Ich habe diesen Artikel gefunden: Yidams - Wurzel der Siddhis
Hier steht u.a. geschrieben:
Jamgön Kongtrul Rinpoche:Alles anzeigenEs ist also wichtig zu verstehen, daß all diese Elemente in der Entstehungsphase einen symbolischen Gehalt haben. Ohne dieses Verständnis, beispielsweise mit dem Glauben, daß die Gottheit wirklich existiert, verwirrt man sich selbst in der Meditation und fördert sogar noch die Illusion.
Wenn man die verschiedenen Entstehungs- und Vollendungsphasen der Yidams verwendet, ist es wichtig zu wissen, was die Bedeutung der verschiedenen Formen ist. Warum zum Beispiel stellt man sich 16 Arme, vier Beine usw. vor, wenn zwei eigentlich genügen? Zu glauben, daß es einfach so ist weil die Yidams eben so aussehen, wäre eine verkehrte Anschauung. An die wahre Existenz des Yidam zu glauben, ist eigentlich etwas lächerlich und sehr verwirrend.
Man soll stattdessen verstehen, daß es etwas gibt, was gereinigt wird und ein Mittel der Reinigung. Die Vorstellung eines Yidams mit vier Armen ist beispielsweise ein Symbol dafür, daß unser normales Erleben aller Vierer-Kategorien - zum Beispiel die vier Elemente und alles andere, wovon wir glauben, daß es vierfach erscheint - gereinigt wird. Die drei Augen eines Yidams symbolisieren die Überwindung unseres Denkens in Dreier-Kategorien, zum Beispiel die drei Zeiten. Das Gleiche gilt für alle anderen Details der Gottheit; sie alle haben den Sinn, unser normales Haften an der Erlebniswelt zu reinigen.
Ohne dieses Verständnis verfällt man in der Meditation in völlig verkehrte Anschauungen; man glaubt dann entweder, daß die Dinge wirklich sind oder daß sie gar nicht bestehen. Man schlägt so einen völlig verkehrten Weg ein, der mit Vajrayana überhaupt nichts mehr zu tun hat, und auch nichts mehr mit Buddhismus als solchem. Die Yidams für wirklich zu halten und nicht zu verstehen, daß sie Symbole für die Reinigung unserer konzepthaften Anschauungen der Erlebniswelt sind, baut nur noch mehr Konzepte auf. Es bewirkt, daß sich die Illusionen, die man sowieso schon hat, noch mehr verstärken, was unter Umständen dazu führt, daß man in Meditation auf einmal große Angst bekommt oder daß verschiedene Gedanken aufkommen, mit denen man nichts anzufangen weiß. Deswegen ist es für die Meditationspraxis - besonders im Vajrayana - so wichtig, daß man sich die richtige Sichtweise aneignet.
Wie sieht nun diese richtige Sichtweise aus? Es ist das Verständnis, daß die relative Erscheinung der Dinge und ihre letztendliche Wirklichkeit eine Einheit bilden, nicht voneinander getrennt sind und sich nicht widersprechen.
Man sollte sich die Bedeutung der Ikonographie also erstmal gründlich erschließen denke ich.