Beiträge von Fǎ Fá

    In der Bibel, mit der ich aufgezogen wurde, steht "An seinen Taten erkennt ihr ihn".


    Aber was sind diese Taten und wie unterscheidet man ihn von irgendeinem Spinner in der Fußgänger Zone?


    Das spielt auf den Gedanken an, dass ein guter Baum gute Früchte bringe, aber ein schlechter Baum schlechte Früchte (vgl. Mt 7,17). Du sollst den Baum aber auch nicht umhauen, bevor er Früchte gebracht hat.


    Vor einigen Monaten hatte ich dazu meditiert und für mich hat sich daraus ergeben, dass ich mich in der Tugend der Geduld üben soll. Wir Menschen urteilen nämlich meistens, bevor wir die Früchte eines Baumes gesehen haben.

    und wir uns einfach nur fon allem lösen müssen

    Ja, im Grunde ganz einfach :)


    Karma und Wiedergeburt sind erst einmal nur Konzepte, mit denen wir versuchen, die Abläufe der Welt zu beschreiben. Damit bergen die Konzepte natürlich die Gefahr, sich darauf zu fixieren, weil wir ein "ich will" konstruieren. Du schreibst, "den moment geniesen müssen", da steckt schon etwas drin, nämlich das Hier und Jetzt. Wenn wir im Hier und Jetzt bleiben, dann entwickeln wir kein "Ich will", weil das Wollen des Ichs immer auf den nächsten Moment abzielt. Denn das "Verbleiben" im Hier und Jetzt ist wieder ein Wollen in Zukunft. Diese Zukunft ist der nächste Moment. "Ich möchte gerne im Moment bleiben" ist ja der zum Scheitern verurteilte Versuch, sich gegen die Vergänglichkeit zu wehren. Selbst wenn Du es schaffst, Dein Mindset in den nächsten Moment zu projizieren, ist der Moment dennoch ein anderer.


    Zitat

    Das klingt jetzt komisch aber wen wir zum beispiel eine krankheit als geschenk ansehen und sie ganz genau spüren und das gefühl geniesen zb erkältet zu sein, das dan die erkältung kein leiden mehr ist sondern eben ein geschenk?

    Eine Erkältung kann dir auch körperliche Leiden verursachen, würdest Du dieses Leiden als Geschenk sehen zu können?


    Man kennt diese Modelle ja von Angehörigen großer Religionen. Weil es Dinge in der Welt gibt, die weder auf Barmherzigkeit noch Gnade schließen lassen, wie z.b. der Tod eines Angehörigen ohne Krankheit oder schlechte Lebenssituation, man aber nicht das Bild des barmherzigen Gottes aufgeben kann, versucht man eine Umwertung vorzunehmen, die diesen Tod als Barmherzigkeit oder Gnade bewertet. Das finde ich immer sehr schwierig, weil einen solche Gedanken darin hindern, wirklich Mitgefühl für die Angehörigen entwickeln zu können, schließlich wäre der Tod doch dann eher eine Freude.


    Was ich aber annehme bisher erkannt zu haben ist, dass es auch in einer leidvollen Situation die Momente der Stille gibt, wo das leidvolle abwesend ist. Aber nicht, weil man das Leiden in dieser Situation ignoriert, sondern weil auch eine leidvolle Situation immer Momente der Abwesenheit von Leid kennt. Denn auch die Situation ist eine Aneinanderreihung von Momenten und damit veränderlich.


    Wir glauben eben oft nur, dass eine Situation so oder so ist, weil wir unwissend sind oder zumindest Momente erkennen, in denen wir unwissend sind.

    @mkha' Ist doch ganz easy. Mich tangiert Wählen nicht, weil für mich Politik in der Gesellschaft anfängt. Wahlergebnisse bedingen sich durch gesellschaftliche Entwicklungen. Man muss die Ursachen angehen und nicht nur die Wirkung korrigieren wollen.

    meiner ersten Aussage (Seid ihr als Buddhisten politisch aktiv? (3)) möchte ich hinzufügen, dass ich der Meinung bin, dass jeder Wahlberechtigte, der nicht zur Wahl geht, damit möglicherweise Parteien begünstigt, deren politische Inhalte mit seinem Denken nicht zu vereinbaren sind.

    Das demokratische Problem ist doch eher, dass meine Einzelstimme vor allem durch eine ihr gegenüberstehende Mehrheit nichts daran ändern kann, wenn politische Inhalte an die Macht kommen, die mit meinem Denken nicht zu vereinbaren sind.

    Wer denkt, es müsse jetzt zur Wahl gehen, damit eine bestimmte Meinung nicht an die Macht kommt, zeigt doch nur seine Inaktivität in der Zeit davor. Die Angst, dass in seiner Umgebung ein Klima herrscht, das zu schlechten Wahlerfolgen führt.

    Wenn ich es schaffe, durch meine Mitmenschlichkeit lange vor der Wahl Mitmenschen mit Mitmenschlichkeit anzustecken, habe ich mehr für ein günstiges Wahlergebnis getan als.... wenn ich mich einschließe und dann als Einzelrächer glaube, das Ruder durch die Wahl nochmal rumreißen zu müssen.

    Tatsächlich sind mir Wahlen egal, weil sie nur Ausdruck meiner Umgebung sind und nicht Ursache.

    Aber letztendlich gibt es auch im Buddhismus, wie bei anderen Religionen Dinge, die man einfach glauben muss.


    Also unabhängig, welche Religion man bevorzugt:

    Dass man etwas glauben muss, ist der erste Glaubenssatz, an den wir Menschen glauben.

    Und weil wir glauben, dass wir etwas glauben müssen, suchen wir etwas, das für uns derart glaubhaft ist, dass wir daran glauben können.

    Aber... glauben müssen wir im Grunde an nichts.

    Wir brauchen Einsicht in Ursache und Wirkung, damit wir unsere Handlungen sinnvoll gestalten können.


    Es fängt damit an, dass soweit ich weiss die Lehre nur mündlich überliefert würde und erst ein paar hundert Jahre

    später schriftlich aufgezeichnet wurde, was natürlich ein Fehlerpotenzial mit sich bringt.

    Interessanterweise war es eine Indologin, die selbst Buddhistin ist, die mir den Anstoß zum Überdenken meines Weltbildes gab, indem sie mir sagte, seit wann es überhaupt Schrift in Indien gibt.


    Sad but true: Alle religiösen Traditionen haben eine lange Epoche des Mündlichen durchgemacht. Je älter sie sind, desto länger ist ihre mündliche Überlieferung und desto weniger prüfbar ist für uns ihre Authentizität. Man kann sich helfen, indem man Authentizität auf den Zeitpunkt der Verschriftlichung legt. Aber auch dann stehen die Religionen meistens vor der Frage, was der korrekte Interpretationsschlüssel oder welche Lesart/Textvariante die richtige ist. Gleichzeitig sagt Alter auch nichts darüber aus, dass etwas wahr ist. Manche Wahrheiten kommen erst durch logische Denkprozesse zum Vorschein, folgerichtig ist Wahrheit nicht immer authentisch, was allerdings ein Widerspruch ist, weil authentisch "den Tatsachen entsprechend", also wahr, bedeutet und als "daher glaubwürdig" (lt. Wikipedia). Und schon sind wir wieder beim Glauben.


    Die Schriften von Buddha sind da keine Ausnahme. Sie konnten auch erst mit dem Aufkommen von Schrift in Indien niedergeschrieben werden. Das sollte aber deshalb kein Problem sein, weil sie ihre Legitimität weder aus ihrer Authentizität, noch aus ihrem Alter, geschweige denn einer göttlichen Autorität ableiten. Im Gegensatz zu den vedischen Schriften, die Dir die Vorstellung von Reinkarnation aus einer Jahrtausende alten Tradition her begründen wollen (was angesichts der Tatsache, dass der Glaube an die Reinkarnation erst mit den Upanishaden wenige Jahrhunderte vor Christus nach Indien kam, schon ein Thema für sich ist), begründet sich die Annahme von Reinkarnation im Buddhismus aus der Erforschung des eigenen Geistes. Daher glaube (sic!)ich nicht, dass Du es glauben musst, wenn nicht die Erforschung Deines Geistes zu eben diesem Ergebnis kommt.


    Auch Wiedergeburt, Karma über mehrere Leben hinweg usw. sind ja Dinge, die man nicht beweisen kann.

    Dieses Unbeweisbare, was bei anderen Religionen von vielen hier wahrscheinlich abgelehnt wird, weil es unlogisch erscheint, wird

    von Buddhisten aber akzeptiert.

    Es geht nicht darum, ob religiöse Inhalte wahr sind, sondern dass aufgrund ihrer Geschichte fraglich ist, sie für wahr halten zu müssen.

    Da muss man ja wieder raus, Wie? Wie kommen Tiere wieder dort heraus

    Wie machen Menschen Fortschritt?

    Es scheint mir noch nicht hinreichend geklärt zu sein, wodurch der Mensch für seine Handlungen motiviert wird. Nach Freud handelt der Mensch kausal, gemäß Ursache und Wirkung. Nach Adler handelt der Mensch gemäß eines Lebenszieles, final.

    Gutes Handeln kann selbstsüchtig motiviert sein, schlechtes Handeln bestenfalls aufgrund von Verirrung nicht schuldhaft.

    Wenn man das bedenkt, sieht man den Unterschied zwischen menschlichem und tierischem Handeln nicht mehr so stark, dann steht das instinktgetriebene Tier nicht mehr dem frei handelnden Menschen gegenüber.

    So wird wohl immer irgendwie Karma aufgebaut. Und irgendwie kommt man wohl auch wieder raus.

    Ob man das Prinzip hinter den Bildern nun Gott oder Geist nennt ,ist in meinen Augen eher ein akademischer Unterschied.

    Mir scheint aber der Begriff Gott – oder andere Namen Gottes – allerdings ziemlich an bestimmte Vorstellungen gebunden zu sein, die bei Geist nicht unbedingt assoziiert werden. Möglicherweise liegt es aber auch daran, dass die meisten Menschen Geist irgendwie erfahren können, Gott hingegen begrifflich erklärt werden muss, um erahnt werden zu können.

    Es ist doch so, dass man im Buddhismus nicht weiß, ob die irdische Welt und das Nirvana natürlichen Ursprungs sind oder von einem Gott mit einem konkreten Plan geschaffen wurden, oder?


    Meinem Eindruck nach weiß es niemand. Die Aussagen dazu kommen meistens aus Quellen, von denen die Menschen sagen, dass sie die höchste Wahrheit sind. Damit entziehen sie sich der Beweisführung.

    Mich hat die Frage nach Gott auch lange Zeit geplagt. Weil ich immer das Gefühl hatte, dass es etwas gibt, das über mich hinausreicht. Allerdings schienen mir die meisten Offenbarungen in sich fehlerhaft oder sehr wunschgemacht zu sein, so dass es mir irgendwie nicht einleuchtend erschien, hier eine Verbindung zu einer absoluten Wahrheit zu sehen.

    Am Ende blieb nur der Eindruck, dass da etwas ist, was über mein Bewusstsein hinausreicht, aber die konkrete Form, Begrifflichkeit oder gar ein Konzept fand ich immer schwierig.

    Mich immer wieder aus der Situation herausnehmen und zurückziehen. Zumindest bilde ich mir ein, dass ich das tue :)


    Mein Morgenprogramm beginnt eigentlich so. Früher habe ich gemerkt, dass ich aufstehe und gleich im Rad bin. Heute beginne in den Tag so, dass ich nach dem Aufstehen in eine Meditation gehe und einen kleinen Bruch mache.


    Früher fing ich den Tag gleich mit Tätigkeiten an, die mein Bewusstsein fördern sollten und wurde gleich aktiv. Deshalb versuche ich heute, erstmal aktiv passiv zu sein und das zu lernen, um es am Tag kultivieren zu können.

    Hallo Rudolf,

    Wenn du der Ansicht bist, eine ewige beständige Seele existiert nicht, da bin ich mit dir einer Meinung.

    Wenn du der Ansicht bist, dass es noch nicht mal diese Ansicht gibt (im Hinduismus und Christentum z.B.), teile ich das nicht.

    Theoretisch gibt es diese Ansichten. Zumindest äußerlich. In den letzten Jahren habe ich aber gemerkt, dass der Grundirrtum der Menschen sich nicht um die Frage dreht, ob sie ewig sind oder nicht, sondern es oft eher um das Problem einer Vorstellung geht, was und wie sie sind.

    In den Veden bzw den späteren Upanishaden wurde ausgeführt, dass das, womit sich die meisten Leute identifizieren, nicht das Selbst ist (anatma). Deshalb sollten sich die Menschen eher mit dem identifizieren, was jenseits der konkreten Persönlichkeit liegt: Brahman. Leid kommt durch die Anhaftung an scheinbar Manifestiertes: ich bin Mann, ich bin Frau. Aber wenn ich dahinter steige, dass ich dieses nicht bin, dann kann ich mich auch nicht binden. Und dort, wo ich mich an das binde, was nicht manifestiert ist, erkenne ich Vergänglichkeit meiner körperlichen und geistigen "Identitäten". An das Ewige wie an das Nicht Ewige kann ich mich nicht binden, weil beides nicht vorstellbar ist.


    Für den Buddha ist es keine philosophische Spekulation, er hat gesagt, dass er mit seinem geistigen Auge seine eigenen und die Wiedergeburten anderen Lebewesen sehen kann. Das ist keine Spekulation, sondern direkte geistige (yogische) Wahrnehmung.

    Und wir können dem Buddha da glauben oder nicht. Deshalb ist der Buddhismus auf jeden Fall auch eine Religion, eine Offenbarung eines vollkommen Erleuchteten, wie der Buddha von sich selbst sagt.


    Die meisten Menschen halten ihre philosophischen Spekulationen für erkannte Wahrheit oder Einsichten. Und dann behalten sie diese ihr Leben lang bei und binden sich an sie. Aber auch der Buddha hatte nur einen Eindruck, der aus den Eindrücken, die vor diesem Eindruck waren, resultierte. Was wäre wohl gewesen, wenn er nicht bei den Lehrern der Upanisaden gelernt und von der Idee der Reinkarnation "beeindruckt" gewesen wäre?

    Traditionen und Religionen verbleiben oft in den Überzeugungsmustern ihrer Kulturen, weil diese die Eindrücke bilden, die zu individuellen Eindrücken führen. Die kann man "glauben", religiös fix machen und dann beibehalten, aber im Grunde ist dieses Beibehalten nur der Versuch, dem ständigen Wechsel der Eindrücke etwas Permanentes entgegenzusetzen.

    Jetzt wo wir diskutieren, glaube ich an Reinkarnation, aber wenn es jetzt an der Tür klingelt, dann sind es ganz andere Eindrücke, die vor mein Bewusstsein treten und meine Welt sind. Und bevor ich diesen Rechner hier angemacht habe, um auf Deine Gedanken zu reagieren, habe ich noch schnell meinen Wohnzimmertisch aufgeräumt. Da hatte mein Bewusstsein keine Gedanken einer Reinkarnation. Deine Nachricht hat mich aber so beeindruckt, dass ich nun wieder hier sitze und mir über ein Konzept Gedanken mache, dass sowieso keine praktische Relevanz für den Rest meines Tages hat. Deshalb würde ich auch nicht sagen, dass man diesem Konzept "glauben oder nicht" muss, denn man kann sich so entscheiden, es zu glauben, aber dann würde man wohl nur dran glauben, wenn man sich daran erinnert, dass man daran glauben wollte. Die restliche Zeit bestimmen ganz andere Dinge unser Dasein und da habe ich Einsichten, die aus anderen Eindrücken resultieren als das Konzept eines ewigen Lebens oder einer Wiedergeburt.


    Und wenn man berücksichtigt, dass unserer Persönlichkeit, die wir in einem Leben entwickeln unser Karma ist (warum bist du als Mann und nicht als Frau geboren worden? Und von deinen Eltern und nicht von anderen Eltern? Und warum hast du nicht das musikalische Genie Mozarts oder kannst nicht so gut Mathematik wie Karl Friedrich Gauß? Und Fußball spielen? Vielleicht willst du gar nicht Fußball spielen?): woher kommen unsere Potentiale, die wir entwickeln können? Woher kommt es, dass wir dieses wollen, jenes nicht?

    Dann ist zweifellos diese "innere" Persönlichkeit eine in Ursache-Wirkung fortschreitende Kontinuität und im Sinne unseres Karmas sind wir auch noch dieselben im nächsten Leben.

    Nach der gleichen Argumentationslinie wurde Gott definiert: der Lückenbüßer. Konnte der Mensch sich etwas nicht erklären, war Gott die Ursache. Vor einer Woche war ich bei einer Hochzeit. Dort habe ich mit jemanden diskutiert, der auch auf diesem Weg Gott logisch beweisen wollte. Aber wenn wir Gott oder Karma oder whatever nutzen, weil wir unsere eigene Unwissenheit nicht ertragen können, dann können wir mit diesem Konzept kein Leid lösen. Im Gegenteil, es besteht sogar die Gefahr, dass wir uns der Leidfrage nicht mehr widmen, weil sowieso alles vorherbestimmt sei. Für die meisten Menschen dürfte das ursprüngliche Konzept von karma das zutreffende sein: Aktion. Die sie selbst vollzogen haben. Die meisten Leute können beispielsweise nicht so gut Mathematik wie der von Dir genannte Gauß, weil in ihrer Kindheit tausend Dinge zur Sinnesbefriedigung spannender als lernen von Mathematik war.


    Die beiden genannten Persönlichkeiten haben nur insofern was miteinander zu tun, dass sie in einem weitläufigen Sinn durch Bedingungen verbunden sind. Aber die Persönlichkeit, die da geboren wird, ist nicht die gleiche Persönlichkeit, die zuvor irgendwo lebte. Ich habe mich da unklar ausgedrückt, entschuldige bitte.

    Hallo Rudolf,


    nun ich denke, dass diese Abgrenzungen so klar nicht möglich sind.

    Meinem Eindruck nach sind sich Buddhismus und Hinduismus auf einer tieferen Ebene sehr ähnlich.

    Es gibt im Hinduismus keine individuelle Persönlichkeit, die wiedergeboren wird. Eine individuelle Persönlichkeit entsteht im Hinduismus - oder manchen Traditionen - durch 3 verschiedene Aspekte der Natur. Es gibt eine Mentalität, die durch die individuelle Neigung bestimmt wird. Die Identifikation, dass man jenseits etwas der unpersönlichen Wirklichkeit (Brahman) sei, nennt sich "falsches Ego", oder auch "Ahamkara". Das bedeutet soviel wie "Ich-Macher". Während der Wiedergeburt konstruiert dieser "Ich-Macher" eine neue Persönlichkeit, die aber nichts mit der vorherigen Persönlichkeit zu tun hat, außer dass sie durch die Prägungen oder Muster, die diese Persönlichkeit gesetzt hat, bedingt wird.

    Was als konstant wahrgenommen wird ist lediglich das Prinzip der Individuation: eben dass sich eine Persönlichkeit als Persönlichkeit wahrnimmt. Selbst Buddhisten nehmen sich als psychologische Einheit wahr, alles andere wäre psychologisch zutiefst ungesund.

    Wenn diese Bedingungen, die 3 Erscheinungsweisen der Natur, komplett transzendiert wurden, faktisch nicht mehr den Geist bestimmen, ist der Kreislauf von Geburt und Tod beendet. Brahman ist das Unmanifestierte, deshalb Ewige, erst das Manifestierte ist die individuelle Persönlichkeit.

    Natürlich sind sie sich aus deshalb sehr ähnlich, weil der Buddha die philosophische Spekulation der Upanishaden namens Wiedergeburt übernommen hat, die im Grunde nur Illusion und menschgemacht ist.


    Viele Grüße,

    Weltreisender

    Interessantes Thema. Michael von Brück schrieb in einem Buch über Wiedergeburt, dass im Bewusstsein mehr ist als das, was wir zeitlich-räumlich wahrnehmen. Wir können abstrahieren, imaginieren, philosophieren, vermuten, spekulieren. Wenn Welt das ist, was zum Bewusstsein kommt, dann ist unsere Welt sehr umfassender als die der Tiere. Wir sind grundsätzlich fähig, über Raum und Zeit hinauszudenken, weshalb wohl auch so etwas wie Religion entstanden sein könnte. Bei den westlichen Religionen ist es aus meiner Sicht etwas schwieriger, weil diese eine Stiftergestalt haben und deshalb vermutlich nicht das Ergebnis philosophischer Erwägungen sind. Wenn wir aber z.b. nach Indien schauen und mal das Thema Reinkarnation betrachten, ist erkennbar, dass man von einer Reinkarnation in den frühen vedischen Schriften nicht ausging. Vielmehr kam diese Idee erst mit den Upanishaden, die im Grunde philosophische Reflektionen sind. Hier sieht man deutlich, wie Religion mit der Denkfähigkeit des Menschen korreliert und ein Modell darstellt, mit dem wir die Dinge beschreiben/vermuten können, die über das hinausreicht, was wir direkt erfahren können. Was den Tod angeht, ist dieser aus meiner Sicht nicht der Auslöser für Religion, sehr wohl aber der Auslöser für Konzepte rund um das Sterben und Weiterleben.

    ch habe nicht bestritten, dass manche Leute an eine Seele glauben.

    Sie können sich aber nicht vorstellen (geistig anschauen), was das ist, genauso wenig wie die Gottesgläubigen sich ihren Gott vorstellen können, wenn es nicht gerade ein alter Mann mit weißem Bart auf einer Wolke sitzend ist.

    Das geben die Gottesgläubigen auch zu, jedenfalls die, die ich kenne.


    Wenn Welt das ist, was uns zum Bewusstsein kommt, sind auch unsere Eindrücke von Menschen relativ und bedingte Eindrücke.

    Ich habe nicht den Eindruck, dass manche Leute, die an eine Seele glauben, sich generell nicht vorstellen, was das ist. Gleiches betrifft die Idee von Gott. Besonders Menschen, die indischen Traditionen folgen, sind doch in ihren Überzeugungen nicht selten recht präzise.

    Die Gläubigen in meinem Bekanntenkreis meinen Beispielsweise, dass Seele vorrangig sich durch die Gedächtniskontinuität wahrnehmbare Individuation des Menschen handelt, die sich permanent dynamisch gestaltet, aber durch unser Bewusstsein als Einheit konstruiert wird. Und da Welt das ist, was uns zum Bewusstsein kommt, ist diese subjektive Welt namens Seele zumindest relativ wahr.

    Die Idee, dass (manche) Hindus z.b. an ein permanentes Ich glauben und hier der Unterschied zum Buddhismus liegen mag, ist auch selten schlüssig, denn auch die hinduistischen Reinkarnationsvorstellungen gehen davon aus, dass die Bedingungen des Vorlebens eine neue Persönlichkeit konstruiert, die nur insofern etwas mit der alten Persönlichkeit oder dem alten Ich zu tun hat, dass die neue Existenz durch die Faktoren der letzten Bewusstseinseindrücke geschaffen wird.

    Wenn jemand etwas falsch macht, es dann ehrlich bereut und versucht wieder gut zu machen, dann ist das für mich eine Form der Läuterung.


    Die Läuterung findet meiner bescheidenen Meinung nach in der Zeit dazwischen statt. Nachdem er versucht hat etwas wieder gut zu machen - oder auch nicht - und bevor er das, was er getan hat, nicht wiederholt.

    Wiedergutmachung ist sicher ein gutes Mittel, den entstandenen emotionalen Schaden bei anderen Menschen abzuschwächen.

    Aber Läuterung ist das, was nicht zur Wiederholung der Tat führt.

    :)

    • Seit eurer Zufluchtnahme, gab es da eine längere Phase, die von Zweifel geprägt war?
    • Worauf bezog sich der Zweifel?
    • Wodurch verschwand er?
    • Gehört eine Phase des Zweifelns eurer Meinung nach dazu?


    An mir selbst habe ich festgestellt, dass ich Immer dann anfange zu zweifeln, wenn autoritative Wahrheiten zweifelhaft sind. Nie gezweifelt habe ich daran, dass die meisten Dinge zweifelhaft sind. Natürlich haben wir als Mensch auch immer wieder die Tendenz, etwas Sicherheit haben zu wollen und suchen dann nach etwas, was nicht zweifelhaft ist. Aber da es so etwas nicht gibt, sondern es sich dabei um eine Illusion handelt, ist dies nie von Dauer. Auch im Buddhismus ist es wie mit anderen Konzepten: wenn wir es zu starr und statisch denken, kommen die Zweifel. Wenn ich Buddhismus aber anfange als den Rahmen zu begreifen, der dem Zweifel Raum gibt, verändert sich das Bild.

    Im Kern ist es wohl diese: Man stelle sich vor, ein Buddhist und ein Wissenschaftler (nehmen wir jemanden vom Kaliber eines Richard Dawkins oder Daniel Dennet), sitzen einem Moderator am philosophischen Stammtisch gegenüber und sollen erklären, was ihre Weltsicht eigentlich voneinander unterscheidet. In der Theorie ... nicht in der Praxis, denn Letztere ist bei den Materialisten ja noch beliebiger als bei Buddhisten.


    Was mich verwundert: Du setzt Wissenschaftler mit Materialisten gleich, was so wohl fraglich ist.

    Die Materialisten, die ich kenne, gehen aber eher davon aus, dass alles Materie ist und die meisten geistigen Phänomene durch organische Hirnaktivitäten geschaffen werden.

    Umgekehrt scheinen viele Buddhisten eher davon auszugehen, dass es eine Trennung zwischen Geist und Materie gibt bzw. die Materie wie wir sie wahrnehmen eher das Ergebnis von Eindrücken sind, die wir dann als etwas Materielles wahrnehmen.

    Die meisten Menschen glauben beispielsweise auch, dass sie auf einem Stuhl sitzen und haben noch nicht realisiert, dass es aber tatsächlich nur ein Eindruck ist und sie tatsächlich durch die Abstoßungskräfte der Atome von Stuhl und Körper über dem Stuhl schweben.

    Hat Buddha das metaphysische Selbst tatsächlich geleugnet oder hat er NUR gesagt, er hätte keins gefunden?

    Geleugnet hat er es nicht, aber er hat es auch nicht behauptet.

    Die Frage ist überhaupt, was das Selbst ist. Schon die Idee, "DAS" Selbst, geht davon aus, dass es Etwas permanentes gibt.

    Buddha hat vor allem die Menschen dazu angeregt darüber nachzudenken, ob das, was sie für ein Selbst halten, wirklich ein Selbst ist. Und üblicherweise kommen wir zu der Überlegung, dass das, was für das Selbst halten, "nicht das Selbst" (anatma) ist, sondern durch zeitweilige Eindrücke entsteht.


    Hab in der Literatur gelesen, dass man seine Auffassung diesbezüglich falsch verstanden hätte und er niemals eine Art Selbst verleugnet hätte. Er hat immer nur gesagt, was das Selbst NICHT ist.


    Menschen neigen dazu, wenn sie feststellen, dass alles, was sie für ein Selbst halten, keines ist, zu glauben, dass sie kein Selbst haben oder der Buddha das gesagt hätte. Im Grunde ist es eher irrelevant, ob es irgendwo ein Selbst gibt. Die meisten Menschen würden das vermutlich gar nicht glauben, wenn sie nicht irgendwo das Konzept gehört hätten. Im Grunde ging der Buddha auf die Ebene vor dem Postulat, indem er keinen hinreichenden Grund dafür sah anzunehmen, dass es ein Selbst gibt. Aber das ist keine Leugnung, sondern eher eine fehlende Annahme.

    Du gehst von wirtschaftlichen und politischen - also strukturellen - Ebene auf eine psychologisch-spirituelle Ebene. Statt aber zu sagen "Die Afrikaner leiden nicht wegen uns sondern wegen ihrem miesen Karma, dass sie sich selber eingebrockt haben." was ja echt herbe dogmstisch klingen würde [...]

    oder herbe buddhistisch.


    ich würde es eher als die einfachste Rechtfertigung vor sich selbst sehen, das eigene Handeln nicht überdenken zu müssen.


    Beispielsweise kann ich immer billige Kleidung aus Indien kaufen, von der ich weiß, dass sie von Kindern hergestellt wird. Ich kann entscheiden, diese Kleidung nicht mehr zu kaufen oder weiterhin diese Ausbeutung unterstützen und dann sagen "Das ist eben ihr Karma."


    Und eigentlich geht es immer darum, wenn man über das Karma anderer Menschen nachdenkt. Dann geht es darum, sich selbst aus der Teilnahme herauszunehmen. Dabei ist man Teil der Situation.

    Hast Du eine Quelle davon, dass Linke - in irgend einer offiziellen Form - gegen den Staat Israel als solchen demonstrieren? Ist eine ganz ernst gemeinte Frage, davon hatte ich noch nichts gehört.

    Mehrfach selbst erlebt. Meistens läuft es unter Antiimperialismus und vorgeblichen Antizionismus. Die Teilnehmer an linken Friedensdemos sind auch oft genug gut dabei, den "kollektiven Juden" Israel als Kriegstreiber und das Übel in der Welt zu brandmarken. Es werden antisemitische Stereotypen auf Israel als Staat projiziert.


    Antisemitismus: Wenn Linke gegen Israel demonstrieren | ZEIT ONLINE

    Demonstration gegen Gaza-Krieg in Essen: Linke umgibt sich mit Antisemiten - Politik - Tagesspiegel

    wo-die-linke-ist-sind-israelfeinde-nicht-weit.html

    Links gegen Links – Warum die Szene nicht gemeinsam demonstrieren kann - watson


    Zitat

    Auch Menschen, die sich mit Ansteckbuttons und Plakaten zur Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) bekannten, nahmen am Wochenende an den Protesten teil. Die linksradikale Partei pflegt seit jeher enge Verbindungen zu antisemitischen Organisationen. So wurde Mitte August bekannt, dass die Kleinpartei bei der Bundestagswahl nicht alleine antreten würde, sondern als „Internationalistische Liste/MLPD“. Eine der Trägerorganisationen der internationalistischen Liste ist die palästinensische Terrororganisation PFLP, die zuletzt am 16. Juni in Jerusalem mit der Hamas einen Terroranschlag für sich reklamiert hat.

    Proteste gegen Israel in Berlin: Wie gefährlich sind die muslimischen Antisemiten? - Politik - Tagesspiegel


    Allerdings ist das schon seit Jahren ein Thema.

    Ich erinnere mich auch an das Argument, die Linke sei ja kritisch zu sehen, weil sie inzwischen auch Kritik an der Politik Israels äußere.


    Ich schrieb: "Das ist schon deshalb kein Argument mehr, weil Linke auch gar keine Hemmungen haben, gegen Israel zu demonstrieren."


    Gegen Israel zu demonstrieren ist nicht, Kritik an der Politik Israels zu äußern. Das ist etwas fundamental anderes.

    Mit der Schublade meine ich nur eine Person, bei allen anderen habe ich das nicht festgestellt.

    Lese in einigen Wochen noch einmal mit Abstand und Du wirst verwundert feststellen, dass Du in keine Schublade gesteckt wurdest. Möglicherweise haben Dir die Parallelen, auf die hingewiesen wurde, nicht gefallen, oder die Relativierung der Schubladen, die als entkräftendes Argument von Dir eingesetzt wurden ("links-grün"), aber am Ende wurdest Du in keine Schublade gesteckt.

    Interessant wäre aber zu untersuchen, warum Du den Eindruck hattest. Das hat vermutlich recht wenig mit mir zu tun.