Also, Salas, sei doch einfach erstmal ganz entspannt und betrachte die Meditation von einer "Ecke" des Lebenszimmers aus, wie sie in der anderen "Ecke" sitzt und auf Dich lauert. Ist dieses Meditations-Wesen Dir sympathisch? Oder macht es Dir Gewissensbisse?
Warum "möchtest" Du wieder meditieren? Wenn Du weißt, wie Meditieren sich anfühlt, dann brauchst Du Dich gar nicht extra auf ein Kissen zu setzen und gucken, was Dein Atem macht.
Denn was der macht, das weißt Du ja inzwischen. Du kannst auch gucken, was der macht, wenn Du den Fußboden fegst oder auf dem Klo sitzt.
Lass den Atem doch einfach machen! Du machst Dein Ding und der Atem macht sein Ding.
Und irgendwann atmet es sich dann ganz von selbst.
Ich hatte eine Zeitlang selbst auch Angst vor der Meditation, aber die kam in einem viel späteren Lebensabschnitt auf, nämlich in der Zeit, als meine Mutter immer dementer wurde. Ihre zunehmende Demenz spiegelte sich in der Weise in mir, indem ich befürchtete, mit der Meditation meine Hirnfunktionen zu behindern und die normale Physiologie zu beeinträchtigen. Ich fürchtete, auf diese Weise Spuren zu hinterlassen, denn es ist bekannt und erwiesen, dass ein bestimmter Charakter, bestimmte eingefahrende Verhaltensweisen, Demenz begünstigen können.
Desweiteren fiel mir in Med,-Seminaren auf, dass der Lehrer manchmal nach einer Med.-Runde sagte, er könne spüren, dass es diesmal eine besonders gute Runde gewesen sei (im Sinne von: sehr vertieft, sehr fokussiert), während ich selbst etwa in einem genau gegenteiligen Zustand gewesen war! Beispielsweise wurde es mir zu lang, und ich fing an mich zu langweilen, und dann begann ich, mit heimlicher Beobachtung der anderen Kandidaten mir die Zeit zu vertreiben, und entdeckte, dass eigentlich alle in der Runde unaufmerksam waren und es ihnen zu lang geworden war. Aber das will natürlich hinterher keiner zugeben. Im Gegenteil, die meisten fühlen sich geschmeichelt, wenn der Lehrer so etwas äußert, und sie glauben dann, "gut" meditiert zu haben.
Das war auch so etwas, was mir Angst machte, indem ich dachte: wie kann das sein - das hier will ein kompetenter Lehrer sein, aber er merkt nicht, dass seine Kandidaten gar nicht bei der Sache sind? Dann kann ein Lehrer auch niemals wissen, was in meinem Hirn vorgeht, wenn ich meditiere. Aber es heißt immer: man braucht einen Lehrer, ohne Lehrer geht es nicht. Dann wähle ich also vielleicht einen Lehrer, der mir schmeichelt, und falle dann noch tiefer in den Sumpf, in dem ich vorher schon war? Das macht doch keinen Sinn!!
Mich beschäftigt nämlich am meisten - was die Meditation angeht - was sie in meinem Hirn auslöst. Das beschäftigt mich viel mehr als die Frage, ob ich durch Meditation ein besserer und in meinem Umfeld liebenswürdigerer Mensch werde. Denn wenn ich ein besserer Mensch werden will, kann ich mich auch anders schulen, dazu brauche ich keine Meditation.
Betrachten wir doch einmal das Universum, wie es sich uns darstellt: es ist alles in allem ein unfassbares Rätsel. Besonders, weil alle Erscheinungen des Universums nicht gleichzeitig aufgetreten sind, aber sie stellen sich uns doch so dar, als ob alles gleichzeitig erscheinen würde! Wir beobachten beispielsweise eine Supernova, aber es passierte vor 10 Millionen Jahren! Und selbst das Licht der Sonne braucht 8 Minuten, bis es bei uns angekommen ist. Das Bild, wie es sich uns darstellt, gibt es so gar nicht. Lichtgeschwindigkeit und Gravitation machen uns einen Strich durch die Rechnung. Dabei "könnte es so schön sein"!
Wir konstruieren uns eine Welt zurecht, die es so gar nicht gibt.
Und denkt und sinniert man in diesem Sinne weiter, so verwundert es nicht, dass selbst Astrophysiker inzwischen zu demgleichen Schluss kommen wie die buddhistische Philosophie: dass das Universum möglicherweise nichts anderes ist als eine Projektion unserer eigenen Innenwelt. Dann nämlich, so das Fazit, gibt es so viele Welten, wie es wahrnehmende Wesen gibt, während gleichzeitig aber diese wahrnehmenden Wesen selbst ein Teil dieser Welten sind.
Salas , ich will Dir keinesfalls den Spaß verderben, sondern will nur damit aufzeigen:
Meditation ist mitnichten der Nabel der Welt, und ich selbst auch nicht.
Wenn das Aha-Erlebnis uns offenbart, dass es keine Mittelpunkte gibt - fühlt sich das nicht wie eine Befreiung an?! Was sagst Du, was sagt Ihr dazu?