Hallo Kimberly,
Raphy hat Dir schon sehr gute körpertechnische Tipps übermittelt.
Daran anschließend, nach jahrelanger Praxis, möchte ich von meiner Erfahrung berichten.
Du schriebst: "Schneidersitz". Wenn Du das wörtlich gemeint hast, sitzt Du wirklich im Schneidersitz und nicht im Lotos- oder halbem Lotossitz.
Wenn Du auf einem Kissen sitzt, ist der Schneidersitz auf längere Zeit besser zu ertragen als direkt auf dem Fußboden. Das gilt natürlich für den Lotossitz genauso, aber im Schneidersitz auf dem Fußboden zu sitzen ist noch einen Grad anstrengender als im Lotossitz auf dem Fußboden.
Ich selbst würde im Schneidersitz, auf dem Fußboden, schon bald Probleme im mittleren Rückenbereich bekommen.
Außerdem schlafen mir im Schneidersitz schneller die Beine ein.
In früheren Jahren habe ich den halben Lotossitz so lange trainiert, bis ich mindestens eine Stunde ohne Probleme, und ohne mich zu rühren, bequem sitzen konnte. Den vollen Lotossitz konnte ich auch (das ist lange her), konnte ihn aber nur 10 Minuten aushalten und dieses auch nicht steigern, daher kam diese Form zum Meditieren für mich nicht infrage.
Solltest Du im halben oder vollen Lotossitz inzwischen lange sitzen können, so ist das optimal, denn das ist am besten für den Rücken, sofern Du keinen speziellen Schaden an Deinem Knochengerüst hast.
Beim Lotossitz ist es weniger günstig, zu hoch zu sitzen, denn je höher man dabei sitzt, desto mehr entsteht ein Druck auf das Hüftgelenk und ein ungewohnter Zug auf die entsprechenden Bänder. Also lieber ein niedrigeres Kissen, und schon gar nicht zwei übereinander.
Aber ein Kissen auf jeden Fall. Die richtige Höhe musst Du für Dich selbst ausprobieren.
Und weiter: ich habe beobachtet, dass, je stabiler der Körper gebaut ist, der Lotossitz umso schwerer fällt. Leute mit Übergewicht, die ich bisher beobachtet habe, konnten ihn gar nicht und saßen immer im Schneidersitz, oder im Diamantsitz oder auf einem Stuhl. Das bestätigte sich bei mir, wenn ich mal vorübergehend 2-3 Kilo mehr drauf hatte. Nur diese wenigen Kilo machten es schon, dass ich den Lotossitz nicht so lange aushalten konnte.
Ansonsten bin ich sehr schlank.
Aktuell (bin 63 Jahre alt) habe ich festgestellt, dass alles nicht mehr so ganz geschmeidig geht.
Da habe ich mit dem Lotossitz testweise mal eine längere Pause gemacht, und da trat etwas Neues ein, nämlich beim Gehen, dass ich mit dem rechten Hüftgelenk Probleme bekam, indem oft, wenn beim Schreiten das rechte Bein sich gerade hinten befand, ich einen unverhofften messerartigen Stich im rechten Schritt/Beinansatz verspürte (ich deutete das als Spätfolge meiner Meditation-Sitzpraxis). Meine Ärztin ist aber überzeugt, dass es kein Gelenksschaden ist, sondern mit den Bändern etwas nicht stimmt. Ich vermute, weil man, außer beim Zen, normalerweise das rechte Bein über das linke legt, und sich dadurch über die Jahre rechts ein zu starker Zug aufgebaut und darum Irritationen am Bänder-Ansatz verursacht hat.
Diese Überspannung muss ja logischerweise rechts stärker sein als links, wenn das rechte Bein über dem linken liegt.
Vorsichthalber versuche ich deswegen schon länger den Lotossitz nicht mehr, sondern setze mich im Diamantsitz hin. Das ist so eine Art Hocksitz. Man kann das mithilfe eines Meditationsbänkchens machen, oder zwei dicke Med.kissen übereinander legen (evtl. reicht dazu auch eines). Ich persönlich bevorzuge die Kissen.
Es ist ein bisschen schade, dass ich den Lotossitz nicht mehr richtig hinkriege; spüre da auch eine gewisse Steifheit, die zugenommen hat, aber es ist mir zu riskant, das rechte Hüftgelenk zu sehr zu belasten. Es könnte ja etwas Schlimmeres daraus entstehen.
Ich kann nur sagen: zwinge Dich nicht zu etwas, das Dir Qual bereitet, sonst wirst Du irgendwann in Deinem Leben alles aufgeben.
Vielleicht dadurch auch noch einen dauerhaften körperlichen Schaden erleiden, ohne das wieder rückgängig machen zu können.
Immer alles mit Maßen, die Tipps mit der Gehmeditation sind ebenfalls sehr gut.
Viel Erfolg und alles Gute
Amdap