Beiträge von MartinS1978

    Vielleicht sind diese Ängste die beschriebenen Konditionierungen und Einflüsse. Frühe Einflüsse gehen sehr tief. Mag sein, dass sich diese Aspekte nun gegen die Veränderungen zur Wehr setzen


    Ich kenne es ähnlich: ich komme aus einer völlig anderen Richtung als du. Ich bin anti-religiös erzogen. Religion war - so das geistige Erbe meiner Erziehung - etwas, das mit Kontrolle und Ausbeutung zu tun hat. Davon hat man sich fern zu halten!
    Ich hatte und habe immer wieder - Anklänge an Zweifeln in der Art: "Ach was, alles Zeitverschwendung. Jetzt hockst du hier und glotzt in dich rein, dabei sind da draußen so viele Möglichkeiten für einen Zeitvertreib!"
    Zu Beginn meiner Praxis haben diese Gefühle mich mit einer erstaunlichen Wucht getroffen. Manchmal denke ich, dass ich es vielleicht nie völlig aus meinen Knochen heraus bekomme. Aber die Intensität wurde immer schwächer, inzwischen kann ich die aufkommenden Gedanken besser einordnen und erkennen.


    Deine
    Gedanken/Ängste kommen hoch, weil sie ein Aspekt von dir sind. Unterdrücken und Wegdrängen könnten sie noch stärker machen. Besser ist, sie zuzulassen und zu bearbeiten. Wenn man zu sehr fragmentiert ist, dann wird das auf Dauer zu viel Energie blockieren, die auch kreativ nutzbar wäre.
    Ich weiß nicht, welche Meditations-Formen du praktizierst. Vielleicht solltest du auch mit deinem Lehrer über diese Dinge sprechen.


    Das ist wichtiger als die Frage, ob Gott existiert und wenn ja, was er denn nun genau will.
    Gibt es Gott oder nicht? Gott lebt ja durch den Glauben, also durch eine Annahme mit ungewissem Wahrheitsgehalt.
    Genauso könnte man sagen: Was, wenn der Islam die einzig wahre Religion ist? Was, wenn wir alle Zeichen völlig missverstanden haben? Kommt der Bus heute pünktlich? Werde ich morgen aufwachen? So viele Ungewissheiten, die einen verrückt machen können...
    Die Chance, dass man auf diese Weise herausfindet, was wirklich abgeht, ist Null.


    Die buddh. Praxis wirkt. Ob sie so wirkt, wie sie es vorgibt. Das kann man nur für sich selbst herausfinden. Diese Konflikt, denke ich, sind ein Zeichen eines beginnenden Wandels. Diese Aspekte wollen den Wandel nicht und versuchen an ihrem eingerichteten Status Quo festzuhalten...

    ...ich hatte auch das Problem - und bin glatt auf der Nase gelandet und habe mir dabei noch schön das Knie verdreht. :nosee: (In aller Regel ist das weniger peinlich als schmerzhaft. Peinlich kann es nur Dir sein.)
    Jetzt habe ich mit höheren Bänkchen und leicht veränderter Sitzposition keine Probleme mehr.

    Derzeit arbeite ich in einem Bestattungsinstitut. Der Tod ist für mich also soetwas wie eine Tatsache, der ich mich jeden Tag von Neuem stellen muss. Ich habe einen Organspende-Ausweis. Das Leben wird eines Tages enden. Es wird passieren, jeder hier im Forum muss sterben. Man kann nicht "auf sicher gehen" und sich damit für unverwundbar oder unbesiegbar halten. Jetzt, morgen, in 45 Jahren... ? Fast täglich kann ich mich mit Angehörigen über das Leben und die letzten Tage der Verstorbenen unterhalten. Besonders bei langer Krankheit erleichtert das Loslassen am Ende (wie auch bei Kübler-Ross beschrieben) das Sterben. Eher hätte ich die Befürchtung, dass Klammern am Leben den Übergang in eine - wie auch immer geartete oder genannte - nächste Phase des Bewußtseins/Seele o.ä. erschweren wird.
    Da es passieren wird, ist es für mich ok, dass der Tod mit dem "Individualtod/Hirntod" festgelegt ist. (Denn irgendwo muss die Grenze gezogen werden + Der Hirntod ist irreversibel.) Wenn meine Organe noch brauchbar sein würden, kann gerne ein anderer Mensch noch ein paar Jahre geschenkt bekommen. Was auch immer sie/er damit dann anfangen will - am Ende geht jeder Körper den "Weg allen Irdischen".

    Atheismus passt m.E. schon zum Buddhismus. Ich selbst bin Atheist und glaube auch nicht an die Wiedergeburt (wie sie im westlichen Sinn verstanden wird, also dass ein Teil von mir z.B. Seele o.ä. über den Tod hinaus erhalten bleibt.).
    Davon bleiben die Vorstellung von Karma unbeschädigt. Karma kann man überall beobachten. Meditation funktioniert, weil wir alle Menschen sind - wie schön beschrieben, wurden im Buddhismus damals einige in neuer Zeit wissenschaftlich belegte Techniken vorweg genommen.

    Während des Studiums (u.a. Philosophie) habe ich mich auch mit den Grundlagen der verschiedenen Religionen beschäftigt. Die Vorstellungen des Buddhismus sprachen mich an, aber wirklich hingeführt hat mich die Praxis. Ich bin zu buddhistischen Gruppen gegangen, da alle Theorie grau ist :) und eigene Erfahrung ist hier entscheidend. Wenn ich nicht gemerkt hätte, dass die Praxis mir im Leben wirklich etwas bringt, hätte ich es sein gelassen. Meine Praxis ist derzeit auch nur unregelmäßig, aber das ist nicht weiter dramatisch. Fleißpunkte im Klassenbuch gibt es nicht, jeder ist selbst verantwortlich. Am besten geht es für mich mit Begleitung in der Gruppe Praktizierender.

    ...ich kann auch nur in das Allgemeine hier einstimmen.
    Verbote gibt es zunächst mal nicht. Dass Wut und Zorn nicht heilsam und nicht förderlich für einen zufriedenen Geist ist, dürfte aus Erfahrung und Erkenntnis klar sein. Verbote verleiten dazu, dass man etwas nur des Verbotes wegen ablehnt. Frustration und spontane Wut ist menschlich, aber man kann sich mit den richtigen Techniken schnell wieder "runter bringen".
    Es sollte vermieden werden, einen generellen Groll und Zynismus der Welt gegenüber zu entwickeln.

    heutesitzich:


    Ob aber, bei aller Sympathie für den Film (das Buch habe ich nicht gelesen), die Gewalt darin ernsthaft eine Verbindung mit dem Zen bzw. Dhamma-Vinaya zulässt, möchte ich mal in Frage stellen.


    In dem Buch scheint s für mich so zu sein, dass durch die direkte Erfahrung der Gewalt und des Schmerzes, auch durch Umstand der Gleichheit im Fight Club, man sein eigenes Sein direkt erfährt. Es könnte darauf Hinweisen, dass so ein Loslösen aus der Außenwelt entsteht. Dass man alle bisherigen Status-Dünnkel, alle Hoffnung und das Verlagen aufgeben muss, um Erleuchtung zu erlangen.
    Auch die Vergänglichkeit des Körpers direkt erfährt. So wie in der szene mit dem "chemical burn" in der Tyler dem Narrator (der schließlich auch selbst Tyler ist) die Hand verätzt. Nicht Angst vor dem Sterben haben, sondern um das Sterben wissen. Nicht so leben, als ob es nur eine Millionen Menschen auf der Welt gibt und man ewig leben würde.




    Am Ende ist es nur ein Buch/FIlm.


    Das buch lohnt sich abseits von der Suche nach buddhistischen Anleihungen. 8)

    Mal ganz naiv gesagt: Ich habe den Eindruck, dass sich da wirklich vieles gleicht. Aber beim christentum hat mich immer gestört, dass es den Anschein macht, als würden Handlungen falsch sein, weil Gott sie verbietet. Dabei müsste es heißen: Gott verbietet sie, weil sie falsch sind.
    Sonst sehe ich durchaus viele Vergleichsmöglichkeiten, obwohl Christen und Buddhisten doch leicht verschiedenen Ethikformen folgen. Bin grad zu müde, da klare Formulierungen zu finden...
    Christen haben doch einen klaren Satz an Regeln, die sie nciht brechen dürfen. Bei Buddhisten spielt mehr die Vernunft und die Gesinnung eine Rolle.

    Ich kann das Gesagte nur bestätigen. Vielleicht beruht die Haltung deiner Eltern auch nur auf eigenen Berührungsängsten. Wenn es dein Weg ist, werden sie merken, dass du ihnen nicht verloren gehst.


    ...das einzige Beständige ist die Veränderung. :doubt:

    MonikaMarie1:

    Hi Martin,
    über das, worüber "man" nicht reden kann, dennoch zu reden bzw. zu schreiben, kann aber dazu führen, dass "einem" Hilfsmittel und Worte zur Verfügung gestellt werden.
    _()_ Monika



    Es geht mir darum, dass man mithilfe der Sprache nicht ausdrücken kann, was außerhalb der Möglichkeit der Sprache als solche steht. Die Sprache ist nichts anderes, als ein System aus Symbolen (unterschiedlich deutbar) und ganz wenigen Zeichen (nicht Satzzeichen, sondern klar und nicht unterschiedlich deutbare Inhalte). Diese endliche Anzahl an Ausdrucksmöglichkeiten bezeht sich auf die Art und Weise, wie die sich die Welt darstellt.
    Wenn etwas, ein Philosophisches Problem o.ä. außerhalb der Möglichkeit der Sprache steht, so ist es für die Sprache unmöglich diese auszudrücken.


    Ich meine NICHT, dass man jemanden für vernünftig oder unvernünftig oder verrückt oder gefährlich etc hält. Ich meinte wohl: Es gibt keine Möglichkeit, es in Sprache zu fassen, weil es außerhalb des Systems liegt, auf das Sprache basiert.


    Die Aussage war so ähnlich gemeint, wie sie Wittgenstein sagte. Das System Sprache ist unzulänglich.

    Erleuchtung kann man nicht in Worte fassen, weil es sich jenseits der alltäglichen Begriffe liegt. Ob sie nun eher in evolutionär kommt - wie im Höhlengleichnis - oder als Blitz. Kann ich (noch?) nicht wissen. Es ist nun mal so, dass man über das, worüber man nicht reden kann, schweigen muss.


    Um es Trozdem zu versuchen:
    Erleuchtung ist die eine Schau in die metaphysische Ebene, in der kein Materie/Geist-Dualismus existiert und alles eins ist.

    peeter:

    Wir sollten nicht so sehr zwischen Anfängern und "Fortgeschrittenen" unterscheiden :)
    Wo die Grenze ziehen .. ??


    Wenn das Ego überwunden ist und die Nondualität erreicht ist, ja dann sollte vom Egoismus keine Spur mehr sein ..



    Man denkt ja oft: ich stelle Fragen, die den anderen ganz klar sind. Aber klare Antworten sind in dieser Welt eher die Ausnahme.


    Nondualität: Nach meinen metaphysischen Überzeugungen eher die Illusion der Dualität überwinden :D

    Vielleicht kann man am dann egoistisch ( in etwa: dem eigenen Willen entsprechend) trennen von selbstsüchtig (zum Zweck des eigenen Vorteils). Wenn man sich eins fühlt mit dem Universum (was man meiner Meinung nach im metaphysischen Sinn auch ist), kann man nicht mehr in den alltägl. Begriffen erfassen ("Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." :? )

    Maybe Buddha:

    Aber ab einem gewissen Grad der Entwicklung sind diese Handlungen nicht mehr Egoistisch.


    Wie genau wird im Buddhismus eine Handlung als egoistisch klassifiziert? Aus meine Sicht ist ein nicht-egoistisches Handeln unmöglich, weil die Handlung immer ein Willensausdruck ist. Als extremes Beispiel: Selbst, wenn Jesus es als seine Bestimmung sehen würde, für die Sünden der Menschheit am Kreuz zu leiden. Sieht erstmal altruistisch aus... aber: Man kann sagen, dass er durch seine Bestimmung gezwungen war oder dass es sein Wille war.


    (Bald muss der Thread in den Anfängerbereich bei meinen vielen Fragen :D )

    peeter:

    Im Buddhismus gibt es dieses Ding von Reue garnicht !!!!!!!!!!!


    Im Sinne einer Berechnung in Bezug auf die Vergangenheit, würde ich das intuitiv auch ablehnen. Immerhin kann man sich selber tausendmal fertig machen, für die Vergangenheit. Das ändert rein Garnichts. Auch Berechnungen in Bezug auf die Zukunft verursachen mit sicherheit Frust, je stärker man an ihnen festhält. Was hatte ich nicht für schöne Pläne, die alle in eine Sackgasse geführt haben.


    wie genau meinst du das?

    Maybe Buddha:

    Wobei es noch 2 weitere Formen des Kamma gibt. Solches, welches sowohl "positiv" als AUCH "negativ" ist. Dieses kommt wohl am häufigsten vor (zwar "eigentlich" eine gute Absicht, aber dennoch mit etwas Egoismus).


    Gilt das auch für Handlungen mit der Absicht, sich selber ein besseres Karma zu generieren?


    Mit der alltäglichen Logik sind am Ende alle Handlungen Egoistisch. Alle Handlungen, auch sog. Altruismus, steht immer unter der Maxime "Mein Wille geschehe!" Wir sind alle "logische Egoisten" :?
    Das würde ich dann von Selbstsüchtigen oder Eitelkeit unterscheiden.

    Ich schlage hier in die selbe Kerbe.


    Von sich selbt zu erwarten, oder sogar zu wollen, dass man von jetzt auf gleich alles nachhaltig an sich ändert. Das wird doch am Ende auch Frust auslösen, wieder etwas, dem man hinterher läuft.
    Rückfälle sind normal. Immerhin sind wir alle Menschen und keine Heiligen oder sowas.
    Es braucht Geduld und oft auch Kraft.


    Ein schönes Buch (abseits von religiösen Fragen, obwohl es als 'Bibel' der Postwachstumsökonomen bezeichnet wird) ist: Befreiung vom Überfluss von Niko Paech.