Posts by Tai

    Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten?

    Vielleicht kann es hilfreich sein, die Frage einmal umzudrehen: Woran erkennt man eigentlich einen guten Schüler(*in) und woran einen schlechten?


    Glaubst du z.B., dass Erwachen/Erleuchtung etwas ist, dass von Augenblick zu Augenblick immer genau jetzt verwirklicht werden will und muss? Oder glaubst du, dass die Erleuchtung etwas ist, das man einmal endgültig "erreicht", um danach (für immer) eine Art unfehlbarer Heiliger/Erwachter zu sein?


    Der kindliche Glaube an den Lehrer als unfehlbaren Meister kann leicht zum Problem werden, weil damit jedes Verhalten des Lehrers per se gerechtfertigt ist; auch unheilsames oder missbräuchliches (*1). Ein Erwachen, das von Augenblick zu Augenblick verwirklicht werden will, muss dagegen vom Schüler auch immer wieder neu geprüft werden - was u.a. auch hilfreich dabei sein kann, unheilsame oder missbräuchliche Strukturen zu durchschauen.


    Ich weiß, dass es Lehrer gibt, die einen solches Nimbus des unfehlbaren Meisters vor sich hertragen oder glauben, ihren Schülern vorspielen zu müssen, weil diese das von ihnen vielleicht zu erwarten scheinen (auch im Koan-Zen, das ich praktiziere). Dabei handeln die Koans kaum von etwas anderem als von diesem Kampf um das Erwachen von Augenblick zu Augenblick und wie berühmte Lehrer und ihre Schüler es meistern und aber auch daran scheitern.


    (*1 = Unabhängig davon gibt es auch noch eine Reihe anderer Gründe, warum diese Haltung Probleme versursachen kann, besonders bezogen auf die eigene Praxis.)

    (ein bisschen off-topic, aber irgendwie auch nicht:)


    10.000 sachliche, fachkundige, von Mitgefühl, Achtsamkeit und Respekt geprägte Beiträge, void! Und dazu noch deine Moderatorentätigkeit. WOW!


    Dank und Respekt für dein großartiges Wirken hier!


    _()_ _()_ _()_

    Tai

    ... Es ist auch unfair, wenn einer hier gegen ,drei, vier Leute schreibt. Es hätte genügt, wenn Hendrik und Elliot sich alleine ausgetauscht hätten. Andere hätten sich nicht einmischen brauchen.

    ... dann ist es unfair, dass sich in einem öffentlichen Forum mehr als 2 Leute an einer Diskussion beteiligen.

    Metta: Ich nehme diesen erneuten Anwurf gegen dich zum Anlass, mich ausdrücklich dafür zu bedanken, dass du dich hier eingebracht hast. Für mich waren deine Ausführungen sehr interessant und hilfreich.


    Auch insgesamt finde ich in diesem Faden eine gute Diskussion, die von den Hauptbeteiligten mit Sachverstand und weitreichenden Kenntnissen konstruktiv und trotz der Länge des Threads fast durchgehend 'on topic' geführt wurde.


    Auch dafür an euch vielen Dank.

    Erstmal herzlich willkommen, Germania!


    Es gibt im Buddhismus eine Vielzahl von Praxismethoden, die sicher geeignet sind, dabei zu helfen, mit dem von dir geschilderten Problem besser klar zu kommen oder es sogar zu meistern. Aber diese Methoden sind jeweils eingebettet in ihren ganz eigenen Praxisweg, der jeweils einer ganz bestimmten buddhistischen Tradition entspringt. Und ich glaube, dass die Methoden auch nur in ihrem jeweiligen Praxis-Kontext richtig funktionieren.


    Ganz persönlich bin ich auch ein sehr lärmempfindlicher Mensch. Ich lebe zwar in einer ruhigen Wohnung, habe aber ein extrem lautes Arbeitsumfeld. Mein Umgang mit störendem Lärm besteht idealer Weise darin, mich nicht auf den jeweiligen Lärm, sondern auf dasjenige zu besinnen, das den Lärm genau jetzt wahrnimmt. Eine solche auf das Wahrnehmende gerichtete Aufmerksamkeit führt - wenn sie konsequent von Augenblich zu Augenblick aufrecht erhalten wird - dazu, dass die Wahrnemung, in diesem Fall der Lärm seine konkrete Bedeutung verliert.


    Es ist dann nicht mehr der nervige Herr XY., der schon wieder da oben rumpoltert, sondern die Geräusche sind einfach so, wie sie sind, frei von negativen oder positiven und damit leidhaften Anhaftungen meinerseits. In einem solchen Moment stören Geräusche nicht mehr - so wie man ja bei Geräuschen, die einen nicht stören, manchmal z.B. wunderbar einschlafen kann: Vogelgezwitscher, Musik, Regen, der von Anna Panna-Sati genannte Bach oder mir vertraute Menschen, die sich im Nebenraum unterhalten. Das eigentliche Ziel dieser Übung (Koreanisch: "Hwa-Du", japanisch Praxis mit dem Haupt-"Koan") ist aber die große Befreiung, das große Erwachen.


    Im berühmten Surangama-Sutra wird geschildert, wie Buddha 25 um ihn versammelte Arhats und Bodhisattvas (also alles "Erleuchtete") bittet, die nach ihrem Verständnis geeignetste Methode zur letzten Vervollkommnung zu beschreiben. Als letzter kommt der Bodhisattva Avalokiteshvara an die Reihe und beschreibt die Meditation des Hörorgans:



    Der Bodhisattva Manjushri stellt dann noch einmal heraus, dass dies die von allen genannten am besten geeignete Methode zur letzten Vervollkommnung sei und beschreibt:

    _()_

    Tai

    es gibt für Nirvana keine Bedingung,

    Nibbana ist zwar unbedingt (Ungeborenes, Ungewordenes, Ungeschaffenes, Ungestaltetes, unterliegt keinen Bedingungen), nicht aber, es zu erfahren.


    Die Erfahrung von Nibbana setzt das Praktizieren des achtfachen Pfades voraus, d.h. dieser ist Bedingung für das Erleben jenes Bewusstheitszustandes.

    Es gibt (nach meinem Verständnis) überhaupt keinen Unterschied zwischen "Nirvana" und "es zu erfahren". Und ein Ungeborenes, Ungewordenes, Ungeschaffenes, Ungestaltetes, das keinen Bedingungen unterliegt, kann auch nicht als Bewusstseinszustand verstanden werden.


    Das Ungeborene ist immer bereits gegeben; wir erfahren es nur deshalb nicht, weil wir die ganze Zeit alles mögliche Andere bedingen. Leonies Satz (s.o.) ist in erster Linie auch keine Erkenntnis (bzw. als dualistischer Gedanke nicht wirklich in der Lage, Nirvana zu erfassen) sondern eine Praxisanleitung, die unmittelbar genau jetzt den Weg ins Nirvana weist.


    Dieser Weg funktioniert aber nicht, wenn du quasi durch die Hintertür das Unbedingte gedanklich in Bedingungen einbindest. Dann bleibst du an der Erkenntnis hängen und verstrickst dich zwangsläufig in einem Geflecht dualistischer Reflexionen, die schon per Definition das genaue Gegenteil von Nirvana sind, nämlich geboren, geworden, geschaffen, gestaltet und Bedingungen unterworfen. Den achtfachen Pfad verstehe ich als einen Weg, genau diese Art von Anhaftung (und all das durch sie bedingte Leid) aufzugeben und loszulassen.

    Ich habe mit der Beschreibung dieses non-dualistischen Seins, in dem keine Unterscheidung mehr zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Innen und Außen da ist, meine Probleme …

    Das ist völlig okay. Ich glaube auch nicht, dass Mahayana-Buddhismus für jede/n immer die geeignetste Methode sein muss. Vielleicht ist das einfach nicht dein Ding. Dieser Eindruck entstand zumindest bei mir, als dir im Nachbar-Thread bei der Erwähnung von Koan-Praxis und Zen-Talk nichts anderes einfiel als ein abwertender Bibelspruch über Balken im Auge. Vielleicht erschließt sich dir der Theravada-Buddhismus ja besser.

    Da gibt es doch sehr wahrscheinlich einen wesentlichen Unterschied, der mit entgangen ist, oder?

    Bewusstes Gewahrsein, Loslassen von Anhaftung an Gier, Wut und Verblendung.


    (Säuglinge sind emotional sicher sehr authentisch, aber ihren Begierden, Ängsten und Abneigungen auch ziemlich hilflos ausgeliefert. Ich kann mich an mein Bewusstsein als Säugling nicht erinnern und schließe daraus bzw. vermute, dass es nicht dem konstanten, gegenstandslosen Gewahrsein des Buddhageistes entspricht.)

    Gemäß dem Bodhisattva-Idael unter Auflösung der "Ich"-"Andere"-Dualität für alle da zu sein, ist als Praxis bereits Ausdruck des Erwachens.

    Aha, also ist er doch schon erwacht, aber eher "inoffiziell"?

    Gemäß einer weit verbreiteten Anekdote soll Buddha nach seiner Erleuchtung sinngemäß ausgerufen haben: "Alle Wesen sind bereits erleuchtet; nur aufgrund ihrer Anhaftung an verblendendes Denken sind sie sich dessen nicht gewahr."


    Davon abgesehen ist es (zumindest gemäß der Zen-Tradition, in der ich ausgebildet wurde und praktiziere) ein Mythos, dass Erleuchtung ein für alle mal erreicht würde und man dann für immer erwacht sei. Das Erwachen ist vielmehr etwas, das von Augenblick zu Augenblick verwirklicht werden möchte (ganz im Sinne des obigen Buddha-Zitats). Unser waches Gewahrsein findet in einer absoluten Gegewart, also immer genau jetzt statt. Die Erleuchtung von gestern ist genau jetzt eine bloße Erinnerung. Sind wir genau jetzt gebunden an Anhaftungen und unterscheidendes Denken (z.B. in Form von Erinnerungen), kann dieser Zustand nicht als Erwachen beschrieben werden.


    Im Diamant-Sutra bezeichnet Buddha dies auch als das Ergreifen der 'Vorstellung von einer Lebensspanne' (im Sinne von Zeitvorstellung); eine der vier Arten von Vorstellungen, die ein Bodhisattva nicht ergreift:


    Quote

    Subhuti, weil ein Bodhisattva, der die Vorstellung von einem Selbst, die Vorstellung von einer Person, die Vorstellung von einem fühlenden Wesen oder die Vorstellung von einer Lebensspanne hat, kein Bodhisattva ist.

    (Diamant Sutra, Kap.3)


    Ich dachte bisher immer, der Bodhisattva verzichte bewusst auf das Eingehen ins Nirvana, um, erfüllt von Bodhicitta, zunächst allen anderen Wesen zu helfen, befreit zu werden?

    Hier gilt das Gleiche. Das Nirvana, in das ich später eingehen möchte, ist genau jetzt nur eine Vorstellung. Man kann auch sagen, es ist eine Vorstellung, die ich genau jetzt aufkommen lasse und der Schlüssel zum Erwachen liegt nicht in der Vorstellung an sich, sondern in demjenigen, das eine solche Vorstellung genau jetzt hat/wahrnimmt.


    Die von dir wiedergegebene Lehre verstehe ich so, dass ein Erwachen aus deiner Perspektive (und das ist die einzige, die du jemals haben kannst) das Erwachen aller anderen Wesen miteinschließt. Irgendwer sagte mal: "Wenn du erwacht bist, sind alle Wesen erwacht." Denn nichts, was du jemals erlebst, wahrnimmst oder dir vorstellst, kann getrennt von dir sein. Andersherum verstanden, wäre eine Erleuchtung, die nur dich betrifft und andere ausschließt, wieder geprägt von der Unterscheidung zwischen "Ich" und "Anderen" und könnte nicht als wirkliches Erwachen bezeichnet werden.


    'Absolutes Bodhichitta' bezeichnet gemäß der Buddhaland-Definition "die Verwirklichung von Leerheit, untrennbar vom allumfassenden Mitgefühl und jenseits dualistischer Vorstellungen", ist also in sich bereits ein Synonym des Erwachens bzw. der Verwirklichung des Bodhisattva-Ideals.

    Und wie ist das richtige Verständnis der Lehre, egal welcher?

    Keine Ahnung. Ich kann nur über meine persönliche Auffassung der Lehre sprechen und bezog mich mit dem Begriff „falsches Verständnis“ in #20 in erster Linie auf genau das irrtümliche Verstehen, das ich in diesem Post aufzuzeigen versucht habe.

    Ja, das leuchtet ein, allerdings:

    Wie viele Buddhisten sind schon so weit?


    Tatsächlich befinden sich wohl die meisten Praktizierenden noch in der Dualität und handeln als "Ich" , wobei es den Hilfsbedürftigen egal sein dürfte, ob der Helfende (auf dem Weg) schon weiter fortgeschritten ist - Hauptsache, er handelt mit offenem Herzen, verstehend, achtsam, liebevoll und mitfühlend.


    Deshalb wäre es nicht sinnvoll, mit dem Handeln bis zur "Erleuchtung" zu warten... ;)

    Genau. Selbstloses Handeln stellt in sich einen hervorragenden Praxisweg zur Überwindung von dualistischer Anhaftung dar.

    Ich sehe es ganz laienhaft so, dass im Buddhismus meine Nächsten nicht getrennt von mir existieren und eher ein Teil meiner eigenen Wahrnehmung sind, in diesem Sinne ein unabtrennbarer Teil meiner Existenz.

    So laienhaft finde ich das gar nicht. Konsequent gelebt, führt das von dir beschriebene Verständnis zu einer extrem empathischen, "selbst"losen Einstellung in Leben und Taten. Die christliche Tugend der Nächstenliebe, an welcher die buddhistische Lehre in diesem Thread gemessen und (ab)gewertet wird, postuliert eine starke Dualität zwischen "Ich" und "anderen". Wo diese Art des dualitären Verstehens konsequent losgelassen wird, ist gar kein Raum mehr da für egoistische Selbstbevorzugung. Man tut, was zu tun ist und die Früchte kommen allen Wesen zugute.


    Ich halte es auch für einen Irrtum, zu glauben, das Boddhisattva-Ideal bestünde darin, erstmal persönlich Erleuchtung zu erlangen, um dann auch andere zur Erleuchtung zu führen. Gemäß dem Bodhisattva-Idael unter Auflösung der "Ich"-"Andere"-Dualität für alle da zu sein, ist als Praxis bereits Ausdruck des Erwachens.


    In der Realität mögen wir alle ja noch sehr weit entfernt von der Verwirklichung dieses Bodhisattva-Ideals sein. Das liegt dann aber vielleicht auch oft an einem falschen Verständnis der buddhistischen Lehre.

    Ohje, Du spinnst Dir was zurecht ...

    Monika: Das ist ein gutes Beispiel für das, was ich in #740 als liebevolle Kritik bezeichnet habe. Klingt erst mal hart, ist aber soviel freundlicher als wenn du Tim stattdessen respektvoll zugestimmt hättest im Sinne von: "Tim, du hast ja sowas von Recht, es ist selbstverständlich allen hier völlig egal, ob du ein Mitglied bist oder nicht. Und natürlich hat ein Menschenleben für andere keine Bedeutung und klar, bestimmt würden sich Leute bei deiner Arbeit freuen, wenn du todkrank oder tot wärst etc."


    "Ohje, du spinnst dir was zurecht ..." ist nicht umsonst das täglich Brot, das wir von unserem Zenmeister im Dukusan aufgetischt bekommen. Und welche Befreiung es sein kann, dann mal aus dem engen Kämmerlein herauszukommen und über mich selbst zu lachen (mit engem Kämmerlein meinte ich jetzt nicht das Dokusan-Zimmer, aber das verstehst du ja sicher, Monika).

    Danke Tai

    _()_ :)


    ... weil Probleme habe ich genug, auch ohne ironische bzw. kritisierende Statements.

    Ich habe den Eindruck, dass du dich momentan in einer schwierigen Lage befindest - in solchen Lebenssituationen ist das Ausmaß dessen, wass man an Kritik einstecken kann und will, i.d.R. verständlicher Weise nicht so groß.


    Dennoch habe ich hier einige kritische Statements gelesen, die sich für mich (und ich kann da natürlich nur für mich sprechen) nach sehr liebevollen Ratschlägen anhören, trotz der Kritik.


    Manchmal ist es vielleicht ein bisschen so wie der Unterschied zwischen einem guten Bekannten und einem Freund. Der gute Bekannte wird mir meist eher Dinge sagen, von denen er glaubt, das ich sie hören möchte. Der Freund aber zeichnet sich dadurch aus, das er mich auch kritisiert, wenn er glaubt, mir damit helfen zu können - selbst auf die Gefahr hin, dass ich das nicht hören will und ihm vielleicht sogar übel nehme. Er tut es trotzdem, weil er davon überzeugt ist, dass es wichtig für mich ist, diese Wahrheiten zu hören. Das ist meist kein einfacher Weg. Es erfordert Mut und drückt einen Respekt mir gegenüber aus, der den des freundlichen Bekannten, welcher mir nur nette Dinge sagt, letztlich bei Weitem übersteigt.


    Ich will damit nicht sagen, dass man jetzt zwangsläufig jede Kritik annehmen und wertschätzen muss. Aber manchmal enspringt die Kritik einer liebevollen Haltung und auch einer Weisheit und im Nachhinein sind es oft solche kritischen Worte, die mich im Leben weitergebracht haben.

    ... weil ich schließe nicht aus, dass ich auch hier nerve.


    Da würde ich mir an deiner Stelle keine großen Gedanken zu machen. Das Forum ist riesig und deckt sehr unterschiedliche Interessensgebiete ab. Wer keine Lust hat auf persönliche Berichte, muss hier ja nicht mitlesen und wird das auch nicht tun - so einfach ist das.


    Du hast Recht, gewisse Dinge über meine Gesundheit gehören definitiv nicht hier her, ich kann das jetzt nicht wegschieben, aber ich werde nicht mehr drüber schreiben.

    Du hast dich hier sehr geöffnet, hast Persönliches preisgegeben und von anderen, wie ich finde, viel Zuspruch erfahren. Teils in Form von Zustimmung, teils in Form von hilfreich gemeinten Ratschlägen (beides entspringt einer empathischen Grundhaltung). Auch andere haben sich im Zuge dieses Threads geöffnet und haben ebenfalls persönlich über sich berichtet - nuk z.B.


    Ich finde nicht, dass diese Dinge hier nicht hingehören würden bzw. es hängt jeweils von der Person ab, die schreibt: Wenn du etwas hier teilen willst, dann gehört es auch hierhin (sofern es nicht die Regeln des Forums verletzt, was du meines Wissens nicht getan hast). Manches, was du z.B. über das Gesundheitssystem zum Ausdruck bringst, macht aus meiner Perpektive auch erst Sinn, gerade weil es mit persönlichen Beispielen unterlegt ist.


    Natürlich ist es ganz und gar deine Entscheidung, wie weit du Details hier teilen willst oder ob es vielleicht Dinge gibt, die du lieber in einem der Bereiche des Forums ansprechen möchtest, die nur für Mitglieder zugänglich sind.


    Ich habe es so verstanden, dass es dir gut tut, hier über deine Nöte und Anliegen zu sprechen; dann solltest du das meiner Meinung nach auch weiter tun. Es ist übrigens ja auch nicht so, dass hier seitenlang offtopic dikutiert worden wäre. Im Gegenteil: Die buddhistische Perspektive zum Umgang mit schwierigen Lebenssituationen wird immer wieder angesprochen. (Only my two Cents)

    Na klar, für Anfänger wohl erstmal eher geeignet als das Diamant Sutra. Aber da Asod55 nach dem Loslassen des Ichs fragte, das ein so zentrales Thema dieses Mahayana-Sutras ist, und er als Buddhistische Richtung "Mahayana" angibt, fand ich den Bezug gerechtfertigt.


    :) liche Grüße zurück


    Dein ursprüngliches Wesen zu schauen (was, wie du sicher weißt, ein Synonym für Erwachen bzw. die Erleuchtung ist) wirst du nicht verwirklichen, indem du dir noch so kluge Gedanken über dich oder die Dinge machst. Du musst dich schon mit Haut und Haar auf diese unmittelbar gegebene Soheit einlassen oder, um es mit einer anderen Metapher auszudrücken: Das Studieren der Landkarte ist noch keine Wanderung durch die wirkliche Landschaft (auch wenn die Landkarte zweifellos nützlich sein kann).


    Solange du dir die Landkarte vor Augen hälst, kannst du die wirkliche Landschaft nicht sehen. Ähnliches gilt für die Vorstellungen, die wir uns über uns und die Welt machen. Sie stellen irgendwann eine Art Leben aus zweiter Hand dar, an dem wir anhaften und das uns daran hindert, uns auf die genau jetzt gegebene unmittelbare Soheit des Augenblicks ganz und gar einzulassen. Wenn gefordert wird, von Augenblick zu Augenblick ganz im Hier und Jetzt zu bleiben, dann ist unser permanenter Zwang, ständig Gedanken und Vorstellungen zu erzeugen, genau der Grund dafür, dass uns dieses Gegenwartsgewahrsein meist nur sehr begrenzt gelingt.


    Die buddhistische Lehre ist keine Philosophie, sondern eine Erleuchtungslehre. Sie hat nicht den Anspruch, die Welt zu erklären. Stattdessen zeigt sie einen radikalen Ausweg aus dem Dilemma unserer Anhaftungen auf. Mit den vier Arten von Vorstellungen, die ein Bodhisattva nicht aufkommen lassen soll, beschreibt der Buddha nichts anderes als den unmittelbaren Erleuchtungsgeist:


    Zitat

    Subhuti, weil ein Bodhisattva, der die Vorstellung von einem Selbst, die Vorstellung von einer Person, die Vorstellung von einem fühlenden Wesen oder die Vorstellung von einer Lebensspanne hat, kein Bodhisattva ist. (Dimant Sutra, Kap. 3)


    Was du mit deiner Argumentation "Gedanken loszulassen ... ich weiß nicht ... etc." machst, ist im Grunde ein rhetorischer Trick (wenn auch vielleicht nicht unbdingt beabsichtigt): Du nimmst eine Verschiebung ins Prinzipielle vor (Gedanken sind schließlich grundsätzlich wichtig), um damit diese Lehre von dir zu weisen. Natürlich sind Gedanken grundsätzlich wichtig, das streitet doch (hoffentlich) niemand ab. Aber dennoch beinhaltet nach Buddhas Lehre der Weg zum unmittelbaren Erwachen das Loslassen der Gedanken (was übrigens auch einem Loslassen von Anhaftung entspricht).


    Überdies möchte ich daran erinnern, dass dies hier der Anfängerbereich des Forums ist. Natürlich dürfen wir alle unterschiedlicher Meinung sein. Aber eine so grundsätzliche Aussage der buddhistischen Lehre infrage zu stellen und das mit relativ drastischen rhetorischen Formulierungen ("Alles absolut abzuschalten, finde ich nicht hilfreich" - als wenn das hier irgendwer gefordert hätte! Als wenn das überhaupt möglich wäre!), finde ich in diesem Bereich schon etwas grenzwertig. Wir wollen hier die wichtigsten Fragen der Anfänger beantworten und nicht durch scharfe, spitzfindige Diskussionen noch mehr Verwirrung stiften (in anderen Bereichen des Forums finde ich scharfe Diskussionen allerdings schon okay - nur meine Meinung).


    ... man kann es alles auch als die Überwindung der Dualität beschreiben.

    Und dann lässt man alles los ...

    Das trifft es sehr gut. :like:

    Durch das Ich hab ich Begehren. Wenn es nicht so läuft wie ich es will werde ich manchmal wütend.


    Wie lasse ich das Ich los?

    Treffend beschrieben und gute Frage. Um sie zu beantworten, ist es vor allem erst mal wichtig, zu klären, was im Buddhismus unter "Ich" verstanden wird.


    Dass das Ich eine Illusion ist, ist schon schwer zu realisieren.

    Das sehe ich, ehrlich gesagt, anders. Probleme entstehen hier vor allem, wenn wir nicht wissen, dass mit "Ich" im Buddhismus unser Selbstbild gemeint ist (also die Vorstellungen, die wir uns über uns selbst machen) und wenn wir uns gleichzeitig mit diesem Selbstbild identifizieren.


    Das führt dann schnell zu Verwirrungen in dem Sinne, als würde die buddhistische Praxis unser eigentliches Wesen infrage stellen, wie es vielleicht ein wenig aus diesen Äußerungen herausklingt(?):


    Ich (bin) aufgewachsen als Ich und hatte immer eine Persönlichkeit. Und jetzt soll es das nicht richtig geben? ...


    ... Aber wenn Ich nicht Ich ist, was bin ich dann?


    Dasjenige, das alles, was du jemals erlebt hast und erlebst, genau jetzt erlebt, sollte für dich ja wohl außer Frage stehen. Es ist gewissermaßen das Einzige, was du mit absoluter Gewissheit bezeugen kannst und du bist der/die Einzige, der/die es bezeugen kann.


    Dieses 'Wesen' ist aus deiner Sicht absolut grenzenlos und allumfassend, da es nichts gibt, das du jemals erleben könntest, was von dir (bzw. diesem 'Wesen', das du bist) getrennt wäre. Natürlich trifft das (z.B.) auf die Empfindungen deines Körpers zu; sie sind Teil von dir und nehmen Augenblicke deines Lebens ein. Dasselbe gilt aber auch für jeden beliebigen anderen Gegenstand, den du wahrnimmst, z.B. den Bildschirm, auf den du gerade schaust. Auch der ist nicht getrennt von dir und ist Teil dieses Augenblicks in deinem Lebens. Auch jeder Gedanke und was du dir vorstellst, ist zwangsläufig auch Teil von dir. In diesem Sinne kann man auch sagen, dass es aus deiner Perspektive betrachtet nichts gibt, dass nicht auch du bist.


    Die Vorstellungen, die wir uns von uns selbst als ein 'Ich' machen, können diesem Wesen (also demjenigen, das alles, was du jemals erlebt hast und erlebst) in keiner Weise gerecht werden. Das fängt schon damit an, dass die Vorstellung von einem "Ich" einen dualitären Gegensatz zu einem "Du" oder "anderem" impliziert und damit eine künstliche Trennung erzeugt, die deiner wahren Natur nicht entspricht und dem Erwachen (nach Buddas Lehre) im Weg steht. Die Vorstellung von einem "Ich" ist folgerichtig eine der vier Vorstellungen, die (gemäß Diamant Sutra) ein Bodhisattva nicht aufkommen lässt.


    In diesem Kontext ist der Begriff 'Nicht-Ich' zu verstehen. Er gibt einen Hinweis auf dein wahres Wesen in seiner Soheit, wenn du es nicht in das Korsett einer Ich-Vorstellung presst. Sind also Begriffe wie 'Nicht-Ich', 'Wesen' oder 'meine wahre Natur' bessere Bezeichnungen für das, was ich bin, als 'Ich'? Nein. Diese Begriffe sind nur Hilfsmittel, um genau diese Lehre zu beschreiben. Auch sie erzeugen Vorstellungen und keine Vorstellung kann dem, was du bist, wirklich gerecht werden.

    Wie lasse ich das Ich los?

    ...
    Wie meditiert man über das Nicht-Ich?

    Das Ich kannst du nur loslassen, indem du (gemäß deiner jeweiligen Praxismethode) jede Vorstellung loslässt. Über das Nicht-Ich meditieren, bedeutet das Ich, das Nicht-Ich und auch jede andere Vorstellung loszulassen.

    Ich bin vor ein paar Jahren auch mit Leistenbruch operiert worden. Die Frage der Entlassung richtete sich danach, ab wann die Nachblutungen im Bauchraum soweit nachgelassen hatten, dass man den Katheter entfernen konnte. Bei mir waren das vier Tage, so dass ich dann am fünften Tag wieder nach Hause konnte.


    Doch auch danach hatte ich weiterhin starke Schmerzen und Probleme. Letztlich kam ich zu der Überzeugung, dass wahrscheinlich entweder die O.P. nicht so gut gelaufen war oder es in der sensiblen Phase kurz nach der O.P. zu einem neuen Leistenbruch gekommen sein musste. Mein Hausarzt empfahl mir eine Schmerztherapie, für die ich erstmal monatelang auf einer Warteliste stand. Diese Therapie hat dann zwar kurzfristig ein bisschen geholfen, aber auch neue Probleme verursacht, da die Einspritzungen innere Blutergüsse mit entsprechenden Beschwerden verursacht haben.


    Fazit: Heute bin sicher, dass die O.P. erfolgreich war, genau wie es die Ärzte ursprünglich behauptet hatten. Meine Leiste ist wieder voll belastbar und verursacht keine Schmerzen mehr. Es hat einfach so lange gedauert (Schmerzgedächtnis, durch die O.P. verletztes Gewebe, durch das eingesetzte Netz beschädigte oder gereizte Nervenenden, Infektion und Entzündungen etc.). Ein Arzt erklärte mir mal, dass Schmerzen, die innerhalb des ersten Jahres nach einer O.P. verblieben (ode auftauchten) i.d.R. wieder verschwänden, man also mindestens ein Jahr warten müsse, um zu beurteilen, ob eine O.P. erfolgreich war.


    Ich stelle mir manchmal vor, wie mein Leben ohne diese O.P. weiter gelaufen wäre und bin sehr dankbar dafür, diese Chance bekommen zu haben. Klar, heutzutage ist das eine der häufigsten Routineoperationen. Aber es ist noch nicht so lange her, da gab es diese O.P.s noch nicht und viele Menschen in anderen Teilen der Welt haben keinen Zugang zu dieser Art von Hilfe. (P.s.: Ich schildere nur meine Haltung und will damit nicht etwa sagen, dass du das ähnlich empfinden solltest. Doch vielleicht helfen dir meine Erfahrungen, ein wenig Mut zu fassen und nicht zu sehr zu verzweifeln.)

    Und hier nun unsere Stellungnahme zur Stellungnahme der DBU:


    https://www.ursachewirkung.com/blog/5037-stellungnahme

    Die Stellungnahme dieser drei Vorstandsmitglieder der DBU kommt mir in der Tat auch ein bisschen seltsam vor. Es ist ja durchaus positiv zu bewerten, dass die DBU den Interessenskonflikt erkannt hat (wenn auch überraschend spät, denn der lag ja wohl von Anfang an auf der Hand) und dass es dann zu einem Rückzug der Vertrauensperson gekommen ist. Leute bringen sich dort ehrenamtlich ein und da kann und darf es auch mal zu Fehlern kommen. Entscheidend ist, wie man danach damit umgeht.


    Das Zugeständnis, als DBU aus dem Fall gelernt zu haben, weist hier erstmal in eine gute Richtung: Die "Aufgaben und die Verantwortung der Vertrauenspersonen nochmals klarer" zu definieren und "eine Klärungsstelle einzurichten, die die Aufgabe haben wird, missbräuchliches Verhalten in buddhistischen Gemeinschaften zu untersuchen durch Gespräche mit allen Beteiligten und sich dann gemeinsam auf einen Weg der Heilung und Wiederherstellung von Sicherheit in dieser Gemeinschaft zu einigen" - sicher sinnvolle Maßnahmen.


    Was für mich allerdings überhaupt nicht dazu passt, ist das (wie es auf mich wirkt) reflexhafte und unsachliche Einschlagen auf den Verfasser des Artikels. Gerade wenn sie doch selber Fehler gesehen und für die Zukunft präventive Maßnahmen in die Wege geleitet haben, müsste ihre Reaktion doch eher etwas sein im Sinne von "ja stimmt, danke für die Hinweise, wir haben auch schon daraus gelernt und folgende Maßnahmen in Gang gesetzt ...". Das wäre seriös und würde die Aufarbeitung konstruktiv weiter abrunden.


    Stattdessen werfen sie Hendrik mangelhafte Recherche vor, obwohl in dem Artikel der kritische Punkt (Interessenkonflikt der Vertrauensperson, die als 2. Vorsitzende der Karma Kagyü Gemeinschaft Deutschland auch dem TTC vorsteht) doch klar herausgearbeitet wurde - ein Punkt wohlgemerkt, den sie dann selber vorbringen. Hier fehlt mir von Seiten der drei Vorstandsmitglieder der DBU auch eine sachliche Begründung dahingehend, an welchen Stelle die Recherche hier denn unzureichend sei.


    In der Frage des eigentlichen Missbrauchsvorwurfs gehen sie in ihrer Stellungnahme dann - zumindest soweit ich es verstehe - noch ein Stück weiter als Hendrik in seinem Artikel. Während Hendrik in dem Artikel nur die Vorwürfe widergibt sowie Vorgänge und Kontext erläutert, schreiben sie klar:

    Quote

    Wir sehen das Leid, das der betroffenen Frau durch das unethische Verhalten eines buddhistischen Lehrenden angetan wurde und verstehen ihren Zorn und ihre Unzufriedenheit angesichts der Entwicklung der Situation sehr gut. Ihr gilt unser ganzes Mitgefühl.

    Gerade vor dem Hintergrund dieser Einschätzung wäre es doch naheliegend, die journalistische Arbeit der U/W in diesem Fall anerkenned zu würdigen. Als quasi DIE buddhistische Dachorganisation im deutschsprachigen Raum steht es der DBU nach meinem Verständnis durchaus zu, Schutz und Aufklärung in Missbrauchsfragen (für die sie sich ja selbst zurecht erklärter Maßen einsetzt) zu loben und unterstützend hervorzuheben.


    Vielleicht ist hier in dem Versuch, (in einer für die DBU allgemein recht schwierigen Situation) Schaden vom Verband abzuhalten, eine Art reflexhafte Überreaktion entstanden. Ich habe allerdings den Eindruck, dass gerade durch diese unprofessionelle Reaktion ein viel schlechterer Eindruck und damit auch ein viel größerer Schaden entsteht (siehe etwa die doch sehr klare Reaktion Tenzin Peljors auf die Stellungnahme der BDU), als wenn man einfach zugegeben hätte: Ja. stimmt, sehen wir so ähnlich . Aber es ist ja für die DBU nicht zu spät, das alles noch einmal zu überdenken und ihre Haltung zu ändern.

    ... wie schnell man doch in Ungnade fallen kann.

    Wieso in Ungnade fallen? Es ist doch völlig okay und davon lebt ein Forum ja in gewissem Sinne auch, dass man unterschiedlicher Meinung zu Sachverhalten sein kann.


    Persönlich halte ich Maßnahmen gegen den menschgemachten Klimawandel für eine ganz wichtige (wenn nicht die wichtigste) Verantwortung von uns als heutige Menschheit. Die Wahl von Donald Trump ist da meiner Auffassung nach eine ganz schlechte Nachricht (siehe Beitrag #630). Solltest du das anders sehen (was vielleicht ja noch nicht einmal der Fall ist), wäre das natürlich dein gutes Recht. Genauso wie es mein gutes Recht wäre, dir dann zu widersprechen, wenn ich das für sinnvoll halte. Deswegen muss doch keiner von uns bei irgendwem in Ungnade fallen. Es ist vielmehr eine gute Gelegenheit, sich auszutauschen und sich vielleicht ein bisschen besser zu verstehen. (Man muss sich aber auch in einer Diskussion nicht unbedingt näher kommen. Es ist natürlich auch okay, unterschiedliche Standpunkte zu haben und das dann so stehen zu lassen.)

    @Tim99 ich bekomme deine Fürsprache für Trump hier nicht so recht überein mit der von dir geäußerten Besorgnis zum Klimawandel. Bei seinem Antritt zur ersten Amtszeit waren alle Bundesbehörden und Nationalparks der USA angewiesen alle Hinweise auf einen menschengemachten Klimawandel zu depublizieren.

    Trump hat auch angekündigt, am Tag seines zweiten Amtsantritts aus dem internationalen Klimaschutzabkommen auszusteigen. Das ist nicht nur eine Katastrophe, weil die USA derzeit der mit Abstand größte Klima'sünder' sind. In einer Phase, wo es absolut dringend darauf ankommt, endlich die Klimawende hin zu weniger Verbrauch von CO2 etc. hinzubekommen, untergräbt Trump mit seiner Haltung auch noch die Motivation der anderen, die jetzt denken könnten: 'Wenn der größte Produzent von klimaschädlichen Ausstößen nichts dagegen unternimmt (im Gegenteil, Trump will ja umso mehr Erdöl etc fördern!), warum sollten wir dann noch große Opfer bringen? Klimaschutz kostet und konkurenzfähig bleiben wir auf dem Markt nur, wenn alle beim Klimaschutz mitmachen.'