Woran erkennt man eigentlich einen guten Lehrer und woran einen schlechten?
Vielleicht kann es hilfreich sein, die Frage einmal umzudrehen: Woran erkennt man eigentlich einen guten Schüler(*in) und woran einen schlechten?
Glaubst du z.B., dass Erwachen/Erleuchtung etwas ist, dass von Augenblick zu Augenblick immer genau jetzt verwirklicht werden will und muss? Oder glaubst du, dass die Erleuchtung etwas ist, das man einmal endgültig "erreicht", um danach (für immer) eine Art unfehlbarer Heiliger/Erwachter zu sein?
Der kindliche Glaube an den Lehrer als unfehlbaren Meister kann leicht zum Problem werden, weil damit jedes Verhalten des Lehrers per se gerechtfertigt ist; auch unheilsames oder missbräuchliches (*1). Ein Erwachen, das von Augenblick zu Augenblick verwirklicht werden will, muss dagegen vom Schüler auch immer wieder neu geprüft werden - was u.a. auch hilfreich dabei sein kann, unheilsame oder missbräuchliche Strukturen zu durchschauen.
Ich weiß, dass es Lehrer gibt, die einen solches Nimbus des unfehlbaren Meisters vor sich hertragen oder glauben, ihren Schülern vorspielen zu müssen, weil diese das von ihnen vielleicht zu erwarten scheinen (auch im Koan-Zen, das ich praktiziere). Dabei handeln die Koans kaum von etwas anderem als von diesem Kampf um das Erwachen von Augenblick zu Augenblick und wie berühmte Lehrer und ihre Schüler es meistern und aber auch daran scheitern.
(*1 = Unabhängig davon gibt es auch noch eine Reihe anderer Gründe, warum diese Haltung Probleme versursachen kann, besonders bezogen auf die eigene Praxis.)