Quote from Sherab Yönten
Wie geht ihr mit solchen "subtilen" Schmerzen um?
Gut, dass Du in Behandlung bist.
Wenn Dir Osteopathie geholfen hat, versuch auch mal Rolfing. Das ist in die gleiche Richtung, nur eine Nummer entschiedener.
Wenn die Situation wiederholt ein physisches, emotionales oder mentales Problem in den Fokus schiebt, macht es m.E. keinen Sinn, sich aus Prinzip zu einem anderen Meditationsobjekt zu zwingen. Was anderes wäre es, wenn Du Deinen Fokus aus Faulheit hopsen lässt. Aber das scheint ja nicht der Fall zu sein.
Was mache ich damit beim Sitzen? Ich überprüfe Körper, emotionale Energien und Geist, ob da irgendwas auf irgendeiner Ebene einen Ausweg sucht, eine Lösung durchsetzen will, einen Weg, diesen Schmerz wegzumachen oder auszublenden.
Das bedeutet nämlich, dass da ein Kampf im Gange ist. Ich versuche, den Kampf aufzulösen, seinzulassen. Auch den Kampf mit dem Kampf. Das ist nicht trivial, es braucht seine Zeit. Erst wenn der Kampf aufhört, das Nicht-Wollen, das Ich-weiß-wie-es-richtig-sein-muss, ist man tatsächlich "da", sitzt man mit dem Schmerz, so wie er ist.
Und erst dann zeigt der Schmerz sich ganz. Was ganz und gar nicht heißt, dass er stärker wird. Man sieht differenzierter. Man sieht, wo er herkommt, wie er sich zusammensetzt, wie er bedingt ist. Was nicht gleichbedeutend ist mit „man analysiert“. Nein, man sieht, man spürt. Es zeigt sich, was ist. Meist löst der Schmerz sich dann von selbst - oft in eine überraschende Richtung: „Ahhh! Wie geil ist das denn! Da wär ich ja im Traum nicht draufgekommen!“ Ja, genau. Der Körper kann das ganz allein - wenn wir ihm wirklich Aufmerksamkeit geben, und gleichzeitig wirklich aufhören, dazwischenzufunken.
Disclaimer: Es erfordert ein bisschen Übung, herauszufinden, mit welchem Schmerz man auf diese Weise sitzen kann, und welcher Schmerz ein Signal ist, aufzuhören, weil gerade was kaputt geht. Stechende und plötzliche Schmerzen würde ich keinesfalls tolerieren, und bei den Knien wäre ich äußerst vorsichtig. Sitzen mit dem, was ist, ist nicht dasselbe wie sich durchquälen. Aber gleich aufhören, weil irgendwo was wehtut, bringt einen auch nicht weiter. Mittlerer Weg halt.