Hallo.
Ich bin neu hier und habe sehr lange überlegt, ob ich meine Frage hier posten soll, oder nicht.
Es geht um meinen Freund. Er ist Buddhist, ich nicht. Eigentlich fand ich das bisher nicht schlimm, im Gegenteil gewisse Unterschiede stärken eine Partnerschaft finde ich. Wir sind seit 1 1/2 Jahren zusammen. Wir haben uns an der Uni kennen gelernt und ich wusste auch von Anfang an dass er Buddhist ist. Er war im Abschlussstress und ging damals 1 maximal 2 mal die Woche meditieren (bzw meditierte daheim) . Eine Woche war er im Winter (schon gebucht bevor wir uns kannten) bei einer Fasten- und Schweigemeditation, etwa ein halbes Jahr später, im Sommer eine Woche nochmal in Spanien zum meditieren. So wie er mir seinen Glauben (oder seine Philosophie) erzählt hat, fand ich es interessant, beschäftigte mich ein wenig damit, merkte aber bald, dass es nicht meines ist. Versuchte aber ihm freie Hand zu lassen. Nach der Spanienreise im letzten Jahr fing er ein Praktikum an, wurde dann Anfang diesen Jahres übernommen. Während des Praktikums meditierte er eigentlich fast gar nicht, mit dem festen Arbeitsplatz fingen eigentlich die Diskussionen an: im Dezember war er 3 Wochen bei der Schweige-und Fastenmeditation, er meinte es sei eine einmalige Sache und für ihn als Buddhist sehr wichtig. Ich wollte ihm nicht im Weg stehen, hätte ihn aber hier gebraucht, zum einen stand mein Examen kurz bevor zum anderen wartete ich auf einen wichtigen ärztlichen Befund. Jetzt war er gerade wieder für 10 Tage in Spanien. Plötzlich will er jeden Tag morgens und abends meditieren, hat daher kaum mehr Zeit mal zu telefonieren (ich sollte dazu sagen, dass wir uns studien- und arbeitsbedingt nur am Wochenende sehen können) am Wochenende will er noch zu speziellen Kursen und Vorträgen gehen. Mehr als die Hälfte seines Jahresurlaubes verbringt er mit Schweigen, Fasten, Meditieren und Lamas hinterher zu reisen, das finde ich sehr viel, und es macht mir Angst weil es scheinbar immer mehr wird.
Ich habe im März einen Versuch gestartet auf mich nochmal mit dem Buddhismus genauer auseinander zu setzen und bin mit ihm zu einem Vortrag gegangen, habe mir Bücher gekauft und gelesen und Meditationen mitgemacht. Die Meditation war für mich gar nichts, ich bekam Kopfweh und Atemnot, seitdem belasse ich es lieber bei meinem autogenen Training und Yoga. Jedem das seine. Irgendwie fühle ich mich mit dem Buddhismus als Glauben für mich zumindest nicht wohl. Er weiß es und toleriert das auch.
Nur eben seine gesteigerten Aktivitäten die letzte Zeit verletzen mich, ich komme mir auf Rang 2 verschoben vor, erst musste er mehr arbeiten und jetzt will von der verbleibenden Zeit noch viel mehr für Meditationsreisen und ähnliches aufbringen. Sicher ich könnte mitfahren, aber was will ich dort, der Buddhismus ist seine Religion, nicht meine und ich will auch nicht konvertieren und schon gar nicht um eine Beziehung zu retten. Darauf ansprechen hilft nicht viel, dann kommt ich soll mich nicht so anstellen, ich sei seine Nummer eins und das sollte ich wissen.
Erst dachte ich, dass es nicht am Glauben liegen kann, und versuchte das in Diskussionen außen vor zu lassen, aber irgendwie landen wir immer wieder bei der Glaubensauslebung und ich komme mir so intolerant vor (ich selbst bete abends und gehe dann und wann in die Kirche), dass ich klein bei gebe und immer unglücklicher werde. Deswegen habe ich mich auch entschieden hier zu scheiben: ich weiß, jeder handhabt das anders, aber wie viel Meditation ist "normal"? Wie oft reist man zum Meditieren, wie oft zum Lama? Wird er mit der Zeit noch mehr solcher Reisen unternehmen (also ich meine statt 1-2 im Jahr, 4-5 vielleicht) ? Wir wollen wenn ich mit der Uni fertig bin zusammen ziehen, und eine Familie gründen, ich habe die letzte Zeit Angst, dass er sich in seine Meditationsreisen zurückzieht, und ich allein da stünde. Irgendwie will ich einfach nur verstehen wieso er plötzlich so viel meditiert und mich so beiseite schiebt.