Beiträge von Fǎ Fá

    Als Neuling wäre ich daran interessiert, den Buddha-Dharma systematisch zu verstehen bzw. zu lernen.

    Meine Lehrerin meinte kürzlich, dass es viele belesene Buddhismuskundige gibt, die aber nicht praktizieren.

    Und dass manch einer, der wenig weiß, das aber selbst verwirklicht hat, viel weiter ist als einer, der sehr viel weiß, aber wenig davon verwirklicht und selbst erkannt hat.

    Für den Geist ist es natürlich spannend, so ein Studium zu betreiben, keine Frage.

    diese Frage verstehe ich nicht.

    Offensichtlich ist doch, dass (wir) Buddhisten nicht auf Traditionen verzichten können, sonst hätten wir keine buddhistischen Traditionen.


    Es ist sogar anzunehmen, dass Menschen, die heute Buddhisten sind, auch einer der bestehenden Traditionen folgen. (:

    Also könnte man danach auf die Inhalte der Traditionen verzichten, weil die gemeinsame Basis sich auf Buddha bezieht. Den Rest bezeichne ich mal laienhaft als Beiwerk, der verzichtbar ist.

    Hm, ja, aber wie kommt es, dass es die Traditionen gibt, wenn Buddhisten doch darauf verzichten könnten?

    Das ist ganz sicher richtig. Jedoch ist es doch wohl so, dass sich in etlichen Teilen der Lehre, die des Hinayana und Mahayana unterscheiden. Wegen der "erweiterten" Lehren durch z.B. Tsongkhapa usw. Diese Lehrteile unterscheiden sich eben und deshalb stellt sich mir die Frage, sind auch diese Lehren, den Lehren des Buddha zuzuordnen oder nicht.

    Es gibt eine Lehre, die der Buddha gegeben hat. Der Buddhismus hat sich entwickelt und sich auch kulturellen Gegebenheiten angepasst oder sie zum Teil adaptiert, ohne die Lehre des Buddha aufzugeben. Deshalb ist es immer die Lehre des Buddha. Mit der Erfahrung wachsen bei den Menschen auch manchmal Weiterentwicklungen oder Einsichten von einer anderen Perspektive aus, die aber nicht im Widerspruch zur Lehre des Buddha stehen. Das lässt Dir genau den Raum, der Deine eigene Erfahrung ermöglicht.

    Anfänglich bin ich an die Frage der Wiedergeburt auch mit dem üblichen Verständnis herangegangen. Bis ich den Begriff etwas auseinandergenommen habe und ihn fortan eher nicht wirklich einleuchtend fand.

    Wenn Buddha sagt, dass etwas wiedergeboren wird (hat er das überhaupt?), dieses aber nicht das Selbst ist, ist das genau der Knackpunkt. Denn üblicherweise glauben wir, dass ein Selbst oder ein Ich irgendwie wiederkommt. Auf welchem Weg auch immer. Ganz falsch ist diese Wahrnehmung nicht, erzeugen doch ähnliche Bedingungen auch ein ähnliches Ich, allerdings ist das Ich, also die Vorstellung unserer Persönlichkeit ein zweitrangiges Nebenprodukt.

    Ist "ändert und weiterentwickelt" ein Rückschritt im negativen Sinne?


    Beinhaltet "als neuer doch anderer Mensch" nicht ähnlich doch anders, also individuell, da sich die äußeren Umstände inzwischen geändert haben?


    Wollen wir das gleiche sagen nur mit anderen Begriffen?

    Ich meinte das ganz wertungsfrei.

    Wiedergeburt bedeutet, dass etwas erneut geboren wird. Es ist eine Wiederkehr.

    Das bedeutet aber, dass nur etwas wieder geboren werden kann, was auch vergänglich ist.


    Es gibt also diese beiden Punkte:

    Etwas, das bereits da war, tritt erneut durch Geburt ins Dasein.

    Etwas kann nur dann durch Geburt ins Dasein treten, wenn es zuvor gestorben/vergangen ist.


    Der Begriff Wiedergeburt ist also nur dann anwendbar, wenn er auf wiederkehrende Bedingungen, die unsere Persönlichkeit konstituieren, angewendet wird.


    Ein ewiges und ungeborenes Selbst kann per Definition nicht wiedergeboren werden.

    Es gibt die Wiedergeburt in Laufe seines Lebens wenn man sich durch Erkenntnisse ändert und weiterentwickelt.

    Dann wäre Weiterentwicklung keine weitere Entwicklung, sondern eine rückschrittliche, wenn sie dazu führt, dass ein früherer Entwicklungsstand wieder geboren wird.


    Die andere Form von Wiedergeburt ist als neuer doch anderer Mensch in einer anderen Zeit wiedergeboren zu werden.


    Ähnlich. Denn wenn etwas neues geboren wurde, kann schlecht davon gesprochen werden, dass etwas früheres erneut, wieder geboren wird.


    Das Grundproblem unserer Auffassung von Wiedergeburt ist, dass sie sehr oberflächlich und nicht sehr präzise ist. Wir denken, dass wir als Menschen irgendwie wieder kommen, hantieren dann aber mit Begriffen, die nicht logisch in dieses Konzept passen.


    Klassischer Irrtum: Die Seele wird wiedergeboren, und gleichzeitig anzunehmen, die Seele wäre jenseits von Geburt und Tod. Gleiches betrifft das Selbst. Hierzulande verwenden Menschen manchmal Selbst und Seele synonym, meist weil die christliche Prägung noch vorhanden ist.


    Individuelle Persönlichkeit kann auch schwerlich wiedergeboren werden, denn das würde unserer Vorstellung von Individualität widersprechen, wenn ich nicht mehr bin als die Kopie vorangegangener Existenzen und zukünftig diverse Kopien von mir wiederkommen.


    Wiedergeburt beinhaltet zumindest die Idee, dass etwas wiederkehrt. Was wiederkehrt, sind Bedingungen oder Faktoren, aus denen das entsteht, was wir individuell nennen.


    M.E. sind die vielen Debatten hierzulande stark vom Christentum oder Islam beeinflusst. Hier wird stark Wert darauf gelegt, dass der ganze Mensch, mit Körper und Seele, nach seinem Tod in Himmel oder Hölle erneut geboren wird, oder auch zum Jüngsten Gericht, wo alle Menschen wieder auf der Erde versammelt werden. Da der Mensch als Person vergänglich ist, passt die Idee der Wiedergeburt.

    Also darum die Unterscheidung Minderheit vs Mehrheit zu überwinden hin zu einem Wir und das geht nur, wenn wirgemeinsam in einen Dialog treten.

    Ja und Nein.

    Wenn die Gruppe sichtbar werden will, ist es schwierig, als Nichtangehöriger dieser Gruppe gegenteiliges anzustreben.

    Es gibt diese Diskussionen ja im Bereich der Frauenbewegung und modernen Emanzipation. Während moderne Strömungen des LGBT den Geschlechterdualismus und damit die bipolare kategoriale Zuordnung überwinden wollen, hat die Frauenbewegung viele Jahrzehnte dafür gekämpft, dass Frauen als Frauen sichtbar werden.

    Momentan geht die Tendenz dahin, Frauen wieder unsichtbar werden zu lassen, weil die Sichtbarmachung aus Perspektive mancher Leute nichts weiter als der Rückfall in stereotype Muster ist.

    Die Schwierigkeit ist nun zu bestimmen, wer das Recht hat zu entscheiden, was sichtbar gemacht werden soll und was nicht :)

    Ein Mitspracherecht existiert auf ganz natürlichem Wege, da ich Teil der Gesellschaft bin, in derer diese Minderheiten sich bewegen.

    Na hoffentlich dürfen die Minderheiten auch noch Teil dieser Gesellschaft bleiben. Nicht dass noch die Proteinkomplexe dazu befragt werden, wie denn der natürliche Weg des Umgangs auszusehen hätte.

    In diesem Sinne empfehle ich mich, denn mit manchen Minderheiten möchte ich dann nicht mehr sprechen ;)

    Also soll ich nicht über Minderheiten sprechen in einem Thread, wo es um Minderheiten geht? Willst du mir dies nahe legen?

    Wenn ich das richtig sehe, hat erst die "Mehrheit" aus diesem Thread einen gemacht, wo über eine Minderheit und die Legitimität ihrer Selbstorganisation gesprochen wird.

    Die "Minderheit" hat nur darauf aufmerksam gemacht, dass es sie gibt. Mehr nicht.

    Wovon redest du überhaupt? Welches "Fehlverhalten"?

    Das Fehlverhalten, dass Menschen, die einer Mehrheit angehören, unentwegt meinen, ein Mitspracherecht bei den Angelegenheiten von Minderheiten hätten - insbesondere was ihre Selbstorganisation angeht.

    Ich kann ja nicht drauf eingehen, da du ja sagst, dass die Mehrheit sich da raus halten soll oder dass ich nichts dazu sagen kann, weil ich Erfahrung XY nicht selbst erlebt/durchlebt habe.

    Du kannst doch mit mir darüber sprechen, wie Deine Erfahrungen sind, dass wir als Mitglieder einer "Mehrheit" durchaus an Diskriminierungsstrukturen teilhaben, die wir ungewollt bedienen.

    Es ist ja nicht nötig, über Minderheiten zu sprechen.

    Nein, ich höre dort zu, wo ich auf Argumente und Erfahrungen eingehen kann.

    Um das zu entscheiden, müsstest Du erstmal zuhören. Wenn Du nicht zuhörst, weißt Du gar nicht, ob es ein Thema ist, auf das Du eingehen kannst. Wenn Du aber zuhörst, ergibt sich daraus nicht, es bewerten oder beantworten zu müssen.


    Das machen wir ständig, auch wenn du vielleicht denkst, du würdest es nicht tun.

    Es ist wahrscheinlich wenig hilfreich, Fehlverhalten dadurch legitimieren zu wollen, dass man sich darauf beruft, dass es alle tun würden.

    Es ist auch ein Unterschied, ob man Fehlverhalten als solches identifiziert, und dann eben die Möglichkeit hat, sich von diesem Fehlverhalten zu trennen... oder ob man versucht, an ihm festzuhalten, indem man es zur Normalität erhebt.

    Und selbst Normalität wäre kein guter Grund, an Fehlverhalten festzuhalten.

    Und Mehrheiten auch nicht.

    Nun, warum sollte ich mir Standpunkte anhören, bei denen mir im Vorhinein schon gesagt wird, dass meine Meinung dazu irrelevant sei?

    Interessant.

    Du hörst also nur zu, wenn Deine Meinung als wichtig eingestuft wird?

    Warum nicht zuhören und Erfahrungen anderer Menschen annehmen, um durch sie zu lernen, ohne zu bewerten?

    Das sind genau solche Sätze auf die ich hinweisen wollte.


    Danke für das Paradebeispiel, da es zeigt, wie sich in solchen Untergruppierungen die "Toleranz" in Wirklichkeit verhält.

    Leider gehöre ich nicht zu der Minderheit, um die es hier geht. Meine Aussage kann daher nicht dazu dienen, Dein Urteil zu bestätigen.


    Das grundlegende Problem ist, dass die Mehrheit, die über Minderheiten diskutieren will, nicht die Diskriminierungserfahrung teilt, die dieser Gruppe zueigen ist - im Gegenteil, Angehörige der Mehrheit gehören üblicherweise zu denjenigen, die, wenn auch unbewusst, diskriminieren. Daher ist es meistens schwierig, wenn so salopp losgeplaudert wird, weil sich in der Sprache die Diskriminierung meistens reproduziert. Allein die Idee, dass die Mehrheit darüber befinden könnte, ob es legitim ist, dass sich eine Minderheit organisiert oder ob dies Sinn mache, ist hierarchisch ziemlich vertikal und schwierig. Z.b. gilt Minderheitenschutz ganz grundlegend unabhängig von der Frage, was die Mehrheit darüber denkt,

    Du implizierst übrigens gerade, dass es eher nicht möglich ist, gute Übersetzungen zu leisten. Wohin willst du damit?

    Natürlich lassen sich gute Übersetzungen leisten. Sie sind im Regelfall aber doch nur Annäherungen.

    Zeige mir ein religiöses Buch in der Menschheitsgeschichte, dessen Aussagen in der Übersetzung wirklich authentisch sind.

    Ansich möchte ich gerne anmerken, dass eine Diskussion über die reine Lehre und die Frage, ob etwas hin- oder weggenommen wurde, doch in sich paradox ist, da wir sie in einer Sprache führen, die der Buddha nicht gesprochen hat und die einer Kultur mit ganz anderen Bildern und Vorstellungswelten entstammt.

    Ich denke, dass es besser ist, weniger auf ein hinduistisches atman Konzept zu verweisen, wenn man versucht, Buddhas Erklärungen (über das Anhängen an Vorstellungen über ein Selbst) zu verdeutlichen. Und mehr auf das ein-fache Urteil (das ist so) und damit die Vorstellung verweist.

    Das ist ein ganz guter Punkt. Soweit ich das aus meinem Schriftstudium beurteilen kann, ist der Buddha oft gar nicht so weit von dem weg, was in den ursprünglichen Quellen, die später Grundlage des Hinduismus wurden, beschrieben wurde, allerdings war (und ist) die damalige brahminisch geprägte Gesellschaftsrealität ein Zerrbild dessen, was in diesen Quellen beschrieben wird. Es ist schwierig, diese Verzerrung aufzuheben, weil die Brahmanen, die diese Verzerrung aufheben könnten, maßgeblich von diesem verzerrten Bild in der gesellschaftlichen Ordnung profitierten und an ihrer Vormachtstellung festhalten.

    Die einzige Lösung für dieses Problem hat der Buddha damals gefunden. Alles abzulehnen, was diese gesellschaftliche Hegemonialstellung legitimierte, und stattdessen den Fokus auf die Entwicklung von Mitgefühl und die direkte Erfahrung zu verlagern.

    Ich verstehe was gemeint ist. Was ist mit dem Wunsch nach Zugehörigkeit, Liebe usw.? Ist das das gleiche? Ich denke, es kann das gleiche sein, wenn es vielleicht missverstanden wird und man versucht die Realität und andere Menschen im eigenen Sinne zu sehen / zu verbiegen. Aber muss es immer das gleiche sein?

    Dagegen spricht gar nichts.

    Ab dem Moment, wo man aber krampfhaft versucht, Liebe/Zugehörigkeit zu bekommen oder zu halten, wird es nicht funktionieren und man ist wieder allein.