Beiträge von Useless

    Hallo fotost,

    fotost:
    • Gibt es irgendeine ernste Erkrankung, die im Westen regelmäßig im Rahmen der gesetzlichen Krankenversorgung behandelt wird, bei der die Behandlung auf Erfahrungen der tibetischen Medizin erfolgt?
    • Was sind die konkreten Haupterfolge der tibetischen Medizin aus über 3.000 Jahren?
    • Hat schon jemand auf der Basis der Lehren der tibetischen Medizin einen Nobelpreis für Medizin erhalten?
    • Gibt es religionsunabhängige Forschung zur Frage möglicher negativer Nebenwirkungen tibetischer Medizin?


    Ich glaube, es ist keine Unterstellung, die Liste Deiner Fragen für rhetorisch/pädagogisch( :grinsen: ) zu halten. Die Fragen sind legitim.


    Ich hätte da auch Fragen:

      - Gibt es irgendeine ernsthafte Erkrankung, die auf Grund der westlichen Medizin erst entstanden ist?
      - Was sind die konkreten Niederlagen der westlichen Medizin aus 200 Jahren?
      - Kann man die Kriterien für die Nobellpreise (alle!) nicht hinterfragen?
      - Gibt es Forschungen über Nebenwirkungen westlicher Medizin, die Nebenwirkungen nicht als eine Art 'Kollateralschaden' betrachtet?


    (Caveat: Ich finde den Ausdruck 'westliche Medizin' problematisch. Was ich meine ist natürlich die Medizin, die in der Nachfolge eines Weltbildes entstanden ist, das seine Wurzeln im 'Westen' hat.


    Versteh' mich bitte nicht falsch: Es treibt mir oft die Tränen der Wut in die Augen, wenn (sehr) kranke Menschen irgendwelchen Idiotien aufsitzen, die behaupten, die Erkenntnis uralter, sanfter, nebenwirsamsfreier, 'östlicher' Weisheiten zu sein. Ich finde es unerträglich, wenn ein 'Chinese' (pars pro toto) glaubt, der Schwanz steht wieder, wenn er ein Pulver aus den abgeknallten afrikanischen Nashörnern und Elefanten einnimmt (und hier haben die westlichen Verfechter 'asiatischer Heilkunst' tatsächlich eine 'Bringschuld' - die Verteidiger 'asiatischer Identität' sind in der Tat relativ schweigsam, wenn es um solche Barbareien geht.


    Andererseits habe ich mit solchen Widersprüchen täglich in der Altenpflege zu tun: Drei Ärzte verschreiben Medikamente, ohne sich über Wechselwirkungen im klaren zu sein. Ich habe konkret den Fall, das ein Bewohner Medikamente bekommt, von denen ein anderer Arzt glaubt, dass diese Medikamente einige Symptome überhaupt erst verursachen, die dann mit anderen Medikamenten behandelt werden. Die Fachkräfte (ich bin nur Pflegehelfer) lesen dann die Sachen gar nicht erst, oder verstehen nicht, was bestimmte Arztbriefe bedeuten (ich hab' mal einmal rumtelefoniert, um rauszufinden, was 'kaffeesatzartiges Erbrechen' auf Tagalog heißt).

    Die 'Letztbegründung' von Ethik (bzw. die Annahme, so eine 'Letztbegründung' sei von der 'Natur der Sache' her, also um eine 'ethische' Gesellschaft zu gewährleisten, notwendig), wird wohl immer an Grenzen stoßen. Vielleicht ist ein möglicher Ansatz, die Haltung in Frage zu stellen, die Ethik zu einer gesonderten Disziplin macht.


    Ich sehe sie inzwischen mehr als eine Kunstform, als Geschichten, wie ein gelingendes gutes Leben aussieht, die wir über uns selbst erzählen. Als ich vor einiger Zeit mal wieder die Fabeln der Antike las, kam mir der Gedanke, man könne an ihrem Beispiel ein ganzes ('moralisches') Leben führen, ohne so etwas wie eine 'systematische Ethik' zu haben. Diskussionen hätten dann eher die Form von 'Erinnerst Du Dich nicht daran, was der Ameise passiert ist, als...?' 'Doch, aber was ist denn mit der Geschichte von der Elster, die...?'

    void:

    Ich assoziiere das Wort Faschismus stark mit einer Haltung, die in dem Spruch "Du bist nichts - dein Volks ist alles" ausgedrückt werden kann.


    Schon hier hätte ich vorsichtige Einwände, weil ich denke, dass diese Haltung eher 'nationalsozialistisch' als 'faschistisch' ist. Während in Deutschland das 'Völkische' (und damit natürlich Dinge wie Rasse) als primär betont wurde, war es im italienischen, französischen, spanischen, britischen Faschismus eher der Staat - also eher 'Du bist nichts - der Staat ist alles'. Das ist einer der Gründe, warum im deutschen Nationalsozialismus das Motiv des Antisemitismus eine viel stärkere (und mörderischere) Ausprägung erfuhr, als in den diversen europäischen 'Faschismen' (was natürlich nicht bedeutet, dass es dort keinen Antisemitismus gab, nur, dass er nicht konstituierend für das faschistische Denken war!).


    void:

    Allerdings haben wir uns ja ein Fortschritts-Denken angwohnt, in dem so ein vormodernes Denken den "Anderen", "Primitiven" zugeordnet wird, während Europa durch die französische Revolution hindurchgegeangen ist und sich individualisiert und modernisiert hat -eine Zivilisiertheit auf der sich traditionell viel an kolonialem Herrschaftanspruch gründete.


    Gerade die Verschmelzung der Masse unter der Ideologie des 'Fortschritts' führte ja zur Barbarei des 'Grande Terreur' in der französischen Revolution. Man kann also sagen, dass die Barbarei als Taufpatin an der Wiege der Moderne stand.


    void:

    Wenn Barbaren sich barabarisch aufführen und kollektiv denken, dann kann sich der fortgeschrittene europäische Chaivinist zurücklehnen, weil er insgeheim nichts anderes erwartet hatte. Während - wenn sich herausstellt, dass aus der Zivilisation selber wieder User19823barei entsteht - das so die ganze Idee von zivilisatorischen Fortschritt untergräbt.


    Ja, Du hast recht, aber das ist eben nur deshalb möglich, weil er die Wurzeln seines vermeintlichen 'zivilisatorischen Fortschritts' verdrängt. Etwas Ähnliches (und das ist Teil meiner Kritik an der inflationären Verwendung des Begriffes 'Faschismus') passiert, wenn übersehen wird, dass eine der Wurzeln des Faschismus (im Gegensatz zum Nationalsozialismus) eine Art 'aufholende Modernisierung' steht - nicht zu Unrecht gilt das 'Manifest des Futurismus' als ein wichtiger Ausgangspunkt im Denken Mussolinis. Interessant ist nun, dass diese 'aufholende Modernisierung' nicht nur im (rückständigen) Italien, sondern auch im rückständigen Russland (Lenin: 'Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes') unter einer angeblich ganz anderen Ideologie zur Barbarei führten: Beide sind halt Projekte des 'Fortschritts'.


    void:

    Von daher scheint mir der Begriff "Faschismus" als ganz stark mit einem Zivilisationsbruch verbunden zu sein.


    Nein, der Vorwurf des Faschismus als 'Zivilisationsbruch' blendet die barbarischen Wurzeln dieser Zivilisation einfach aus.


    void:

    Die Ironie der Geschichte, scheint also zu sein, dass er selber so eine Unterscheidung zwischen ziviliserten und User19823baren vorussetzt. Nur wenn man in den Meiji-Japanern ziviliiserte Gentlemen sieht, kann man ihnen vorwerfen in die Faschismus zurückgefallen zu sein. Während man wenn man geneigt ist, in ihnen "asiatische Barbaren" zu sehen, es überhaupt keine Basis für eine solche Denkweise gibt.


    Das sich modernisierende Japan wurde zunehmend als Konkurrent auf dem Weltmarkt erkannt. Da war es dann halt einfach, diese Auseinandersetzung als einen Kampf zwischen 'Zivilisation' und 'Barbarei' hinzustellen (wieder unter Ausblendung der gemeinsamen Wurzeln in der Moderne).


    P.S.: Deine Anmerkung zum Islam ist wohl später dazugekommen? Deshalb bin ich da nicht drauf eingegangen.

    kongjiazhong:
    Axel:

    Ich wäre ja dafür, den Begriff Faschismus hundert Jahre wegzusperren, ehe man ihn wieder sinnvoll in der politischen Diskussion einsetzt. Mal abgesehen davon, dass (vor allem hier in Deutschland) kaum jemand differenziert zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, 'Faschismus' ein Totschlagargument ist (und nicht die Beschreibung eines politischen Systems) und damit alles zwischen 'Find' ich Scheiße!' bis hirnloses Einschlagen auf Pegida gemeint sein kann, bedeutet er heutzutage im politischen Diskurs meisten: 'Stopp, hier diskutieren wir nicht weiter!'


    Sehe ich genauso. Es scheint hier so zu sein, dass Faschismus fraglos als etwas ganz, ganz … ganz Böses erscheint. Ezra Pound sah es anders. Es ist auch etwas, was es überall geben kann, wer will schon zwischen Italien der 20er - 40er Jahre und Japan während der Meiji-Restauration unterscheiden. Hauptsache, dass es astreine Demokraten waren, die zum bislang einzigen Mal gute, gute … gute Atombomben auf wehrlose und vollbesetzte Städte warfen. Was wäre daran so verwerflich, wenn die Übertragung des Zen in das Politische "Faschismus" wäre und nicht, was heutzutage viel wahrscheinlicher ist, Konsumismus, Atomismus (die Monade und ihre Kernwaffe), Demokratismus, Kapitalismus (ist sowohl faschismus- als auch demokratiekompatibel), Geldregiertdieganzeweltunddasistauchgutsoismus und so weiter.
    Kongjiazhong


    kongjiazhong
    Du missverstehst (hoffentlich nicht absichtlich...) mein Zitat als Faschismus-Apologie.


    Es geht mir nicht darum, den historischen Faschismus oder die Militarisierung der japanischen Gesellschaft gegen Kritik zu immunisieren, sondern um eine gewisse Denkfaulheit, die glaubt, es wäre ein Erkenntnisfortschritt damit verbunden, einfach irgendwo ein Etikett draufzukleben.


    Um bei meinem Zitat zu bleiben: Ich kritisiere weniger das 'Draufschlagen' auf Pegida, als vielmehr das hirnlose Draufschlagen mit schiefen historischen Analogien.


    Um bei Deinem Zitat zu bleiben: Den 'politischen Menschen' Ezra Pound kann man mit guten Gründen kritisieren, weil sein (theoretisches) Verständnis des Begriffes 'usura' (Wucher) zu einer heillosen, durchgeknallten politischen Praxis geführt hat. Jetzt aber die 'Cantos' als 'faschistische Literatur' zu lesen, ist Denkfaulheit getarnt als Empörung.


    Die Schuld daran, dass mein Posting in diesem Sinne 'anschlussfähig' war, liegt allerdings bei mir... :x

    Lieber youthleague,


    der Versuch, alles 'richtig' zu machen, kann extrem überfordernd sein. Zudem (halte das bitte nicht für einen Vorwurf, ich kenne Dich nicht!) besteht die Gefahr des, hm, nennen wir es mal die Gefahr des 'spirituellen Hochmuts', wo wir nur noch den Splitter im Auge des Anderen sehen, statt den Balken in unserem eigenen.


    Was das 'Lästern' angeht: Das kann ja auch manchmal eher 'gutmütig' sein, vor allem, wenn es jemand tut, der sich auch selbst nicht so ernst nimmt. Und da, wo Du spürst, dass etwas Boshaftes dahintersteckt: Warum es am Anfang nicht mal mit Mitgefühl für den Lästernden versuchen (auch eine schöne Übung!)? Seine/Ihre Handlungen erwachsen oft aus Unsicherheit. Der Rat von mkha' ist sehr gut, aber vielleicht manchmal eine etwas zu 'offensive' Taktik. Es kann eine eine gute Idee sein, einfach nur aktiv das Thema zu wechseln ('Übrigens, da fällt mir ein...'): Deiner Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt...


    Natürlich kann es nötig sein, das eigene Umfeld zu wechseln: Wer erkennt, dass er Probleme mit Alkohol hat, sollte vielleicht einen Freundeskreis, der sich jeden Abend zum Saufen in der Kneipe trifft, meiden. Aber das sollte ein letzter Ausweg sein. Vielleicht bist Du ja einmal eine Zeitlang bloß ein gutes Vorbild. Das wirkt manchmal Wunder.


    Sei froh, dass Du zur Schule gehst und nimm das als Deinen Übungsweg an: Das ist die Zeit, in der wir alle (im Idealfall!) lernen, mit Gruppendruck umzugehen (oder eben auch nicht!). Tue bloß eins nicht: Jetzt Deine Schulsituation (mit Notendruck usw.) auf den 'Buddhismus' zu übertragen und zu fürchten, Du könntest Dir durch mangelndes Befolgen von ethischen Regeln quasi Dein 'Abitur im Buddhismus' versauen... :). Du hast jetzt auch Zeit und Gelegenheit zu lernen, wie man ab und zu scheitert.

    Lieber sinn-los,

    sinn-los:

    Was hier von Seiten von Axel VÖLLIG ÜBERFLÜSSIG zur Sprache gebracht wurde, ist eine ca. 40 Jahre alte Geschichte aus England (wo FWBO gegründet wurde), die mit Vorwürfen eines Praktizierenden zu tun hat, der Gründer der Bewegung Sangharakshita habe ihn homosexuell belästigt.


    Und diese uralte Geschichte hängt den Leute immer noch nach.


    ich will hier keinen 'Nebenkriegsschauplatz' aufmachen (das kann gerne in einem gesonderten thread diskutiert werden), aber nur so viel: Wenn Triratna selbst es für notwendig hält, in ihrer erst 2010 erschienenen 'offiziellen' Geschichte 'The Triratna Story' diesen Vorkommnissen knapp 20 Seiten zu widmen und wenn Triratna selber noch heute eine eigene Webseite mit ihren Stellungnahmen im Netz hat, ist es wohl nicht so einfach, wie Du es darstellst. Wenn Du von einer '40 Jahre alten Geschichte' und 'Vorwürfen eines(sic!) Praktizierenden' redest, scheinst Du relativ wenig Ahnung zu haben (sorry!).


    Ich habe mich um eine ausgewogene und faire Darstellung bemüht (auch was die Lehre von Triratna allgemein angeht), habe zustimmend einen Buchtip aus dem Umfeld von Triratna zur Meditation gegeben und finde es nun etwas seltsam, wenn jemand, der Triratna völlig undifferenziert einen 'Kuddelmuddel an Buddhismus' vorwirft, glaubt, mir jetzt 'VÖLLIG ÜBERFLÜSSIGE' Posts vorwerfen zu können.


    Wie gesagt: Wir sollten eine Diskussion über diesen Punkt hier raushalten und anderswo (oder auch gerne über PN) besprechen, das aber im Zusammenhang mit Triratna und objektiv zu erwähnen, ist - denke ich - legitim.


    Ich habe fertig!

    Hallo Nhelia,

    Nhelia:

    Darf ich fragen, inwiefern das Zentrum oder die Gruppe denn umstritten gewesen ist? Letztendlich muss man sich natürlich auch ein eigenes Bild machen und schauen, ob soetwas für einen persönlich passt, aber meine Vorbehalte hatte ich ja auch schon geschildert. Ich hätte auch ein wenig Bammel, in eine sektenartige Gruppe zu gelangen, man weiß ja nie.


    Falls Du Englisch verstehst, schau mal hier unter 'Controversies and Criticism'. Im Grunde geht es darum, dass der Gründer der Organisation, Sangharakshita, in den frühen Jahren der Gruppe (also etwa bis zu den 80er Jahren) seine Autorität missbraucht hat, männliche Mitglieder zu homosexuellen Handlungen mit ihm zu drängen, das Ganze auch noch mit der Begründung, das sei notwendig für ihre 'spirituelle Entwicklung'.


    Meinem Gefühl nach hat die Gruppe versucht, nach Bekanntwerden der Vorwürfe Mitte der 90er Jahre, diese Sache offen und ernsthaft aufzuarbeiten. Es betraf auch 'nur' einen relativ engen Kreis in Großbritannien an der Spitze der Organisation (soweit ich weiß).


    Eine andere Kritik betrifft sozusagen die 'Interpretation' der buddhistischen Lehre durch Triratna. Da muss man allerdings wohl sagen, es ist im 'organisierten Buddhismus' beinahe alltäglich , dass eine Gruppe/Richtung einer anderen vorwirft, die Lehren zu verfälschen oder falsch zu interpretieren. Wenn Du länger hier bist, wirst Du das hier wohl auch noch miterleben... :shock:


    Ich denke nicht, dass Du Gefahr läufst, einer 'Sekte' in die Hände zu fallen, aber es gilt hier das Gleiche wie im 'richtigen Leben': Bewahre Dir einen unabhängigen Geist, hinterfrage Dinge, identifiziere Dich nie vollständig mit irgendeiner Organisation, auch wenn sie den einzig wahren, echten Buddhismus verspricht und tausche Dich mit Menschen anderer Ansicht aus.


    Lass' mich bitte noch was zu dem in den Antworten auf Deine Frage verlinkten Vortrag von Ayya Khema sagen (keine Kritik an Uhltak!): Ich fürchte, dass die dort besprochenen 'Jhanas' (Vertiefungszustände in der Meditation) für eine Anfängerin sehr einschüchternd wirken. Mach' Dir da mal gar keine Gedanken drüber (vielleicht, wenn überhaupt, in ein paar Jahren... :). Ich selbst (aber das ist nur meine persönliche Meinung!) bin mir nicht sicher, ob die 'Jhanas' überhaupt eine sinnvolle Rolle spielen.


    Und zum Schluss: Ich nehme an, dass Du aus der Essener Ecke kommst, weil Du das Zentrum dort erwähnt hast. Schau' doch mal bei der Gruppensuche der Deutschen Buddistischen Union rein und gib dort 'Essen' ein. Da kommen einige Einträge aus der Gegend und durch die DBU kannst Du auch einigermaßen sicher sein, dass die Gruppen einigermaßen seriös sind.


    Lieben Gruß
    Axel

    Hallo Nhelia,


    da Du das Buddhistische Zentrum Essen erwähnst: die gehören zu einer buddhistischen Gemeinschaft Triratna (früher FWBO - Friends of the Western Buddhist Order). Bei manchen etwas umstritten, aber ich finde viele der Bücher, die sie herausgeben, nicht schlecht. Gerade zu Meditation gab es von dieser Gruppe mal ein Buch ('Meditation - der buddhistische Weg zu Glück und Erkenntnis'), das ich ziemlich gut fand. Ich habe gerade mal nachgeschaut und gesehen, dass das Buch in der ursprünglichen Fassung vergriffen ist, aber jetzt in zwei Teilen (Antony Matthews, Buddhistische Meditation und Buddhistische Meditation für Fortgeschrittene) neu erschienen ist. Vielleicht magst Du Dir ja den ersten Teil mal anschauen, da erfährst Du dann gleich etwas darüber, was Dich im Zentrum ungefähr erwartet.


    Gruß
    Axel

    Anandasa:

    Hat man seine Leidenschaften bis zum Tod nicht zum Erlöschen gebracht, dauern diese Leidenschaften weiter fort. Letzteres sehe ich persönlich als eher allegorisch an, weil tot ist tot. Aber andere sehen das eher religiös und für das Thema Wiedergeburt gibt es hier ja genügend Threads zum drin graben ;-).


    Neulich zitierte ich aus David Brooks, The Road to Character:

    Zitat

    The job of the wise person is to swallow the frustration and just go on setting an example of caring and digging and diligence in their own lifes. What a wise person teaches is the smallest part of what they give. The totality of their life, of the way they go about it in the smallest details, is what get transmitted.


    Never forget that. The message is the person, perfected over lifetimes of effort that was set in motion by yet another wise person now hidden from the recipient by the dim mists of time. Life is much bigger than we think, cause and effect intertwined in a vast moral structure that keeps pushing us to do better, become better, even when we dwell in the most painful confused darkness.

    Amöbenruhr ist selbst heute manchmal schwierig zu heilen, erst recht in den Sechzigern.
    Wikipedia schreibt:

    Zitat

    Bereits kurz nach seiner Ankunft in Ceylon wurde Nanavira Thera von Amöbenruhr (Amöbiasis) befallen. Diese Krankheit begleitete ihn den Rest seines Lebens und machte letztendlich die Praxis der Geistessammlung, und damit Fortschritte auf dem Pfad, unmöglich. Zur Bekämpfung der Amöbenruhr hatte Nanavira ein starkes Medikament bekommen (Entamide). Dieses hatte als Nebenwirkung eine starke Stimulation des Geschlechtstriebes (Satyriasis) zur Folge – für Nanavira als Mönch eine zusätzliche Belastung. Von früheren intensiven Meditationen auf hartem Boden war Nanavira des Öfteren wegen einer Schleimbeutelentzündung der Knie in Behandlung. Vor dem Hintergrund dieser Krankheiten ist auch sein Selbstmord zu sehen.


    Statt (wie ich fürchte, jetzt schon absehbar) ein Fass aufzumachen, ob 'buddhistisch' Freitod legitim ist, wäre es vielleicht sinnvoller und anständiger, zu fragen, ob der Mann nicht vielleicht noch ein paar erträgliche Jahre hätte leben können, wenn er die Robe abgelegt hätte, statt sein Leben für sinnlos zu halten, wenn die 'Praxis der Geistessammlung' (auch wegen der 'starken Stimulation des Geschlechtstriebs') 'unmöglich' war.


    Im übrigen (Vorsicht! Ironie!) ist die Kombination von Buddhismus, Evola und Schleimbeutelentzündung auch ohne Amöbenruhr nur schwer zu überleben...

    Zitat

    Was ist mit Mantra Buddho gemeint?


    Ich denke, damit ist gemeint, dass von thailändischen Lehrern oft gelehrt wird, bei der Meditation das Wort 'Buddho' mit dem Atem zu verbinden.

    Ich wäre ja dafür, den Begriff Faschismus hundert Jahre wegzusperren, ehe man ihn wieder sinnvoll in der politischen Diskussion einsetzt. Mal abgesehen davon, dass (vor allem hier in Deutschland) kaum jemand differenziert zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, 'Faschismus' ein Totschlagargument ist (und nicht die Beschreibung eines politischen Systems) und damit alles zwischen 'Find' ich Scheiße!' bis hirnloses Einschlagen auf Pegida gemeint sein kann, bedeutet er heutzutage im politischen Diskurs meisten: 'Stopp, hier diskutieren wir nicht weiter!'

    Hallo 451,

    451:

    Magst Du mir mitteilen, was der Reizbegriff meines Beitrags gewesen ist? Ist es "säkular" gewesen?


    Nein, 'Mitgefühlspraktiken' und 'Trainingsprogramme'. :)



    Ich finde, das sollte jeder so tun, wie er mag. Oft geht ja schon aus dem Titel hervor, ob mich etwas interessiert oder eher nicht.
    Natürlich kann es ganz interessant sein, wenn jemand etwas darüber erzählt, warum er/sie ein bestimmtes Buch mag (oder auch nicht). Manchmal bekomme ich so Lust, etwas zu lesen, was mich zuerst einmal garnicht interessiert hätte. Aber man sollte eine bestimmte Form für niemanden verbindlich machen.

    Zitat

    "Unser Buch beschreibt verschiedene Mitgefühlspraktiken [...]. Es werden zugrunde liegende theoretische Ansätze u.a. aus dem Buddhismus, der Psychologie oder aus evolutionärer Sicht vorgestellt. Die neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnisse werden präsentiert und säkulare Trainingsprogramme von Mitgefühl dargestellt."


    Mitgefühlspraktiken? Super! 'Trauerarbeit' hatten wir ja schon. Und gar 'säkulare Trainingsprogramme von Mitgefühl'!! Na dann trainiert mal schön...


    Sorry, 451, natürlich bin ich dankbar für jede Buchvorstellung. Bitte sei mir nicht böse wegen des Sarkasmus.

    void:

    Ich finde das Buch "Why Religion is Natural and Science is Not" von Robert N. McCauley sehr interessant.


    Danke für den Buchtip, ich werde es lesen.


    Was mich in letzter Zeit zum Thema 'Religion interessiert hat, ist
    Roger Scruton, The Soul of the World
    John Michael Greer, After Progress: Reason and Religion at the End of the Industrial Age und
    Graham Harvey, Food, Sex and Strangers: Understanding Religion as Everyday Life


    Und nein, es ist (wenn ich Dich richtig verstanden habe) natürlich nicht Religion als solche, die kollabiert, sondern die jeweilige Religion in ihrer 'scholastischen' Variante. Leider befürchte ich, dass das 'Residuum' (https://de.wikipedia.org/wiki/Residuum_(Pareto)) sehr fundamentalistisch sein kann und uns nicht weiter bringen wird.


    Letzte Worte zum Gnadentod für Tiere: Ich werde für mein altes Katerchen da sein, wenn es nur noch Schmerzen hat und denken kann 'Papa, du warst doch immer so lieb zu mir, warum machst du diese Schmerzen jetzt nicht weg?', weil er in buddhistischer Ethik etwas schwach ist. Scheiß auf mein Karma...

    Beim nochmaligen Durchgehen dieses threads waren eine Erkenntnis und die Ahnung einer Idee für mich plötzlich da:


    Die Erkenntnis, dass ich (bitte entschuldigt diese harten Worte) nicht in die Hände einiger Buddhisten hier fallen möchte, wenn sich mein Leben dem Ende nähert und ich mir Hilfe dabei wünsche, mein Leiden zu verkürzen (oder wenigstens Respekt und äh... metta?, wenn ich diesen Wunsch äußere. Ich musste an die bekannte Geschichte über Mutter Teresa denken, als sie einer unter schlimmen Schmerzen sterbenden Frau sagte: 'Diese furchtbaren Schmerzen sind der Kuss von Jesus - ein Zeichen dafür, dass du Jesus am Kreuz so nahe gekommen bist, dass er dich küssen kann.' und die Frau antwortete: 'Mutter Teresa, sag' Jesus bitte, dass er aufhören soll, mich zu küssen.' Deprimierend zu sehen, wie Ideologie jede Form von Mitleid abtöten kann.


    Was die 'Ahnung einer Idde' angeht: Es scheint ja im Buddhismus immer komplexere Eerklärungsversuche zu geben, wie mit 'finalem Leiden' umzugehen wäre. Ich musste da an ein 'in meinen Kreisen' recht bekanntes Buch denken - Joseph Tainter, The Collapse of Complex Societies (hier: https://en.wikipedia.org/wiki/Joseph_Tainter ist seine Theorie kurz zusammengefasst).


    Vielleicht gilt diese Theorie auch für Religionen: Irgendwann brechen sie unter der Last der Komplexität zusammen, weil Regeln erklärt werden wollen, Ausnahmen hinzugefügt werden (oder eben: erklärt werden muss, warum es keine Ausnahmen geben darf), unweigerlich die Ausnahmen von der Ausnahme folgen, dann folgt, dass eine bestimmte Textstelle der Keine-Ausnahme-Schule auch ganz anders gelesen werden kann usw. ad infinitum...
    Wenn ich intelligenter wäre und mehr Zeit hätte, würde ich das Buch 'The Collapse of Complex Religions' schreiben.


    Immerhin tröstet mich im Moment gerade der Gedanke, dass 'Buddhismus' wohl auch so eine Art Verfallsdatum haben wird, ein bedingtes Phänomen.

    Der Betreffende wird als 'Prinz' verkleidet und symbolisiert so Siddhārtha Gautama, der in die Hauslosigkeit zieht. Mit dem Werfen der Geldmünzen spielt das Weggeben des weltlichen Besitzes nach.

    Und der von mir zitierte Satz? Ist der jetzt Zitat oder Meinung?
    Ich will Dich gar nicht irgendwo festnageln, aber es ist schwierig, mit jemanden zu spielen, wenn man die Spielregeln nicht kennt (bzw. wenn sie immer geändert werden).


    Mit 'Wer bin ich - und wenn ja, wieviele?' kann ich gut leben, aber ich hätte schon gerne eine Antwort auf die Frage, ob das Abhidhamma für Dich 'Buddhawort' ist.

    Lieber hedin,
    ich verfolge diesen thread interessiert. Könntest Du mir erklären, was 'heißt es zum Schamgefühl in einem heilsamen Bewusstsein der Sinnessphäre' genau bedeutet? Danke.

    pamokkha:

    Der Buddha hat im Tavatimsa-Himmel gemäß dem Theravada den Abhidhamma gepredigt. Jeden Tag ist er zum Almosengang zurück auf die Erde gekommen und hat Sariputta einen kondensierten Vortrag davon übermittelt. Sariputta wiederum hat es an seine Mönche weitergegeben und so ist nach dem Theravada der Abhidhamma als Buddhawort im Palikanon übermittelt worden.


    Lieber Pamokkha,


    vorab: Egal, wie Deine Antwort ausfällt - ich werde sie akzeptieren, und zwar akzeptieren als gültige Antwort auf das, was wir hier diskutieren. Du kannst mir Deine Antwort auch gerne als PN schicken und ich werde sie auch nie gegen Dich verwenden.


    Nun meine Frage: Glaubst Du, dass man ein ebenso guter Buddhist, überhaupt Buddhist sein kann, wenn man diese Geschichte für eine fromme Legende hält?


    P.S.: Ist 'Whence Theravada?' irgendwo frei verfügbar?

    David Brooks, The Road to Character


    In der Einleitung wir ein schöner Text zitiert, in dem es um die Frage geht, ob Weisheit (in Schulen) gelehrt werden kann. Im letzten Abschnitt musste ich an die Diskussion im Buddhismus über Wiedergeburt denken, die hier eher positiv gedacht ist. Aber 'buddhistisch' empfinde ich die Idee, dass keine 'Person' wiedergeboren wird, sondern eine 'Botschaft'.


    'The heart cannot be taught in classroom intellectually, to students mechanically taking notes...Good, wise hearts are obtained through lifetimes of diligent effort to dig deeply within and heal lifetimes of scars...ou can't teach it or email it or tweet it. It has to be discovered within the depths of one's own heart when a person is finally ready to go looking for it, and not before.


    The job of the wise person is to swallow the frustration and just go on setting an example of caring and digging and diligence in their own lifes. What a wise person teaches is the smallest part of what they give. The totality of their life, of the way they go about it in the smallest details, is what get transmitted.


    Never forget that. The message is the person, perfected over lifetimes of effort that was set in motion by yet another wise person now hidden from the recipient by the dim mists of time. Life is much bigger than we think, cause and effect intertwined in a vast moral structure that keeps pushing us to do better, become better, even when we dwell in the most painful confused darkness.'