Beiträge von Ark

    Also ich habe mich jetzt mal ein wenig mit dem sog. säkularen Buddhismus auseinandergesetzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass hier einige gute Ansätze für mich persönlich zu finden sind.


    Etwas schade finde ich immer noch, dass Buddhas Lehre (zumindest für mich) in Bezug auf o.g. Kritikpunkte nicht eindeutig ist.
    Dass jedes Konzept von Wiedergeburt usw., also von einem möglichen Überdauern nach dem Tod in welcher Form auch immer, letztlich zwangsläufig Glauben erfordert ist mir bewusst.
    Ohne Wiedersprüche in der Ausgestaltung fiele mir dieser Glaube allerdings erheblich leichter...


    Am Ende haben viele hier insofern einen guten Punkt angesprochen, als dass ich auch denke, dass ich jetzt vermehrt praktische Erfahrungen, insbesondere in Bezug auf den eigenen Geist in der Meditation, suchen muss. Darauf freue ich mich :)


    Vielen Dank noch einmal für die vielen Denkanstöße und Tipps und Hinweise.
    Hier im Forum fühle ich mich gut aufgehoben :like:

    Danke für die vielen Antworten bislang.
    Auch freut es mich, wie respektvoll hier mit mir umgegangen wird.


    Zu meiner Person: ich beschäftige mich seit ca. 15 Jahren mit dem Buddhismus und konnte mich die meiste Zeit davon auch als Buddhist bezeichnen.
    Ich komme vom Dorf und da gibt es keinen Lehrer oder ähnliches. Heute lebe ich in der Großstadt und würde mir sicher einen Lehrer suchen können, aber meine Zweifel sind mittlerweile zu stark geworden.


    Geweckt wurden sie ganz banal durch die Missbrauchsvorwürfe gegenüber Sogyal Rinpoche, welchen ich seit meiner Jugend sehr verehrt habe. Als die Skepsis geweckt war erstreckte sie sich immer weiter bis zu eingangs erwähnten Dingen, die ich bislang als Kernaussagen des Buddhismus sehe, also insbesondere Wiedergeburt und Karma.


    Obwohl über den tibetischen Buddhismus zu der Lehre gekommen war mir schon immer klar, dass Buddha eigentlich sehr nüchtern gewesen sein muss und einiges des heutigen Buddhismus später hinzugefügt worden sein muss.


    Aber einige Dinge sind für mich nicht hinwegzudenken, ohne dass der Buddhismus seine selbst zumindest suggerierte Berechtigung und Dringlichkeit verlieren würde.


    Ich glaube auch, dass ich im Hinayana bzw. Theravada noch am ehesten "zu Hause" bin und Antworten finden kann, daher danke für den Tipp!


    Ob es ein selbst gibt oder nicht ist für meine Frage erst einmal sekundär. Bitte nicht falsch verstehen, wenn ich "ich" oder "meins" usw. verwende. Das Konzept der Leerheit ist mir theoretisch bekannt denke ich, aber da ist ja schon wieder der andere Kritikpunkt: die Karmalehre erscheint mir essentiell für den Buddhismus (oder liege ich hier falsch?!) - wenn es nichts gibt, das den Tod überdauert, wieso sollte jemand anderes unter meinem Karma leiden?


    Meine Intention hier ist ganz billig ehrlich gesagt, ihr habt es teils schon genannt: es ist ein wenig Kosten/Nutzen-Abwägung. Was "bekomme" ich, wenn ich mich intensiv und weiterhin auf den Buddhismus einlasse?
    Das ist die eine Seite, aber versteht mich bitte nicht falsch! Die Frage ist auch ganz essentiell für mein weiteres Leben. Aufgrund meiner starken Zweifel habe ich gerade echt den Eindruck, mein Leben bricht nicht unerheblich über mir zusammen. Der Buddhismus hat mir immer Halt und ein klares Ziel gegeben. Nun scheitere ich gerade an grundlegend wichtigen Fragen.


    Helfen würde es mir, wenn jemand vielleicht schon teils eine eigene Erklärung für sich gefunden hat, was Buddha in Bezug auf die Zeit nach dem Tod mitteilen wollte. Natürlich muss man sich am Ende durch eigene Erfahrungen weiterentwickeln und tieferes Verständnis entwickeln. Aber auch Buddha selbst musste ja seine Lehre seinen ersten Mönchen zunächst darlegen, um sie zu überzeugen. Er muss logische Erklärungen gehabt haben denke ich, denn seine alten Gefährten waren sicher äußerst schwer zu überzeugen.
    In diesem Sinne: Seht mich als einen alten Gefährten :)
    Ich möchte euch folgen, da mein Gefühl sagt, dies könnte der richtige Weg sein.
    Eventuell kann mich ja jemand überzeugen, der bereits durch eine ganz ähnliche Phase gehen musste...

    Liebes Forum,


    dies ist mein erster Beitrag hier und ja, ich habe mich angemeldet, damit ich wahrscheinlich bloß dieses eine neue Thema erstellen kann.
    Ich habe gesehen, dass es hier bereits einige Beiträge gerade auch zum Thema Wiedergeburt gibt, so dass ich schon einmal präventiv um Verzeihung bitte, wenn dies für viele hier die x-te Wiederholung darstellen sollte.
    Für mich persönlich geht es aktuell (und nach über 15 Jahren, in denen ich den Buddhismus als meine Religion betrachtet habe) ganz konkret um die Frage: Buddhismus ja oder nein. Daher versuche ich einfach meine Gedanken mit euch zu teilen, in der Hoffnung, jemand hier kann meine Zweifel auflösen, mindern oder auch teilen.


    Und hier sind meine Zweifel zum Buddhismus:


    1. Wiedergeburt und Karma
    Hier wird sich mMn darüber gestritten, was Buddha genau gelehrt hat: Keine Seele, so etwas ähnliches, gar nichts dergleichen überdauert.
    Fraglich ist:
    Wie kann es sein, dass die Menschen immer mehr werden (Bevölkerungswachstum)? Werden gleichzeitig immer neue Seelen erschaffen?
    Wenn es keine Seelen gibt, aber so etwas ähnliches, wie eben das karmische "Guthabenkonto", welches den Tod überdauert:
    Wie kann die Karmalehre hier sinnvoll sein? Wenn meine nächste Existenz gar nichts mehr vom vorherigen Leben weiß, welchen Sinn macht es dann, wenn sie für die Taten eines Fremden büßt. Wenn das Karma nach dem Tod auf mehrere Lebewesen aufgeteilt wird (siehe wieder Argument Bevölkerungswachstum), wie kann das gerecht sein?
    Auch umgekehrt muss man sich ja fragen: Wenn ich in diesem Leben spirituell große Mühen auf mich nehme und mich weiterentwickele, was bringt das, wenn ich entweder nichts mehr von diesen Anstrengungen weiß und ggf. nur eine angenehmere Wiedergeburtsform bekomme oder aber das Potential auf mehrere Wesen verteilt wird, so dass de facto das angesammelte gute Karma mindestens halbiert wird und die notwendige Anstrengung fürs Nirvana mindestens verdoppelt (da ggf. mehrere Wesen)?


    Warum hat Buddha die Wiedergeburtslehre überhaupt in ähnlicher Form aus Veden bzw. Hinduismus übernommen? Wollte er nur eine Art Druckmittel schaffen? Sehr durchdacht ist diese Lehre nämlich offenbar nicht. Das führt zu den nächsten Zweifeln:


    2. Sinnhaftigkeit der buddhistischen Anstrengungen
    Natürlich können wir durch Befolgen des achtfachen Pfades alle eine bessere Welt schaffen und bessere Menschen werden. Im Sterbeprozess haben wir es einfacher, wenn unser Anhaften möglichst weit abgebaut wurde zu Lebzeiten.
    Was aber, wenn es wie oben suggeriert keine Wiedergeburt geben wird? Oder zumindest nicht unter den angenommenen Voraussetzungen? Dann sind wir einer Lehre gefolgt, die im Idealfall vom Einzelnen maximale Anstrengung (da Kostbarkeit der menschlichen Existenzform) verlangt und dem analog der biblischen Höllendrohungen entsprechend Nachdruck verleiht, am Ende aber u.a. "nur" als bessere Herzinfarktvorsorge taugt.


    Stellt euch bitte mal folgendes vor:
    Noch heute beschließen alle Menschen der buddhistischen Lehre zu folgen und verwenden all ihre Anstrengungen auf das Erreichen der Erleuchtung. Und tatsächlich: irgendwann sind alle Wesen auf diesem Planeten erleuchtet. Und dann?
    Findet ihr diese Vorstellung nicht auch unglaublich traurig? Wenn all das hier verschwindet? Warum ist überhaupt Leben entstanden? Waren wir einmal alle im Nirvana und nun nicht mehr? Warum nicht? Oder sollen wir alle einmal dorthin? Wird irgendwann zeitlich eng, wenn sich unser Universum weiterhin so entwickelt, wie die vorhandene Dunkle Energie es vermuten lässt.


    Natürlich gibt es hier viel Leid. Und unter der Prämisse, dass Vergänglichkeit leidvoll ist und damit letztendlich alles eine leidvolle Natur besitzt könnte man auch argumentieren. Aber dieses Argument hebt sich selbst auf: ebenso heißt das nämlich, dass die größte Qual einmal ein Ende nimmt und es wieder glückliche Zeiten geben wird, ergo alles insgesamt glücklich wäre.
    Dass die leidvolle Vergänglichkeit am Ende das Entscheidende ist kann ich nicht gelten lassen, denn:
    Würde das Leben/ die Existenz endlos sein und ohne Wandel, dann wäre sie nichts wert. Das Leben wäre vielmehr gar nicht möglich ohne Progress und Prozess.


    3. Aberglauben
    Zuletzt frage ich mich, ob ein ganz großer Teil des Buddhismus nicht einfach Aberglauben darstellt. Damit meine ich konkret das rezitieren von Mantras, die angeblichen Erscheinungen in den Bardos nach dem körperlichen Tod, das Umrunden von sprirituellen Stätten, wie z.B. des Mt. Kailash, "Regenbogenkörper" usw. usf.
    In Bezug auf das Christentum können wir heute über vielen nur noch schmunzeln und hier nehmen viel von uns ganz ähnliche Märchen für bare Münze.


    Gut. Ich denke, das war schon einiges jetzt zu Lesen. Puh! Ich kann es niemandem verübeln, der das ignoriert :)
    Leider war selbst das noch nicht alles, nur ich merke, es fällt mir gerade schwer meine Gedanken auf den Punkt zu bringen. Eventuell ergibt sich das ja in einer guten Diskussion.
    Ich muss vielleicht noch klarstellen:
    Für mich ist der Buddhismus nach wie vor das Konstrukt, dass es am wahrscheinlichsten schafft, die Realität abzubilden. Nur einfaches glauben reicht mir gerade deshalb nicht mehr. Zumindest die Kernaussagen sollten logisch nachvollziehbar sein, auch wenn tiefere Erkenntnisse sicher nur über eigene Erfahrung generierbar sind.
    Es wäre schön, wenn ihr mir ein wenig weiterhelfen könntet bezüglich dieser Zweifel.