Beiträge von °°°

    Hm, in eine andere Richtung als Benkei weisen zwei Gedichte von Ko Un:


    Zitat

    Alles außerhalb des Hauses
    kann mein Lehrer sein.


    Meister Pferdescheiße,
    Meister Kuhmist,


    Meister Kindersommersprossen.



    Freilich passt das nicht in ein Ordnungssystem (Das meiner Meinung nach eh vorwiegend zur Überhöhung von Menschen führt. Und von da zu Missbrauch).

    Dank Euch.


    "Sogar wenn Du Töne und Stille beide vergessen hast - Dort angekommen, was kannst du dazu sagen?" klingt ja ganz schön daoistisch. Das er die Reps-Übersetzung verwendet hat halte ich für sehr wahrscheinlich, weil auch Osho (der sein Lehrer war) sie verwendet hat (zumindest beim Vigyan Bhairava Tantra, das seltsamer Weise in einem Buch von Reps über Zen enthalten ist).


    Andererseits hat aus meiner Sicht auch das "Wenn du auslöschst Sinn und Ton, was hörst du dann" etwas von den tonlosen Ton hören und den Klang der einen klatschenden Hand vernehmen.
    Aber freilich passt es vor allem in Behrends betonung des Hörens, was ja das "was kannst du sagen" dann nicht mehr tut. (Obwohl in der einen Übersetzung (die von Reps?) hiesst: Der Klang kommt zum Ohr, das
    Ohr geht zum Klang. Und zumindest in Dae Gaks "Das Zen des Lauschens" gibt es ja auch die Betonung des Hörens. (Interessanterweise da auch im Bezug auf den Klang der Glocke.) Aber Ummons Koan weist sicher in eine andere Richtung.

    Ich hab nach vielen jahren mal wieder J.-E- Behrend (dem Jazz-Papst und Hör-Propheten) gelesen . Er zitiert mehrfach den Koan "Wenn du auslöschst Sinn und Ton, was hörst du dann?"
    Weiß jemand, von wem der stammt?

    Hm, da kommen wir aber weit ab.
    Es ist akausal. Auch im Zen sprachen einige Leute von Zufall/Unfall. Auch Shinran verneint die eigene Leistung. UG benutzt da meist das Wort Kalamität, um die ganzen ewige Glückseligkeits-Märchen zu vermeiden.
    Aber anfürsich ist es ja logisch, das es akausal ist. Das nichtbedingte kann nicht bedingt sein. Alles bedingte schafft nur bedingte, vergängliche Zustände. Und die sind dukkha, leidvoll, sagt doch auch Buddha?


    Zitat

    Wenn diese Bewegung, die darauf gerichtet ist, in den eigenen natürlichen Zustand zu gelangen (oder der Himmel weiß in welchem anderen Zustand Sie sein möchten, dem Ihres Idols oder Helden oder Meisters) vorhanden ist – und das ist sie – dann führt diese Bewegung, wohin immer sie auch gerichtet sein mag, von sich selbst weg. Das ist alles, worauf ich hinweise. Wenn diese Bewegung nicht vorhanden ist, dann befinden Sie sich in Ihrem natürlichen Zustand. Also führt das Sadhana, die Methode, das System oder die Technik Sie von sich selbst weg in Richtung auf einen Zustand, in dem Sie gerne wären und der der Zustand eines anderen ist.


    Zitat

    Wenn Ihre Meditationen, Sadhana, Methoden und Techniken auch nur irgendeinen Sinn hätten, dann wären Sie nicht hier, um diese Fragen zu stellen. Für Sie sind sie alle ein Mittel, um eine Veränderung herbeizuführen. Ich bleibe dabei, daß es nichts zu verändern oder zu transformieren gibt. Sie nehmen es wie einen Glaubensartikel hin, daß es etwas zu verändern gäbe. Sie stellen niemals die Existenz desjenigen in Frage, der verändert werden soll. Der ganze geheimnisvolle Nimbus der Erleuchtung beruht auf der Idee, sich selbst zu transformieren. Ich kann Ihnen meine Gewißheit, daß Sie, und alle Autoritäten über die Jahrhunderte hinweg, Unrecht haben, nicht vermitteln oder auf Sie übertragen. Sie und die spirituellen Güter, die sie vertreiben, sind völlig falsch. Da ich über diese Gewißheit nicht kommunizieren kann, wäre es für mich nutzlos und artifiziell, wenn ich mich auf ein Podium begäbe, um mich darüber auszulassen. Ich ziehe es vor, informell zu sprechen; ich sage einfach: "Es war nett, Sie kennengelernt zu haben."


    http://ugkrishnamurti.net/ugkr…et/GERMAN/Erste/Erste.htm


    Zitat

    Alles Tun in jegliche Richtung ist Gewalt. Jedes Bemühen ist Gewalt. Alles, was Sie mittels des Denkens tun, um einen friedvollen Geisteszustand zu schaffen, heißt Gewalt anwenden. Eine solche Einstellung ist absurd. Sie versuchen, den Frieden durch Gewalt zu erzwingen. Yoga, Meditationen, Gebete und Mantras sind alles gewalttätige Techniken. Der lebendige Organismus ist sehr friedlich; Sie müssen gar nichts tun. Der auf friedsame Weise funktionierende Körper kümmert sich keinen Deut um Ihre Ekstasen, Verzückungen oder beseligenden Zustände.


    http://www.yogapad.de/forum/topics/ug-krishnamurti-mind-is-a

    Ich denke nicht, das die Bodyscan-Übung schlechter ist als Vipassana oder tantische Meditaionen. Aber ich bin mir sicher, das sie alle nicht zum Erwachen führen. Das nichtbedingte kann nicht durch Bedingungen erlangt werden.
    Oder um U.G. Krishnamurti zu zitieren: Erwachen geschah nicht wegen, sondern trotz Meditation. Aber sicher kann auch Meditation angenehm sein. Man sollte nur sie nicht überbewerten.



    Ja, sicher kann man Fundamentalist sein, und den Großteil der Buddhisten ihr Buddhistsein absprechen. Aber man kann auch verschiedene Sichtweisen sehen.


    Zur Geistesschulung hat Bodhidharma für mich schon das wesentliche gesagt:

    Zitat

    Gemäß der Überlieferung fragte Hui-k’o den Bodhidharma, der in Meditation saß, wie er den Geist beruhigen könne. Bodhidharma wandte sich ihm zu und sagte: „Bring mir deinen Geist und ich werde ihn befreien.“
    Hui-k’o erwiderte, so sehr er sich auch anstrenge, er könne ihn nicht finden. Da sprach Bodhidharma noch einmal: „Dein Geist ist befreit.“


    Und von Wuzhu, den Zenmeister des ersten tibetischen Königs gibt es die Aussage:

    Zitat

    Yijing fragte den Ehrwürdigen: „Chan-Meister, wie erzeugt ihr Sitzmeditation (zuochan)?“ Wuzhu erwiderte: „Nicht erzeugen ist Chan.“


    Aber sicher legen die nichtmeditativen Pfade mehr Betonung auf das Rechte Sehen, den ersten Pfad, also das Sehen, das da niemand ist, der etwas tut, das Eintreten ins Ungeborene. Damit beginnt der Pfad. Daraus entspringt Ethik und Versenkung.
    Und genau diesen betonen aus meiner Sicht Zen, Nichiren, Shinran. Dagegen gleicht ein Ich, das sich den Hintern plattsitzt, den Menschen, der einen Stein poliert, um daraus einen Spiegel zu machen.
    Peter Masefield wies darauf hin, das dies auch Sicht des Palikanons ist.

    Vergesst beim zitieren bitte die Forumsregeln nicht.


    Zitat

    8. Deutsche Sprache
    Die Texte in diesen Forum sollten in deutsch verfasst werden. Texte in anderen Sprachen sollten nur mit deutscher Übersetzung eingestellt werden. Ansonsten steht es den Moderatoren zu, diese Beiträge zu löschen.

    mukti:
    Doris Rasevic-Benz:


    mukti, solltest Du den Vajrayana meinen, dann scheint es da ein grundlegendes Missverständis zu geben....


    Aha, im Theravada spielen Übertragungen, Bindungen, Titel und Urkunden (betrifft eher die Diskussion in einem anderen Thread) nicht diese Rolle soviel ich weiß. Jedenfalls erlebe ich das ganz anders. Egal, hab' nur mal hier vorbeigeschaut, lasst euch nicht stören.


    Naja, ich glaube die Dinge spielen vorwiegend im Vajrayana und im Zen eine Rolle. Das sind auch die Richtungen, wo meiner Meinung nach die Lehrer überhöht werden, und das ganze dann meist gegen die Wand gefahren wird.


    Aber zu Brad zurück. Ich mag ihn sicher, weil er U.G. Krishnamurti mag und sein "Hinsetzen, Fresse halten" ist eine der tiefsten Lehren.

    Sherab Yönten:
    °°°:

    Im Zen gab es z.B. den Ausspruch, das Zen mit dem Körper praktiziert wird. Und es gibt auch Richtungen im Buddhismus, wo Meditation gar keine Rolle spielt.


    Wir wissen ja noch gar nicht ob Kathy sich überhaupt für Buddhismus interessiert.
    In welcher buddhistischen Schule wird gar nicht meditiert ?
    Jede Schule beinhaltet den 8 fachen Pfad. Und ein Teil des Pfades ist Meditation.


    Das hat sicher zwei Ebenen: Die eine ist die faktische: Es gab mal in Asien eine Umfrage, wo herauskam, das selbst unter den Mönchen und Nonnen nur wenige meditieren.


    Das andere ist der Faktum, daß in der mit Zen größten Mahayana-Richtung, den Amida-Buddhismus, als auch im Nichiren-Buddhismus nichtmeditative Praktiken (Nembutsu bzw. Daimoku) im Mittelpunkt stehen. Und im Zen ist es umstritten, inwieweit Zazen Meditation ist (weil Zazen hat kein definiertes Ziel und keine Bedeutung, die über das Sitzen selbst hinausgeht. Da erinnert sie ein wenig an das Sitzen und Vergessen des Daoismus)


    Zu den 8-fachen Pfad: Da ist IMHO nirgends von samma dhyana, rechter Meditation die Rede: Es ist die Rede von samma sati, rechter Bewusstheit und Samma samadhi, rechter Versenkung. (Und das sind erst die Endpfade.) Rechte Bewusstheit kann auch durch nichtmeditative Praktiken auftauchen. Insoweit denke ich, das auch Amida- und Nichiren-Buddhismus nicht vom 8-fachen Pfad abweichen. Ihre Interpretation des Pfades ist aber vielleicht eine andere.


    Es gibt aber allgemeine Hinweise, die methodenunabhängig und buddhismusunabhängig sind. Deshalb schrieb ich. Es geht eigentlich mehr darum, wie man regelmäßig übt. Da ist es eigentlich egal, ob man meditiert, oder Flöte übt oder Tai Chi oder Kraftsport.

    Am günstigsten ist es sicher, sich für die Meditation einen zeitlichen Rahmen (einmal oder mehrmal am Tag zu ner festen Zeit und Dauer) zu suchen, und daran festzuhalten. Das erleichtert die Sache erheblich.


    Austausch kann wichtig sein, aber traditionell wird gesagt, das er mit einem Lehrer erfolgt. Vor allem denk ich, ist es wichtig, den Austausch mit Leuten zu führen, die das selbe praktizieren wie man selber.
    Meditation ist meiner Erfahrung nach im MBSR etwas anderes als im Vajrayana, dort anders als im Zen, dort anders als im Taoismus.


    Ansonsten bin ich mir nicht sicher, inwieweit Austausch über Meditation überhaupt sinnvoll ist. jedes Sitzen ist anders, und wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Man braucht es IMHO nicht mitzuschleppen.


    Sherab Yönten:

    Im Buddhismus geht es vorwiegend um den Geist (Bewusstsein) und weniger um den Körper.


    Aber ich denke, du sprichst da eher für deine Tradition. Im Zen gab es z.B. den Ausspruch, das Zen mit dem Körper praktiziert wird. Und es gibt auch Richtungen im Buddhismus, wo Meditation gar keine Rolle spielt. Ich denke, man sollte da nicht zu sehr verallgemeinern. Ich denke, das es letztlich einen Körper-Geist gibt, das das eine Einheit ist. Buddha sprach einmal davon, daß Körper und Geist sich gegenseitig bedingen. Aber es kann genausogut sein, daß der Geist nur eine körperliche Funktion ist.

    Das Ikkyu mal als Vorläufer der political correctness herhalten muss, hätt man auch nicht gedacht. }:-)



    Ikkyu

    Langeweile ist Fadheit und Leere.
    Das Dao ist fade und ohne Geschmack. Dharma ist Leere.
    Meditation ist einlassen auf Langeweile. Lange verweilen. Im Faden und Leeren, da wo niemand ist. In der nackte Natürlichkeit, ohne Tünche, ohne Süßstoffe und Schminke und Parfüm.
    Gegenmittel gegen Langeweile ist alles, was zu dukkha führt.


    Die Buddhawelt ist trocken und langweilig, und Du sehnst Dich danach.
    Ralph Buttler

    blue_apricot:

    @ Fred 1234:


    Zitat

    Der Diamantweg sagt mir schon zu allerdings ist er wohl die radikalste methode um Buddhist zu werden ?


    Nö. Ist nur eine Möglichkeit unter vielen. Zen, Shin oder Nichiren-Buddhismus sind in vieler Weise vielleicht sogar radikaler.


    Zitat

    Hallo Fred . Es gibt noch andere Schulen der `Karma Kagyü Linie`- unter der spirituellen Schirmherrschaft des 17. Gyalwa Karmapa Ogyen Trinley Dorje-.


    Ja. Es ist ein wenig unübersichtlich das ganze. Es gibt zur Zeit mindestens 3 Karmapas (wobei meines Wissens Karmapa Dawa Sangpo in Deutschland keine Rolle spielt), dann gibt es in der Linie des Karmapas Thaye Dorjes mehrere Richtungen. Die eine sind die Ole-Zentren (also der Diamantweg).
    Dann gibt es die Zentren des Sharmapas, die mehr sutrisch ausgerichtet sind. Bodhi Path. (da heisst es z.B. "Bodhi Path ist offen für alle, unabhängig davon, ob sie Buddhisten sind oder nicht.") Dann gibt es die, die mehr an den französischen Zentren von ehemals Gendün Rinpoche angelehnt sind. (Dharmazentrum Möhra z.B.)
    Dann gibt es die Zentren in der Tradition von Chögyam Trungpa. (Shambala).
    Und dann halt noch die Zentren von Karmapa Ogyen Trinley Dorje.


    Und freilich noch die Zentren die Kagyü, aber nicht Karma Kagyü sind - Drikung Kagyü und Drukpa Kagyü.


    (freilich gibt es auch noch die Zentren der anderen tibetischen Richtungen: Nyingma, Sakya, Jonang, Gelug). Ziemlich unübersichtlich das ganze.

    bel:

    Im Soto-Zazen soll jedenfalls nix "angespannt" werden - die natürliche Atmung ist immer kombinierte Brust+Bauch-Atmung. Diese "Tanden"-Atmung kommt iwie aus dem alchemistischen Daoismus.


    Ja, unter anderen. Es gibt auch eine Aussage bei Laotse, die sich so deuten lässt: " Das Herz (den Herz-Geist) leeren, den Bauch füllen." Auch sein "Rückkehr zur Wurzel" lesen manche so. (Aber da ist freilich die Frage inwieweit daoistisch (vor-alchemistisch) es als eine forcierte Handlung gedacht wird.)
    Im Kampfsport (und da ziehe ich mal Tai Chi mit ein) ist das Ruhen im dantien sehr wichtig, besonders in der dort gelehrten Steh-Meditation. Und jede bewegung im Tai Chi geht vom Dantien/Hara aus.
    Auch im Neokonfuzianismus spielt Meditation mit Ruhen im Dantien eine wichtige Rolle. Und ihre Meditation scheint mir einerseits vom Daoismus wie auch vom Zen beeinflusst zu sein.
    Von Dürckheim zitiert in seinem Buch "Hara, die Erdmitte des Menschen" einige Lehrer. Was sie erzählen, hat für mich schon starke neokonfuzianische Anklänge (aber Neokonfuzianismus hat ja schon manchmal die idee, Sachen aus Daoismus, Buddhismus, Konfuzianismus zu vereinen. Da spielt die Mitte eine wichtige Rolle. Und die körperliche Mitte ist das Hara/Dantien).Es spielt ja auch im Westen (z.B. beim Gesang) eine wichtige Rolle.

    Naja, sicher sehr neu, aber 50 Jahre? Ich weiß nicht. Der Laie Pang z.B. lebte von 740-808.


    bel:


    Womit wir direkt beim Herzsutra sind: "Form ist wirklich Leerheit, Leerheit ist wirklich Form."
    Das ist schon was anderes als bei Laozi.


    Das hab ich ja auch nicht behauptet. Ich meinte nur, das zur Zeit Joshus bei dem Wort Wu Bedeutungen mitschwangen, die bei einem "Nein" nicht mit transportiert werden. Und das ist bei einer eher lyrischen Sprache vielleicht noch extremer als im deutschen.
    Aber selbst im Deutschen kann man zum Beispiel sehen, das beim Wort Natur (in Buddhanatur) Sachen mitschwingen, die in buddha-dhātu so nicht da sind.

    Ji'un Ken:

    Im Mumonkan Fall 1 beantwortet Joshu die Frage mit Nein. Im Shoyu Roku (Cong Rong Lu), einer etwas älteren Koansammlung findet man das Koan "Hat ein Hund Buddhanatur?" als Fall Nr.18. Dort wird Joshu von zwei Mönchen gefragt. Dem einen antwortet er mit Ja, dem anderen mit Nein.


    Sobald wir fragen ob jemand Buddhanatur hat, ja selbst wenn wir fragen, was Buddhanatur ist, sind wir schon von ihr getrennt, haben ein Konzept, eine Vorstellung aus ihr gemacht. Und mit diesem Konzept spielen Zen Meister wie Joshu.
    Sie benutzen es um dem Fragenden seine Krücken, die Vorstellungen, die er sich so macht, wegzuschlagen.


    Da hast du sicher recht. Aber aus meiner Sicht greift eine Übersetzung von Wu als nein zu kurz. Es ignoriert aus meiner Sicht all das, was für einen Chinesen bei Wu alles mitschwingt (er ist ja auch im Daoismus ein wesentlicher terminus (Wo die Begriffe you und wu, sein und nicht sein meist miteinander verschränkt sind) - und wurde auch manchmal als Übersetzung für das Sanskrit-Wort für leer benutzt. Außerdem ist es klanglich sehr nah an dem Klang, den Hunde beim bellen hervorbringen. Gerade das chinesische spielt schon traditionell (das findet man schon bei Zhuangzi) mit Vieldeutigkeiten. Für mich ist gerade das Wu die Kunst sowohl Ja und Nein gleichzeitig zu sagen, als auch weg vom Metaphysischen hin zum Natürlichen, nicht abstrakten zu weisen.


    Zur Etymologie von Wu:


    Zitat


    Ernst Schwarz sagt in der Einführung in seine Laozi-Übersetzung:
    Professor Ni Tsching-yuan wies anhand etymologischen Materials nach, daß das Schriftzeichen wu sich ursprünglich aus einer Kombination der Zeichen ‚Wald‘ und ‚Feuer‘ zusammensetzte. Ein niedergebrannter Wald besteht zwar nicht mehr aus Bäumen, aber diese sind nicht spurlos verschwunden: sie ‚sind‘ jetzt Asche. Als gedankliches Substrat des Begriffs wu ist offenbar der Zustand des Noch-Nicht-Seins oder Nicht-Mehr-Seins wie auch der Prozeß, durch welchen dieser Zustand hervorgerufen wurde, zu verstehen. Darin birgt sich das Werden als Übergang vom Seienden zum Nichtseienden, was eine Revision des Prozesses nicht ausschließt: das Leere kann sich wieder füllen, und auch der niedergebrannte Wald vermag wieder aufzuerstehen – wie der Vogel Phönix aus der Asche.


    Quelle


    Wu kommt also dem Begriff der Lichtung bei Heidegger sehr nahe.

    Karma tut aus meiner Sicht so aus, als gäbe es einen getrennt Handelnden. Den gibt es nicht.
    Sieht man die Allverbundenheit alles Seins (wie sie z.B. im Avatamsaka-Sutra im Mahayana gelehrt wird) ist dies IMHO nicht mehr möglich.


    Ansonsten sind auch philosophische Überlegungen interessant, die überlegen, ob Ursache - Wirkung überhaupt existieren.
    Siehe z.B. Kausalität. Eine Problemübersicht. Und selbst, wenn man glauben würde, das es Kausalität gäbe und ein getrenntes Wesen gäbe, ist doch sehr fraglich, inwieweit sie auf Ethik übertragbar ist.

    Zumindest im frühen Ch'an scheint mir Zen nicht unbedingt gleich Zazen zu sein.


    Zitat

    Sich nicht der Geburt fügend, unabhängig von Stille, ohne in samâdhi einzutreten, ohne in sitzender Meditation zu verweilen, ist da Nicht-Geburt und Nicht-Übung und der Geist kennt weder Verlust noch Gewinn.


    Zitat

    Yijing fragte den Ehrwürdigen: „Chan-Meister, wie erzeugt ihr Sitzmeditation (zuochan)?“ Wuzhu erwiderte: „Nicht erzeugen ist Chan.“


    Und ich seh die Deutung von "Alles ist Buddhanatur" auch bei Shinran und an einigen Stellen auch bei Nichiren. Ich seh nicht, das da bel was eigenes vertritt.


    Zitat

    Alle Dinge sind Buddhanatur, doch nur wenn ein Buddha als Buddha die Dinge betrachtet, erkennt er sie als Buddhanatur. Wenn ein Mensch in der Irre die selben Dinge betrachtet, sieht er nur seine Illusion. Aber das bedeutet nicht, dass die Illusion verschieden ist von der Buddhanatur.


    Kodo Sawaki

    Hat aber Dogen nicht ein ganzes Kapitel über Buddhanatur geschrieben?
    Und man findet auf Zenseiten ja auch Sachen wie Diese:


    Zitat

    Zen ist die Verwirklichung unserer Buddha-Natur.


    Philip Kapleau


    Zitat

    Die Menschen sind in ihrem tiefsten Wesen Buddha; es ist wie bei Wasser und Eis: Wie es kein Eis gibt ohne Wasser, so gibt es nicht einen Menschen ohne Buddhanatur.


    Hakuin


    Zitat

    Der Buddhakörper wird als die höchste Wirklichkeit bezeichnet. Er ist nichts, das hinter den Erscheinungen versteckt sein kann. Es ist keine besondere Substanz jenseits der Erscheinungen. Es ist das Leben der Erscheinungen selbst. Alle Erscheinungen sind - so wie sie sind - die Buddhanatur. Jeder hier im Dojo ist - so wie er ist – die Buddhanatur. Wegen unserem komplizierten Geist haben wir Schwierigkeiten, das wieder zu erkennen. Wir möchten, dass Buddha etwas besonderes ist. Also sind wir unseren mentalen Konstruktionen verhaftet. Die Idee, es gäbe irgendwo eine feste Substanz, ist eine rein mentale Konstruktion ohne irgendeine Realität. Niemand hat jemals feste Substanz gesehen, nirgendwo, sogar die Berge bewegen sich und formen sich um. Sie sind wechselseitig abhängig vom ganzen Universum. Nichts hat eine getrennte Existenz.


    Quelle


    Und ist nicht manchmal auch von einem wahren Selbst die Rede?

    Das Nirvana-Sutra ist aber Teil selbst des tibetischen Kanons (obwohl dieser ja weniger umfangreich ist als der chinesische). Du kannst ihn also da nachlesen. Da wird das Wort Atman benutzt. Es scheint mir eindeutig.
    Nirvana-Sutra klingt sehr nach Mahayana, im Theravada würde es ja Nibbana-sutta heißen. (ein ähnlich heißendes gibt es sogar). Aber vielleicht klingt ja myang 'das kyi mdo für dich vertrauter.
    Das die Mahayanis so wenige Mahayana-Sutras gelesen haben, ist immer wieder erschreckend. Und das man die wichtigsten Mahayana-Sutras nicht einmal vom Namen kennt, ist einfach traurig.
    Es gilt in verschiedenen buddh. Schulen als eines der wichtigsten Sutren. (Tien tai, Hua Yen).


    Wie ich schon oben schrieb, scheint mir das nicht so, daß es in der tibetischen Tradition nicht vorkommt. Sowohl die Lehren von Shentong als auch die der Jonang sind da zumindest nahe dran.
    Auch die Lehren des Dzogchen lehrt meiner Meinung nach eher ein Aufdecken der Buddhanatur als ein Entwickeln der Buddha-Natur. Kommt also auch da Zen sehr nahe.

    Ich denke, man sollte da nicht verallgemeinern. Es ist aus meiner Sicht ganz offensichtlich, daß das Nirvana-Sutra Buddhanatur als Selbst (atman) lehrt.
    Sicher stimmt es zu, daß alle Phänomene anatman sind, aber Buddhanatur/Atman ist für ihn kein Phänomen. Aber Atman hat für ihn nichts individuelles. (Es ist somit klar nicht so nah an einem Ich-Glauben als der Glaube an ein Bewusstseinkontinuum). Da gibt es aus meiner Sicht einen klaren Zug in Richtung Monismus.
    Aber eben so klar ist, das andere Mahayanatexte (z.B. das Lankavatarasutra) darlegen, daß Buddhanatur als Atman anzusehen eine falsche Sichtweise ist.
    Wie die Sichtweise in den einzelnen buddh. Schulen ist, müsste man dann sich genauer ansehn. Das hieße zu schaun, inwieweit die Vergänglichkeit des Dharmakaya gelehrt wird. Oder die Vergänglichkeit von Nirvana.
    (Und sicher ist das innerhalb einer Schule nicht einmal einheitlich. Innerhalb des tibetischen Buddhismus gibt es da ja siet langer Zeit auch die Streitigkeiten zwischen Prasangika und Shentong, letztere nehmen ein inhärent existierendes Absolutes an. M.B. Schiekel wieß in den von mir ja schon verlinkten text darauf hin, das die Lehren des Nirvana-Sutras mit denen der tibetisch-buddh. Jonang-Schule große ähnlichkeiten hatte (aber man hat diese auch versucht auszurotten - also nicht die Meinung - sondern die Richtung). Auch innerhalb des Theravada gibt es ja die Dhammakāya Tradition, die ein wahres Selbst annimmt).


    Also nur zu sagen: Buddhanatur ist das Potential ein Buddha zu werden, greift da zu kurz. (das würde ja auch kein Theravadin bestreiten). Allerdings ist die Idee, ich gelange durch etwas zur Buddhaschaft, wieder sehr problematisch ist. Dann ist Nirvana nämlich etwas bedingt entstandenes und somit vergänglich. Das ist der Punkt, um den es bei der Diskussion um Buddhanatur IMHO letztlich geht. Der Versuch den Konzepten des Buddhas irgendeine logische Struktur zu verleihen.

    Die Übersetzung Buddhanatur ist sowohl für buddha-dhātu, tathāgata-dhātu als auch für Tathagatagarbha fragwürdig. Dhatu ist glaub ich eher Essenz oder Bereich, Garbha eher Gebärmutter. Inwieweit die Begriffe überhaupt dasselbe meinen, da bin ich mir auch nicht sicher.


    Mal ne Leseliste und einige rabiate Zitate.


    Zur Einführung erstmal Wiki:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Buddha-Natur und https://de.wikipedia.org/wiki/…en_Tathagatagarbha_Sutras


    Verschiedene Sichten auf die Buddhanatur werden hier u.a mit dargestellt:


    http://www.mb-schiekel.de/phil2.htm


    Einen link zur englischen Übersetzung des Nirvana-Sutra, deren Hauptlehre die Buddhanatur ist :


    http://www.buddhistische-gesel…loads/mahaparinirvana.pdf


    Im Zen les ich viel öfter etwas von Aufdecken oder Erkennen der Buddha-Natur als von Entwickeln der Buddha-Natur. (An ähnliche ansätze erinnere ich mich im Dzogchen).
    Sheng yen über Bodhidharma:


    Zitat

    "Er unterrichtete, daß alles vom Geist ausgeht, daß die Natur des Geistes Buddha-Natur ist, daß jedes fühlende Wesen die Buddha-Natur besitzt und daß die wesentliche Methode für das Erkennen dieser ursprünglichen Natur darin besteht, den Geist zu erblicken."


    Eine der radikalsten Blicke auf Buddhanatur aus dem frühen Ch'an:


    Zitat

    Siehst du denn nicht Den in Muße lebenden Menschen des Weges,
    Der Gelehrsamkeit aufgegeben hat Und das Nichthandeln übt,
    Der weder Verblendung bekämpft noch nach der Wahrheit sucht?
    Die wahre Natur der Unwissenheit Ist Buddha-Natur selbst;
    Der leere Illusionskörper Ist der Körper der absoluten Wahrheit.


    Yongjia Xuanjue


    Über Dogen's Sicht der Buddhanatur:


    http://yudoblog-b.blogspot.de/…dha-natur-bussh_4176.html


    Über Shinran's Sicht der Buddhanatur kann man unter


    http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?t=1824 und http://www.buddhaland.de/viewtopic.php?t=832 einiges finden


    Zitat

    "Nirvana hat unzählbare Namen. Es ist unmöglich sie alle aufzuzählen; Ich werde ein paar nennen. Nirvana wird Erlöschen der Leidenschaften genannt, das Unerschaffene, Wahre Realität, Dharma-Körper, Dharma-Natur, Soheit, Einheit, Und Buddha-Natur. Buddha-Natur ist nichts anderes als Tathagata [Amida Buddha]. Dieses Tathagata durchdringt die zahllosen Welten; Es füllt jedes Herz und jeden Geist des Ozeans des Seins. All dies, Pflanzen, Bäume, und Erde, alles erlangt Buddhaschaft."


    Shinran


    Einige Aspekte zu Nichiren's Sicht zur Buddhanatur:


    http://du-bist-buddha.de/?page_id=566


    Zitat

    »Kirsche, Pflaume, Pfirsich und Haferpflaume haben ihre ganz besonderen Eigenschaften und manifestieren ihre eigenen Merkmale des ursprünglichen Buddhas, ohne ihren Charakter zu ändern.«


    Aus meiner Sicht sind Buddhanatur und Leerheit Synonyme. Es erinnert auch sehr an das, was Buddha im Palikanon als das Ungeborene bezeichnet.