Beiträge von Peter

    Es gibt einige sehr schöne Praktiken für zwischen den Meditationen, ich halte allerdings "Aufmerksamkeit" für die Wichtigste. Aufmerksam, bewusst und konzentriert gegenüber dem was man gerade denkt und fühlt, gegenüber der Umgebung und den eigenen Handlungen. Sich immer bewusst sein, zum Beispiel "ich schreibe gerade einen Foreneintrag", "ich gehe gerade diese Straße entlang", "ich stehe in einer Warteschlange an einer Kasse", und nicht in Tagträume abgleiten oder unter Stress den restlichen Tag/die restliche Woche planen.

    -- Einleitung --


    Mahamudra ist nicht schwer oder kompliziert, aber es ist ein sehr tiefgründiges Thema. Sich theoretisch damit auseinander zu setzen kann nicht schaden, da es dir ja auch dabei Hilft die rechten Ansichten zu gewinnen wie du auf die alltägliche Wirklichkeit, die absolute Wirklichkeit und die letztendliche Buddha-Natur (clear-light essence) schauen solltest. Dies im Raum stehend, halte ich die Bücher von Lama Ole für einen angenehmen Einstieg in die Thematik. Wirklich weit bringen (etwa ein wirkliches Verständnis von Mahamudra zu entwickeln) können sie nur begrenzt ("gar nicht" will ich hier nicht verwenden). Dies vermag aber kein Buch allein.


    -- Mahamudra - Quintessence of Mind and Meditation--
    Meine Meinung zu diesem Buch: Es ist sehr, sehr, sehr fortgeschritten. Es ist außerdem nicht eine Übersicht über Mahamudra, wie man sich das vielleicht vorstellt, sondern dient vielmehr als eine Referenz für Praktizierende mit Praxisanleitungen. Ich würde gerne sagen, dass das Buch nicht ins Detail geht, aber es ist viel mehr so, dass es zu sehr ins Detail geht, diese "Details" aber nicht im Buch selbst stehen. Stattdessen werden eine Vielzahl wichtiger, anderer Sutren und Texte herangezogen und auf diesen aufgebaut. Um dies zu veranschaulichen, ein paar Beispielsätze: "Tranquility is said to arise from a guru's spiritual blessing, the interaction of a food cause and condition, ever-growing virtues, and the purification of defilements... The second Bhavanakrama enumerates the six causes of tranquility as arising from...". "Converning tranqulity, the Samdhinirmocana-sutra states: ..." , "The Abhidharmasamuccaya says: ...", "the Abhidharmakosa states: ...", "The second Bhavanakrama comments on sleep: ...".


    In dieser Form werden alle Meditationsfolgen abgehandelt wie auch die Mahamudra-Belehrungen in der zweiten Hälfte des Buches.Ich möchte nicht sagen, dass man nicht einen fantastischen Überblick über Mahamudra bekommen kann durch dieses Buch, aber einfach nur durchlesen reicht nicht. "Durcharbeiten" wäre vermutlich das bessere Wort. Auch ist das Niveau zwischen diesem Buch und den Büchern von Lama Ole so verschieden, dass es Neueinsteiger eher verunsichern würde, als ihnen wirklich zu helfen.


    Ich kann das Buch daher nicht empfehlen um einen Überblick über Mahamudra zu bekommen. Es ist allerdings sehr gut geeignet wenn man bereits einen Überblick hat und mehr Informationen über die Praxis bekommen möchte. Ich vermute allerdings, dass man zu dieser Zeit die korrekten Unterweisungen vom Lama bekommt.


    Glücklicherweise gibt es Bücher die leichter verständlich sind und vermutlich eher das bieten, was du suchst. Eines davon ist:


    -- Mahamudra - Der Ozean des wahren Sinnes von Karmapa Wangtchug Dordje --
    Dieses Buch möchte ich dir auf jeden Fall empfehlen. Kauf es dir ;)
    Es handelt sich bei dem Buch um eine Neuauflage der dreiteiligen, gleichnamigen Buchserie und beinhaltet einen kompletten Überblick über die Hintergründe und Praktiken von Mahamudra. Leider fehlen die detaillierten Praxisunterweisungen und Überlieferungen, aber für eine Übersicht, was Mahamudra wirklich ist, wirst du vermutlich kein besseres Buch finden. Und es ist auf deutsch erhältlich :)


    -- rechte Sicht --
    Du möchtest vermutlich nur erst einmal einen kleinen Überblick bekommen, worum es bei Mahamudra überhaupt geht, und daher reichen die oben genannten Bücher vollkommen aus. Dennoch, wenn du dich noch tiefgründiger mit der Theorie und den Methoden beschäftigen möchtest, möchte ich dir noch ein paar weitere Leseempfehlungen geben. Erst einmal ist die Entwicklung der rechten Sicht auf die Dinge sehr wichtig, wenn nicht sogar das Wichtigste. Dazu gibt es sehr, sehr viele Texte, vor allem natürlich der Palikanon. Einige Bücher zu dem Thema möchte ich hier aufführen:


    Die rechte Sicht zu entwickeln, neben der Mahamudra-Praxis, gliedert sich in drei Teile. Das Buch "Juwelenschmuck der Befreiung von Gampopa" ist das Grundlagenwerk auf die rechte Sicht unserer "normale" Realität (relative Wahrheitsgehalt der Dinge). Dieses Buch wird übrigens auch als Grundlagenbuch in "Mahamudra - Quintessence of Mind and Meditation" empfohlen.


    Chandrakirti's Madhyamakavatara (Eintritt in den mittleren Weg) gibt eine Übersicht über die uneingeschränkt gültige Wahrheit der Leerheit. Sehr gute Bücher zu diesem Thema sind: "Chapter Six of Chandrakirti's Entering the Middle Way with Commentary from the Eighth Karmapa" wie auch "Middle Beyond Extremes Maitreya's Madhyantavibhaga".


    Der Text "Mahayana-Uttara-Tantra-Shastra" (sanskr.: Ratnagotravibhaga, dt.: Höchste Kontinuität) von Meitreya gibt einen Einstieg in die Lehre über tathagata-garbha (Buddhanatur), welche sich mit der Klaren-Licht-Natur des Geistes befasst. Das Uttara-Tantra-Shastra unterstreicht, dass man sein eigenes wahres Wesen unmittelbar erfahren haben muss, um die letztendliche Verwirklichung eines Buddhas zu erreichen, ohne dass sich der mit Begriffen operierende Verstand darum bemüht, von der Verblendung frei zu kommen oder einen erleuchteten Zustand herbeizuführen. Dieses ist eine subtilere Unterweisung als die, die lediglich aufzeigt, dass alle Phänomene leer von einer Eigennatur sind. Dieser Text bildet die Grundlage sowohl für das Verstehen als auch für die Ausübung der Lehren des Vajrayana und insbesondere der Mahamudra-Lehre. Er setzt allerdings voraus, dass man die Aspekte der relativen Wahrheit und die leere Natur aller Erscheinungen bereits verstanden hat und somit bereit ist, in der Klaren-Licht-Natur des Geistes zu verweilen. Kommentare zu dem Uttara-Tantra sind unter anderem "The Uttara Tantra: A Treatise on Buddha Nature - A Commentary on The Uttara Tantra Shastra of Asanga by Khenchen Thrangu Rinpoche" als auch das leider sehr schwer zu bekommende Buch "The Realm of Awakening - Chapter Ten of Asanga's Mahayanasangraha"

    Das einfachste wäre: Mit Demut.
    Das Problem was dabei in uns entstehen könnte ist ein schlechtes Selbstwertgefühl oder sogar eine Opferrolle. Man muss sich also dazu entschließen anderen Menschen mit Wohlwollen und Mitgefühl zu begegnen, und es nicht als eine Notwendigkeit zu sehen derer man sich ergibt.


    Das bessere wäre: Mit echtem Mitgefühl und mit dem Verständnis, dass die positiven oder negativen Reaktionen, denen man ausgesetzt wird, immer eine Ursache haben. Geht man dieser Ursache auf den Grund bleibt immer das ursächliche Fallen unseres Geistes in Samsara übrig. Und da wir sowieso alle eins sind, gibt es überhaupt keinen Grund nicht immer freundlich, wohlwollend, aufgeschlossen und voller Mitgefühl zu sein.

    Hmm witzig, ich dachte ich hätte hier schon einmal etwas geschrieben *gg


    Die aktuellen Bücher und Texte die ich parallel lese:
    Teachings von Dhagpo Kagyu



    Quintessence of the Union of Mahamudra and Dzogchen


    Ich weiß nicht was ich zu dem Buch groß sagen kann. Das meiste aus dem Inhalt habe ich noch nicht verstanden. Es vermittelt wohl eine sehr guten Einblick in die höchste Sichtweise und warum man Mahamudra und Dzogchen praktizieren sollte. Es enthält allerdings ~keine direkten~ Praxisanweisungen.



    On Buddha Essence: A Commentary on Ranjung Dorje's Treatise: A Commentary on Rangjung Dorje's Treatise


    Ranjung Dorje war der dritte Karmapa und hat einen der wichtigsten Texte zu Mahamudra verfasst, die sog. Mahamudra-Wünsche. Das obige Buch gibt Erklärungen zu jeder Zeile dieses Textes und zeigt sehr direkt auf die Essenz des eigenen Geistes.



    "The Rain of Wisdom" enthält mehrere hundert Übersetzungen der spontanen Gesänge verwirklichter Meister der Kagyu-Linie (i.e. Wangchuk Dorje, Yeshe Nyingpo, Padma Nyinche, Rangchuk Dorje, Tilopa, Marpa, Milarepa, Gampopa, Lorepa, Ngötrup Gyaltsen).
    Ich wünschte es gäbe auch eine deutsche Übersetzung zu dem Buch, da ich nicht einmal in der Lage bin die Schönheit dieses Textes zu beschreiben. Einige wenige Lieder sind in deutscher Übersetzung im Buch "Wie die Mitte des wolkenlosen Himmels" von Jamgön Kongtrul Rinpoche zusammengefasst. Ein kurzer Auszug findet sich unter:
    http://www.buddhismus-heute.de…e__19.position__5.de.html
    http://www.buddhismus-heute.de…e__15.position__4.de.html
    http://www.buddhismus-heute.de…e__12.position__2.de.html
    http://www.buddhismus-heute.de…e__11.position__4.de.html



    Beste Grüße,
    Peter

    Du hast vollkommen recht accinca: Gier, Hass, Verblendung, Angst und Furcht sind eigentlich auch keine negativen Extreme. Sie entstehen aus der Ich-Ilussion (Anhaftung) und sind einfach Resultate davon, dass wir es nicht besser wissen (wie die Wirklichkeit ist). Ich habe sie gerade deshalb als Musterbeispiel genommen, weil an ihnen mehr dran ist als einfache negative Aspekte. In meinem Beitrag noch mehr dazu zu schreiben, hätte dann aber irgendwie zu sehr ausgeartet *gg*
    Ich fand es nur wichtig zu zeigen, dass nicht alles nur negativ und schlecht ist, dass nichts "negatives direkt bekämpft werden muss", so wie man einen Feind mit einem Schwert niederschlägt. Sondern das es nur ein Bildniss ist, und das man den "Feind Unwissenheit" bekämpft, indem man sein Leben und seine Gewohnheiten umstellt um anderen zu nützen, und sich aus dieser Umstellung des eigenen Weltbildes Weißheit und Mitgefühl entwickeln.
    Gerade in unserer christlich geprägten Welt haben wir, wenn wir "Kampf" hören, ein sehr genaues Bild davon wie das auszusehen hat, kämpferisch und stark, und sogut wie nie mit Weißheit und Intelligenz. Ein sehr schönes Beispiel ist der immerwährende Kampf der Dämonen gegen Heerschaaren der Engel, welche versuchen den Himmel an sich zu reißen. Dieses biblische Bild hat sich über die Zeit in unsere Köpfe gebrannt - und das einzige was davon übrig geblieben ist - ist unsere Vorstellung von innerem Konflikt und Kampf. Das diese Dämonen eigentlich für die Versuchungen und all die Aspekte der Ich-Illusion stehen (Gier, Hass, Neid, Zorn) [oder aber für Wesen die diese Eigenschaften im Menschen nähren] - und man dagegen ankämpft in dem man diesen "Dämonen" keinen Nährboden mehr schenkt, ihnen also nicht mehr nachgeht, wenn sie sich in uns zeigen, haben die meisten Menschen schon wieder vergessen.

    Zitat

    Was wir gewöhnlich als Ego-Illusion bezeichnen, ist einfach Gier, Hass und Verblendung.


    Na es gehört ein bisschen mehr zum Ego und der Ich-Illusion als nur Gier, Hass und Verblendung. Und die Ich-Illussion existiert auch für uns, sonst gäbe es keinen Grund sich so viel damit auseinander zu setzen. Letztendlich ist es natürlich absolut vergänglich und hört auch mit unserem Körper auf zu exisitieren. Aber die Ich-Illusion ist nicht einfach nur eine Summe aus all unseren negativen Eigenschaften (Gier, Hass und Verblendung). Die Ich-Illusion ist einzig und allein das, was der Name so treffend beschreibt: Eine Ich-Illusion. Da ist weder etwas positives noch etwas negatives dran. Die Ich-Illusion ist Anhaftung, welche aus Unwissenheit entsteht. Und durch diese Anhaftung gehen all die negativen Eigenschaften wie Gier, Hass, Neid,... hervor. Jeder Gedanke, der sich um ein Ich dreht, ist folglich in irgendeiner Form schadhaft. Deswegen ist ein Schritt zum "Erkennen der Wahrheit", einen anderen Weg zu praktizieren - aus "Nein, das ist alles meins" wird "Bitte, nimm dir wenn du etwas haben möchtest". Durch die Praxis des Mitgefühls und Gebens erkennen wir erst (hinterher), wie falsch wir mit einem Ego-Zentriertem Weltbild liegen, aber das kann man nicht wirklich durch Analyse erkennen sondern erst durch Erfahrungen.
    Durch diese Erfahrungen entwickeln sich aus Gier, Hass und Verblendung andere Eigenschaften, etwa Hingabe, Wohlwollen und Mitgefühl.


    Man sagt also nicht einfach "Ich löse mein Ego auf" sondern man entwickelt diese obigen Eigenschaften und versucht die negativen Formen (Gier, Hass, Verblendung, Neid, Angst) zu verringern und sie zu überkommen, dadurch löst sich die Anhaftung und entsprechend die Ich-Illusion langsam auf. Das heißt aber nicht, dass man dann automatisch aufhört als Individuum zu existieren. Das Ego/Ich ist immer noch da, aber dann wird es vielmehr zu einem Ausdruck von Mitgefühl anstatt Verblendung.


    Eine andere wichtige Frage ist, wie das Ego und die Ich-Illussion überhaupt entstehen und was sie denn genau sind. Dazu versucht man sich am besten mal an die Zeit nach der eigenen Geburt zu erinnern (oder beobachtet es genau bei anderen Menschen). Ein kleines Baby hat kein Konzept von Ich und kann außerdem nicht räumlich wahrnehmen. Ein kleines Baby lernt sehr schnell dass es eine Mama und einen Papa gibt die sich um das wohlergehen kümmern. Im Laufe der Zeit kommen alle möglichen Geräusche, Bilder, Lieder, Farben und Formen und Objekte dazu. Das ist die Welt des Babys. Neben essen, trinken, in die Windeln machen und den Liedern, Bildern, Formen und Menschen existiert außerhalb nichts anderes. Das ist auch die Gedankenwelt, die sich ganz ganz langsam entwickelt. Irgendwann kommt die Erkundungsphase in der alles mögliche angefasst und genau angeschaut werden muss. Die Welt im Geiste des Kindes wächst langsam und wird durch viele Erfahrungen größer und reicher. Springen wir mal nach vorn wenn das Kind schon laufen kann und mit zwei Holz-Autos spielt.


    Welches Konzept von "Ich" hat ein Kind?
    Das Kind weiß ein paar sehr elementare Dinge: Wenn ich Hunger habe muss ich essen. Wenn ich durst habe muss ich trinken. Wenn ich auf Toilette muss - muss ich nach Mama rufen und auf Toilette gebracht werden. Vielleicht gibt es auch noch ein "Mir ist langweilig", allerdings zweifle ich daran, dass dieses Konzept vor 5 oder 6 Jahren wirklich existiert. Außerdem weiß das Kind natürlich wann es angesprochen wird und wenn es etwas gutes oder schlechtes getan hat (über die Kommunikation mit den Eltern). Diese Basis-Form von Ich existiert also.
    Aber wenn das Kind mit Spielzeug spielt, hat das Kind da im Kopf "Ich bin ein Mensch und spiele mit diesem Spielzeug?" - Ganz sicher nicht. Es denkt sich die tollsten und spannenden Geschichten dazu aus und benutzt alle Informationen die ihm zur Verfügung stehen - über Autos, Autofahrer, Straßen, laute Geräusche usw. Je nachdem wie viel Tv das Kind schon gesehen hat, auch über Autounfälle usw. - wobei das Konzept von Schmerzen und Tod natürlich noch nicht vorhanden ist. Während des Spielens versetzt sich das Kind aber in einen Zustand des Spielens, wo sich durch starke Vorstellungskräfte alle möglichen Geschichten bilden. Das Kind ist die Person in dem Auto oder das Kind ist das Auto mit dem es spielt. Es ist nicht mehr das Kind welches ein Spielzeugauto in der Hand hält. Das ist ganz einfach wie wir von klein auf die Welt wahrnehmen. Wenn wir größer und älter werden ändern sich die Geschichten natürlich entsprechend, aber es dauert bis zur Pubertät bis wir ein wirkliches Konzept von "uns selbst" bekommen. Nach der Pubertät nehmen wir immer noch genauso wahr wie vorher, d.h. wenn wir uns etwas vorstellen gibt es keine Trennung von Ich und Objekt, aber die Vorstellungen drehen sich nur noch um das eigene Ich (Ego). Das eigene Ego ist aber kein wirklich existierendes Ding - es ist ja nichts weiter als die Summe von Erfahrungen die wir von Geburt an gemacht haben. Alles was wir gesehen, gefühlt, gerochen, geschmeckt, gehört und gedacht haben. All das - sind aber (bis auf die Gedanken) Einflüsse von Außen gewesen und nicht aus uns selbst heraus entstanden. Und die Gedanken, das sind mer Verarbeitungen dieses Reize gewesen. Wir brauchen dieses Ego aber in der nicht-meditation um mit der Welt klar zu kommen - das Ego bietet uns ein Bezugsmodell an (z.Bsp. ob etwas gut oder schlecht war), und wie wir auf etwas gesehenes reagieren sollten. Es ist die Summe unserer Erfahrungen. Und durch die Art wie wir erfahren, bildet sich die Ich-Illusion. Diese Anhaftung/Ich-Illusion kommt einzig von der Unwissenheit, wie die Realität wirklich ist. Es ist ja nicht so das wir seit unserer Geburt jemals erlebt hätten wie die Realität wirklich ist. Wir waren von Anfang an auf unsere Sinne angewiesen und haben einfach darauf reagiert. Und ganz am Anfang (als wir noch kleine Babys waren), war unsere Sicht von der Welt wirklich, wirklich klein.
    Das hat auch einen wirklichen Vorteil: Wenn unsere Sicht auf die Welt und die Realität mit der Zeit immer weiter wächst, können wir sie auch erweitern und immer mehr an die wirkliche Realität angleichen - wir können aus unseren Erfahrungen wachsen und aus unseren Fehlern lernen. Und wir können falsche Bilder von der Wirklichkeit (die in Gier, Hass und Verblendung enden) korrigieren und uns selbst weiterentwickeln um Weißheit und Mitgefühl auszustrahlen.


    Warum ist das Ego so stark?
    Das Ego ist die Summe deiner Erfahrungen. Es ist das wodurch du die Welt bewertest und die Ich-Illusion ist, wie du die Welt siehst. Erst die Meditation und die Lehren von sehr klugen Menschen (wie Buddha) können uns helfen solche tiefen 'Missverständnisse' aufzulösen. Das Ego und die Ich-Illussion sind nichts schlechtes. Sie sind halt das, was wir glauben zu sein und bieten den Nährboden für Hass, Gier, Neid, Zorn und Angst - also für Leid. Aber das Ego ist nicht gleich Leid. Es ist - völlig wertfrei - unsere Erfahrung und die Missinterpretation unserer Erfahrungen. Deswegen können wir das Ego nicht direkt bekämpfen - wie auch? Es ist ja das was wir glauben zu sein, und wir können uns nicht einfach auflösen. Aber wir können dem Leid den Nährboden wegnehmen indem wir unsere Gedanken und unser Weltbild nicht mehr nur um uns selbst kreisen lassen, sondern um alle Lebewesen. In dem wir (für alle Menschen) etwas gutes tun, löst sich die Ich-Illussion von ganz alleine auf.


    Das sind übrigens nur meine ganz persönlichen Erfahrungen und stellen Anspruch an Allgemeingültigkeit dar.

    Hallo Pilger,


    bevor du dir die Frage beantworten kannst, wer oder was übrig bleibt wenn du stirbst, musst du vorher eine Antwort finden auf die Frage wer oder was du bist wenn du lebst. Das ist wirklich keine triviale Geschichte - wenn du mal richtig untersuchst wer dieser Erfahrer ist, der alles erfährt, wahrnimmt und als Erinnerung speichert, gibt es den überhaupt nicht. Natürlich gibt es eine farbige Brille durch die du die Geschehnisse in der Welt (Phänomene) auf subjektive Art wahrnimmst. Dabei verknüfst du ein Ereignis/Gegenstand/lebendes Wesen mit einer Assoziation von mag ich/mag ich nicht/ist mir egal. Wenn du es schaffst diese Assoziationen einmal für etwas aufzulösen dann gibt es nur noch das Phänomen was auftritt und einen Beobachter, aber schon kein pures "Ich" mehr. Wenn man noch weiter untersucht wird man ggf. feststellen das selbst das aufgetretene Phänomen (Bsp. ein Glas Wasser, eine andere Person, das Ausrutschen und Hinfallen) sowie der Beobachter, der diese Phänomene wahr nimmt von ihrer Natur/Essenz her leer sind. Es sind einfach Phänomene die im Raum stattfinden, aber durch unseren Ich-Wahn werden sie zu unserer Wirklichkeit. Gleiches gilt übrigens auch für unsere Gedanken und Ideen - deren Natur ist auch leer und meistens sind sie nicht mal aus uns selbst heraus entstanden :D
    Das Ziel des Buddhismus ist deshalb auch nicht ewiges Leben oder bewusstes Wiedergebohren werden (das eine hält dich immer noch im Leidenskreislauf gefangen, das andere ist nur ein Mittel zum Zweck) sondern es geht vor allem darum die Freiheit zu erlangen die Realität wahrzunehmen so wie sie ist. Das ganze liegt normalerweise sowieso auf dem spirituellen Entwicklungsweg der Menschen und der Buddhismus bietet einfach nur ein Gefäß oder Fahrzeug an, um zu diesem Ziel zu gelangen. Bei Erleuchtung geht es auch nicht um ganz viele mystische Fähigkeiten oder Allwissenheit, das Primärziel ist, anderen Menschen auf dem Weg helfen zu können und sie zu verstehen. Ein Schritt auf dem Weg dorthin ist die Suche nach einer Antwort wer oder was wir sind wenn wir leben. Daraus ergibt sich dann auch eine Antwort wer oder was von uns übrig bleibt wenn wir sterben.

    Zitat

    Kann ich denn sagen, die Hand existiert, als Zusammensetzung aus x,y,z ?
    Die Hand an sich ist keine geschlossene Sache sondern nur eine Zusammensetzung, was jedoch nicht bedeutet, dass das was wir "Hand" nennen nicht existiert.


    Es ist nicht falsch das zu sagen aber auch genauso wenig wahr. Natürlich ist die Hand eine Menge aus a,b,c. Aber a,b und c sind auch nur Mengen aus d,e,f... Und was genau ist so eine Menge/Zusammensetzung? Es ist doch nur ein Konstrukt. Das etwas am Ende deines Armes hast was du als Hand bezeichnest, gibt dem Wort Hand noch keine Bedeutung. "Hand" ist nur eine geistige Vorstellung die uns alle hilft etwas Zusammengesetztes zu verstehen. Zu dem was aus unserem Geist entsteht (Hand) gehört nicht nur die Zuordnung zu den einzelnen Untermengen, aus denen sie besteht, sondern auch ein Symbol (was wir im Kopf haben wenn wir 'Hand' sagen und auch noch eine emotionale Zuordnung (wir mögen etwas, wir mögen etwas nicht, wir sind neutral eingestellt). Viele von diesen Konzepten hindern einen aber auch nur daran klar zu sehen. Deswegen meditieren wir (setzen uns hin) um hinterher klarer sehen zu können. Man kann halt beschreiben wie eine Meditation funktioniert oder was man darin alles macht, aber der Sinn der Meditation wird sich dir verschließen wenn du sie nicht durchführst. Der einzige Grund warum wir meditieren ist, weil es uns in irgend einer Weise hilft (uns Kraft gibt, uns hilft Dinge besser zu verstehen, uns innere Ruhe gibt oder wir dadurch erleuchtet werden). Dabei ist der Effekt, der durch meditieren hervorgerufen wird, nicht wirklich mit Worten zu beschreiben, das es eine Veränderung in dir ist. Die anderen haben schon recht wenn sie dir sagen das du dich einfach nur hinsetzen sollst. Mir persönlich ist der Zen-Ansatz zu passiv, auch wenn das mit dem "einfach hinsetzen" wirklich gut funktioniert. Keine Musik, nichts was dich ablenkt und dann einfach mal 3h am Stück sitzen.. das verändert dich und du wirst das auch merken. Ich mag es allerdings gleichzeitig meine gesamte Aufmerksamkeit auf meinen Atem zu richten. Dann merke ich ganz schnell wenn meine Gedanken weg driften.


    Übrigens wirst du hier keine Heilung auf deine Unruhe finden. Die kannst du nicht im Außen, nur im Innen finden. Genauso ist eine Diskussion über die Existenz einer Seele sinnlos, weil sie zu keinem sinnvollen Ergebnis kommen kann. Das ist sogar eine philosophische Frage mit der sich die Philosophen schon seit jeher beschäftigen. Dabei sollte man aber auch den gesamten Stand der Zeit wiedergeben und der lautet (vereinfacht): Unserer menschlichen Vernunft und unserer Wissenschaft ist es gelungen die Auswirkungen von Denkprozessen und Bewusstsein im Gehirn zu beweisen. Trotzdem ist ungeklärt ob Bewusstsein vom Gehirn geschaffen wird oder es nur Auswirkungen auf unser Gehirn hat. Genauso wie wir weder belegen können das es einen Gott gibt, können wir auch nicht beweisen das es keinen gibt. Das ist ein wichtiger Punkt.
    Aber Buddha meinte auch nicht das Bewusstsein wenn es um die "Natur des Geistes" geht. Diese Natur des Geistes, die anfangslos ist, ist außerhalb unserer konzeptionellen Realität. Trotzdem spricht hier aber niemand von einer Seele, außer dir. Es scheint da wohl etwas zu geben was scheinbar wiedergeboren werden kann und das grenzenlos ist, und es gibt Nirvana und Samsara. Trotzdem hat das nichts mit Himmel und Seele zu tun - die Konzepte sind völlig verschieden davon. Zusätzlich dazu verlangt niemand von dir etwas einfach "zu glauben". Im Gegenteil, der Buddhismus basiert auf Logik und wissenschaftlichem Denken genauso wie auf Spiritualität.


    Zitat

    Ich bin eine Zusammensetzung aus Stromschlägen und chemischen Reaktionen in meinem Gehirn in Verbindung mit meinem Körper, der "mich" am leben behält.


    Das ist ein sehr materialistisches Denken (und als Randnotiz, diese Vorstellung hat dir bisher nur ein depressives Weltbild eingebracht, oder?) und trifft auch nicht ganz die philosophischen Weltbilder - nicht einmal das von Nietzsche. Ich kann dir da nur mal einen Ausflug, raus aus dem Buddhismus und rein in die Philosophie empfehlen. Eine kleine, aber nette Zusammenfassung der unterschiedlichen Philosophien (leicht verdaulich) findest du im Buch "Sofies Welt". Selbst in den unterschiedlichen philosophischen Lehren über Jahrhunderte hinweg war man sich mehr oder wenig einig das der Mensch - woraus er auch bestehen mag - ein geistiges Wesen ist. Damit ist in erster Linie sein streben gemeint. Diese Aussage impliziert sogar was "richtig und falsch" ist, also eine Moral. Richtig wäre also ein geistiger Lebensweg der moralisch vertretbar ist, wo man nicht lügt, stiehlt oder mordet, seine geistige Entwicklung und Kreativität voran treibt. Falsch wäre also das Gegenteil davon - sich der Materie und den Vergnügungen hingeben und ein wildes (aber sinnloses) Leben zu führen. Diese philosophische Grundlage, sich weiterentwickeln zu können, findest du auch im Buddhismus, zum Beispiel in den Laienversprechen, Mönchsversprechen und Bodhisattva-Versprechen genauso wie in den anderen Lebensregeln. So ähnlich war das im Christentum früher auch angedacht: Da ging es nicht darum sich einen ewigen Platz im Himmel zu sichern sondern eine moralische Grundlage für ein gutes Miteinander und ein geistiges Wachstum des Einzelnen zu sichern. Das wurde dann im Christentum leider abgeschafft oder stark eingeschränkt, was sehr bedauerlich ist. Dennoch leben Mönche im Christentum nach ähnlich guten Regeln wie im Buddhismus. Allerdings haben sie keine so guten Anleitungen um aus den Verstrickungen des Samsara auszubrechen. Buddha ging natürlich noch einen Schritt weiter und meinte, das wir zwar eine gute Moral brauchen um uns weiterentwickeln zu können, letztendlich ist aber auch die Moral nur ein Konzept welches mit Abhängigkeiten und Beurteilungen arbeitet und daher nicht wirklich.
    Zurück zu deinem Satz: Du machst einen kleinen Fehler: Du kannst weder beweisen das es so ist noch das es nicht so ist (weil das niemand kann). Trotzdem verwirfst du jede Möglichkeit, das du dich irren könntest. Genauso können wir nicht beweisen das es eine Seele gibt, noch das es keine Seele gibt. Also sollten wir diese Idee weder annehmen noch ablehnen. Und wenn wir etwas so wenig verstehen oder beweisen können, sollten wir unser Weltbild nicht um solche Fragen herum bauen. Denn dann finden wir eine Antwort - aber jede Antwort (weder richtig noch falsch) ist eine Annahme und damit falsch. Das heißt nicht das du ganz besonders falsch bist wenn du sagst "es gibt keine Seele". Jeder der sagt "ich bin definitiv mehr als ein laufendes Gehirn, und meine unsterbliche Seele wird nach meinem Tod..." redet sich da auch nur was ein und erliegt einer Selbsttäuschung. Relevant ist nur einzusehen das beide Aussagen im gleichen Maße eine Selbsttäuschung sind. Es ist und bleibt eine Frage die man nicht beantworten kann: "Besitze ich eine unsterbliche Seele die ich nicht kenne oder bin ich nur ein laufendes Gehirn das nach dem Tod endet" ?
    Buddha hat zu dieser konkreten Frage übrigens auch keine Antwort gegeben. Er war noch viel schlimmer was diese gehirnzermadernden Fragen angeht: Er sagte (frei wiedergeben) das es nicht einmal relevant sei, denn selbst unser Bewusstsein ist nur ein leeres Konzept, das aus unserem Geist heraus entstanden ist. Unser Bewusstsein ist die Summe unserer Sinneswahrnehmungen. Und diese Sinneswahrnehmungen sind auch nur Konzepte und leer. Nichts von dem was wir sehen ist wirklich. Wenn wir einen Schrank sehen dann sind wir nicht dieser Schrank. Hinterher haben wir aber das Bild Schrank in unserem Kopf und wir glauben wir sind das. In Wirklichkeit ist der Schrank leer und nicht wirklich (siehe Hand) und unser Bewusstsein, mit dem wir den Schrank sehen, ist auch nicht wirklich. Aber das ist auch gut so :)


    Zitat

    Bedeutet das lediglich, dass wir keine Seele haben und "wir" aus mehreren dynamischen Komponenten bestehen?


    Weder noch. Diese ganze Vorstellung von Seele existiert im Buddhismus wirklich nicht. Wenn ich jetzt von einem anfangslosen Geist spreche, dann meine ich den anfangslosen Geist, nicht die Seele. Mit dem Wort Seele kommen wieder ein ganzer Haufen komischer Vorstellungen mit, aber die will ich gar nicht dabei haben. "Buddha lehrte nicht, dass es kein atta gibt, sondern dass das, was wir atta nennen in Wirklichkeit anatta ist." Ehrlich gesagt kann ich dir nicht sagen was Buddha damit meinte, da ich wirklich kein Fachmann bin. Ich denke das Buddha damit meinte, dass wenn wir "Schrank" sagen, eigentlich nur unser Bild von Schrank meinen, was aber in Wirklichkeit nur ein Konstrukt unseres Geistes ist. Der Ursprung der Erscheinung Schrank liegt also in unserem Geist. Das zu erkennen bedeutet auch zu realisieren, dass es keine Trennung zwischen Erscheinung (Ort, Person, Gegenstand, Handlung,etc.) und Wahrnehmenden gibt und dadurch keine Be-Urteilung("finde ich gut", "finde ich ganz schlecht", "bin ich neutral gegenüber") mehr gegenüber dieser Erscheinung stattfindet.
    Ziel ist es ja immer noch ein Weg aus dem Leid zu finden und das ist ein ziemlich praktischer Ansatz. Aber damit du dich geistig weiterentwickeln kannst musst du erst einmal Abstand gewinnen und geistige Ruhe, und genau deswegen meditierst du. Du meditierst nicht, damit du deswegen hinterher "in den Himmel kommst", sondern damit du dich geistig weiterentwickeln kannst. Wieder muss nichts davon geglaubt werden und gehört dennoch zum Buddhismus.


    Zitat

    Wie soll ich das verstehen? Alle 7 Jahre bin ich ein "anderer" Mensch, da sich in diesem Zeitraum alle Zellen im Körper mindestens einmal generiert haben und somit nur "neue" Zellen vorhanden sind.


    Wer genau hat sich denn die Wort ausgedacht und hier in das Forum geschrieben? Vielleicht nicht unbedingt eine unsterbliche Seele, aber sicherlich mehr als eine Ansammlung zusammenpassender Knochen.


    Zitat

    Es heißt, dass das Auge nur dann existiere, wenn es funktioniere, doch bin ich mir doch eigentlich sicher, dass ein Blinder auch Augen hat.

    Ich weiß nicht, das klingt für mich nicht richtig. Natürlich existiert das Auge als Phänomen in unserer Welt. Auch dann, wenn es nicht mehr funktioniert. Dennoch ist das Auge nicht beständig. Wird das Auge noch in 50 Jahren existierten, in 500 oder in 5000?


    Zitat

    Und es hieß, dass "der Buddhist" gar nicht an eine Wiedergeburt glaube, weil nichts existiere, dass wiedergeboren werden könne.


    kA. Gibts da auch ne Quellangabe zu? Wenn "die Buddhisten" bewusst wiedergeboren werden können müssen sie ja auch unbewusst (ohne Erinnerung) wiedergeboren werden können, oder nicht?


    Was die Konflikte zwischen unterschiedlichen Buddhistischen Aussagen (solange sie authentisch sind) angeht, muss ich dich enttäuschen. Gerade am Anfang habe ich unendlich viele widersprüchliche Aussagen gesehen. All diese Widersprüche haben sich aufgelöst als ich anfing die Texte ein klein wenig besser zu verstehen. Und wenn ich jetzt noch Widersprüche finde heißt das für mich nur noch eines: Den Text besser verstehen lernen *g*


    Als kleinen Zeitvertreib empfehle ich dir außerdem folgende Wikipedia-Einträge:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Phowa
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sechs_Yogas_von_Naropa
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bardo_%28Yoga%29


    Beste Grüße,
    Peter
    P.S.: Entschuldigt die schlechte Grammatik - kommt von meinem Silvester-Kater *g

    Zitat

    Auch wenn mir klar war, dass es spätestens an der Reinkarnation und co scheitern würde, weil ich nicht daran glaube, begann ich das glückverheißende Abenteuer.


    Hi Feuerbach,
    bei dem Buddhismus darf man keine Annahmen machen und sie anschließend, ohne sie überprüft zu haben, als wahr erachten. Die Idee, man würde nur in den Himmel kommen wenn man ein streng gläubiger Christ ist, mag für den christlichen Glauben in Ordnung sein. Der Buddhismus sagt dir allerdings nicht, ähnlich dem Christentum, dass du nur als Mensch unter guten Umständen reinkarnierst weil du an den Buddhismus glaubst. Das ist einfach noch eine alte christliche Wertvorstellung die in uns allen drin steckt. Der Buddhismus sagt viel mehr: "Du bist selbst für deine Taten verantwortlich" (Karma). Und wenn du ein gutes Leben mit reinen Gedanken führst, dich gesund ernährst und anderes Leben (wie auch dein Eigenes) achtest, dann ist die Wahrscheinlichkeit einfach viel größer als Mensch unter guten Umständen wieder geboren zu werden. Ich bin mir nicht einmal sicher ob die Aussage von Buddha nur für Buddhisten gemacht wurde, denn ich entsinne mich dunkel, dass er die Aussage für alle Menschen gemacht hat. Mit Glauben hat Karma nichts zu tun - du kannst mit ein wenig Beobachtungsgabe und einem guten Verstand, den du zweifelsohne hast, ganz leicht selber beobachten wie sich deine Taten auf deine Umwelt auswirken. Einzig die Sache mit der Reinkarnation ist etwas, das man nicht so leicht überprüfen kann und muss anfänglich ungeprüft im Raum stehen lassen. Das heißt aber nicht das man diese Aussage (wie alle anderen auch) einfach als wahr akzeptieren soll. Genauso wenig soll man sie ungeprüft als unsinnig und falsch abtun. Man soll sie einfach im Raum stehen lassen und versuchen Erkenntnisse zu erlangen um die Aussagen von Buddha nach und nach selbst zu überprüfen.
    Auch darfst du dir das mit der Reinkarnation nicht so vorstellen wie die Christen das tun. In der christlichen Glaubenslehre behalten wir unser volles Bewusstsein, unsere eigene Identität, und überhaupt bleibt alles gleich außer das wir keinen Körper mehr haben. Solche Aussagen trifft der Buddhismus nicht und vielleicht hilft dir da eine einfache (abstrahierte und auch nicht richtige) Vorstellung, um sich davon ein Bild zu machen: Es ist nicht so das du bei einer Reinkarnation einfach vergisst wer du früher warst, sondern es geht für dich erst einmal wirklich verloren. Das was nur in deinem Gehirn gespeichert ist und was du als dein Selbst oder "Ich" definierst, das geht verloren. Dein Ich ist ja im Prinzip nur eine Ansammlung von Erinnerungen (an deine Vergangenen Taten, an alles was du erlebt hast, an alles was du so gedacht hast). Diese Erinnerungen bestimmen wie du deine Welt wahr nimmst, deswegen ist deine Welt trostlos wenn du ziellos und ohne einen Sinn auf der Erde umher wandelst, und wird glücklich wenn du einen höheren Sinn oder eine Religion gefunden hast. Das mit dem glücklich sein ist aber nicht der Sinn des Buddhismus. Glücklich sein ja, aber auf einer anderen Ebene.
    Buddha sagte nicht "glaube und du wirst dich gut fühlen", er sagte viel mehr (frei wiedergegeben) 'Alles was wir erfahren, was wir wahrnehmen, was wir denken, ist leer. Nichts davon ist wirklich. Deine Vorstellung von einem Ich ist nicht wirklich, deine Vorstellung von einem Körper ist nicht wirklich, deine Vorstellung von einer Welt ist nicht wirklich und (besonders wichtig) deine Vorstellung von einer Trennung zwischen Erfahrer und dem, was erfahren wird, ist nicht wirklich'. All diese Dinge haben keinen Bestand (sind in 10min - 100 Jahren vergangen und nur noch Staub) und wenn du mal richtig tief schaust und alles logisch auseinander nimmst, wirst du feststellen das deine Hand als Beispiel, nur eine Vorstellung ist und als solche nicht existiert. Sie ist eine Zusammensetzung aus mehreren Fingern und Knochen die einen Zweck erfüllen. Deine Finger sind aber auch als solche nicht wirklich sondern nur eine Zusammensetzung aus Fingernagel, Haut, Knochen, Blutbahnen, Muskeln. Deine Haut, die den Finger umgibt, ist auch nicht wirklich, da sie in Wirklichkeit eine Ansammlung ist aus Zellen, winzigen Haaren, und so weiter. Wenn man dieses Spiel fortsetzt landet man bei dem winzigsten Baustein den man sich vorstellen kann (zum Beispiel einem String). Alles was darüber hinaus geht sind Konzepte von zusammengesetzten Phänomenen, die sich in unserem Geist abspielen. Natürlich brauchen wir diese Konzepte um in der Welt zurecht zu kommen, aber es bleiben trotzdem nur Vorstellungen die nicht wirklich sind. Daran müssen wir uns wieder erinnern. Die gleichen Mittel deines Verstandes kannst du an deinem Ich ansetzen und du wirst eventuell realisieren, dass es nicht wirklich ist, sondern ein Zusammengesetztes Konzept. Nicht nur das, du wirst auch ggf. feststellen aus welchen Teilen dein Ich zusammengesetzt ist (wenn du nur tief genug bohrst) und feststellen wer du wirklich bist, was dir fehlt (was du brauchst um glücklich zu sein) und welche Ereignisse der Vergangenheit dir Schmerzen bereiten. Genauso gut kannst du dieses logische Mittel auch auf deine Vorstellungen von Gott, der Realität oder deinem Bewusstsein ansetzen. Allerdings rate ich dir, falls du das wirklich machen willst, vorher deine Gefühle und Emotionen zu bearbeiten. Bloß weil die Realität oder dein Bewusstsein in Wirklichkeit vielleicht gar nicht so wirklich sind, heißt das noch lange nicht, das es nicht gut so wäre wie alles ist. Diese Zuversicht muss man aber erst einmal finden.
    Das ganze ist übrigens alles schon tiefe, fortgeschrittene buddhistische Praxis(in manchen buddhistischen Schulen, nicht in allen), du kannst eine Menge Literatur dazu finden (leider gibt es nur sehr wenig wirklich tief gehendes in deutscher Sprache) und wie du siehst hat das bisher noch nicht viel mit Glauben zu tun gehabt. Es sind einfache Mittel der Realität ins Auge sehen zu können, und zwar so wie die Realität wirklich ist.
    Die Grundeinstellung des Buddhismus klingt natürlich negativ - alles ist dunkel und voller Leid und überhaupt soll das ganze Leben nur aus Leiden bestehen. Das hätte man ja auch wirklich besser formulieren können, schöner. Aber es geht in diesem Fall nicht um schöne Worte oder gute Gefühle. Das einzige was zählt ist die Entwicklung von jedem von uns. Man kann sich aber nicht weiterentwickeln wenn sowieso alles in bester Ordnung ist. Deswegen müssen wir zu aller erst erkennen das es Leid gibt, das wir alle leiden und das es einen Weg aus diesem Leid heraus gibt. Das ist das einzige was wirklich, wirklich wichtig ist, das ist der erste Schritt.
    Ich hab mich übrigens auch sehr schwer getan dieses Leid zu finden. Ich hab mir andere Leute angeschaut die alt oder krank waren und ich hab deren Leid gesehen und mir gedacht "tjoa, die sind halt krank oder alt und leiden, aber ich nicht. Warum sollte mich das kümmern, sollen die doch zu Buddha finden". Irgendwann später hab ich realisiert wie unglaublich falsch ich damit lag - nicht nur das ich sie verurteilt habe, sondern auch, dass ich völlig blind war gegenüber meinem eigenen Leiden. Ich habe angefangen zu realisieren das ich in jedem einzelnen Moment leide, zum Beispiel wenn ich an einer Einkaufskasse stehe und es nicht vorwärts geht, oder wenn ich eine mathematische Formel nicht gleich gelöst bekommen habe, oder wenn mein Computer abgestürzt ist oder ich zu wenig Geld auf dem Konto hatte. Wenn ich all diese kleinen Unzufriedenheiten zusammen zähle, dann sind sie natürlich immer noch unbedeutend gegenüber größerem Leid (i.e. zu verdursten oder zu verbluten), aber diese kleinen Unzufriedenheiten summieren sich und, über den ganzen Tag verteilt, fügen sie mir mehr Leid zu als irgend ein großes Unheil was ich gerade nicht habe. Und dabei lebe ich schon in einer Welt, in der es mir persönlich sehr gut geht. Trotzdem bin ich unglücklich und leide (auch jetzt).
    Nur ein paar Worte damit die Idee von "Leid" nicht als abstrakte Idee stehen bleibt.


    Übrigens habe ich einen ziemlich üblen Kater von der gestrigen Feuerzangenbowle - auch eine Form von Leid. Und wenn du wirklich auf Fleisch verzichten möchtest, dann kannst du das gerne machen. Es wird dir - im Moment - aber nicht unbedingt helfen irgendetwas tolles zu realisieren. Wenn deine geistige Entwicklung weiter fortgeschritten ist wirst du eh keinen Wunsch mehr danach verspüren Fleisch essen zu wollen (es sei denn du bist Tibeter *g*).



    Beste Grüße und ein frohes Neujahr,
    Peter

    Guten Abend Michael74,
    ein schöner Beitrag von dir. Ich muss mich auch mal wieder hinsetzen und mich nur auf meinen Atem konzentrieren. Das schöne an dieser Form der Meditation ist, das die auftretenden positiven Erscheinungen auch in deinen Alltag integriert werden. Du wirst auch dann mehr und mehr die Übersicht über alle Situationen behalten können und deine Gedanken und vor allem deine Emotionen mit etwas Abstand wahrnehmen. Du merkst dann auch wie viele deiner Gedanken durch Emotionen entspringen oder von ihnen bestimmt werden und du deine Gedanken, die du vorher vielleicht gar nicht wahrgenommen hast, zu deinen Taten werden.


    Zweifel und Angst gehören zur Verblendung und sollten zwar Wahrgenommen, aber nicht intensiv beachtet werden. Deine Meditation hilft dir, einen ruhigen Geist und mehr Klarheit zu bekommen, was sollte daran falsch sein? Jede Form von Manifestation deiner Gedanken, sei es als Angst vor dem Erfolg deiner Meditation oder als unsichtbares Wesen, dass stets hinter dir ist, dich beobachtend und einfach anwesend, sollte von dir keine große Beachtung entgegen gebracht werden. Es spielt keine Rolle ob dieses dich beachtende Wesen existiert oder nicht, oder ob es für dich gut oder schlecht ist. DU bist in diesem Raum und meditierst und nur da sollte deine ganze Aufmerksamkeit liegen. Es ist wichtig bei der Meditation einen Zustand innerer Gelassenheit und Ruhe zu finden, damit du auch den Tag über relaxt und ganz entspannt sein kannst. Daran gibt es nichts falsches :)
    Deine Zweifel und Ängste sind zwar im Moment da, aber sie sind nicht real und von einer sehr unsteten und wechselhaften Natur. Gehe mit Ihnen um wie mit allen Emotionen: Betrachte Sie von außerhalb, nimm sie wahr, aber folge ihnen nicht und schenke ihnen keine Energie/Aufmerksamkeit.


    Es wäre sehr Ratsam, wenn du nicht nur alleine meditierst sondern auch erfahrene Wegbegleiter und Lehrer findest, die dir mit Rat und Tat beiseite stehen und dich in alle wichtigen Grundlagen der Meditation einweisen können. Dazu wirst du hier im Forum aber noch jede Menge zu lesen bekommen.



    brüderliche Grüße,
    Peter

    Ich freue mich ausgesprochen über Dhammika's Beitrag. Was geschrieben wurde zeigt eine ganz wichtige Betrachtungsweise: Alles hat seine Zeit, auch die Tiere, oder viel früher die Pflanzenlebewesen und das Mineralienreich. Diese Zeit zu stehlen, indem man die Tiere tötet, mit dem Bewusstsein sie zu erlösen und gutes tun, ist schon eine ziemliche Manifestation an Verblendung und Unwissenheit.
    Da wir aber weise handeln wollen und danach streben das richtige zu tun, müsste uns schon unser Bauchgefühl sagen, dass man Tiere nicht durch töten erlösen kann.


    Aktive Sterbehilfe ist wohl so ein Punkt über den man wirklich lange Diskutieren kann und aus jeder noch so erdenklichen Sichtweise. Wenn der Tod einer Person unmittelbar und unausweichlich bevor steht und mit starken Schmerzen einhergeht, was sagt das Mitgefühl? Es sagt vielleicht so etwas wie "Hilf!". Es sagt aber auch nicht "Lass die Person jetzt gleich sterben und ihren Frieden finden." . Genau wegen solcher Fehlinterpretationen des Mitgefühls braucht man die Weisheit im Leben.
    Obwohl es in uns strebt zu helfen und eine Person durch aktive Sterbehilfe von dem körperlichen Leid zu erlösen, steht immer noch im Raum, ob das der richtige Weg ist. Wie könnte man so eine Situation aus dem Blickwinkel des Karma betrachten? So eine Situation von körperlichem Leid und auswegloser Hoffnung nicht so schnell wieder kommen. Aber wenn es Notwendig ist sich in solch einer Situation zu befinden um die Erkenntnis zu gewinnen sich solch einer Situation voller Mut und Kraft entgegen zu stellen und nicht davor weg zu laufen und in die Körperlosigkeit zu flüchten, welches Gut haben wir der Person getan, wenn wir ihrer Aufforderung nach aktiver Sterbehilfe nachkommen?


    Und auch dann ist eine völlig andere Frage, wie es sich bei Personen in einem langjährigen Koma verhält, die keine Anzeichen eines Bewusstseins mehr haben.


    Das ist ein sehr schwieriges Thema, da es erst wirklich begreifbar wird wenn man sich mit solchen Fragen konfrontiert sieht. Dann aber sind die Emotionen so viele, dass man kaum noch klar denken kann. Es lohnt sich deshalb immer solche Themen zumindest im Ansatz zu durchdenken und darüber zu sprechen, damit man dann nicht verloren dasteht und vielleicht aus Mitleid handelt, und nicht aus Mitgefühl.



    Brüderliche Grüße,
    Peter