Beiträge von Dharma Buddy

    Wieso unglaubwürdig? Natürlich können wir unser Karma sehen: Gewohnheiten, Saṅkhāra, die endlosen Ketten von Ursache und Wirkung in unserem Geist usw. In jeder Meditation lernen wir mehr über uns selbst.

    Aber in diesem Thread hast Du ja eine andere Frage gestellt und ich habe Dir einige "klassische" Erklärungen geliefert, die karmische Wirkungen über mehrere Leben zum Thema hatten. Und selbst nach traditioneller Lehre sind diese Einsichten völlig außerhalb unserer Reichweite. Wir können sie glauben, sie ablehnen oder uns agnostisch verhalten. Aber wissen können wir es nicht, oder?

    Woher stammt Dein Wissen über Karma?

    Ich meine, dass es selbst im Buddhismus zum Thema unterschiedliche Positionen gibt. Im chinesischen Buddhismus gibt es Vorstellungen von "karmischer Vergeltung". In der letzten U&W gibt es einen schönen Artikel, wo beschrieben wird, wie ein Lehrer aus Taiwan erklärte, er habe Asthma, weil er einen Fisch ersticken ließ (ich weiß nicht mehr in welchem Leben). Die chinesische Vorstellung von Karma ist nicht so abstrakt wie die indische. Welche von beiden Vorstellungen ist nun richtig?

    Seine S.H. der Dalai Lama sage mal: „Die Lehre von der Leerheit – das ist eine der höchsten philosophischen Schulungen – das sei relativ zugänglich, aber Karma, das sei eine verborgene Wahrheit, die sei nur dem Buddha zugänglich.“


    Ich will hier einmal Werbung machen für eine Veranstaltung, wo das diskutiert wird: https://buddhismus-deutschland…or-alles-karma-ist-das-so

    Aber noch wichtiger ist die Frage, wie wir queere Menschen das Bodhisattva-Ideal leben können. Aber ich glaube, dass das den Rahmen des Themas hier sprengt.

    Mich würde durchaus interessieren, was du dazu meinst. Mir fällt jetzt im Zusammenhang mit dem Bodhisattva-Ideal nichts spezifisch queeres ein.

    Ich kenne keine Figur wie die Tara, die gelob, immer als Frau wiedergeboren zu werden, bis das Leid beendet ist.


    Viele queere Menschen lassen sich inspirieren durch Guan Yin, die ja in Indien männlich war und in China als weiblich dargestellt wurde.


    Aber natürlich gibt es queere Bodhisattvas. Issan Dorsey hat zum Höhepunkt der AIDS Krise an AIDS erkrankten Menschen geholfen und war maßgeblich für die Entstehung der Hospiz-Bewegung in den USA. Und wenn ich mir seine Biographie durchlese, konnte nur er so etwas machen, denn er kannte die Lebenssituation der Marginalisierten (Sexarbeiter:innen, Crossdresser...) sehr gut und verstand deren Probleme. Und da wirst Du viele andere finden, die Ähnliches geschaffen haben.

    Ich muss euch beiden danken. Ich habe hier die Beiträge gestern nur überflogen und über diesen Teil etwas länger nachgedacht bis ich draufkam, dass ich selbst mal an eine Kirche gepinkelt hatte. Mit meinem jetzigen Respektsempfinden ist das aber nicht mehr vereinbar und ich habe vergeben, mir selbst und um Vergebung im Geiste gebeten. Damit konnte ich Teile des schlechten Karmas reinigen. Muss aber auch sagen ich hatte bisher trotzdem noch wegen irgendetwas Schuldgefühle. Ich kam aber bisher nicht drauf wegen was. Auch wenn es im Buddhismus keine Heiligkeit gibt fühlte ich mich gestern dann trotzdem heiliger, entspannter, geerdeter und selbstsicherer. Vielleicht ist an der Passage schon was dran weil ich war öfters im unreinen mit meiner Sexualität. Aber vielleicht lags auch nur am Mobbing dem ich ausgesetzt war. Jedenfalls fand ich Sexualität immer wieder seltsam obwohl ich schon großteils hetero bin. Manchmal stell ich das aber in frage.

    Ich finde es gut, nicht nur Unterschiede zu betrachten sondern immer das, was wir gemeinsam haben. Wir haben alle in unserer Jugend (und auch danach) Dinge gemacht, derer wir uns im Nachhinein schämen. Und ich glaube auch, dass Sexualität immer verwirrend ist. Deswegen bestehen große Teile der Kultur aus Geschichten von Liebe und Liebesdramen.

    Ich glaube aber auch, dass die Praxis uns hilft, mehr Klarheit zu finden. Und dann werden wir erkennen, dass wir viel mehr Gemeinsamkeiten haben, als wir dachten.

    Sorry, aber für mich gehören Zitate von homophoben Äbten, Erklärungsnöten von Mönchen und Nonnen und pinkelnden Sündern zur dunklen Seite unserer Bewegung. Über diese dunkle Seite könnte man diskutieren, aber eine Diskussion, ob an deren Sicht etwas dran sein könnte, halte ich für aus der Zeit gefallen.

    Danke, dass Du das auf den Punkt gebracht hast. _()_


    Und ehrlich gesagt, die Diskussion finde ich schon immer schlecht. Im Mahayana-Buddhismus wissen alle, dass wir ständig Himmel und Hölle erzeugen. Und immer, wenn eine Gruppe von Menschen als gesellschaftlich und spirituell minderwertig definiert wird, werden Himmel und Hölle erschaffen. Und das meine ich nicht nur im übertragenen Sinn. Es wird Buddhist:innen eingeredet, sie bzw. ihre Familienangehörigen würden gegen Silas verstoßen. So etwas erzeugt Zerwürfnisse in Familien - in der Vergangenheit und leider teilweise auch noch heute.


    Ich finde auch, dass das die Fragen sind, die wir stellen sollten - und eben keine Fragen nach Ursachen von "Abweichungen von der Normalität". Die wichtigen Fragen sind meiner Ansicht: Wieso hat niemand erkannt, welches Leid erzeugt wird, wenn Gruppen von Menschen als minderwertig definiert werden? Wieso ist niemand auf den Gedanken gekommen, dass auch queere Menschen Bodhisattvas sind? Wieso werden stattdessen irgendwelche Absurditäten erfunden mit Wildpinkelei usw.?


    Aber noch wichtiger ist die Frage, wie wir queere Menschen das Bodhisattva-Ideal leben können. Aber ich glaube, dass das den Rahmen des Themas hier sprengt.

    Ich möchte Dir nochmal danken, dass Du es so gut auf den Punkt gebracht hast. _()_

    Aber dieser „halben-Ebene“ so eine halb festen Ebene, wo Bedürfnisse, Karma, Interessen, Evolution usw. fließt. Und wie ich beschrieb, alles vermischt, kollidiert mit vielem Zusammen.

    Ich bin nicht kompetent genug um über Ebenen zu sprechen. Aber ich habe es immer so verstanden, dass absolute und konventionelle Ebene identisch sind -- nur kann unser verblendeter Geist es nicht erkennen. Ich meine damit, dass es eine Lehre der Befreiung ist, dass wir uns von polaren Konzepten entfernen und langsam anfangen die "Zwischentöne" erkennen. Damit sind wir von einer Befreiung wahrscheinlich immer noch entfernt, aber die Richtung stimmt. Oder?

    SpektrumRot:
    Frage ich mich ob vermehrte Transsexualität usw. eine Folge davon sein könnte weil, mehr „weibliche“ blödes Wort „Energie“ Einzug erhält als es je zuvor passierte.

    In taoistisch beeinflussten Asien glauben manche, wir seien im Yin-Zeitalter: Frauen sind in der Politik sichtbar und erfolgreich, K-Pop-Bands sind androgyn usw. Wissenschaftlich gesehen stellen wir fest, dass Testosteronlevel in den letzten Jahrzehnten fallen. Nur niemand weiß, warum. Es gibt viele Erklärungsansätze, aber kein Ansatz kann alles erklären. Ebenso glaube ich auch nicht, dass dies eine Erklärung für männliche Homosexualität ist. Es ist alles komplizierter als Hormonlevel.

    Die Frage ist doch, ob dies überhaupt mehr passiert oder ob die Phänomene jetzt das erste Mal seit vielen Jahren einfach sichtbar werden. Vorher war es nur eine Abweichung, die im jüdisch-christlichen Kulturkreis unterdrückt und später pathologisiert wurde. Seit 1969 ist Homosexualität in Deutschland nicht mehr strafbar nach einer beispiellosen staatlichen Verfolgung nach dem zweiten Weltkrieg. Zum ersten Mal erkennen jetzt Menschen, dass sie z.B. nicht-binär sind - vorher hätte man sie in die irgendwo in die Kategorie homosexuell verortet und verächtlich gemacht: "tuntig", "Mann-Weib" usw. Kann es nicht sein, dass die Welt schon immer sehr vielfältig war und die Menschen das einfach nicht begriffen, weil sie sie in einfach Kategorien pressen wollten wie polare Identitäten: "Sünde" vs. "Gottergebenheit "oder eben "Pandaka" vs. "Geschlechts-konform"?

    Im tibetischen Buddhismus gibt es eine Passage, die besagt, dass Menschen, die an eine Tempelwand pinkeln, als Homosexuelle wiedergeboren werden.

    :lol: :lol: :lol: das ist wohl die beste Erklärung

    Ich glaube, dass man dies nicht überbewerten sollte - es ist mit Sicherheit keine zentrale Aussage.

    Aber ich frage mich, wieso Du nach buddhistischen Erklärungen für Homo- und Transsexualität suchst? Darf ich Dich fragen, wieso?

    Ich persönlich interessiere mich nur für Erklärungen, die ich nachvollziehen kann und die mir helfen. Und ich glaube, das erste konnten buddhistische Traditionen nicht leisten. Der Grund ist: Es gibt keine Auseinandersetzung mit Homosexualität, sondern nur mit "Pandaka". Die Traditionen haben in der der Vergangenheit den Fehler gemacht, dass sie "Pandaka" und "Homosexualität" gleichsetzen. Und das ist ein Problem: Die Tradition nimmt also weder einen konkreten Menschen wahr noch sexuelle Orientierung auch auch nicht die moderne homosexuelle Identität, die Gleichberechtigung einfordert. All das wurde ignoriert und durch ein doktrinäre Brille gesehen. Nur wie soll eine Doktrin helfen, wenn sie Realität ignoriert?


    Und damit sind wir beim letzten Problem. Dadurch, dass die Tradition in der Vergangenheit queere Menschen ausgeschlossen hat, gab es auch niemanden, der ihnen erklären konnte, wie sehr sie auf dem Holzweg sind. Damit kann Doktrin gar nicht wahr sein - es ist (mit Verlaub) Papañca.

    Es wurde sehr viel geschrieben, aber vielleicht kann ich ein paar Aspekte hinzufügen.

    Wie geht der Buddhismus mit Homosexualität und Transsexualität um?

    Zuerst muss man sagen, dass in praktisch allen monastischen Traditionen queere Menschen ausgeschlossen wurden. Klar, es gibt immer Einzelfallentscheidungen und queere Menschen haben sich davon auch nicht abhalten zu lassen. Aber die Konsequenz, dass die Sichtweise und Erfahrungen queerer Menschen nicht einflossen. Was für Konsequenzen hat das?

    • Kommentatoren (Tsongkhapa, Vasubandhu, Buddhaghosa...) definierten jede Form von Abweichung gegen sexuelle und geschlechtliche Normen als Verstoß gegen das 3. Sila.
    • In den asiatischen Ländern hat Buddhismus die Funktion der Seelsorge. Das heißt, dass Laien mit allen Nöten und Sorgen zu Monastics kommen. Was soll denn nun ein Mönch oder eine Nonne der Mutter eines schwulen Sohns oder einem Transmann für Ratschläge geben? Woher soll die Kompetenz in solchen Dingen kommen? Wenn die Monastics streng nach der Doktrin antworten würden, dann würden sie sich diskriminierend äußern.
    • Es gibt für queere Buddhist:innen auch keine "Vorbilder", wenn man mal von einigen wenigen queeren Monastics wie z.B. Ven. Kodo Nishimura (Jodo Shu) absieht. Ich finde seine Sichtweise aber extrem wichtig.

    Sprich: Erst seit einiger Zeit (und wahrscheinlich durch gesellschaftliche Diskussionen) beschäftigen sich Buddhist:innen mit dem Thema sexuelle und geschlechtliche Minderheiten:

    • In Taiwan, dem ersten Land Asiens, das die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubte, hat Ven. Shih Chao-hwei zwei Frauen gesegnet. Sie gilt deswegen aber als "radikal", der buddhistische Mainstream hat sich aus der gesellschaftlichen Diskussion um die Öffnung der Ehe rausgehalten.
    • Mal ein drastisches Beispiel: Ven. Akāliko Bhikkhu bekommt Todesdrohungen, da er sich für queere Menschen einsetzt. Er lässt sich davon aber nicht abschrecken.
    • Westliche Gesellschaften sind nicht so konservativ wie asiatische - und so ist der Buddhismus auch inklusiver. Und es gibt auch Retreats und Bücher speziell für queere Buddhist:innen.
    • Ein schönes Beispiel ist der Shin-Buddhismus - besonders im Westen. Shin-Buddhist:innen haben seit dem 2. Weltkrieg in Nordamerika ihre Tempel für Hochzeiten queerer Menschen geöffnet, auch wenn die Menschen gar nicht Mitglied der Gemeinde waren. Aber das ist die Doktrin der Jodo Shinshu (und auch der Jodo Shu): Buddha Amida hilft allen, die sich ernsthaft an ihn wenden - also wird niemand abgewiesen.

    Was will ich damit sagen? Buddhismus ist immer ein Spiegel der Gesellschaft.

    SpektrumRot:

    Ich würde lieber wissen, was die buddhistische Erklärung ist woher sowas kommt?

    Ich könnte sehr viele Erklärungsansätze zitieren, aber ich beschränke mich auf drei:

    • Seung Sahn sagte einmal, Homosexualität würde daher kommen, dass zwei heterosexuelle Menschen eine starke (karmische) Bindung haben und einer im einem anderen Körper wiedergeboren wurde und ihre Beziehung fortsetzen.
    • Im tibetischen Buddhismus gibt es eine Passage, die besagt, dass Menschen, die an eine Tempelwand pinkeln, als Homosexuelle wiedergeboren werden.
    • Die modernen Reformer des Theravada haben sich in den 70er und 80er Jahren sehr auf das Abidhamma bezogen inkl. Kommentaren, die jede Form von Abweichungen mit "schlechten Karma" erklären. Das muss man auch vor dem historischen Situation (AIDS Krise) sehen: Im Westen wuchs zu der Zeit auch die Diskriminierung schwuler Männer.

    Laut Vinaya wurde der Buddha mit Mönchen und Nonnen konfrontiert, die wir heute transgender nennen würden. Er hörte ihnen zu, urteilte nicht, hielt keinen Vortrag über Anatta, sondern entschied einfach, dass sie in die Sangha des Geschlechts wechseln können, dem sie sich zugehörig sehen. Übrigens: Deswegen können tibetische Monastics laut Vinaya bis zu 3x das Geschlecht wechseln.


    Ich finde das, was der Buddha gemacht hat, am Besten. Ich überlasse es den Wissenschaften, Sexualität und Geschlechtlichkeit zu erklären - und frage mich eher, was ich tun kann, um Leid zu minimieren.


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    DBU und EBU rufen zu einer Friedensmeditation auf: Deutsche Buddhistische Union e.V. – Buddhistische Religionsgemeinschaft


    Der Buddha Talk und die buddhistische Hilfsorganisation MiA führen dieses durch. Anlässlich des Ukraine-Krieges werden Spenden für eine direkte Soforthilfe im Krisengebiet gesammelt. Wer unterstützen möchte kann diese über folgendes Konto tun:


    Mitgefühl in Aktion e.V.

    GLS Gemeinschaftsbank Bochum

    IBAN: DE 85 4306 0967 1020 8948 00

    BIC: GENODEM1GLS

    Vermerk: Ukraine Soforthilfe

    Der Veranstaltung findet 21-22 Uhr online statt:

    Launch Meeting - Zoom

    Meeting-ID: 948 0167 0264

    Kenncode: Buddha

    Nach wenigen Sekunden verschwinden die Gedanken und Emotionen wieder da ich Sie ohne Gegenwehr angenommen bzw. zugelassen habe.

    Das funktioniert soweit erstaunlich gut.

    Gibt es im Zen noch andere Techniken mit diesen Gedanken umzugehen? Oder ist das der richtige Weg? (falls es überhaupt einen falschen Weg gibt).


    Die Gedanken ziehen zu lassen, ist eine sehr effektive Strategie. Du kannst sie dann beobachten und Dich fragen, woher sie kommen.

    Solange das geht, würde ich das genauso machen. Aber was passiert, wenn negative Gedanken sich wie dunkle Wolken auf die Stimmung legen? Dann ist das oftmals nicht so einfach möglich. In manchen Mahayana-Richtungen wie im koreanischen Zen reguliert man diese Gefühle durch Chanten. Eine Praxis wäre, dass Du für Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, ein Räucherstäbchen anzündest. Denk an Freunde, Bekannte, Familienmitglieder, die z.B. an einer Krankheit leiden und zünde für jeden ein Räucherstäbchen an. Mach das wegen der Feinstaubbelastung lieber auf dem Balkon und hole Dir preiswerte Räucherstäbchen aus dem Asialaden um die Ecke. Beziehe alle Menschen mit ein. Dadurch vergeht z.B. bei Schmerz und Kummer der Ich-Bezug etwas und Du ersetzt Leid durch MItgefühl.


    Und wenn es immer noch negative Gedanken gibt, dann kannst Du auch Chanten. In Korea chanten die Mönche jeden Tag das große Dharani. Leg einfach Deine Wünsche für alle leidendenden Menschen in den Gesang. Hier ist eine sehr schöne Version dieses Dharanis (zweimal gesungen):

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    Wenn Du das tust, baust Du Konzentration auf. Im koreanischen Zen (Seon) wird gesagt, dass Du es ohne Erwartung tun sollst. Werde nur eins mit dem Gesang und erlange Klarheit. Es ist kein Zauberspruch sondern eine Technik, negative kreisende Gedanken zu durchschneiden und Klarheit zu gewinnen.

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    Wieso Bashing? Das ist reinste Satire - ich habe wirklich herzhaft gelacht. :rofl: "Pfarrer Hirnsang" :lol: Sie haben einen Namen gefunden, den es praktisch nicht auf Google gibt. Das ist eine Kunst. Und das Ende: Mönche haben Glatzen wie Skinheads: "Wir sind bedroht wie nie." :lol: 

    :lol::lol::lol:

    Vielleicht täuscht mein Eindruck, aber Buddhisten scheinen das Problematische im Buddhismus gerne unter den Teppich zu kehren, während das Problematische der Anderen unter einem Mikroskop betrachtet wird.

    Die Icchantika-Diskussion ist schon interessant und viele Dinge wurden hier gesagt. Und das lässt sich zusammenfassen

    • Es gibt mehrere Übersetzungen des Mahaparinirvana-Sutras und die entsprechende Passage steht meines Wissen nur in einer Übersetzung.
    • Es ist wichtig, dass man die Icchantika-Diskussion versteht. Meines Wissens gab es auch in der entsprechenden Sutra-Übersetzung keinen Gewaltaufruf: Man soll Icchantika immer mit Mitgefühl gegenübertreten und auch sie werden Buddha. Das steht dann aber in den hinteren Teilen des Sutras - es nimmt also eine Wendung. Man muss das also zu Ende lesen und darf keinesfalls Sätze aus dem Zusammenhang reißen.
    • Die Übersetzung "Ungläubige" ist, wie gesagt wurde hoch problematisch. Es ging in der Diskussion um Menschen, die Kinder oder die eigenen Eltern umgebracht haben. Das Letztere ist in einer Gesellschaft, die die Pflichten der Kinder betont, natürlich ein absolutes Tabu.
    • Mir sind wenige Gewaltaufrufe bekannt, in denen der "Icchantika"-Vorwurf benutzt wurde. Ich habe im Buch vom Hans-Günther Wagner Buddhismus in China nur eine Stelle gelesen, wo damit militärische Verteidigung gerechtfertig wurde. Meine Frage ist; Kennt jemand mehr Beispiele? Das letzte Mal, dass ich das Schimpfwort "Icchantika" gehört habe, war in der Auseinandersetzung zwischen zwei buddhistischen Orden in Korea, die über Vorherrschaft über Tempel stritten und sich auch mal prügelten.

    Ich persönlich finde es gar nicht erstaunlich, dass es in einer Übersetzung eines einzelnen Sutras auch mal eine problematische Stelle gibt. Diese Schriften wurden über mehr als 2000 Jahre von verschiedenen Menschen geschrieben und es ist schwierig, die Diskussionen nachzuvollziehen, die sich darin widerspiegelt Die Schriften füllen ganze Bibliotheken und vieles ist noch nicht mal übersetzt. Teilweise ist nicht nicht mal klar, was wir als "richtige" Version ansehen müssen usw. Ja, es gibt im Ozean des Mahayana einen oder meinetwegen ein paar bittere oder vergiftete Tropfen. Aber kann man etwas anderes erwarten?

    Zudem sind die Mahayana-Sutren weder die Bibel der Koran. Sie sind nicht göttlich inspiriert. Sie sind auch keine volkstümlichen Schriften. Sutren wie das Sumati-Sutra oder das Ullambana-Sutra haben und hatten eine viel stärkeren Einfluss auf die Menschen, da sie Themen wie Wege zum Glück thematisieren. Dagegen ist die Frage, wer nun Buddhanatur besitzt oder nicht, eine reine scholastische Diskussion. Und solange sie dort bleibt, ist es gut.

    Liebe @S-Mater ,


    Du hast natürlich Recht. Und ich glaube auch, dass die positiven Rückmeldungen die negativen bei Weitem überwogen. Ich meine aber, dass wir uns der Realität stellen müssen und da ist es eben so, dass es auch im Buddhismus einige Extremisten gibt. Und auch wenn die meisten Buddhisten in der Welt tolerant sind, demonstrierten einige z.B. in Taiwan zusammen mit christlichen Fundamentalisten, die Extrempositionen bezogen, in erster Reihe gegen die Einführung der Ehe für alle. Es sind eben nicht nur die abrahamitischen Religionen, bei denen Intoleranz ein Problem ist. Ich meine, dass auch wir Buddhist:innen nicht besser sind als andere Menschen. Wir leiden alle an der Negativität oder daran dass wir es besser wissen und uns zu allem äußern und vor allem urteilen zu können. Und ja, ich bin aber so dankbar, dass Du mich daran erinnerst, dass dies nur ein Teil der Wirklichkeit ist und alles in allem die positiven Erfahrungen doch bei Weitem überwiegen.

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    Es gibt jetzt übrigens in der Bundesregierung erstmals einen Queer-Beauftragten:


    Zitat

    Sven Lehmann ist der erste Queer-Beauftragte der Bundesregierung. Der Grünen-Politiker will sich für mehr Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt einsetzen - und hat ganz konkrete Pläne.


    "Familie ist so bunt wie das Leben"

    Danke für den Link. Das war aber nicht das Thema der IQBC, um beim Thread zu bleiben. Bei der IQBC ging es nicht im Politik, sondern eine Sichtweise, die es meiner Ansicht sonst nicht so oft gibt. Ich glaube, dass der Buddhismus sind Identitäten bewusst ist, aber nicht an ihnen klammert.

    Und das ist meiner Ansicht wichtig. Zu glauben, man würde keine Identitäten besitzen, halte ich für absurd. Wir sind alle geprägt durch unsere Erziehung, durch unsere Kultur, Überzeugungen usw. Diese Dinge sind unglaublich stark und ich glaube nicht, dass wir uns einfach von ihnen lösen können. Gerade die heftigen und hasserfüllten Diskussionen in sozialen Medien beweisen das doch. Die Dinge, die uns prägen, besitzen aber auch einen Anpassungsdruck - und mit diesem gerät man auch manchmal in Konflikt.

    All dies wurde in Vorträgen reflektiert, von denen einige wenige hier oben dank void hier stehen. Aber es gab auch sehr viele Workshops, die parallel stattfanden. Und die waren meiner Ansicht das Wichtigste. Nur gab es von diesen keine Aufzeichnungen, da es in Workshops eben hinderlich ist, wenn persönliche Äußerungen auf Youtube sind.


    Das Wichtigste an der Konferenz war für mich, dass es neue Beiträge gab und Stimmen, die man sonst nicht hört, weil sie auch an der politischen Diskussion nicht beteiligen sondern andere Schwerpunkte setzen: Dharmaarbeit, soziale Arbeit and auch die wissenschaftliche Untersuchungen.


    _()_

    Morddrohungen zu bekommen liegt nie am Thema.


    Mögen wir alle Glücklich sein

    In Metta🙏

    Am liebsten würde ich sagen: "Ja und nein."


    Einerseits hast Du Recht. Der, der eine Morddrohung ausspricht, ist ein gefährlicher Extremist. Diese Menschen würden ihr Leben für ihre Ansichten opfern. Es gibt für sie nur zwei Arten von Menschen: die, die so denken wie sie und die, die es nicht tun. Und diese werden mit allen Mitteln fertig gemacht. Bis zur Gewalt.


    Aber es gibt einen anderen Aspekt. Es gibt Themen, die "vergiftet" werden, so dass zwischen Gruppen, die unterschiedliche Dinge denken, keine Diskussion mehr möglich ist. Wenn Du Dich umsiehst, werden Dir schnell einige Themen einfallen - denk z.B. an Maskenpflicht. Themen wie "gendergerechte Sprache" aber "LGBTQIA+" gehören dazu. Wenn dieses Gift wirkt, siehst Du es, dass es bei Diskussionen keinerlei Mitgefühl gibt - es gibt nur noch Hohn, Spott, Verachtung und Aggression. Und diese Aggression schlägt sehr schnell in Gewalt um, gegen Sachen und gegen Menschen.


    Was will ich damit sagen? Wenn Du mit einem Thema wie "Queerness" und "Feminismus" an die Öffentlichkeit gehst, stehst Du in einem ständigen Shitstorm. Wenn diese Themen auf Facebook abgekündigt werden, gibt es Buddhisten (es sind eigentlich nur Männer), die sich getriggert fühlen. Praktisch niemand fragt nach: "Interessant, worum geht es Euch denn? Wie fühlen sich den queere Buddhistinnen und Buddhisten?" sondern die meisten haben eine Meinung - entweder positiv oder negativ. Die negativen Meinungsäußerungen bilden ein breites Spektrum:

    • ostentatives (also besonders betontes) Unverständnis: "Ich weiß nicht, was das soll" oder "Ich kann da nur den Köpf schütteln."
    • Ablehnung durch Hohn: "queere Buddhisten - da kann ich doch nur lachen."
    • Ablehnung durch harte Abgrenzung: "Das ist Gendergaga!"
    • Ablehnung durch harte Ausgrenzung: "Ihr macht Identitätspolitik. Das hat mit Dhama nichts zu tun!"
    • Ausübung von Druck: "Hört sofort auf mit dieser Konferenz!"
    • Drohungen gegen queere Monastics
    • Morddrohung gegen queere Monastics

    Du siehst hier eine Steigerung. Der erste Punkt ist harmlos. Ich persönlich finde ihn sehr ungeschickt. Ich nehme ihn aber auf, weil er eine bestimmte Funktion hat. Er trennt den Geist und somit Welt in zwei Gruppen: Diejenigen, die etwas tun, was die andere Gruppe nicht mehr nachvollziehen kann. Und es wird auch keinen Versuch mehr unternommen, das nachzuvollziehen. Das Urteil ist gefällt. Ab da steht die Welt fest: Es gibt zwei Seiten und ich positioniere mich. Und das Wichtigste: Ich will an dieser Position auch nichts mehr ändern und gebe es auf, die anderen zu verstehen, ernsthaft auf Argumente einzugehen usw. Die anderen sind eben "die anderen" und meine Äußerungen haben nur noch den Zweck, eine Abgrenzung zu zementieren. Diese Abgrenzung ist noch keine Ausgrenzung. Aber ich meine, es ist der Beginn einer sehr gefährlichen Tendenz. Die Welt ist durch einen tiefen Riss gespalten und man beginnt sich mit dieser Spaltung zu identifizieren. Die Frage nach einer Versöhnung von Gegensätzen gerät in den Hintergrund.


    Aber alle weiteren Äußerungen sind Steigerungen. Die Spaltung ist vollzogen und es kommt immer mehr Gift ins Spiel. Das Thema "Was sagt Buddhismus zu Queerness?" oder "Gibt es buddhistische Unterdrückung von Frauen und Queers?" tritt mehr und mehr in den Hintergrund. Stattdessen tritt das Gift, das in gesellschaftlichen Diskursen verspritzt wird, immer mehr in den Vordergrund. Es geht nicht mehr um Menschen mit ihren Erfahrungen, Meinungen und ihrem Dukkha, sondern sie sind Akteure in einem (weltweitem) Kampf: "Gendergaga" oder "Identitätspolitik" gegen die "Vernunft" oder "natürliche Ordnung". Dass das so ist, kann man sehr gut erkennen, da die Kritik vor der Konferenz stattfindet. Man wartet ja überhaupt nicht, was auf der Konferenz gesagt wird und ob die Buddhist:innen dort nicht vielleicht einen "mittleren Weg" finden, der die Extreme von Nihilismus (also Nivellierung aller Unterschiede) oder Identitätspolitik (also Zementierung von Unterschieden) umgeht. Allein diese Frage spielt keine Rolle mehr: Es ist egal, was die anderen sagen, sie sind nur noch Zielscheibe der eigenen Argumente.


    In den letzten beiden Punkten entsteht eine echte Zielscheibe. Die Identifikation mit der eigenen Haltung, dem eigenen Verständnis des Dharma, ist so groß geworden, dass sie alles überschattet. Das Andere ist nur eine Bedrohung, die aufgehalten werden muss.


    Ich muss mich jetzt für diese langen und oberlehrerhaften Ausführungen entschuldigen und ich bin auch nicht die richtige Person, so etwas zu erklären, aber das ist Wahrnehmung von einem Shitstorm, indem man ständig steht, wenn man dieses Thema öffentlich anspricht. Ich sehe nicht nur die beiden extremen Enden dieser Eskalation (also den ersten und den letzten Punkt), sondern ich sehe die Übergänge. Es ist ein Spektrum, das sich immer mehr steigert. Und es steigert sich, weil in allen Menschen Verblendung und Hass schlummern und weil gesellschaftlich diese Themen gezielt "vergiftet" werden.


    Klar sind (Mord-)Drohungen schlimm und unakzeptabel und man muss dies anzeigen. Aber aus meinen Erfahrungen sind sie die Spitze einer Eskalation, die eher harmlos beginnt, aber einem gewissen Zeitpunkt des Geist vergiftet. Und ab einem gewissen Zeitpunkt ist so viel "Gift" im Geist, dass man es nicht mehr schafft es, davon frei zu werden. Ich glaube, dass vielleicht Dharmafreund:innen helfen können oder Dharmalehrende, aber allein kommt man nicht mehr raus. Und wenn dann extremistische Dharmalehrende (wie z.B. oben genannte Mönch in Myanmar) diesen Hass öffentlich unterstützen, dann sind wir bei den letzten beiden Punkten der Liste.


    Ich hoffe, dass jetzt klar ist, was ich meine und dass ich es nicht zerredet habe. Du hast Recht: Es liegt nie am Thema. Der Grund ist unser Verlangen nach Trennung der Welt und der in uns schlummernde Hass und die in uns schlummernde Verblendung, die uns hindert, das zu erkennen. Aber dann liegt es doch am Thema, weil es Themen gibt, die gezielt "vergiftet" werden. Das Gift dringt in Form in uns ein. Es sind verzerrte Positionen, überpointierte Positionen, Spott, Hohn bis hin zu reinen Fehlinformationen. Du kannst die ganze Bandbreite sehr gut sehen bei Themen wie Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare - die Themen der Kampagnen in Deutschland, Frankreich aber auch Taiwan waren fast identisch. Zum Schluss geht es gegen die Wahrheit und es werden nur noch erfundene Horrorszenarien gemalt, die im krassen Gegensatz zur Realität und allen Untersuchungen stehen. Aber sie sollen bewirken, dass sich Menschen von der Realität völlig abwenden: "Vielleicht ist das falsch, aber warum sollte es nicht so kommen?" Spätestens dann bekämpft der Geiste keine echten Missstände, sondern nur noch (von außen) konstruierte Feindbilder, die man man selber kultiviert.


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    Aber die Drohungen, die es ja auch in Deutschland gegenüber queeren Buddhisten gibt, die als einziges "Verbrechen" nur etwas anders als der Mainstream sind, diese Drohungen von "unseren" Buddhisten, das läßt mir die Kinnlade runter fallen. ..


    Ich glaube, dass Morddrohungen von Buddhisten (ich wähle bewusst die männliche Form) gegen queere Menschen die absolute Ausnahme sind - aber sie kommen natürlich vor. Ich bin ziemlich erstaunt, dass das nicht bekannt ist.


    Der letzte Fall stammt aus 2019 und wurde auch von Wissenschaftler:innen untersucht und ich wurde von ihnen darauf hingewiesen. Was ist passiert? In Myanmar wurde ein Bibliothekar von seinen Kollegen so gemobbt, dass er Selbstmord beging. Das führte zu einem Aufschrei in der queeren Community: https://www.dw.com/en/gay-libr…lgbt-community/a-49375470 Ein kontroverser Mönch (angeblich kommt er seinen Anhängerinnen sehr nah), machte sich über den Selbstmord lustig und rief zu Lynchjustiz an schwulen Männern auf: Myanmar Buddhist threatens to kill LGBTQ | Engage!. Und es gibt leider Buddhist:innen, für die die Worte eines Mönches absolut maßgeblich sind.

    Aber das größte Leid entsteht nicht durch solche Extemstpositionen. Ein Wissenschaftler sagte, dass in 60% der Dharmatalks zu den Silas auf Nachfrage Homosexualität immer als Verstoß gegen das dritte Sila gedeutet wird. Und so etwas schafft Leiden. Es ist ja nicht nur bei den Betroffenen sondern es spaltet die Familien. Und Spaltung stimmt hier dieses Mal wirklich. Es handelt sich ja nicht um eine Meinungsverschiedenheit oder gesellschaftliche Frage, zu der es unterschiedliche Positionen gibt, sondern solche Dinge werden als religiöse Position mit Autorität interpretiert. Sie sind somit also auch nicht verhandelbar oder einem Diskurs unterworfen.

    Liebe @User19823, was hast Du denn gedacht? Der Buddhismus war uns ist immer ein Spiegelbild der Gesellschaft. Und die Positionen zu den Rechten von Frauen aber auch queeren Menschen zeigt doch sehr anschaulich, dass auch die Meister nur selten die moralischen Regeln ihrer Zeit in Frage stellen konnten. Die kulturellen Normen waren und sind immer so prägend und konnten weder von Vasubandhu, Buddhagosa oder Tsongkapha in Frage gestellt werden.

    Ich glaube aber, dass Buddha es konnte - aber sonst fallen mit nur sehr wenige ein. Und wir können das auch nicht. Nur weil wir eine tägliche Meditationspraxis haben, Bücher lesen, Retreats besuchen, über Dharma reden, sind wir nicht besser. Auch wir haben unsere Vorurteile und in uns schlummern auch Hass und Verblendung. Und die hindern uns oft genug, mit einem offenen Herz auf Menschen zuzugehen.


    _()_

    Bei der IQBC gab es ein kleines Kulturprogramm. Es war der Film Jackfruit von Thuy Trang Nguyen. Ich werde unten noch etwas zu dem Film schreiben, denn sie erzählte noch etwas über den Hintergrund, ihre Motivationen usw.


    Dieses Video müsst ihr Euch wahrscheinlich anklicken und auf Vimeo angucken:

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    Der Altar in dem Film stammt übrigens von ihrer Großmutter. Sie mag die Filme sehr und spielte auch in einigen mit nur nicht in diesem, denn sie verstarb leider. Der Film handelt von drei Frauen aus der vietnamesischen Community. Die Dialoge sind auf Vietnamesisch und Deutsch - wobei die vietnamesischen Dialoge in der vorliegenden Fassung englisch untertitelt wurden. Quam Am - also Guan Yin - spielt eine Rolle sie symbolisiert in dem Film sowohl Mitgefühl, den vietnamesischen Ahnenkult aber auch das Fluide: Quam Am kann als jede Person erscheinen unabhängig von dem Geschlecht.


    Die drei Frauen in dem Film sind sehr unterschiedlich, haben eine Gemeinsamkeit. Sie aller verstoßen auf ihre Weise gegen gesellschaftliche Konventionen. Mit ist genderfluid und hat eine deutsche Freundin. In der vietnamesischen Community wird sie für einen Jungen gehalten. Ihre Mutter Mai findet das nicht gut. Aber sie selbst leistet sich eine Affaire mit einem Deutschen, was in ihrer Community auch nicht gern gesehen wird. Mais Mutter Roan möchte gerne in ihrer Wohnung bleiben, was Mai nicht gut findet. Roan will ihren Altar behalten, obwohl nur Männer einen besitzen dürfen und er eigentlich zur Pagode geschickt werden müsse. Sie verhindert das aber mit dem Argument, er dürfe nicht auseinandergebaut werden. Am Ende des Films bleibt dann die Enkelin Mit bei ihrer Großmutter Roan. Sprich: Alle Frauen finden ihre Wege, ihr Leben zu leben und dabei ggf. gegen Konventionen zur verstoßen.


    Wenn ich es richtig im Kopf habe, meint Thuy Trang Nguyen, dass der Film auch eine Art Symbol ist dafür, dass sich die junge vietnamesische Generation nicht mehr von der deutschen Mehrheitsgesellschaft abkapseln will. Es gibt immer mehr Verbindungen, es entsteht Selbstbewusstsein, durchaus auch gesellschaftlich, und Mut, eigene Wege zu gehen. Gleichzeitig gibt es aber auch ein Interesse an der eigenen Kultur und kulturellen Hintergründen.

    Viel Spaß beim Zuschauen _()_

    In dem Video spricht die Illustratorin Ven. Yodha über die Zeichnungen. Die Figuren sind alle geschlechtsneutral, haben verschiedene Größen, Körperformen, Hautfarben und sind auch unterschiedlich alt. Mir gefallen die Monastics mit Kleidern mit den Flicken am besten.


    Ich muss jetzt auch etwas sagen zur Situation in Australien. Dort gibt es die erste wissenschaftliche Untersuchung, wie sich queere Menschen in ihren Sanghas fühlen und die Ergebnisse sind wirklich nicht gut. Ich verlinke die Studie hier. Es gab sogar Konversionstherapien! Diese wurden in Deutschland vor Kurzem eingeschränkt (aber leider nicht verboten).


    Es ist auch interessant, was Menschen aus Australien berichten. Auch einige asiatische Gemeinschaften sind sehr konservativ und interessanter viel konservativer als in den Heimatländern. In Kambodscha kommt es oft vor, dass zu CSDs die Tempel gezielt queere Menschen ansprechen. Es wurde gesagt, dass das für die kambodschanische Gemeinde in Australien nicht vorstellbar wäre. Das ist ein sehr interessantes Phänomen: In der "Diaspora" werden religiöse Ansicht oft viel konservativer. Sie versteinern gleichermaßen, da sie eine kulturelle Identität bilden, die bewusst oder unbewusst einen großen Stellenwert bildet. Sie gibt Halt, insbesondere Zusammenhalt und erfüllt mannigfaltige soziale, kulturelle und spirituelle Funktionen. Aber diese Identität ist wie ein Eisberg und besteht aus vielen ausgesprochenen Anteilen ("Ich bin kambodschanischer Einwanderer und Buddhist") aber auch unausgesprochenen Bestandteilen, die nicht hinterfragt werden. Und so kommt es zu dem widersprüchlichen Phänomen, dass in einer sehr traditionellen Gesellschaft der Buddhismus in mancher Beziehung offener und "moderner" ist als das, was Auswanderer in einer liberalen Demokratie praktizieren.


    Ich glaube, dass Wichtigste in dem ganzen Zusammenhang ist, dass der Ersteller der Broschüre, Ven. Bhikkhu Akaliko von Menschen, die sich als Buddhisten definieren, Todesdrohungen bekam. Und er ist da auch nicht einzige, auch andere Monastics haben davon berichtet. Fundamentalismus, also das krampfhafte Festhalten an spirituellen und kulturellen Überzeugungen und Identitäten, gibt es leider nicht nur in den abrahamitischen Religionen.

    Hier ist nun ein weiteres Video. Es ist erst jetzt erschienen, da der zugehörige Guide soeben veröffentlicht wurde.


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    Vielleicht kommt spontan eine Körperbewegung, eine Geste, eine Handlung, ein Laut. Gut, aber woher weiß der Meister, dass ich es nun so "durchdrungen" habe, dass er "zufrieden" sein kann und mir ein nächtes Koan gibt, weil dieses nun "abgeschlossen" ist? Das ist mir alles sehr rätselhaft...


    Genau diese Frage vielen wird in einigen Koans thematisiert, z.B. im Mumonkan, wo Joshu zwei Einsiedler prüft. Der eine "hat es", der andere nicht:

    Zitat

    Joshu ging zur Hütte eines Einsiedlers und fragte: "Hallo da? Hallo da?" Der Einsiedler stieß die Faust nach oben. Joshu sagte: "Zu flach ist das Wasser für ein Schiff zum ankern." Dann verließ er den Ort.

    Wiederum ging er zur Hütte eines Einsiedlers und fragte: "Hallo da? Hallo da?" Der Einsiedler stieß die Faust nach oben. Joshu sagte: "In Freiheit gibst du, in Freiheit nimmst du weg. In Freiheit tötest du, in Freiheit gibst du Leben." Und er machte eine tiefe Verbeugung.



    Lies Dir mal die Antwort von Joshu durch. Er sagte nicht "eine schöne Faust", sondern es geht um die große Sache von Leben und Tod. Und so ist bei einem Koan die "richtige Antwort" nicht wichtig, sondern ob Du eine Einsicht hattest, ob es Dich transformiert und sich vielleicht etwas in Deinem Leben ändert. Und wenn der Lehrende den Eindruck hat, dass Du die Lektion nicht gelernt hat sondern nur geknobelt hast, dann wird er oder sie die Antwort nicht akzeptieren. Und dann sitzt Du weiter dran, vielleicht 2 oder mehr Jahre. Aber irgendwann hast Du die Lösung - und Dein Geist und der des Lehrerenden verstehen dasselbe. Aber geht es nicht darum im Zen? Eine Übertragung ohne Worte. Buddha hebt eine Blume hoch und Mahakashyapa lächelt - das war die Transmission.

    Das ist natürlich sehr immer sehr individuell. Wenn der Lehrende kennt die Schülerin oder den Schüler - und wenn dieser Erfahrung hat und Fortschritte machte, kann der Lehrende eine "bessere" Antwort einfordern, also wie ein Trainer die Latte höher hängen. Das passiert schon: Du gehst auf ein Retreat, hast einen kleinen Durchbruch und Deine Antwort wird von einem anderen Lehrenden anerkannt. Aber Dein Hauptlehrer ist von derselben Antwort nicht überzeugt aus welchem Grund auch immer. Ein Interview ist ja nichts Statisches. Ein Lehrender kann und wird auch Deine Antwort in Frage stellen. Wie wirst Du dann in einer solchen Situation reagieren? Bist Du überzeugt? Was gibt Dir Sicherheit? Oder hast Du sie nicht? Zudem gibt es ja auch Kontrollfragen zu einem Koan. Und wenn der Lehrende meint, dass Du den Koan nicht durchdrungen hast, wird der Lehrende vielleicht weitere Kontrollfragen stellen.
    Es ist also wirklich nicht wie ein Test in der Schule - sondern es ist ein sehr intimes Verhältnis zwischen Lehrendem und Schülerin/Schüler.

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    Wie geht es denn jetzt weiter? Du hast ja eine wirklich gute Vorlage gemacht - und dann gab es ja eine wirklich umfangreiche Diskussion. Gibt es eine Zusammenfassung der Ergänzungen? Und wird der Thread nun angepinnt?

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    Scheint mir, dass die Kwan Um Schule auch recht interessant ist - werde mir das mal gerne ansehen )

    Hyon Gak Sunim ist nicht mehr bei Kwan Um. Es ist sein eigenes Zentrum, da er eigene Vorstellungen wie er unterrichten will.

    Zitat

    Hier nochmal zu den Koan-Fragen:

    Man kann sie also auch während dem Zazen gem. dieser Schule stellen oder lieber in eigens, von der Zazen-Praxis, getrennten formalen Sitzungen?

    Falls Ersteres zutrifft, dann am besten vokal, subvokal oder non-vokal 'im Kopf' oder spielt das keine Rolle und nan kann es machen, wie es einem beliebt?


    Martine Batchelor, die 10 Jahre als Nonne in Korea gelebt hat und unter Kusan Sunim gelernt hat, meinte, das wichtigste an der Frage "Was ist das?" oder "Wer bin ich?" ist das Fragezeichen. Die Wahrheit im Zen ist jenseits der Worte, aber Du kannst auf Worte auch nicht ganz verzichten. Wohin führen Dich diese Worte? Was spürst Du, wenn Du Dir die Frage im Geist stellst? Stell sie im Geiste aber nicht in Deinem Kopf. Mach es vielleicht beim Ausatmen - sei Dir dem Atem bewusst. Das lenkt das Gewahrsein etwas weg vom Kopf. Auch das Hand-Mudra ist ja vor dem Bauch und bringt die Aufmerksamkeit in den Bereich. Die ganze Praxis, auch das Fragen, hat einen Bezug im ganzen Körper. Spüre den. Und auch das Gefühl des Nicht-Wissens wirst Du irgendwann im ganzen Körper spüren.

    Das mag sich jetzt sehr esoterisch anhören. Gerade deswegen ist ja ein Lehrer wie Hyon Gak Sunim so hilfreich - das macht Vieles einfacher.


    Zitat

    Ansonsten gibt es bei mir in der Stadt noch folgende Schule:

    Sanbo-Kyodan-Schule.

    Das ist wohl ein Mix zwischen Soto und Rinzai. Kennt diese Richtung zufällig Jemand von euch?


    Ich wohne nicht in Regenburg, aber ich habe beide Zentren besucht. Mach es doch auch so und gehe dahin, was Dir besser zusagt.

    Das Schöne am Zen Center in Regensburg ist, dass Du tägliche Praxis hast aber auch Retreats. Da lebst Du für eine Zeit mit anderen zusammen. Gemeinsam zu praktizieren ist sehr wichtig. Du hast ein ähnliches Programm wie in einem koreanischen Tempel. Du kannst nur selber wissen, ob Dur das zusagt und ob es Dich weiterbringt.

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    Aus einem Gespräch mit jemand von der Kwan Um Schule, habe ich den Eindruck gewonnen, dass es da einen offeneren, spielerischen Umgang mit Koans gibt. Während es mir im Rinzai eher als eine persönliche Sache ( bzw. Eine zwischen Schüler und Lehrer) - etwas auf dem man herumkaut und herumbrütet - gibt es da glaube ich die Instanz des Dharma-Gefechts ( Dharma Battle) wo man ( wie in den Situation im Koan selbst) aufeinander antwortet.

    Also viel dialogischer und extrovertierte. Ich weiß aber nicht, ob ich das richtig verstanden habe oder ob ich mich da irre.

    Ja, Seung Sahn machte öffentliche Dharma-Gefechte - es gibt ganze Bücher davon. Aber Koans sind bei Kwan Um immer eine persönliche Sache zwischen Dir und dem Lehrendem. Dharma-Gefechte sind jederzeit möglich. Zu Beginn des Koan-Interviews fragt der Lehrende immer, ob man eine Frage hat. Da kannst Du natürlich den Lehrenden testen: "Das Herz-Sutra sagt 'Form ist Lehrheit und Lehrheit Form' - was heißt das?" oder "Ist die Natur der Buddhas und die der fühlenden Wesen gleich oder verschieden?" Und dann muss der Lehrende eine Antwort geben. Ist das auch bei den Rinzai-Interviews möglich, den Lehrenden zu Beginn des Interviews herauszufordern? Wie ist die Form?


    Aber um auf den Ursprung des Threads zurückzukommen: Hyon Gak im Zen Zentrum Regensburg unterrichtet meines Wissens keine Koans. Aber reine Meditationsretreats sind auch eine schöne Sache. Und wie gesagt braucht man ja auch keine Koans, um "die große Frage" zu kultivieren. Koans helfen dabei, wenn man keine Antwort im Interview hat. Man weiß es eben nicht und ist perplex - und gerade dieses Gefühl ist kann hilfreich sein, die große Frage wieder zu finden. Und das ist viel wichtiger als die "richtige" Antwort eines Koans.


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    Es ist doch einfach so, dass die Jogye Schule aus der Seung Sahn stammt eben kein Soto-Zen ist. Schon die Jogye Schule ist ja wie gesagt ein Alamgam und Seung Sahn hat sich in seiner Kwan Um Schule noch davon wegbewegt und Elemente aus dem japanischen Rinzai aufgeonommen, die sich auch von der in Korea verbreiteten Koan Praxis entfernen.


    Der im Westen wohl bekannteste Lehrer des koreanischen Zen (Seon), Seung Sahn, adaptierte eine japanische Methode des Kôan(gong’an)-Studiums mit dokusan, privaten Einzelgesprächen, und dem Abarbeiten zahlreicher Kôan.

    Im koreanischen Zen gibt es meines Wissens die Unterscheidung zwischen "Soto" und "Rinzai" nicht. Das liegt daran, dass die Linien (zumindest nach Sicht des Chogye-Ordens) früher nach Korea kam als älter sind als Caodong / Linji - Linien. Ebenso ist wichtig, dass das koreanische Zen sehr früh einen Kompromiss gefunden hat. Man bezieht sich hier auf Chinul, der von "plötzlichem Erwachen und gradueller Kultivierung" gesprochen hat. Sprich: Man/frau braucht Beides. Chinul wollte aber auch etwas anderes und das war die Kultivierung von ethischen Werten. Chinul hat nie geglaubt (bzw. er wird immer heute so zitiert), dass ein Kensho nicht ausreicht, um Weisheit und Mitgefühl zu kultivieren. Es wird ein Weg benötigt, um Ethik zu kultivieren.

    Es wird gesagt, dass Seung Sahn keine Hwadu-Meditation unterrichtet. Das stimmt so nicht ganz. Es gibt Kwan Um-Praktizierende, die mit einem Hwadu arbeiten. Er selber praktizierte von dem, was ich gehört habe, mit einem Mantra und zwar dem großen Dharani. Er selber hatte seinen Durchbruch nach einem 100-Tage Retreat eben mit diesem Mantra. Mantras sind nach Ansicht vieler koreanischen Mönche und Nonnen etwas für Laien, da Hwadu-Meditation schon anspruchsvoll ist für Leute im Stress des Lebens. Wenn mit einem Mantra gearbeitet wird, ist die "große Frage" immer dabei - sie ist quasi der Motor. Beides gehört zusammen.

    Ich will aber noch etwas zu den Koans in der Linie von Seung Sahn sagen. Zuerst glaube ich, dass Koans im Chan/Son nicht so unüblich sind. Klar steht das Hwadu im Vordergrund und es gibt keine Rinzai-ähnlichen Curricula, aber sie kommen im monastischen Kontext vor. Immerhin gibt es ca. 1800 Koans und der Chogye-Orden veröffentlichte sie z.B. hier und hier. Seung Sahn das revolutioniert auf (mindestens) zwei Weisen: Erstens hat er Koans Laiinnen und Laien zugänglich gemacht und er hat die klassischen Antworten in einigen Fällen verworfen. Er fand es wichtig, dass sich seine Schülerinnen und Schüler mit Ethik auseinandersetzen - und so gab er andere Antworten. Das ist ja nicht so ungewöhnlich, da meines Wissens unterschiedliche Rinzai-Richtungen auch variieren, aber es gibt nach Aussagen der Dharmalehrenden schon Unterschiede zum Rinzai, das er ja in Japan kennenlernte.

    Und auch die Koans sind bei Seung Sahn nicht so im Zentrum wie im Rinzai-Zen. Klar kann man mit ihnen sitzen, oft tut man es aber nicht, sondern vertraut, dass die Lösung irgendwann erscheint, wenn der Geist klar ist und man den Koan "auspackt" wie ein Geschenk. Du hast ja vom Amalgam geschrieben - und das ist richtig - und nicht unüblich für koreanisches Zen. Seung Sahn wählte sich eine Vielzahl von Techniken z.B. Niederwerfungen aber auch Chanting. Die "große Frage" ist aber immer dabei.


    Ich persönlich meine, dass die Frage nach der "Ferne" oder "Nähe" etwas typisches Japanisches ist. Ein Mahayana-Forscher hat mir mal erzählt, dass im Chan das nie derart dominant war. Klar waren Übertragungslinie wichtig - was typisch in einer konfuzianistischen Gesellschaft ist - aber im Endeffekt haben die Mönche und Nonnen immer das gemacht, was sie selber für hilfreich fanden. Und diesen undogmatischen Zugang findest Du heute auch noch z.B. bei taiwanischen Dharma Drum. Da gibt es Caodong aber auch Hua Tou-Meditation ebenso wie engagierten Buddhismus und Pure Land. Ich will damit sagen, dass ein Nebeneinander zwischen Tradition und Innovation immer Chancen bietet.

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