Ich finde es schon etwas amüsant, mit welchem Brustton der Überzeugung Du hier auftrittst. Meist mir Formulierung, die für mich absolut klingen und Allgemeingültigkeit beanspruchen.
Wobei meist völlig unklar bleibt, woher Du Deine Erkenntnisse nimmst. Erlebte buddhistische Praxis, belastbares Fachwissen, Bücher?
Gedanken sind nun mal neuronale Prozesse, und Gewohnheiten und Denkmuster sind etablierte neuronale Verbindungen welche sich nicht auflösen lassen durch Magie und Mystische Rituale sondern wir können lediglich lernen mit ihnen auf eine konstruktive Art umzugehen in Form von einer Steigerung der Akzeptanz der gegenwärtigen Situation und dem Bewusstsein das sich unser Gehirn gar nicht komplett umbauen lässt..
Das entspricht in keiner Weise den Ergebnissen der neurologischen Forschung der letzten Jahrzehnte. Ganz im Gegenteil ist die Plastizität des Gehirns viel größer, als man noch Mitte des letzten Jahrhunderts angenommen hat. Das gilt für die physischen wie für die psychischen Funktionen. Gewohnheiten verändern sich wortwörtlich jeden einzelnen Tag. Ohne Magie, und sogar ohne buddhistische Praxis .
Einen Teil kann ich sogar aus eigener Erfahrung beitragen: Vor einigen Jahren hat eines meiner Gleichgewichtsorgane aufgehört zu arbeiten, was sehr unangenehme Folgen hat (man fühlt sich ständig, als hätte man 3 Maß Bier getrunken, und wird dazu auch noch seekrank).
Innerhalb von etwa 9 Monaten lernt das Gehirn und die anderen daran beteiligten neurologischen Einheiten, das fehlgeleitete Organ auszuschalten und dessen Funktion durch andere Beiträge zu ersetzen. Beispielsweise durch eine stärkere Gewichtung der Muskelspannung, der Tastwahrnehmung an den Füßen, und des Gesichtssinns. Das dauert so lange, eben weil die neuralen Verbindungen im Gehirn und außerhalb komplett neu verdrahtet werden. Nach etwa 1.5 Jahren ist dieser Prozess abgeschlossen. Heute habe ich ein besseres Gleichgewichtsgefühl als vor der Erkrankung. Außer es ist komplett dunkel, und der Boden ist nicht eben, dann falle ich einfach um.
Wir werden leiden so lange wir leben, doch wir sollten versuchen uns dabei etwas zu entspannen um komfortabler zu leiden..
Du verwendest "leiden" hier im umgangssprachlichen Sinne, nicht im Sinne von Dukkha, oder? Die meisten Menschen, die ich kenne, reduzieren Dukkha schon nach wenigen Monaten des konsequenten Praktizierens auf dem Weg des Buddhas.
PS Hingabe bedeutet auch sich dem Leiden hinzugeben und es zu Akzeptieren als unvermeidlichen Bestandteil des Menschlichen Daseins..
Das sehe ich im wesentlichen auch so, aber die praktische Erfahrung mit den Vier Edlen Wahrheiten zeigt, dass "unvermeidlich" im allgemeinen einfach nicht richtig ist. Zu dieser Veränderung dient die buddhistische Praxis.
Liebe Grüße,
Aravind.