Beiträge von üpoi

    Guten Tag nach langer Zeit einmal wieder. Ich bin wieder etwas verstärkt auf buddistischen Pfaden unterwegs und auf der Straße.


    Für die Straße benutze ich ein kleines altes Auto, das man besser vorsichtig und nicht schneller als 120 km/h fährt. Für dieses Auto könnte ich bei einer Versicherung bis zu 30% der Versicherungsprämie sparen, indem ich einen Chip an die Scheibe klebe, der mithilfe meines Smartphones das Fahrverhalten auf Umwelt- und vorschriftengerechtes Verhalten ständig überwacht und bei ordnungsgemäßer und vorsichtiger Fahrweise über einen Zwischen-Provider meiner Versicherung sagt, ob ich nach etlichen Monaten 30% sparen kann.


    Aus buddhistischer Sicht ist es sicher heilsam für die Umwelt und wenn man sich in der Spielstraße und vor dem Kindergarten strikt an die Regeln hält. Wer aber auf offener Straße, wolmöglich auf der Landstraße, wo man 150 fahren könnte, aber aus meist undurchschaubaren Gründen mal 50 mal 70 erlaubt sind, genau diese Geschwindigkeit auf dem Tacho fährt, der vorschriftsgemäß immer etwas nachgeht, bringt die Mitmenschen hinter sich zur Weißglut, provoziert dort oft Wut, Ärger und unüberlegtes Verhalten. Das ist nicht heilsam.


    Darf der Buddhist den Telematik-Tarif in Anspruch nehmen und seinen Mitmenschen diesen Ärger zumuten?

    Weniger Medienkonsum ist sicher nützlich ohne Nebenwirkungen.


    Laien ist hingegen zölibatäres Leben nicht aufgegeben. Vielmehr soll (leidiglich) Abstand genommen werden von unheilsamen sexuellen Beziehungen. Also kein Sex, der jemandem weh tut. Im Umkehrschluss auch kein schmerzhafter Verzicht auf Sex. Wem nützt das? ;)

    Zutreffend erkannt:


    Buddha erkannte die Gier als DIE entscheidende Ursache für Leid. Sei doch schon einmal froh, nicht an Reichtum anzuhaften. Deshalb brauchst du dich nicht naiv anzustellen oder dich von anderen ausnutzen zu lasssen, sollte das im Raum stehen.
    Eine Gier tritt in deinem Beitrag klar zutage: Deine Gier, die Dinge mögen anders sein, als sie gerade sind. Ursache für Leid! Nimm an.

    Ich räume auch ein, dass ich auf dem Weg nur allererste Schritte über gut ein Jahr oder zwei gemacht habe, bevor ich ihn wieder verlassen habe und mir kein Urteil über die ganze Bandbreite erlauben kann. Ich habe mich vielmehr bewusst für ein gewissen Maß an Leiden entschieden, als ich den Spaß und das Begehren wählte, reine Bauchsache. }:-):grinsen:


    2012 habe ich nochmal einen Versuch gemacht und einer Sangha einen Besuch abgestattet, aber ich habe Befremdung empfunden. Trotzdem habe ich vor jedermann Respekt, der sich diesen spirituellen Weg wählt.

    Tashili:

    Tja, üpoi, was machste dann hier?


    Hier beteilige ich mich aus Interesse am Meinungsaustausch und es gibt unterschiedliche Intensitäten der Hinwendung zum Buddhismus. Ich hoffe, du kannst das akzeptieren.


    Übrigens: Buddha hat eine Menge schlaue Sachen gesagt, von denen jedermann profitieren kann und die zu beherzigen die Welt friedlicher und freundlicher machen könnte. Allerdings wird es kein Buddhist sein, der sein Leben riskiert, um erstmals für die Menschheit den Fuß auf den Mars zu setzen.

    sascha_108:

    ....
    Wann kommt denn das weise Buddhismus typische Lächeln, das ich immer an den Mönchen sehe?


    Genau. Das habe ich schonmal gehört als "Buddhistisches Dauergrinsen". Dies und das andere Extrem, dass als Meister vereehrte Leute ihr Leben als "reizlos" beschreiben und sich dafür feiern lassen (was ihnen auch egal ist), hat mich befremdet und abgeschreckt.
    Mit nichts mehr etwas zu tun haben, allem und jedem ein mildes Lächeln zu schenken und doch von nicht berührt zu sein. Sich über nichts mehr empören, für nichts mit jeder Faser eintreten, an niemandem mehr anhängen, das hat mich letztlich abgeschreckt.

    Mir ging es ähnlich.


    Binnen kürzester Zeit befreite ich mich vom Leid durch die Aufgabe der Anhaftung. Ich nahm Gutes hin, wenn es kam und blieb mir stets bewusst, dass es weder real noch dauerhaft war.
    Die Lust auf meine damalige Frau ließ mich nehmen, was gegeben wurde und ließ mich unbekümmert von dem, was nicht oder nicht jetzt gegeben wurde. Hat ihr auch nicht gepasst, dass anstatt des Begehrens nun Ruhe eingekehrt ist. Auf diesem Weg konnte ich also zwar mir, aber nicht meiner Umwelt den Frieden bringen.


    In genau dieser Zeit (auch für mich war es etwa ein Jahr der Einübung) musste ich mir einen neuen fahrbaren Untersatz beschaffen, weil die Familienkutsche anderweitig benötigt wurde. So stieg ich ganz unversehens nach 20 jahren familienbedingter Abstinenz auf ein gebrauchtes Motorrad und hatte schon bei der Probefahrt Tränen der Freude in den Augen. Es gelang mir ein paar Wochen, das überwältigende Glücksgefühl des kinetischen Erlebnisses buddhistisch zu dämpfen und das Motorrad auch als Quelle von Leid zu erkennen. Wenn es defekt ist, mir schaden kann, oder anderen.


    Aber weil meine buddhistische Konversion in meinem Umfeld von niemandem als hilfreich empfunden wurde oder eher der Umstand, dass ich viel weniger manipulierbar wurde störte, und mir das Motorrad so unglaubliche, kaum ungterdrückbare Freude machte, gab ich dem buddhistischen Weg den Abschied. Einiges, was ich damals erkannte und erlernte, beherzige ich bis heute, insbesondere die Einsicht in die Ursache des Leides.


    Genau gestern habe ich mir für 10.000 Euro ein neues Motorrad gekauft. Das, das ich bis dahin gefahren habe, hat mich seit dem Neukauf 2007 mehr als zweimal um die Erde getragen und ist verschlissen. Das neue hat 150 PS, es war mir wichtig, dass es schneller als 240 km/h fahren kann.
    Damit habe ich alle Anwartschaften auf neues Leid erworben und bin es auch noch selbst schuld. Und trotzdem wollte ich lieber leben, als mich von eigener Hand buddhistischerweise zum "Absterben" zu bringen, noch bevor ich Tod bin. Damit will ich Menschen, die den buddhistischen Weg weiter gehen, nicht gering achten und für viele ist es ein guter Weg zu Zufriedenheit und Wohlergehen. Ich habe mich so entschieden, jede andere Meinung respektiere ich.

    Was würde Buddha wohl sagen?
    Ich vermute, er würde auch zur "mittleren Anschauung" raten und ein übermäßiges Theoretisieren als nicht hilfreich einschätzen. Leben, Töten und Getötetwerden gehören unvermeidbar zusammen, und sei es nur, wenn wir täglich millionenfach Mikroben zertreten, Pflanzliches essen oder uns dem Risiko des Straßenverkehrs aussetzen. Mir würde es einleuchten, bezüglich "karmischer" Wirkungen auf die Absicht des Handelnden (die auch in Nichthandeln bestehen kann) abzustellen. Hierbei - denke ich - ist jeder, der schlechterdings absichtsvolle Handlungen begehen kann, ganz mit sich allein. Wir können nicht wissen, welche wirklichen Absichten bei anderen gegeben sind. Insoweit sind Lebenwesen, welche nicht in böser Absicht handeln können, nach meiner Meinung frei von "karmischer" Schuld. Ob aber insoweit der geisteskranke Massenmörder oder der weiße Hai wirklich unschuldig ist, können wir niemals objektiv feststellen und es ist auch irrelevant.

    Niemand sollte sich vor irgendwelchen Texten, Geboten, Dogmen usw. verstecken dürfen, sondern Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen, notfalls gar "Schuld" auf sich nehmen, um Leiden zu verringern. Der Polizist, der hinzu kommt, muss diese Verantwortung übernehmen, um Leiden zu verkleinern ohne sonst einen schuldhaften Beitrag geleistet zu haben.


    Als Verkehrsteilnehmer übernehme ich schon durch meine Teilnahme am Straßenverkehr die Verantwortung auch für Dinge, die durch mich geschehen, auch wenn ich keine Schuld trage.
    Und wenn mir dann in pechschwarzer Nacht auf einer einsamen Landstraße ein Reh ins Motorrad läuft (und ich noch lebe) und ich erkenne im Scheinwerferlicht ein schwerstens verletztes Lebewesen mit drei offen gebrochenen Läufen, das aus Mund und Nase blutet und trotzdem versucht, hochzukommen und zu fliehen, dann muss ich sofort entscheiden und Verantwortung dafür übernehmen, dass ich an diesem Tag an diesem Ort war. Dieses Tier zu töten, entschied ich sofort und begann, nach einer geeigneten Waffe zu suchen. Indessen starb das Tier binnen weniger Sekunden, bevor ich fündig würde. Aber meine Entscheidung war vorher gefallen und ich hätte sie ausgeführt.