konzipiert, wenn auch zugegebenermaßen nicht jeder dieses Talent hat.

    Das passt ganz einfach zusammen. Denn du bist es selbst und allein, der das zusammen passt. Ohne die Ermächtigung der Schülers gibt es keine Macht des Lehrers. Deshalb wählt der Schüler nach eingehender Prüfung seinen Lehrer - und damit liegt auch die ganze Verantwortung beim Schüler.

    Wenn du nicht daran glaubst, hat es keine Wirkung. Da aber magisches Denken in unserem limbischen System wurzelt, werden wir zunächst davon bestimmt, bis wir dann darüber zu reflektieren beginnen und uns "nach reiflicher Überlegung" davon dann lösen.

    Und darum fragte ich wiederholt, ob Ihr Euch schon mal individuelle Rituale ausgedacht habt.

    Aber darauf hat bis jetzt keiner geantwortet.

    Wenn man sich vorstellt, dass es eine Fortsetzung gibt der Bewusstseinsformationen, die im Wesentlichen den Verstorbenen ausmachten, "Wiedergeburt" genannt, was es ja im engeren Sinne nicht ist, dann gehört auch dazu, dass man sich jetzt als Fortsetzung ein Kind vorstellt. Sofern es sich in der Fortsetzung um einen Menschen handelt - das weiß man ja nicht. Doch wenn man sich das Zweitbeste vorstellt, dann ein menschliches Kind.

    Das muss man sich klarmachen.

    Und das ist wohl der Hauptgrund, warum es sich für mich falsch anfühlt, das Foto eines nahestehenden Verstorbenen aufzuhängen oder zu -stellen.


    Liebe Monika, ich kann mir zugleich vorstellen, inwiefern es Dir nicht guttut, das Foto Deines verstorbenen Mannes aufgehängt zu sehen. Doch zu Asche wurde die Person nun auch wieder nicht. Die Elemente, aus denen sich ein Körper mal zusammengesetzt hat, waren auch nur geliehen. Sie können in der Vorzeit genausogut einem Neandertaler, einer Alge oder einem Dinosaurier angehört haben und trotzdem nachher Teil eines kürzlich Verstorbenen gewesen sein. Das ist alles nicht entscheidend.

    Mir kommen ab und zu Gedanken an eine junge Familie mit einem Kleinkind, und dann denke ich, ob sie es wohl gut behandeln und es zu einem selbstbewussten, lebenstüchtigen Menschen erziehen. Es beruhigt mich, weil diese Vorstellung sich richtig anfühlt.


    Aber ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass da gewisse Rituale noch einen Einfluss haben könnten. Das ist inzwischen zu weit entfernt. Auch eine Amitabha-Puja zielt ja auf die vergangene Form ab, nicht auf ein Kleinkind als Fortsetzung.


    Interessanterweise habe ich aber ein paar sehr alte Fotos an der Wand hängen: meinen Vater inmitten von Kollegen in einer Munitionsfabrik, meine Mutter in einer riesigen Kindergruppe, stehend an einer Stadtmauer. Da ist sie etwa 7 Jahre alt. Mein Vater als Fünfjähriger, in Matrosenanzug, neben einem Schaukelpferd, mit Peitsche in der Hand. Eine Uroma in Tracht... undsoweiter. Das kann ich betrachten, ohne dass es sich falsch anfühlt. Denn das ist Geschichte.


    Ich habe an anderer Stelle gesagt: meine Vergangenheit kommt mir vor, als hätte ich sie nur geträumt. Darum kommen mir diese alten Fotos auch wie ein Traum aus der Vergangenheit vor.

    Vielleicht ist das der Schlüssel. Vielleicht ist die Traumpraxis die einzige Praxis, die einen Sinn macht, und auch Rituale diesbezüglich.


    Ich wiederhole meine Frage:

    Habt Ihr Euch schon mal individuelle Rituale ausgedacht?

    Lieber Igor07,


    ich glaube, Du hast da etwas missverstanden, aber ganz sicher bin ich mir nicht.

    Wenn ich sage, dass ich da einfach keine Verbindung fühle, dann bezieht sich das auf die vorausgegangenen Sätze. Darum zitiere ich das hier im Zusammenhang noch mal:


    Wie kann es sein, dass nach - sagen wir mal - vier Jahren eine Amitabha-Puja für eine(n) Verstorbene(n) irgend etwas ausrichten soll, obwohl sich die Bewusstseinsformationen längst ganz anders wieder formiert haben und ein völlig anders zusammengesetztes "geistiges Produkt" daraus eine ganz neue materielle Erscheinung, missverständlicherweise "Wiedergeburt" genannt, in die Welt eingetreten ist?

    Ich fühle da einfach keine Verbindung.

    Daher kann ich entsprechende Rituale wirklich auch als "magisch anmutende Praktiken" empfinden, die ich entweder sehr neugierig betrachte oder mich peinlich berührt fühle.

    Genau gesehen gehören sie eigentlich gar nicht zum essentiellen Buddhismus. Sie sind viel älter, kommen aus dem Schamanismus, und wurden einfach vom Buddhismus absorbiert.

    Gleichzeitig nenne ich es auch einen "krassen Widerspruch" (s. Anfang von Beitrag #23), diese Gegenüberstellung von grundlegender Auffassung im Kernbuddhismus einerseits, und Ritualen, die auf Beeinflussung des "Seelen"lebens eines Wesens bzw. dessen Geschlossenheit abzielen, andererseits.

    Also hier nochmals:

    der Buddhismus kennt ursprünglich kein Weiterleben als geschlossene Seeleneinheit, so, wie es im Hinduismus gelehrt wird (doch ich denke, es gibt auch im Hinduismus davon abweichende Auffassungen, denn den Hinduismus gibt es ja gar nicht, vielmehr ist er religionsphilosophisch sehr heterogen).

    Ich habe auch nie gesagt, dass ich an ein weiterexistierendes Etwas nicht glaube. Zugleich muss man skeptisch sein, sofern es nur um Glauben geht. Das sagst Du selbst, denn Du sprichst von dem, was Du spürst. Dabei kommt es zu mir so rüber, als ob Du meinst, dass ich gar nichts verspüren würde, aber das Gegenteil ist der Fall. Gerade weil ich mich mit meiner Mutter verbunden fühlte, genau deshalb konnte und kann ich kein Porträtfoto von ihr aufhängen.

    Meine Mutter war ein sehr nachgiebiger, defensiver Mensch, ließ sich alles gefallen und machte, was andere von ihr wollten. Ihr einziger Anker war ich. Zuletzt war sie sehr schwer dement, doch erstaunlicherweise war sie innerlich immer bei mir und ich war die einzige Person, welche sie noch erkannte.

    In den ersten Stunden nach ihrem Versterben sprach ich darum ganz eindringlich zu ihr, sie solle sich nicht zu mir umschauen, sie schaffe es, in das strahlende rote Licht allein zu gehen. Sie sei stark.

    Es heißt ja, in der unmittelbar ersten Zeit nach dem Sterben fühlt es sich für den Verstorbenen noch so an, als ob er eine Seeleneinheit sei. Das ist ja auch verständlich, denn die neue Situation ist völlig ungewohnt und der Verstorbene "muss sich erstmal sortieren". So wollte ich auch nicht, dass sie sich nun, da sich bald die Bewusstseinselemente auflösen, an mich klammert oder irgend etwas anderes sie behindert, und das kann z. B. auch so ein aufgehängtes Porträt des Betreffenden sein. Ihr Porträt anzuschauen war nur mein persönliches Bedürfnis, aber wie gesagt nach einer Woche empfand ich es als falsch und als behindernd für das Subtile, was wohl von meiner Mutter übrig geblieben war, darum steckte ich das Bild weg.


    Wie Du siehst, sind wir, was das Empfinden betrifft, also gar nicht so weit auseinander.

    Allerdings glaube ich nun, dass bei mir doch mehr vorherrscht, dass ich das alles nur träume, während Du erklärst, Dir käme Dein Erleben real vor.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass schamanische Rituale da eine Verbindung zwischen einem selbst und dem, was das Ritual bewirken soll, schaffen können. Hilfsmittel sozusagen, damit man sich innerlich besser öffnen kann. Im alten Buddhismus dominierte aber eine Skepsis gegenüber solcher vielen bunten Rituale, ganz zu Recht.

    Und heute muss man sich wieder fragen: warum hat der Buddhismus immer dort, wo er hingekommen ist, die vorhandenen Riten absorbiert? Nun, es waren ähnliche Gründe wie beim Christentum. Das ist aber ein anderes Thema.

    Doch das ist der Grund, warum wir oft, wenn wir so etwas in fremden Ländern verfolgen, uns befremdet und befangen fühlen und uns gar nicht damit verbinden können.


    Warum sollte man nicht selbst ein Ritual erfinden, wenn einem danach ist?

    Was meint Ihr dazu, habt Ihr sowas schon mal gemacht?

    Ich beobachte hier stets einen krassen Widerspruch.

    Einerseits sagen die Lehrer, nichts, aber auch gar nichts kann einen Anderen beeinflussen. Da kann man noch so viele Fisimatenten machen: jeder ist für sich selbst verantwortlich, und jeder schreibt seine eigenen karmischen Muster. Auch kann niemand etwas von einem Anderen auf sich nehmen.

    Doch andererseits gibt es beispielsweise Medizinbuddha-Pujas für Kranke, und Amitabha-Pujas für Verstorbene (für diese auch noch nach Jahren). Ich nenne hier wirklich nur bescheidene Beispiele, denn tatsächlich ist die gesamte vajrayanische Ritualpraxis so gestrickt. Und die Lamas sind ja in dieser Kultur erzogen und stehen voll dahinter.

    Wie kann das zusammenpassen?

    Diesen krassen Widerspruch habe ich nie lösen können.

    Was mein persönliches Empfinden diesbezüglich angeht:

    Auch ich hatte natürlich eine intensive Trauerphase, als gerade meine Mutter gestorben war. Aber nach einer Woche fühlte es sich falsch an, ihr Foto aufzustellen und es zu betrachten. Ich musste es beiseite legen, denn ich fühlte, dass es den weiteren Werdegang ihrer Bewusstseinsformationen (stümperhaft ausgedrückt, aber ich kriege es nicht besser hin) behindern würde. Diese Transformation einerseits, und Festhalten am alten Porträt andererseits.

    Bis zum heutigen Tag bin ich nicht imstande, ihr Foto an einem guten Platz in der Wohnung aufzustellen, indem es dauerhaft dort seinen Ort hätte.

    Wie gesagt, es fühlt sich falsch an. Was nicht bedeutet, dass ich Erinnerungsfotos anzuschauen vermeide, nein, überhaupt nicht: ab und zu hole ich sie hervor und schaue sie an. Aber es kommt mir ganz verkehrt vor, so wie andere Leute es tun, Porträts von ihren Verstorbenen aufzuhängen oder hinzustellen. Dabei vielleicht auch noch zu denken: wenn ich selbst gestorben bin, sind wir wieder vereint! Ja, so denken doch Viele!

    Total schräg kommt mir das vor.

    Wir haben fast 40 Jahre zusammengelebt, mit kurzer Unterbrechung. Und trotzdem kommt es mir so unwirklich vor, wie ein Traum.

    Wie kann es sein, dass nach - sagen wir mal - vier Jahren eine Amitabha-Puja für eine(n) Verstorbene(n) irgend etwas ausrichten soll, obwohl sich die Bewusstseinsformationen längst ganz anders wieder formiert haben und ein völlig anders zusammengesetztes "geistiges Produkt" daraus eine ganz neue materielle Erscheinung, missverständlicherweise "Wiedergeburt" genannt, in die Welt eingetreten ist?

    Ich fühle da einfach keine Verbindung.

    Daher kann ich entsprechende Rituale wirklich auch als "magisch anmutende Praktiken" empfinden, die ich entweder sehr neugierig betrachte oder mich peinlich berührt fühle.

    Genau gesehen gehören sie eigentlich gar nicht zum essentiellen Buddhismus. Sie sind viel älter, kommen aus dem Schamanismus, und wurden einfach vom Buddhismus absorbiert.

    Liebe Forumsfreunde,


    beachtet bitte die Ausstellung in Bremen, siehe Betreff. Ich wurde erst vor wenigen Tagen darauf aufmerksam, dabei läuft sie schon seit Oktober letzten Jahres.

    Zur besseren Übersicht habe ich Euch hier mal den entscheidenden Ausschnitt aus dem Flyer, den ich fand, gescannt:

    Bitte melde dich an, um diesen Anhang zu sehen.

    Mich persönlich würde am meisten die Erstellung des Sandmandalas reizen, 9. bis 13.04., aber da habe ich leider keine Zeit, und über mehrere Tage ist es ja auch sowieso ein bisschen schwierig.


    Was auf den Scan nicht mit draufgekommen ist:

    Am Dienstag, 26.03. um 19 Uhr, findet ein Vortrag statt mit Dr. Carola Roloff (sie ist eine bekannte, ordinierte Nonne der Gelug-Tradition), mit dem Titel: "Gehört der Buddhismus zu Deutschland?"

    Und am Dienstag, 16.04. um 19 Uhr, da gibt es einen Vortrag mit Meditation, mit Dr. Simone Tosana, Dipl.-Psychologin,

    mit dem Thema: "Die vier edlen Wahrheiten".


    Eine allgemeine Info habt Ihr hier:

    Buddhismus – Große Sonderausstellung - Museen in Bremen


    Geschickterweise liegt das Überseemuseum sehr nah am Hauptbahnhof, das ist sehr bequem (falls nicht gestreikt wird....)


    Wäre bestimmt einen Ausflug wert!


    Liebe Grüße

    Das widerspricht ja meiner Frage nicht.

    Ich habe mitgemacht.


    Welchen Sinn und Zweck soll das Ganze haben, und was soll dabei herausgearbeitet werden?

    Um Schweigeretreats zu verbessern, anders zu gestalten eventuell?


    Ich würde heutzutage nicht mehr an einem Schweigeretreat teilnehmen. Dafür stehe ich aber nahezu täglich morgens um 3 Uhr auf und mache einen Riesenspaziergang kreuz und quer durch die stille Stadt. Das ist mein Lebenselixier und besser als jede Art von Meditationsmethode!

    So ist es mit allem!

    Lustigerweise stutzte ich bei: "MN 117", denn ich dachte sofort an den mysteriösen, bisher ungeklärten Flugzeugabsturz von 2014. Aber das war eine Verwechslung, denn dieser hieß ja: "MH 370". Über diesen Flugzeugabsturz haben sich in der Zwischenzeit die wildesten Theorien gebildet, inklusive "verschwunden im Bermuda-Dreieck", "russische oder chinesische Sabotage", "Einfluss von Aliens" oder andere abenteuerliche Verschwörungstheorien.

    Die Bilder zu Geschehnissen oder Messergebnissen sind so vielfältig, wie es Menschen gibt, jeder mit seiner eigenen Prägung.

    Passend zu den letzten Postings eine Literaturempfehlung: Das deutsche Krokodil. Meine Geschichte. Autobiografie, Rowohlt Verlag, Reinbek 2017, ISBN 978-3-498-04468-8


    Eine vaterlose Kindheit in den 70ern als Sohn einer Schlesierin (Flüchtling) und eines Nigerianers in Dossenheim bei Heidelberg.

    Zum Autor und auch zum Buch gibt's was bei Wikipedia


    ... noch ein Roman zu dem Thema:


    "Stay Away from Gretchen" von Susanne Abel (gibt's auch als Hörbuch).


    Oh, vielen Dank! Werde mir das mal vormerken.


    Und ich habe - passend dazu - auch ein sehr interessantes Buch, ebenfalls gefunden in der Tauschbücherei-Telefonzelle: "Neger, Neger, Schornsteinfeger!" von Hans J. Massaquoi. Ist, glaube ich, ganz bekannt.


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    Eine Schulkameradin zeigte mir mal einen Aufsatz ihrer Mutter, als deren Klasse einen Ausflug in den Hamburger Hafen machte. Sie schrieb: "....und als wir an den Landungsbrücken entlang liefen, sahen wir: einen Neger." - Die Verfasserin muss so ungefähr Jahrgang 1930 gewesen sein.

    (Ich selbst hatte ein ganz anderes Erlebnis mit meinem Klassenausflug in den Hamburger Hafen: da kam jemand mit einer Kiste Bananen auf uns zu und verteilte die Früchte an uns. Das war genauso sensationell, denn zu Hause gab es selten Bananen - die damaligen "Neger" unter den Früchten. Verzeiht bitte: damals durfte man das N-Wort noch aussprechen; das nur zum Verständnis.)


    Monikadie4. :

    Oh, Deine Eltern waren aber doch viel älter als meine, das hätte ich nicht gedacht. Das gibt dann ja doch eine bisschen andere Konstellation in der Prägung.

    Aber entscheidend ist eben auch Deine Aussage, dass es in unserer Jugend "normal" war, was heute wenigstens strafbar ist - nämlich das Schönreden von rechter Denkweise.

    Ja, aber wenn wir Kinder an die alte Zementmauer (Trennwand zwischen den Höfen der Mehrfamilienhäuser) mit Dachziegelscherben Hakenkreuze malten, wurden wir furchtbar ausgeschimpft. Wir wussten genau, dass wir es nicht durften, aber das Verbotene zu tun, reizte doch so sehr, das war so ein Kribbeln und machte Spaß zu gucken, wie weit man gehen kann.

    Da hatten die Eltern Angst, wenn ihre Kinder sowas taten. Das war ca. 1960.