Erst einmal vielen Dank an Euch alle für die sehr hilfreichen Antworten.
Sukha:
Hat Ayya Khema zählen des Atems gelehrt?
Ja, unter anderem. Nachdem ich meinen Beitrag geschrieben hatte, stieß ich auf einen Text, der mir sehr weiter zu helfen scheint bzgl. der langen Pause am Ende des Ausatmens: http://www.awakeningtosanity.n…009_Anapanasati_TL_de.pdf
Darin heißt es:
Zitat
Frage: Ich habe nach dem Ausatmen einen Moment, den nenne ich Nicht-Atmen. Dort geht meine Aufmerksamkeit weg. Ich habe dann gedacht: ‚Soll ich an diesem Punkt rund atmen?’
Was soll ich da machen? Ich bin da etwas orientierungslos.
Die Frage ist voll berechtigt, du bist mit dieser Erfahrung auch nicht die Erste im Universum. Deswegen sprechen manche Meditationsanleitungen von Ausatem – Pause – Einatem. Wenn man diesen Zyklus mental verfolgt, benennt man diese drei zunächst einmal, um diesem Nicht-Atmen einen Namen zu geben. Später braucht man dann nicht mehr zu benennen sondern weiß einfach: „Das ist die Achtsamkeit, die verweilt, ohne dass jemand durchs Tor kommt. Das ist die Achtsamkeit, die an dem Ort verweilt, ohne dass das passiert, worauf ich immer warte. Aber es ist anderes da, was ich an dem Ort erfahren kann.“ Das ist tatsächlich eine Stelle, an der leicht Gedanken eintreten, weil man sich mit dem gewohnten Ablauf nicht mehr beschäftigen kann, da ist eine kleine Pause. Ich habe diese Pause bisher nicht überbetont, denn wenn man sie betont oder benennt, hat sie die Tendenz länger zu werden, was nicht sein muss. Wir bleiben beim ganz natürlichen Atmen. Diese Pause darf manchmal fast verschwinden,manchmal darf sie ganz lang sein. Wir brauchen nicht speziell mit ihr zu arbeiten. Du brauchst also keinen Rundatem ohne Pause zu machen, sondern du nimmst die Pause wahr als kleine Herausforderung – wie einen Wachtposten am Stadttor, an dem keine Leute reinkommen und rausgehen, der trotzdem achtsam bleibt. Das ist die Herausforderung an dieser Stelle. Das kann uns manchmal auch am Ende des Einatems passieren. Dort ist die Pause gewöhnlich viel kürzer, aber auch dort kann uns das manchmal passieren.
Die Meditatiion heute morgen verlief mit dieser Erkenntnis schon wesentlich achtsamer.
Sukha:
Wenn Du täglich diszipliniert!! 2 mal am Tag mindestens 30 Minuten sitzt, merkst Du eine deutliche Verbesserung nach ca. 14 Tagen.
Das ist ein guter Hinweis, den werde ich beherzigen.
Sukha:
Lass die Zählerei, beobachte nur den Atem. Schweifen die Gedanken ab und Du bemerkst es, einfach im Geist "Gedanke" notieren und zum Objekt (Atem) zurück kehren. Stört Dich ein Geräusch, dann mach keine Geschichte draus sondern notiere "Geräusch" und gehe zum Objekt zurück. Bleibe geduldig und gelassen. Alles darf so sein wie es ist.
Ich fühle mich dem einfachen Gewahrsein ohne Hilfsmittel auch immer wieder hingezogen. Im letzten Urlaub zum Beispiel habe ich das Benennen, das sonst Teil meiner Meditation ist, komplett weggelassen. Nach einer Zeit klappte das ziemlich gut. Ich werde das auch mal bei der Atmung ausprobieren.
Sukha:
Am besten ist aber, Du suchst Dir einen Lehrer, der mit Dir gemeinsam genau hinschaut wo Deine größten Hemmnisse sind.
Das ist vermutlich mein größtes Hindernis. Ich habe noch keinen Lehrer außerhalb von Büchern und des Internets gefunden und ehrlich gesagt noch keine großen Anstalten dafür gemacht. Ich schätze viele meiner Fragen und Unsicherheiten würden sich so in Windeseile klären.
Turmalin:
Ich bin einfach deswegen abgeschweift, weil es knochentrocken war.
Ein Grund für die Anziehung, die die Achtsamkeit auf den Atem, bei mir ausübt, ist die Tatsache, dass es mir so schwer fällt. Ich denke: wenn Du es schaffst, achtsam beim Atem zu bleiben, dann hast Du einen großen Schritt getan.
Turmalin:
Du brauchst schlicht jemanden, der durch seine bloße Anwesenheit in einem Raum, diesen mit geistiger Energie ausfüllt. Falls es zuerst bei einem selber nicht klappt, mit Energie in Kontakt zu kommen, kontaktiert man natürlich den gleichen Lehrer.
Was Du schreibst, beeindruckt mich. Ich wünschte, ich hätte solch einen Lehrer bereits gefunden. Diese Übertragung spüre ich manchmal in Ansätzen, wenn ich Worte von Ayya Khema u.a lese oder höre. Wie muss es erst sein, wenn man von solch einem Menschen auf dem Weg begleitet wird?
Tashili:
Energie und Glück sind natürlich wesentlich spannender, als Langeweile .........
Ja, das stimmt. Und ich bin da hin und her gerissen: Auf der einen Schulter sitzt ein kleiner heroischer Zenmönch, der mir an den Ohren zieht, wenn ich mich mal wieder nach Fortschritt und Abwechslung sehne. Auf der anderen Schulter sitzt ein kleiner Esoteriker, der sich im Wohlgefühl des Fortschritts und der Erkenntnis sonnt und es sich gut gehen lassen will. Vielleicht lerne ich ja eines Tages, die Langeweile zu schätzen.
Raphy:
Und was du über deine Vipassana-Meditation, die alte Methode, schreibst klingt für mich sehr nach "gut tun"...
Ich habe das Gefühl mein Körper, mein Geist und meine Intuition wissen im Grunde sehr gut was im jeweiligen Moment zu tun oder zu lassen ist. Ich muß nur wach und sensibel dafür sein.
Und wenn ich mal überhaupt nicht weiter weiß, gibt mir das Leben dann auch genug Hinweise von außen, damit ich erkenne wo es weitergeht . Sei es durch Lehrer oder durch Leid oder auch Freude, alles ist denkbar.
Ich finde es auch sehr natürlich mich dem zuzuwenden, was mir gut tut. Und das sein zu lassen, was mir nicht gut tut und was ich als solches erkannt habe.
Hi Raphy, danke für Deine Hilfe. Ja, ich schätze, dass auch mich diese Form des Vipassana immer begleiten wird. Allerdings ist auf meine innere Stimme in dieser Hinsicht bisher nicht sonderlich viel Verlass. Ich bin oft sprunghaft und impulsiv - ein typischer "Pleasure Seeker". Wenn ich mich immer nach meiner Pfeiffe tanzen lassen würde, dann wäre jeden Tag was Neues dran. Darum stehe ich auf die Strenge, die sich im Zen-Buddhismus oder bei Ayya Khema findet. Das verpasst mir einen A***tritt, den ich gut gebrauchen kann. Gerade die Konzentration auf eine Methode hat mir in der Vergangenheit immer wieder über meine Sprunghaftigkeit hinweg geholfen. Denn die Gefahr ist, dass ich nicht nur von Technik zu Technik, sondern auch von Methode zu Methode und von Lehrer zu Lehrer springe. Und am Ende habe ich 20 Jahre lang jeden Tag was anderes gemacht und stehe dort, wo ich begann. Ich glaube, ich bin noch nicht so weit, eine große Auswahl an Techniken auch weise zu nutzen.
Onda:
Hallo Andreas,
Meditation - das ist ein große Vielfalt unterschiedlichster Methoden. Auch die buddhistische Tradition hat zahlreiche Techniken und Übungen hervorgebracht. Ich sehe das wie einen großen Werkzeugkasten, den wir nach der Methode von Trial & Error auf seine Wirksamkeit für uns überprüfen. Du hattest eine Methode gefunden, die offensichtlich gut zu dir passte. Welche Notwendigkeit besteht, von dieser Methode Abstand zu nehmen und dich dem Zählen des Atems zuzuwenden, obwohl du mit dieser Form der Atemmeditation nicht zurecht kommst? Die Frage, welche Meditationsmethode die beste ist, kannst nur du beantworten. Du hast durch einen Test jetzt herausgefunden, dass Methode A für dich besser funktioniert als Methode B. Es gibt keinen Grund, weshalb du nicht zu Methode A zurückkehren solltest. Auch diese Methode ist eine authentische buddhistische Methode, wie sie etwa im satipatthana-sutta gelehrt wird. Im Kern geht es um eine bestimmte Form des präzisen und gleichmütigen Beobachtens aller Phänomene, es geht darum, die Phänomene im Entstehen zu beobachten und in ihrem Vergehen. Das Kommen und Gehen des Atems ist nur ein mögliches Objekt (Und das "Zählen" der Atemzüge eine Übung für Einsteiger).
Hallo Onda, auch Dir vielen Dank. Ich bin in dieser Sache wirklich zwiegespalten. Irgendetwas in mir sagt, dass ich die Achtsamkeit auf den Atem lernen sollte. Einige der Gründe habe ich ja oben schon beschrieben. Trotz der Fortschritte in der alten Methode machte sich ein Gefühl der Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Stagnation in mir breit. Ich weiß noch nicht, ob es sich dabei nicht vielleicht doch um das typische Hindernis des Zweifels handelt, vor dem so oft im Buddhismus gewarnt wird. Dass ich mich einer Methode zuwende, die mir auf den ersten Blick nicht liegt, lässt mich da aber skeptisch sein. Ich denke, ich werde ihr zumindest eine größere Chance geben und mehr Geduld als bei den letzten Malen widmen. Es ist gut zu wissen, dass mir die alte Methode nicht verloren geht.
Vielen Dank nochmal für Eure Hilfe und Inspiration
Andreas