Aber insgesamt ist mir aufgefallen, dass Bücher in der Erklärung einzelner Punkte doch deutlich tiefgründiger umfangreicher sind als persönliche Belehrungen . Natürlich kann man das nicht auf dem gesamten Vajrayana anwenden. Beim Thema Mahamudra und Dzogchen habe ich viel mehr von meinem Lehrer Live gelernt oder im Falle von Dzogchen eben durch intensive Praxistage angeleitet als ich jemals in Büchern gelesen habe.
Da stimme ich Dir vollkommen zu: fachspezifische Bücher sind in ihrer Tiefe nicht zu übertreffen.
Wenn es nur um die Praxis ginge, dann würde mir das auch schon genügen.
Ich habe in meiner Vergangenheit, besonders in den ersten Jahren, mir meine Praxis nur aus Büchern zusammengestellt und im Rückblick, so muss ich sagen, war das im Grunde das Beste.
Dass ich "Das sechsfache Guru-Yoga" von Dagyab Rinpoche und Regine Leisner habe, liegt daran, dass mir das mal ein Ordensmitglied vom Orden Arya Maitreya Mandala empfohlen hat, obwohl, komischerweise, der Ordensgründer, Lama Anagarika Govinda, jegliche Praxis von Guru-Yoga abgelehnt hat, während gleichzeitig dort trotzdem das OM-AH-HUM gelehrt wurde, losgelöst vom Guru-Yoga.
Um das Buch zu kaufen, muss man, so heißt es zum Kauf, eine Einweihung in Guru-Yoga erhalten haben. Daher ist es umso erstaunlicher, dass mir dieses Ordensmitglied das Buch empfahl, obwohl uns vom Guru-Yoga abgeraten wurde. Es war wohl insgeheim doch so eine Vorliebe von diesem Ordensmitglied, ohne dass er sich in unserem Kreis darüber äußerte.
Darüberhinaus finde ich immer, dass es eine richtig abgerundete Sache wird, wenn man andere Menschen trifft, die das leben und darüber Vorträge halten.
Eins hat mich noch irritiert:
ich verstehe nicht, worauf Du hinauswillst mit Deiner Äußerung mir gegenüber, Du verstehest nicht, worauf ich hinauswolle....? Oder habe ich das hiermit beantwortet?
Ich habe mir jetzt doch mal das Video mit Kate Thomas angesehen; sie macht einen aufrichtigen Eindruck. Warum sollte man um das Ganze so eine Geheimniskrämerei machen.... Kate Thomas macht das ja auch nicht. Sie kommt da ganz natürlich 'rüber und ich finde nicht, dass sie da eine Grenze überschritten hat. Leider nur auf Englisch, das ist es ja, was ich bemängele: auf Deutsch gibt es da nichts Entsprechendes zur freien Verfügbarkeit.
Allgemein wäre noch hinzuzufügen: Geheimnisse verschließen sich von selbst. Wenn man Geheimnisse verrät, kommen sie bei einem nur Neugierigen, der aber sonst, aus welchen Gründen auch immer, dafür nicht aufnahmefähig ist, nicht an. Auf diese Weise schützen sich Geheimnisse auch ganz von selbst. Beispielsweise sind auch die wissenschaftlichen Hintergründe des Impfstoffs AstraZeneca in diesem Sinne auch ein Geheimnis, obwohl jeder genauestens darüber nachforschen kann, denn alles darüber ist einsehbar. Nur können die meisten Menschen leider nicht analytisch denken, und so entstehen dann seltsame Gerüchte und Märchen darüber.
Ich hoffe, dieses angeführte Beispiel ist einleuchtend genug zum Vergleich mit "geheimen" Unterweisungen im spirituellen Bereich.
Meiner Meinung nach bräuchte nichts zurückgehalten werden. Die, die es verstehen, verstehen es, und die, die es nicht verstehen - nun, bei denen kommt es eben nicht an.
Somit würde es eine bessere Chance bieten, wenn definierte Geheimnisse trotzdem öffentlich gemacht würden, denn dann besteht eine bessere Chance, dass sie nicht in der Geschichte untergehen. Das ist für das Überleben der Tibetischen Kultur äußerst wichtig. Ich sage deshalb "bessere Chance", weil, wenn man ein Geheimnis beispielsweise 100 Menschen verraten würde, und nur einer von denen würde es verstehen, dann hat es wirklich einer verstanden. Würde man aber unter 100 Menschen nur einen bestimmten aussuchen, der das Geheimnis erfährt, und man hat das Pech, dass es ausgerechnet einer ist, der es nicht versteht (man hat sich in ihm getäuscht, kann ja vorkommen) - nun, dann wird das Geheimnis in der Geschichte untergehen. Ich denke, das wäre nicht im Sinne des Erhalts der Tibetischen Kultur.
Darum ist in solchen Fällen es immer besser, eine breite Zuhörerschaft aufzubauen.