Ich finde zum Beispiel auch, dass das gute alte Beten bei dem Thema auch eine gute Stütze ist. Ohne Vorstellung wer oder was einem zuhört, aber vertrauensvoll ausgeführt.
Natürlich, die klassische Religion ist der direkteste Weg, Hingabe zu entwickeln. Man kann einfach direkt durchstarten. Man muss sich nicht erst groß darum sorgen, was das Ich oder Selbst ist, ob es unsterblich ist oder nicht, ob es Teil von Samsara ist oder nicht, ob es einfach nur existent oder leer ist. Diese ganzen Kopfzerbrechereien fallen weg und lassen Energien frei, die beim sonstigen Kopfkino stark gebündelt werden. Der Mensch kann einfach etwas für andere Menschen oder Gott tun, ohne sich über das warum, wieso, weshalb den Kopf zu zerbrechen. Im Gebet findet sich die Möglichkeit, in die Welt des Überbegrifflichen vorzudringen, hier sei nur an das kontemplative Gebet erinnern.
Das Mahamantra der Veden beinhaltet beispielsweise das Anliegen: "Bitte nimm mich in den hingebungsvollen Dienst." Es ist gleichzeitig ein Gebet. Es überwindet den Drang des Menschen, dass dieser irgendwo hingelangen will (wodurch er danach streben würde, sein Ich zu erhalten, damit es dieses Ziel erreichen kann), indem es Vertrauen auf Gott ausrichtet, und es führt in der Praxis zu eben diesem "hingebungsvollen Dienst", der das eigene Ego abermals aus dem Blickfeld schiebt. Deswegen gibt es diesen Grundsatz, dass der hingebungsvolle Dienst das einzige ist, was einen zur letzten Wirklichkeit führen kann.
Man mag nun darum streiten, was Gott oder Krishna ist, aber im wesentlichen lassen sich doch die östlichen spirituellen Pfade in einer ähnlichen Weise betrachten, dass sie davon ausgehen, dass es eine letzte Wirklichkeit gibt, von der wir uns nur durch den Grad der Täuschung/Maya entfernt haben oder entfernt sind. Allerdings ist das natürlich hier ein Randthema, allerdings bemerke ich viele Gemeinsamkeiten mit dem tibetischen Buddhismus, was ich schon deshalb interessant finde, weil es demnach Menschen gibt, die aus der Beobachtung heraus zu ähnlichen Schlüssen wie die Veden kommen.
Wobei ich anmerken muss, dass die Rückschlüsse aus der Beobachtung das Risiko beinhalten, dass man zwar überwunden hat, sich für den vergänglichen Körper zu halten, sich nun aber mit dem ebenso vergänglichen Objekten des Verstandes identifiziert. Gerade heute bin ich in einer Schrift auf dieses Problem gestoßen:
Bist Du damit zufrieden, dich mit dem Körper oder Geist als Objekten der Selbsterkenntnis zu identifizieren? – Srimad Bhagavatam 1.5.2
Und irgendwie neigen wir dazu. Erkannt haben wir, nicht der Körper zu sein, und als nächstes tappen wir in die Falle, uns mit unserem Geist/Verstand zu identifizieren, der ebenfalls nicht mehr als ein Teil der verdeckten Wirklichkeit ist.
kannst Du das nochmal ausführlicher beschreiben?
Wenn wir nicht vertrauen und immer bei uns selbst bleiben, werden wir unser Wissen nicht vermehren. Vertrauen ist erst einmal das, was uns für eine Quelle öffnet. Dadurch haben wir erst den Zugang, um zu lernen.