Lieber Karl,
Dass es beim Ego nichts zu zersprengen gibt, da es schlichtweg nur eingebildet ist, sollte ja jedem Tantriker klar sein. Wenn du Tantra praktizierst, dann hast du sicherlich auch schon von den tantrischen Gelübden und den Samayas gehört, welche als essentiell dafür erachtet werden, dass Tantra seine Wirkung entfalten kann - Tantra ist also auf der Ebene der Praxis geradezu durch diese Gelübde und Samayas definiert, da sie die notwendige Grundlage herstellen, um Tantra üben zu können, sowohl auf der Erzeugungs, als auch auf der Vollendungstufe. Eines der Gelübde umfasst ebenso das Nicht-Weitergeben an sich geheimer Lehren. Des Weiteren ist die absolut notwendige Eintrittspforte für Tantra der Erleuchtungsgeist Bodhicitta, sowohl in seinem relativen als auch in seinem absoluten Aspekt. Nur wer wahrhaft Bodhicitta entwickelt hat, kann Tantra fruchtbringend ausüben. So definiert sich das Tantra ganz klar und eindeutig selbst. Wenn man diese Gelübde, Samayas und Voraussetzungen nun einfach über Bord wirft und sie für engstirnigen Ballast hält, dann hat man Tantra an der Wurzel verfehlt, da man Tantra nicht so praktiziert, wie es sich selbst darstellt. Denkt man hingegen, das sei nicht nötig, so ist das natürlich die persönliche Entscheidung, aber dann praktiziert man nicht Tantra, sondern seine eigenen Ansichten - und das diese Samsara sind, ist jedem der drei Wege implizit.
Liebe Grüße,
Simo[/quote]
Tja, das mit den Gelübden ist so eine Sache, die ganz schnell quantitativ werden kann. Da gilt es dann schon irgendwie diese bei seinen Handlungen abzuwägen. Mal sehen, welches Gelübde wir heute übertreten . Um diese mal etwas vorzustellen:
Ich werde die 5 Gruppen der Übertretungen des Pratimokshagelübdes,
die 4 parajikas, die 13 samghavashesas, die 30 naihsargika-payattikas,
die 90 suddha-payattikas, die 4 pratidesaniyas, die 112 saiksas und
darüber hinaus die Fehler, die in den Grundlagen des Vinaya
zusammengefasst sind usw. aufgeben.
Vor den folgenden achtzehn Hauptübertretungen werde ich mich
bewahren:
(1) Mich selbst loben und andere erniedrigen,
(2) Dharma und Reichtum nicht geben,
(3) nicht hören, wenn jemand etwas bekennt,
(4) das Mahayana aufgeben,
(5) das Eigentum der höchsten Juwelen rauben,
(6) den Dharma aufgeben,
(7) die safranfarbenen (Roben) entziehen,
(8) die fünf Grenzenlosen (durchführen),
(9) falsche Ansichten (hegen),
(10) Städte usw. vernichten,
(11) Ungeübte in der Leerheit unterweisen,
(12) andere von der vollendeten Erleuchtung abwenden,
(13) andere zum Aufgeben von Pratimoksha-(Regeln) bewegen,
(14) Shravakas erniedrigen,
(15) tiefgründig lügen,
(16) das Eigentum der drei Juwelen annehmen,
(17) schlechte Gesetze erlassen und
(18) den Bodhichitta aufgeben.
Vor den vierzehn folgenden Hauptübertretungen werde ich mich selbst
auf Kosten meines Lebens bewahren:
(1) Den Guru verachten oder geringschätzen,
(2) die Anweisungen missachten,
(3) über die Fehler der (Vajra-)geschwister sprechen,
(4) die Liebe für die Lebewesen aufgeben,
(5) den wünschenden oder ausführenden (Bodhichitta) aufgeben,
(6) die Lehre der Sutras und Tantras verschmähen,
(7) nicht Gereiften das geheime (Tantra) erklären,
(8) die eigenen Skandhas verschmähen,
(9) die Leerheit aufgeben,
(10) zu schlechten Menschen freundschaftliche Beziehungen
haben,
(11) sich nicht an die Ansicht (der Leerheit) erinnern,
(12) denen, die Vertrauen haben, diese Geisteshaltung nehmen,
(13) den äußeren Versprechen (keine Aufmerksamkeit) zeigen und
(14) Frauen erniedrigen.
Vor den folgenden schweren Übertretungen werde ich mich in rechter
Weise bewahren:
(1) Mich einer unqualifizierten (Gefährtin) als Mudra anvertrauen,
(2) frei von den drei Sichtweisen in eine Vereinigung eintreten,
(3) einem ungeeigneten Gefäß geheime Substanzen zeigen,
(4) während einer Opferungszeremonie diskutieren und streiten,
(5) mit Vertrauen gestellte Fragen falsch beantworten,
(6) sieben Tage im Haus eines Shravakas bleiben,
(7) obgleich unvollkommen, mich als Yogi rühmen,
(8) jemandem, der ohne Vertrauen ist, den heiligen Dharma
erklären,
(9) (ohne die entsprechenden) Klausuren usw. einwandfrei
(durchgeführt zu haben) Mandalahandlungen ausführen
(10) grundlos die Übungen zur eigenen Befreiung und des
Erleuchtungsgeistes überschreiten und
(11) mit meinem Verhalten im Gegensatz zu den 50 Versen der
Guru-Verehrung stehen.
Dies dürften so die primärsten Gelübde sein. Was das Bodhichitta (Liebevolle Güte und Mitgefühl) betrifft, so vergegenwärtige und praktiziere ich dies täglich.
Dieser Herr auf dem Bild, auf dessen 4-armige Form ich aus Freude über seine förderliche Wirkung, schon 700.000 Mantras rezitierte wurde auch erst in Tausend Stücke geteilt, bevor er sich in dieser Form neu zusammensetzte.
Alles Gute
Karl