Weil wie Monika schrieb es Energie kostet oder wie mir die KI sagte mehr Gelassenheit bringt?
Das sind natürlich auch sehr hilfreiche Nebeneffekte. Der Hauptgrund ist nach meinem Verständnis, dass das konsequente Ablassen von Bewertungen und Beurteilungen unmittelbar zur Erleuchtung führt.
Im Zen heißt es, dass du zur wahren Natur erwachst (also Erleuchtung verwirklichst), sobald du radikal und in voller Konsequenz dein begriffliches Denken aufgibst. Damit ist jetzt aber nicht gemeint, prinzipiell das Denken aufzugeben und dann nie wieder einen Gedanken zu fassen. Gemeint ist, genau jetzt das Denken und Bewerten und Beurteilen loszulassen. Denn unser zwanghaftes Denken-Müssen in jedem Moment und die dabei entstehenden Bewertungen und Beurteilungen führen zu Vorlieben und Abneigungen. Durch diese Vorlieben und Abneigungen haften wir an Dingen und Formen und Vorstellungen an. Dabei ensteht die Trennung zwischen uns und der Welt, es entsehen Gier, Hass, Angst und Verblendungen, also vielfältiges Leiden.
In einem solchen Zustand sind wir nicht mehr in der Lage, unsere ursprüngliche, allumfassende Natur zu schauen, also Erleuchtung zu verwirklichen. Deswegen empfiehlt Zen, vom Bewerten und Beurteilen abzulassen, um wieder in diesen Zustand des Erwachens zurückzufinden, der frei ist von Form oder Leerheit (siehe hierzu z.B. das Herzsutra oder auch das Diamant-Sutra).
Weil es für uns Menschen nicht leicht ist, dieses große Erwachen zu verwirklichen, hat uns der Buddha mit seiner Lehre viele gute Hilfestellungen gegeben. Das Heilsame zu tun und das Unheilsame zu unterlassen, kann uns dabei helfen, diesen Weg des Buddha zu gehen. Im Moment des Erwachens muss aber alles Heilsame und alles Unheilsame losgelassen werden - sonst gibt es kein Erwachen. Denn am Heilsamen und Unheilsamen hängen letztlich wieder die Vorlieben und Abneigungen, das Haften an Formen und das Entstehen der 3 Geistesgifte (Gier, Hass, Verblendung).
Ein vollkommen erwachter Mensch sollte idealer Weise in der Lage sein, jedem Moment und seinen Herausforderungen gerecht zu werden. Wenn er dazu etwas beurteilen muss, dann tut er dies ohne Eigennutz oder Vorlieben oder Anhaftungen, sondern nur, um das zu tun, was die Situation gerade erfordert. Die Praxis eines erwachten Menschen besteht darin, seine wahre Natur zu schauen, selbst dann, wenn er etwas beurteilen muss. Nur im Gewahrsein der ureigensten, allumfassenden Natur, also des Unbedingten, in dem sich Form und Leerheit nicht unterscheiden, ist es überhaupt möglich, etwas zu beurteilen ohne zugleich einer Anhaftung auf den Leim zu gehen. Im Diamant-Sutra (Kapitel 7) wird das so ausgedrückt:
Quote
Weil alle Weisen Unterscheidungen auf der Grundlage des Unbedingten (asaṃskrta) treffen.
Und genau da löst sich der 'krasse Widerspruch', wie du es erstmal zurecht genannt hast, auf. Schließlich ist auch unser begriffliches Denken Ausdruck unserer ursprünglichen Natur.
Vereinfacht auf den Punkt gebrachts: Wann immer nötig, beurteile die Dinge ruhig, um das Heilsame zu tun und das Unheilsame zu vermeiden, Doch wann immer du Zen praktizierst, lass alles Bewerten und Beurteilen und alles Heilsame und Unheilsame los, um deine wahre Natur zu schauen.