Hendrik: Ich möchte ein weiteres Mal darauf hinweisen, dass ich es höchst problematisch finde, dass Du als Betreiber des Forums Aussagen wie "so ist es zu verstehen" tätigst. Das Thema ist kontrovers, aber für viele Buddhisten ist Wiedergeburt (was immer das sei) für das Verständnis der Lehre unabdingbar. Anfänger könnten sehr leicht meinen, hier eine kompetente, weitgehend anerkannte Erklärung zu erhalten, dabei ist es lediglich Deine Meinung.
Neynia: Ich bin an einer Universität in der Wissenschaftskommunikation tätig und staune immer wieder, wie leicht und vehement Menschen, vor allem auch Forscherinnen und Forscher, der Wissenschaft Aussagen zuschreiben, die sie nicht tätigt (oder tätigen kann).
Wie Du bin ich in Mitteleuropa sozialisiert und kann mir ein Wirken über den Tod hinaus nicht wirklich vorstellen bzw. daran glauben. Die Wissenschaft sagt darüber aber nichts aus. Ich kenne Deine Beispiele jetzt nicht, ist aber auch nicht entscheidend. Der Buddha hat nie gesagt: "Du sollst an Wiedergeburt glauben", sondern "Du sollst bei der Wahrheit bleiben." Und er hat erklärt, wie das geht: Indem man sich klar macht: Ich glaube/glaube nicht an Wiedergeburt, WEIL ich gelesen/gehört/gelernt/mir überlegt habe, dass ich nur glaube, was die Wissenschaft lehrt.
Die lehrt leider nichts über den Ursprung des Seins, die Entstehung von Etwas etc. Die letzten Dinge sind - vielleicht nur derzeit, vielleicht immer, nicht wissenschaftlich erklärt. WENN es Wiedergeburt gibt, ist Wiedergeburt auf anderen Planeten kaum vermeidbar, schließlich gibt es viele Planeten - zu glauben, Leben gäbe es nur auf der Erde wäre eher unwissenschaftlich.
Nebenbei gibt es ernsthafte Forschungsprogramme, die erstaunliche Erlebnisse von Erinnerungen an frühere Leben zum Inhalt haben. Ist kein Beweis, aber ein Zeichen, dass man sich der Frage durchaus wissenschaftlich aufgeklärt annähern kann.
Ich selbst nehme die Wiedergeburtslehre des Buddha sehr ernst, auch wenn ich nicht so recht an Wiedergeburt (also Fortwirken meines Wirkens über den Tod hinaus) glauben kann. Für mich ist es Teil der Lehre (sonst könnte ich Leiden auch mit einer Kugel in den Kopf endgültig beenden und bräuchte keine 17.000 Lehrreden ;)).
Aber ich folge einfach dem Rat des Buddha: Komm und sieh selbst. Ich versuche zu praktizieren, und bisher hatte der Buddha eigentlich stets recht - wortwörtlich. Ich fände es daher unweise, Wiedergeburt AUSZUSCHLIESSEN, denn: Ich habe nur Gedanken darüber, aber keine Erfahrung. Vielleicht habe ich einmal Erfahrung, vielleicht nicht..
Wär ich kein Buddhist, sondern würde nur an das glauben, was die Wissenschaft sagt, würde ich Wiedergeburt auch nicht ausschließen, denn das kann die Wissenschaft bisher nicht. Ich würde Wiedergeburt nur für unwahrscheinlicher halten als nun, da ich dem Buddha Einsichten zutraue, die ich nicht habe.
Alles Liebe!