Beiträge von Fǎ Fá

    Aber mein Selbst (im buddhistischen Sinne) ist ja weder mein Geist noch mein Körper, oder?

    Irgendwie ist mir immer noch unklar, was mit Selbst in diesem Sinne gemeint ist... Ist das Bewusstsein gemeint? Also, die Fähigkeit mich selbst zu beobachten? Oder ist die Lebensenergie an sich gemeint? Oder wird davon ausgegangen, das beides das gleiche ist?

    Für mich ist z.B. nicht erkennbar, ob mein Bewusstsein nicht einfach ein Phänomen meines Geistes ist. Mein Geist kann denken also wieso sollte er nicht in der Lage sein, sich beim Denken zu beobachten? Während ich ohne die Lebensenergie natürlich zu gar nichts in der Lage wäre.

    Wenn Selbst weder Geist noch Körper ist, dann ist Selbst das, was nicht Körper und Geist ist. Oder anders ausgedrückt: Körper und Geist sind nicht das Selbst (anatman).

    Atman wird im Sanskrit als das Unerschaffene, das Ungeborene verstanden. "Ungeboren", den Begriff nutzte auch der Buddha. Existiert denn etwas, was ungeboren ist? Die Bhagavad-gita sagt, dass alles was existiert, vergänglich ist, denn was existiert, wurde geschaffen und kann daher auch sterben.

    Ich bin jetzt etwas in den Hinduismus hineingegangen, da diese Idee, dass das Selbst nicht Körper und Geist sind, ursprünglich bereits vor Buddha Teil des Denkens der Upanishaden war. Der Buddha stellte fest, dass die Leute praktisch trotzdem alles mögliche für das Selbst halten, aber das alles vergängliche Dinge sind. Und deshalb sagte er: das alles ist nicht das Selbst.

    Für mich ist das immer wieder eine Herausforderung, zu beobachten was ich eigentlich nicht bin.


    Auf der einen Seite ist diese Lethargie, die mir sagt, dass ich eh nichts ändern kann und dann will ich auch nichts weiter und finde mich mit dem ab, was ich habe. Und auf der anderen Seite bin ich (aus für die meisten Menschen sehr nachvollziehbaren Gründen) aber nicht glücklich mit meinem Leben und habe den Wunsch es zu verbessern. Da ist dann aber eben auch das Wollen, die Begierde und die ist ja irgendwie auch schlecht, oder? An dem Punk hänge ich wohl gerade.

    Gier hat immer etwas damit zu tun, etwas haben oder halten zu wollen, da steckt eine ungesunde Zwanghaftigkeit drin.

    Natürlich sind wir nicht der Körper und wir sind auch nicht unsere sexuelle Identität, von einem philosophischen Standpunkt aus gesehen. Trotzdem gehört sexuelle Identität zu einer der Identitäten, die unser Leben bestimmen. Deshalb muss man sie auch beachten. Du kannst auch sagen "ich bin nicht meine Sprache" und den ganzen Tag durch eine deutsche Großstadt laufen und vietnamesisch sprechen. Dann wirst Du aber irgendwann an den Punkt kommen, dass Du im Alltag nicht voran kommst, wenn Du Dich nicht mit Menschen triffst, die ebenfalls vietnamesisch sprechen. Grundsätzlich hat jede Minderheit an Anrecht darauf, sich als Minderheit zu organisieren. Die Angehörigen der Mehrheit haben das m.E. nicht zu diskutieren oder zu bewerten.

    Meiner Erfahrung nach hat Gott, das Schicksal was auch immer eine ganz fiese Art von Humor oder zumindest nehme ich es so wahr. Da warten statt 77 weiblicher Jungfrauen sicher gerne mal 77 gut bestückte jungfräuliche Knackis auf einen in irgendner Zwischenwelt

    Nun es gibt auch eine These, dass Huri nicht Jungfrauen bedeutet, sondern aus dem syro-aramäischen kommt und "weiße Trauben" bedeutet.

    Ja, auch im Himmel kann es böse Überraschungen geben :)


    Zitat

    Die syro-aramäische Lesart des Koran von einer fehlerhaften Interpretation des Begriffes „Hur“ aus und interpretiert diesen mit „weiße, kristallklare Trauben“


    Huri – Wikipedia

    Leider haben es insitutionalisierte Glaubensrichtungen an sich, lieber an Dogmen festzuhalten und diese lieber zurechtzubiegen so dass sie irgendwie doch noch in den Kontext einer anderen Zeit passen, anstatt sie zu reformieren.

    Das Wesen eines Dogmas ist ja, dass es einen Lehrsatz festhält, weil es zu Fehlentwicklungen einer Glaubensrichtung kam. Daher wäre es unsinnig, von einem Dogma abzuweichen. Man kann Dogmen erweitern, verfeinern, erläutern, zeit- und gesellschaftsbedingt auslegen, aber sie bleiben in Form gesetzte Glaubenswahrheit, die es dem Gläubigen letztlich ermöglicht, seine eigene religiöse Erfahrung in einem bestimmten System zu kommunizieren. Leider ist das Wort "Dogma" heutzutage oft ein Bashing-Wort geworden, mit dem man sich an Religionen abreagiert.


    Im Heiligen Koran steht zumindest auf dem Papier, dass neue Erkenntnisse und Technologien Anlass sein dürfen, Aussagen der Schrift zu ändern

    Wenn wohl etwas für den Qur'an gilt, dann, dass er Gottes Wort ist, Verbalinspiration, und nicht, wie es das christliche Verständnis der Bibel ist, Gotteswort in Menschenwort. Unveränderbar. Deshalb gibt es die vielen Rechtsschulen, die sich um Auslegung bemühen. Muslime lernen seit Jahrhunderten den Qur'an auswendig, damit er gegen Veränderung/Verfälschung geschützt ist, auch wenn er irgendwann einmal nicht in Buchform vorliegen sollte.

    Wo findet man das mit der Fessel der Wiedergeburt? Ich würde gerne nachlesen.


    Wenn Buddha das auf die Situation in Indien bezog, kann er das auf das Kastenwesen gemünzt haben. Heutzutage prägen uns unsere genetischen und karmischen Anlagen als auch die soziale Situation, in die wir hineingeboren werden, nicht ganz unerheblich. Da braucht es eben etwas Einsatz, um die Fessel aufzuknüpfen. Nicht einmal unabhängig davon, können wir den Gedanken der Wiedergeburt los lassen und eröffnen z.b. Threads in Foren.

    Am nächsten am Buddha waren seine Gefährten. Die sind für uns aber nicht mehr greifbar. Schrift kam in Indien erst einige Jahrhunderte nach Buddha. Daher ist es schwer zu beurteilen, was inhaltlich näher am Buddha dran ist. Die Forschung kommt da immer wieder zu neuen Erkenntnissen.


    Da der Buddhismus aber kein System ist, das sich durch die Authentizität irgendeiner Tradition legitimiert, sondern durch die praktische Erfahrung des Übenden, ist das auch völlig egal. Das ermöglicht zu praktizieren, auch ohne zu wissen, was näher am Buddha dran ist.


    Wichtig ist, dass Du eine Gemeinschaft und einen Lehrer findest, der Dir dabei hilft, praktisch zu werden. Theoretische Fragen führen nur zu religiösen Konflikten, siehe die präventive Ansage der Moderation.


    Das war auch meine praktische Erfahrung im Buddhismus. Auf eine theoretische Frage eben keine Antwort zu bekommen. Andere Glaubensrichtungen hätten mir gleich einen Vortrag über die quantenmechanischen Darlegungen in ihren authentischen Schriften gehalten.

    Menschen neigen auch dann dazu, im anderen Wagen etwas zu sehen. Wir haben die Tendenz, was wir in uns selbst erkennen, in anderen zu sehen. Einerseits ist das gut, weil es Mitgefühl ermöglicht, aber ebenso fehleranfällig, wenn wir keine korrekte Sicht von uns selbst haben.

    Nun, ich habe auch erst darüber nachgedacht zu schreiben, ob es sowas braucht. Ich war mir dann aber sicher, dass es vor allem eines nicht braucht: einen weißen hetero Mann, der der buddhistischen Queer Community erklärt, dass es das nicht braucht.


    Wir finden es doch auch wichtig, dass sich Buddhistinnen zusammenschließen, ich denke an die Töchter Buddhas. Das ist für uns selbstverständlich, da auch der Buddhismus eben sehr patriarchal geprägt ist. Aber genau wegen dieser patriarchalen Prägung sollte es auch für uns selbstverständlich sein, dass sich Queere Buddhistinnen und Buddhisten zusammenfinden.


    Für uns Heteros ist das Neuland, ich bin aber davon überzeugt, dass wir es in dem Rahmen, der uns möglich ist, Supporten sollten.

    In der Reinkarnations Lehre, ist der Körper ein Wagen oder nicht?

    Kann man natürlich so sehen. Interessant wäre, die Türen aufzumachen und zu schauen, ob der Wagen leer ist.

    toller Thread, gerade gefunden

    Du hast das Thema sozusagen reinkarniert.


    Die Lehre der Wiedergeburt ist ja älter als die des Buddha. Regional gesehn war Buddha ne Art Rebell, von der Logik her

    Ist sie das wirklich? Nicht so viel älter als man glaubt. Es gibt in den Veden keine wirklichen Hinweise auf einen Wiedergeburtsglauben in der prä-Upanishaden-Zeit. Die Indus-Kultur gibt gar nichts dazu her.

    Grob würde ich den Wiedergeburtsglauben in der gleichen Epoche wie die Lehrzeit Buddhas einordnen, plus/minus.


    Allerdings scheint der Begriff Wiedergeburt nur bedingt zutreffend zu sein. Wiedergeburt kann nur dort vollzogen werden, wo es Geburt und Tod gibt. Die Essenz des Menschen wäre dann aber nicht mehr ewig, sondern sterblich. Deswegen ist es folgerichtig, wenn der Buddha meint, dass das, was wiederkommt, nicht das Selbst sein kann.


    Buddha spricht vom Ungeborenen, das kann nicht das Wiedergeborene sein.


    Ich suche nach Möglichkeiten mich zu überzeugen "überhaupt" wiedergeboren zu werden, weil ich es nicht in einem Außmaß glauben kann, wie es östliche Religionen tun

    Welchen Sinn macht das?

    Meinem Eindruck nach ist es das Problem aller klassischer religiöser Systeme, dass die Männer versuchen ihre Schwächen dadurch zu zähmen, indem sie den Frauen Regeln auferlegen.


    Geschichtlich gesehen wird der Buddhismus nicht frei davon sein, ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster. Also besteht die Frage, welche Ansätze das jeweilige System vertritt, um auch für eine alternative Auslegung offen zu sein.


    In Indien herrschte grundsätzlich die Auffassung vor, dass die menschliche Essenz unsere Konzepte von weiblich und männlich transzendiert – dass das Geschlecht des Menschen nicht seine Identität ausmacht.


    Allerdings konservierte sich in den hinduistischen Systemen das Bewahren an der sozialen Rollenverteilung durch die Idee des dharma. So wie es auch ein spezielles körperliches dharma für jeden Menschen gibt, gibt es auch ein spezifisches dharma für Frauen und für Männer. Dem Weltgesetz entspreche der Mensch dann, wenn er seine geschlechtlichen Pflichten erfüllt.


    Das bietet natürlich eine große Auslegungsspannbreite. Während ich beispielsweise den Besuch eines Frauenarztes für ein spezifisch weibliches dharma halte, haben Männer auch so ihre Spezialitäten zu erfüllen.


    Allerdings wird diese Vorstellung von dharma oft dazu genutzt, um auch Geschlechterrollen (Frau als Mutter... Heim und Herd) zu erhalten. Emanzipatorisches Bestreben gar als gegen das dharma gedeutet (üblicherweise von Männern, Überraschung).


    Ähnlich verhält es sich mit dem dharma im Bezug auf das Kastensystem. Besonders Europäer neigen dazu, das Kastensystem als spirituellen Ausdruck der Selbstverwirklichung umzudeuten und sich damit zu solidarisieren, und ignorieren damit völlig die soziale Realität.


    Das Christentum hat versucht, in der Gemeinde die Unterschiede aufzulösen: "Hier ist kein Jude, noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; dann ihr seid allzumal einer in Christus Jesus" (Gal 3,28)


    Kürzlich ist mir zu Ohren gekommen, dass Buddha in ähnlicher Weise wie es im Neuen Testament beschrieben wird, die verschiedenen Geschlechter als auch Kasten in der Sangha zu vereinen. Kann das jemand bestätigen?


    Ergänzend dazu fällt mir noch ein, dass mit steigender Einsicht in die Abhängigkeiten und die Wirkung von Sprache auch erkannt wird, dass die Art und Weise, wie man in klassischen Strukturen über die Rolle der Frau dachte und sprach, viel Leid erzeugendes Potential existiert, insofern auch der Buddhismus im Zuge gesellschaftlichen Fortschritts offen ist, in diesen Fragen im Einklang mit der gesellschaftlichen Entwicklung zu wachsen.

    Einerseits das Gefühl einen gewissen Abstand zu sich selbst einzunehmen und andererseits diese Einheitserfahrung von der du schreibst.

    Es schließt sich nur solange aus, wie wir etwas von uns noch als geschlossene Einheit verstehen.

    Wenn wir unsere Einheit in der Vergänglichkeit und Vielfalt erkennen, ist das Empfinden unserer Einheit nicht "einerseits" und das Empfinden der Vergänglichkeit nicht "andererseits". In der Vergänglichkeit liegt die Einheit und in der Einheit die Vergänglichkeit. Dann darin, dass alles vergänglich ist, besteht das ewige Selbst; und das ewige Selbst ermöglicht erst, dass alles vergänglich ist. Aber wie ist dieses Selbst? Sagen wir nicht, dass es kein Selbst gibt? Doch, das gibt es, aber seine Natur ist es, leer von einer Natur zu sein. Dadurch ermöglicht es Veränderung und Vergänglichkeit. Dieses Selbst kann man als Einheit empfinden. Und in dieser Einheit ermöglicht es Vergänglichkeit dessen, was wir fälschlicherweise für das Selbst hielten.

    Also grundsätzlich ist Guru derjenige, von dem ich vertrauensvoll lernen kann. Wenn man die Augen offen hält, gibt es aber dennoch leider immer noch die Situationen, dass in Guru-Schüler-Beziehungen Missbrauchssituation entstehen. Der örtliche Pfarrer, der dem Christen geistliche Leitung gibt, ist im weiteren Sinne auch Guru. Oder die monotheistischen westlichen Religionen, deren Religionsstifter als Guru fungieren. Es gibt verschiedene Positionen, ob ein Guru immer lebendig sein muss oder auch ein früherer Mensch durch seine Lehren einweihend, also Guru, sein kann. Dann noch die Unterscheidet zwischen Gurus, von denen man lernt, und jenen, die einen in spirituelle Schülernachfolgen einweihen.

    Es gibt kein spirituelles Lernsystem ohne Guru - nur hat sich das Verhältnis zwischen Guru und Schüler stark gewandelt. Heutzutage erkennt man oft auch, dass in bestimmten Fachfragen der eigenen spirituelle Guru nicht unbedingt der richtige Ansprechpartner ist, sondern wenn man z.b. eine Beratung in einem medizinischen Fachgebiet brauche, dann ist mein Vertrauensarzt der Guru. Den Arzt sucht man sich selbst - allerdings sucht man sich heutzutage auch die spirituellen Gurus selbst.

    Es gibt aber immer noch Fehlentwicklungen, wo die Menschen ihr Gurus auch für Gebiete befragen, in denen diese gar nicht zuständig oder kompetent sind. Ich glaube aber schon, dass es heute ganz üblich ist, sich in "einer selbst verschuldeten Mündigkeit" den richtigen Lehrer zu suchen.

    und ich habe weniger das Gefühl, diese Person zu sein sondern mehr das Gefühl durch diese Person zu sein

    Das ist doch eine schöne Erfahrung. Für mich war es auch eine total spannende Entdeckung, wie sehr meine Gefühle von mir selbst wandeln können, die mich nachhaltig geprägt hat. Nachdem ich lange Körper und Geist getrennt hatte, machte ich darin die Einheitserfahrung meiner Person.

    Ich wollte mit dem biblischen Zitat auf Gemeinsamkeiten zwischen allen Religionen aufmerksam machen,

    vielleicht wird es Zeit Gemeinsamkeiten egal ob religiös oder kulturell etc. zu betonen anstatt Unterschiede zu und Trennungen zu bilden.

    Um Gemeinsamkeiten zu betonen, muss man sie sehen können; gleiches gilt für Unterschiede. Selbst wenn wir eines von beiden sehen, bedeutet es nicht, dass es eine Letzterkenntnis sein muss.

    Letztsicherheit beschreibt oft nur Akzeptanz. Einerseits kann Akzeptanz wichtig sein, um nicht in das ewige Wirrwarr der Gedanken zu rutschen, andererseits kann sie auch bedeuten, dass man die Bequemlichkeit der Erkenntnis vorzieht.

    Das alles wissen wir nicht.

    Es ist aber nicht verkehrt, im Sinne eines guten Umgangs Gemeinsamkeiten zu unterstellen. Das ist eine positive Herangehensweise und führt zu einer Offenheit.

    Wichtig dürfte auch sein, um welches Thema wir sprechen. Moralische oder Ethische Gemeinsamkeiten dürften wichtig sein, wenn ein gemeinsamer Umgang gepflegt werden soll. In metaphysischen oder philosophischen Frage ist Gemeinsamkeit nicht wichtig.

    Mir scheint wir projizieren mit unseren Vorstellungen die Dinge in die Soheit, die Dinge sind nichts als Wörter/Begriffe.

    Gibt es für uns Menschen eine Alternative? Schon Begriff ist ein Begriff. Mit der Kommunikation fängt die Kategorisierung an. Verständigung basiert auf Begriffen und ihrem Verstehen. Begriffe bilden einen möglichen Konsens ab. Ohne Begriffe können auch keine Gemeinsamkeiten gesehen werden. Begriffe unterscheiden nicht nur, sie zeigen auch das Referenzsystem an, in dem wir denken.


    Jedesmal wenn man sein Selbst deutlich ändert oder sich wesentlich weiterentwickelt, 'stirbt' das alte Ich und ein neues wird 'geboren'.


    Unser Ich stirbt ständig. Mit jedem Moment ist unser Ich ein anderes. Ist das immer eine Weiterentwicklung oder manchmal auch nur eine Veränderung?


    Und dann holen einen alte Gewohnheiten doch immer wieder ein

    Sind die Gewohnheiten die gleichen oder sind diese nicht auch anders? Das Muster von Gewohnheiten verändert sich ebenso wie wir uns selbst. Sonst wären die Gewohnheiten nicht fähig, dem sich ständig verändernden Menschen zu entsprechen und ihn erneut zu bereichern. Gewohnheiten scheinen mir genauso dynamisch wie unsere Persönlichkeit zu sein. Am Ende sind ja Gewohnheiten nur Handlungsmuster, die wir produzieren.

    Ich war auch schon bei einem NKT Zentrum in meiner Nähe, um eben diese Zweifel zu beseitigen, aber leider haben die zu wenig Kapazitäten um Fragen ausserhalb eines Kurses zu beantworten, was ich ja einigermassen verstehen kann. Aber ich kann es mir schlichtweg nicht leisten, jedes Mal einen Kurs zu buchen, wenn mir Fragen aufkommen. Zudem werden nur Fragen beantwortet, die mit dem Thema des Kurses zusammenhängen, was heisst, ich müsste einige Tausend hinblättern, damit ich Antworten bekomme.

    Interessantes Wirtschaftsmodell :)


    In Berlin gibt es von denen auch Angebote. Das Lächeln kam mir immer etwas künstlich vor.

    Ich dachte bisher eigentlich, dass es im Buddhismus grundsätzlich akzeptiert wird, wenn man die Lehren hinterfragt bzw. die Wahrheit dieser Lehren durch eigene Erfahrungen zu erleben versucht. Weshalb gibt es dann Weisungen, die einen dazu anhalten, nur auf einen Lehrer/Meister zu vertrauen und sich kein weiteres Wissen über andere buddhistische Ausrichtingen anzueignen?

    Gibt es im Kadampa Buddhismus die Auflage, kein Wissen über andere Richtungen zu lernen?

    Grundsätzlich ist es schon wichtig, Vertrauen in den eigenen Lehrer zu entwickeln.

    Die eigene Erfahrung scheint mir grundsätzlich ein Kern des Buddhismus zu sein, gibt es Richtungen, die das nicht so sehen?

    Es geht um das Akzeptieren wie es ist.

    Aber wie ist es ?

    Diese strikte Ablehnung von Dingen, wie Du sie beschrieben hast, geht von einer anderen Herangehensweise aus, die ich nicht so empfinde.

    Nehmen wir an, Du hast dieses Gefühl, etwas negatives tun zu müssen. Du versuchst nun, dieses nicht zu tun. Stellst Dich dagegen. In diesem Moment hälst Du aber an diesem Gefühl fest und verleihst ihm mehr Existenz als es hat. Das impliziert außerdem eine starke Wertung.

    So wie ich den Buddha aber verstanden habe, geht es darum, dieses kommende Gefühl zu akzeptieren, aber nicht daran festzuhalten, sondern es gehen zu lassen. Vielleicht auch eine Handlung zu tun, die mich dabei unterstützt, es gehen zu lassen.

    Wen ICH nicht mein Körper ist, und ICH nicht mein Geist ist, und ICH nichteine sehle bin sondern die Lehrheit die nur im bezug zu etwasem existiert, was wird dan wiedergebohren?

    Nichts. Am Anfang war diese Art von Dialog die für mich verwirrende:
    "Was wird wiedergeboren?"

    "Eben nichts."

    Im Grunde ganz logisch. Wenn da nichts ist, kann auch nichts wiedergeboren werden.


    Bereits der Hinduismus lehrte zwischen den Zeilen, dass da eigentlich nichts ist:

    - Atman wäre ewig und ewig sind nur Dinge, die nicht existieren.

    - Atman wäre mit Brahman identisch, aber wenn Atman mit Brahman identisch ist, kann Atman keine Eigennatur haben.


    Was wird da also wiedergeboren, wenn Atman keine Eigennatur hat und nicht existiert?


    Meine hinduistischen Lehrer haben mir vermittelt, dass es am "ahamkara" liegt, dem falschen Ego, das den Atman in Samsara hält.


    "Ahamkara" oder Karma ist dafür verantwortlich, dass Person in unserem Sinne existiert. Die Idee einer ewigen Essenz ist obsolet.


    Wen da nur Lerheit ist also nichts, woran soll den das Karma früherer leben haften?

    Ich würde sagen, unsere Persönlichkeit haftet am Karma früherer Leben, durch die sie bedingt wird.

    Das mit der Wiedergeburt ist wirklich so'n schräges Ding. Gibt's wirklich, aber ich kapier nicht ganz, warum man sich nur an sein Lieblings-Kinderspielzeug erinnert. Vielleicht eben weil man damals noch Buddha war...

    Wir Menschen können uns nicht einmal daran erinnern, was wir vor einer Woche, vor einem Monat, vor einem Jahr, oder gar vor einem Jahrzehnt an diesem oder jenen Tag zu einer bestimmten Uhrzeit getan haben. Trotzdem scheint es Hinweise darauf zu geben, dass wir vor einem Jahrzehnt, einem Jahr, einem Monat oder gar einer Woche schon gelebt haben.

    Ich dachte eher an eine Gruppe, in der man sich z.B. über buddhistische Literatur oder allgemein dem Pfad austauschen kann.

    Dann fehlt der praktische Anteil, den ich für wesentlich halte.

    Gab es das nicht in einigen Zen-Schulen, dass gar nicht erklärt, sondern nur gesessen wurde? Neulich habe ich so etwas mal gehört.

    Es ist glaube ich in allen Religionen und Traditionen so, dass auf die Gemeinschaft der Glaubenden/Übenden/Praktizierenden großen Wert gelegt wird, weil doch die Gemeinschaft auch ihren Anteil daran hat, dass der einzelne über sich hinauskommt.

    Gerade Themen, die sich um den Pfad oder Literatur drehen, setzen schon jemanden voraus, der erfahren genug ist, die Dinge beurteilen zu können.

    Hier gibt es ja ein munteres Durcheinander von Begriffen.


    Einmal gibt es Brahmā (langes 'a'), ein deva, wie hier schon genannt, das höchste Wesen im materiellen Universum, das so lange wie das Universum existiert. Als erstes Lebewesen im materiellen Universum hat Brahmā dieses Universum gestaltet. Brahmā kann auch als Schöpfer des Universums verstanden werden, er steht mit der (schöpferischen) Leidenschaft in Verbindung.


    Brahman ist hingegen im Hinduismus der Urgrund allen Seins. Die alldurchdringende, unerkennbare, nicht manifestierte und unpersönliche Wahrheit. Die Bhagavad-Gita beschreibt, dass nur Manifestiertes vergänglich ist – Brahman ist nicht manifestiert, jenseits von Geist und Materie, und deshalb ewig. Wenn der Mensch seine individuelle Illusion erkennt und sieht, dass Atman identisch mit Brahman ist, hat er sich aus den Ketten von Samsara befreit.


    Brahman existiert als Saguna-Brahman und Nirguna-Brahman. Brahman mit Eigenschaften und Brahman ohne Eigenschaften. Die Idee war, dass Brahman mit Eigenschaften (Saguna-Brahman) für einen Menschen greifbarer ist als etwas ohne Eigenschaften.


    Interessant finde ich wirklich, dass Brahman als nicht manifestiert und nicht erkennbar beschrieben wird. Von der Logik her würde ich sagen, dass nicht manifestiertes und nicht erkennbares nicht existiert – hier ist eine Annäherung zur Idee der Leerheit.


    Wir haben aber ein grundlegendes Problem. Wir neigen immer dazu, Begriffe aus ihrem kulturellen Kontext zu reißen. Das hat die westliche Kulturwissenschaft immer viel zu gerne getan. Man fing an, andere Kulturen vom Schreibtisch aus zu studieren. Irgendwann erkannte man, dass man andere Kulturen nur dann verstehen kann, wenn man mit ihnen lebt und ihre Riten und Traditionen mit ihnen zusammen vollzieht.


    Auf einer rein intellektuellen Ebene ist ein nicht manifestiertes und nicht erkennbares Nirguna Brahman das gleiche wie Nirvana. Aber wollte der Buddha einen Streit um Begriffe? Er hat damals die Veden abgelehnt und sich deshalb anderer Begriffe bedient. Er hat das ganze kulturelle, traditionelle, vedische System gesehen und abgelehnt. Er wollte einen Zugang zur Erfahrung. Diesen Zugang zur Erfahrung, die unabhängig von tradierten Wahrheiten existiert, kann man nur dann ermöglichen, wenn man einen totalen Bruch im Geist erzeugt. Und das passiert über einen Begriff, der wie ein völliger Fremdkörper im vedischen System wirkt. Er ist nichts Bekanntes, sondern etwas völlig Anderes. Um dieses Andere verstehen zu können muss der Mensch aber einen Zugang zum eigenen Verstehen und Erleben finden.