Thomas und Kilaya:
Bitte nicht Vajrasattva mit Vairocana verwechseln!!!
Vairocana ist immer weiß, sein Symbol ist das Dharmacakra, also das Rad, und er stellt die universelle Weisheit, die Dharmadatu-Weisheit dar.
Als Dhyani-Buddha des Urgrunds "regiert" er daher auch kein Buddha-Land.
Hat man Vairocana im Mandala in der Mitte, so ist er, als Urbuddha, auf die Ebene des Dharmakaya transponiert.
Vajrasattva gehört einer ganz anderen Familie an, nämlich der Vajra-Familie.
Die Grundgestalt dazu ist Akshobhya, der die Weisheit des Inneren Spiegels verkörpert, Weiteres siehe meine Ausführung oben.
Wenn Vajrasattva also in die Mitte des Mandalas rückt, gibt es im Mandala Akshobya nicht noch einmal separat, weil Vajrasattva eine Emanation Akshobhyas darstellt. Sondern dann rückt Vairocana in den Osten.
In diesem Fall wird also Vajrasattva auf die Ebene des Dharmakaya transponiert.
Die wichtigsten Emanationen Akshobhyas sind: Vajrasattva, Vajradhara und Samantabhadra.
Bei den Kagyüs (ich weiß jetzt nicht genau, ob bei allen Kagyü-Linien, aber ich vermute es) spielt Vajradhara eine zentrale Rolle, insbesondere als Urverkörperung des Guru. Somit befindet er sich in der Visualisation des Zufluchtsbaums in der Mitte. Vajradhara hat man sich tiefblau vorzustellen. Als Emanation Akshobhyas ist er gleichzeitig auch eine andere Erscheinungsform des Vajrasattva.
Übrigens, zwischen den Farben Weiß und Blau besteht in der Mystik eine engere Beziehung.
In der Tibetischen Tradition strömt blaues Licht aus dem Herzen Vajrasattvas, auch ist die Keimsilbe HUM, als Grundsilbe, blau zu visualisieren (das zusätzliche weiße HUM in der speziellen Reinigungsübung hat noch andere Zusammenhänge, welches in ein anderes Thema gehört).
Aus dem Herzen Akshobhyas wiederum strömt weißes Licht.
Interessant ist, dass man auch im Hinduismus eine engere Beziehung zwischen Weiß und Blau findet:
Die Gottheiten Krishna und Balaram sind unzertrennliche Brüder und beide Emanationen Vishnus. Krishna ist tiefblau und Balaram weiß.
Cybervajra:
Vorsicht, man kann "Das Buch der Gespräche", das posthum, also nach Lama A. Govindas Tod aus Aufzeichnungen zusammengestellt wurde, auf keinen Fall mit "Grundlagen Tibetischer Mystik" gleichsetzen!!!
Du kannst nicht sagen: also, das eine Buch kriege ich nicht mehr, dann nehme ich einfach das andere!
Es sind zwei völlig verschiedene Bücher.
"Grundlagen Tibetischer Mystik" ist die wichtigste Fibel für alle ernsthaft Praktizierenden der tibetischen Tradition, die Klarheit darüber wollen, was sie da eigentlich machen. "Das Buch der Gespräche" dagegen ist zwar sehr wertvoll, aber man kann notfalls darauf verzichten.
Diese wichtigste Fibel ist leider von einem dilettantischen Korrektor des Verlags grammatisch verschlimmbessert worden und darum stellenweise schwierig zu lesen. Das habe ich in einem anderen Thema ausgeführt. Wer unter den Interessierten keine Angst davor hat, sollte sich trotzdem unbedingt dieses Buch zulegen.
Liebe Grüße, Amdap
P. S. ...und hier noch ein Übrigens:
Hans Wolfgang Schumann erwähnt, dass "mit der Zeit" andere Adibuddhas an die Stelle Vairocanas traten.
Es ist also in historischer Zeit eine langsame Wandlung eingetreten. Der Autor erklärt aber nicht, warum und wodurch.
Die Vermutung, dass möglicherweise die brennende Sonne Indiens, für die in der Frühzeit Vairocana ein Symbol war, nicht so beliebt war und dieser Buddha darum den Platz der Mitte in seinem Ursprungsland "verlassen" musste, kann in meinen Augen nur einer von mehreren Gründen sein.