Beiträge von Thubten Gawa

    Eure Antworten gefallen mir alle sehr gut :) Ich glaube, dass Erleuchtung prinzipiell für alle möglich ist, die den Weg eingeschlagen haben - unabhängig davon, ob sie eine Robe tragen oder nicht. Vielleicht stimmt es, dass es für Ordninierte etwas leichter ist und schneller geht ... ich weiss es nicht. Buddha war ja zum Zeitpunkt als er erwachte, auch noch kein Mönch im Sinne eines Ordensmitgliedes, sondern einfacher Mensch. Das war die Frage des Thread-Eröffners. Dass er vorher natürlich schon asketisch gelebt hat, mag die Erleuchtung beschleunigt haben, aber ist mEn nicht singulär dafür wichtig.


    Ich bin aber auch überzeugt, dass es nicht DEN einen Weg gibt, sondern für Jeden seinen passenden. Das ist wie beim wandern - man kennt vielleicht das Ziel, aber was einem nach der nächste Ecke erwartet, weiss man doch nicht. Also muss man erst einmal einfach loslaufen. Vielleicht haben wir ja auch im täglichen Leben viele kleine Erleuchtungen mit dem Blick ins Nibbana, nur dass das eben nur temporär vorkommt und ohne Übung wieder vergeht. Also hilft nur dranbleiben und weiter vorwärts wandern - Schritt für Schritt.

    Hallo liebe Sangha,


    ich freue mich, so viele verschiedene "Schicksale" zu lesen und so viele Möglichkeiten, die den Weg zu Buddha eröffnen können. :) Bei mir war es in etwa so: ich war beruflich total gestresst und habe dann überall diese Wellness-Oasen mit den inzwischen unevrmeidlichen Buddha-Statuen gesehen. Da habe ich mir gedacht: Das wäre vielleicht ein Weg zur Entspannung. So hat es angefangen. Dann bin ich aber Perfektionist und wollte auch wissen, was dahintersteht. Und so habe ich begonnen zu lesen und zu lesen und zu lesen um zu verstehen. Irgendwann wollte ich es dann auch "sehen " und bin zu einem Retreat in ein Kloster nach Nepal gefahren. Dieser "Frieden auf Erden" den ich dort vorgefunden habe, hat mich emotional absolut überwältigt, und alle Zweifel beseitigt. Das war mein Einstieg in meinen Weg. Das Schöne daran ist, dass ich jeden Tag wieder sehe, dass für mich im Busddhismus alles passt.


    LG TG

    OlliP:

    Das lag wohl hauptsächlich daran, das ich Wiedergeburt nicht schlüssig fand. Wieder so etwas, bei dem man an ziemlich weitgreifende und nicht belegbare Dinge glauben muss... Jetzt habe ich aber gelesen, dass Buddha selbst gar nicht an Wiedergeburt glaubte, sondern dass dies mehrere Jahrhunderte nach Buddha dazugekommen ist. Jetzt fängt das an für mich eine runde Sache zu werden :-).


    Ich habe auch am Anfang mit dem Tjhema Wiedergeburt gefremdelt und das Problem haben wohl vermutlich die meissten. Man will einfach zu schnell zu viel verstehen. Irgendwann habe ich dann das Thema für mich erst einmal außen vor gelassen und habe mich auf die tägliche Praxis konzentriert - also den Geist zu beruhigen, Achtsamkeit und Mitgefühl zu üben usw. Erst dadurch und durch das beobachten erschliesst sich mir nach und nach (und ganz langsam) das Konzept der Wiedergeburt.

    Ja ich stimme Dir da vollumfänglich zu. Allerdings ist es in der täglichen Praxis schwer, die wirkliche Motivation hinter der eigenen Handlung sofort zu erfassen und zu erkennen. Ich will dass also auch gar nicht von außen werten, sondern ich will damit nur sagen, dass die Grenzen zwischen dem Einen und dem Anderen manchmal verschwimmen, wenn man noch nicht weit auf dem Weg gekommen ist. Alles im Leben ist eine Frage der Übung ;)


    Und dann ist mir zwischenzeitlich noch etwas dazu eingefallen: Wenn wir mal von einer wirklichen heilsamen Handlung ausgehen, dann beeinflusst das NICHT NUR mein eigenes Karma, sondern im Prinzip der gegenseitigen Abhängigkeiten und Wirkungen natürlich auch jeweils meine Umwelt (im engeren oder größeren Rahmen . je nachdem).


    Betrachtet man Verdienste also als positives Denken und Handeln dann beeinflusst das in gewisen Maße auch die Welt. Aber wie schon gesagt - alles ein langer Weg :)

    mukti:
    Thubten Gawa:

    Beides kann doch auch in Kombination geschehen.


    Ja, dann schafft man durch Verdienst gute Voraussetzungen zur Befreiung, das ist der buddhistische Sinn von Verdienst.


    Na eben 8):D

    Beides kann doch auch in Kombination geschehen. Betrachte ich Verdienste im buddhistischen Sinne, helfen Sie mir zuerst einmal auch zu einem besseren Leben, weil ich damit meinen Geist auf heilsames konditionieren kann. In der Konsequenz kann ich dadurch ruhiger, achtsamer und konzentrierter werden - ich lasse mich also nicht mehr so häufig ablenken und erhalte dadurch gewissermaßen "ein besseres Leben". Dieses "bessere Leben" kann ich dann nutzen, um mich auf den Weg zu konzentrieren, der mich (später oder vielleicht auch in diesem Leben noch) aus dem Kreislauf des Samsara herausführt oder zumindest mir dabei helfen kann, vielleicht als Mensch mit gutem Karma wiedergeboren zu werden und damit gute Voraussetzungen für den weiteren Weg zu schaffen.

    Hallo Monika,

    MonikaMarie1:

    Ich kann mir die Befreiung nicht verdienen.


    Ich glaube Verdienst und Befreiung sind nicht zwingend miteinander verbunden. Verdienst häufe ich an, indem ich heilsame Gedanken pflege oder heilsame Dinge tue. Das hält mich von negativen Dingen ab und beruhigt meinen Geist und hilft mir so bei der Sammlung und Konzentartion. Befreiung aus dem Lebenskreislauf - falls Du das meinst - erreiche ich allein durch Verdienst anhäufen natürlich noch nicht.

    Meinst Du die Frage so, dass Du nach Quellenangaben suchst, die den Sinn und das Erwerben von Verdiensten bechreiben?


    Ich denke, Verdienste sind ja immer positives Handeln und positives Tun. Wenn wir also so denken und handeln, verzichten wir gleichzeitig auf negatives Handeln und negatives Tun (gerne auch der Begriff unheilsam verwendbar). Dies konditioniert in der Konsequenz nicht nur unseren Geist auf heilsames denken und Handeln, sondern reinigt auch unser Karma.

    So. Jetzt habe ich noch einmal darüber nachgedacht. Mir leuchtet die Variante mit den Haaren zwar ein aber --> Was bedeutet die Geste? Sonst haben Mudras doch immer auch eine spirituelle Bedeutung, also nicht nur die Begebenheit dazu wie bspw. die Erdberührungs-Mudra.


    Wer hat eine Idee oder Erklärung?

    Frank1:

    Ich denke das Gefühl von Liebe ist nicht möglich, wo man jemand nicht leiden kann.
    Aber man kann Hilfe (z.B. zur Selbsthilfe) geben z.B. in Gedanken und fair bleiben, bzw den anderen so behandeln, wie man selber behandelt werden will.
    Auch kann man denken dass der andere einfach nur unwissend ist und sich selber deswegen nicht von Vorurteilen oder Gefühlen leiten lassen.


    Ich sehe das auch so. Liebe muss nicht sein, aber man kann sich vorstellen, dass der Andere auch nur ein Mensch ist und auch so seine Sorgen und Nöte hat. Es ist aber eine lange Übung, da Gelassenheit und Mitgefühl zu entwickeln. Wenn man sich dann einmal damit auseinander gesetzt hat, geht es auch ganz gut. Kritisch ist es nur, wenn der negative Eindruck gerade ganz frisch ist.


    Meine Meditations-Methode geht im Übrigen so: Ich visualisiere Buddha vor mir und stelle mir vor, dass er von einer Art goldgelben Aura umgeben ist, die das Mitgefühl darstellt. Ich atme dieses Mitgefühl dann beim Einatmen in mich hinein und werde dadurch meist vom Mitgefühl durchdrungen. Beim ausatmen stelle ich mir vor, wie diese goldgelbe Aura aus mir herausströmt und wie eine Art Nektarregen auf meine Umwelt herunterfällt. Wenn ich mir dann die "negative" Person vor mir vorstelle, fällt der Regen des Mitgefühls auch auf ihn. Dadurch werde ich meist ganz friedlich ;) Es funktioniert nicht immer, aber schon immer öfters.

    OFFTOPIC - Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und empfinde es sehr angenehm, dass man sich nach zwischenzeitlich sehr persönlich gefärbter Kontroverse doch wieder angenähert hat und dass man jetzt hier doch wieder einen sehr offenen und angeregten Austausch pflegt. So macht das Forum SInn. 8)

    void:

    Das Zerfallen in unterscheidliche Sekten hat sicher gewichtige Nachteil. Um ein Auseinanderfallen zu verhindern bräucht es eine starke Zentralgewalt, die Abweichler rigide verfolgt und sanktioniert. So etwas würde wieder ganz andere Nachteile mit sich bringen. Es ist schön, dass es im Buddhismus keine "Päpste" und keine Inquistion gab. Ich glaube, dies ist strukturell dadurch erkauft, dass man den Zerfall in Sekten eher hinnahm, als gnadenlos und kompromisslos einzuschreiten.


    Ich glaube nicht, dass Ashoka einfach nur ein netter Mensch war. Seine Förderung des Buddhismus war ja auch politisch sehr sinnvoll. Ashoka hatte ja das Problem, dass er über ein Reich herrschte, indem es die unterschiedlichsten Völker, Kulturen und Lokalgottheiten gab. Buddhismus und Jainismus waren Religionen, die nicht an ein bestimmtes Volk gebunden waren, sondern Menschen aus allen Regionen und Ständen zu einer Gemeinschaft verband und für Frieden zwischen den Völkern eintrat. Der Buddhismus wirkte also als eine Klammer und dient Ashoka auch als eine Reichsideolgie. Vond daher war die Einehit der buddhitischen Schulen für ihn sehr wichtig.


    Gutes Posting 8)

    Ich denke folgendes: Persönlich habe ich Mitgefühl mit dem sterbenden Wesen, aber ein vorzeitiges Beenden des Lebens (in diesem Sinne faktisch Sterbehilfe) ist dennoch nicht angebracht. Ich will gar nichts zum Karma des Polizisten sagen - der Moment des Schusses erzeugt ein sehr starkes negatives Karma, dessen Auswirkung sich weithin erstrecken. Dem Tier hingegen wird die Möglichkeit des natürlich Todes genommen und damit auch die Möglichkeit, karmische Kräfte anzusammeln oder abzubauen. Statt friedlich zu verenden nimmt es den Schmerz des Augenblicks mit in die Wiedergeburt und knüpft dann dort an.