Alles anzeigenUnd hier die Passage die mich überrascht:
Warum wurde ich geboren? Warum muss ich sterben? Warum gibt es Leid in der Welt? Was ist mein Leben? Was bin ich?“ Der Mensch hat eine Suche nach seiner Existenz. Aber die meisten gehen der Frage nicht nach und überdecken sie stattdessen mit Ablenkungen und einem endlosen Fluss an geistlosen Sinnestäuschungen, die dann zu Anhaftung werden: Leiden.
Durch die Zen-Praxis beschäftigen wir uns mit der natürlich aufkommenden Frage unserer Existenz, durch die natürliche Bewegung des Atems: „Was/wer sitzt hier? Was/wer sieht meinen Atem… geschehen? Was/wer sieht diese Gedanken, die auftauchen und verschwinden? Woher kommt dieses Denken?“ „Was ist der Zeuge?“
Wir „fragen“ dies nicht begrifflich oder mit unserem denkenden Verstand: es ist das natürliche Fragen/Beobachten, das wir über Leben und Tod haben. „Was bin ich?“
Wenn wir uns wirklich mit dieser Frage befassen, wird alles Denken auf natürliche Weise abgeschnitten: Wir kehren zu unserem Geist zurück bevor das Denken entsteht. Das Denken kann nicht dorthin gehen. Es gibt nur weiß nicht…"
Wie ist es nun? Ist es bzgl. Zazen üblich, dass es anteilig auch so komplentative nicht-diskursive "eigene" Fragestellungen gibt?
Ich wundere mich ein wenig, weil ich das bisher noch nirgends gelesen haben, aber der Lehrer in dem Center doch bereits auf viel Erfahrung zurückblicken kann.Evtl. können mich hier ja paar Leute aufklären
Hallo Zrebna,
im koreanischen Zen kultiviert man die Meditation zu einem Hwadu (jap. Wato oder chinesischen Hua Tou). Ein Hawdu ist in der Regel ein Teil eines Koans, z.B. "Mu" oder "Was ist das?" aber auch "Was bin ich?" Das Hua Tou hat eine sehr alte Geschichte im Chan und auch im koreanischen Son.
Ich habe nicht so viel Erfahrung mit Kontemplation, aber ich glaube, dass die Meditation zu einem Hwadu etwas anders ist. Wenn Dir Dein Geist eine Antwort auf diese Frage gibt, dann verwirfst Du sie. Sie sag mag geistreich sein, weise - aber es nicht, was Du suchst. Das, was Du suchst, hat keinen Namen, keine Farbe, keine Form - aber es ist immer da und und uns so nahe, dass wir es ständig übersehen. Die Frage ist: Was ist das?
Ein Hwadu ist ein ganz einfacher Meditationsgegenstand, wie auch der Atem oder ein Mantra. Der Meditationsgegenstand ist wie ein Anker, der verhindert, dass Du von Gedanken weggetrieben wirst. Der Unterschied ist, dass dieser Anker im Gegensatz zum Atem nicht-gegenständlich ist.
Wenn Du mit einem Hwadu meditierst, wirst Du vieles erfahren. Du Beginn wird Dein Geist Dir Antworten geben, aber darauf kommt es nicht an. Höre tief in Dich rein, suche keine Antworten. Das Hwadu ist immer da, manchmal wirst Du es leichter entdecken. Manchmal ist ein Staunen vor dem Wunder der Welt. Wenn es nach draußen "richtest", ist die ganze Welt ein großes Wunder. Wenn Du z.B. ein Bild an der Wand siehst, fragst Du, was sich dahinter verbirgt, was da versteckt ist. Es ist wie als Du jung warst und alles geheimnisvoll und abenteuerlich war. Wenn Du das merkst, richte Dich Aufmerksamkeit auf Dich, dreh es einfach um. Und dann spürst Du ein ein großes Gefühl des Nicht-Wissens - so als ob Du etwas verloren hast und Du kannst es einfach nicht finden. Je stärker Deine Konzentration ist, desto tiefer wird dieses Gefühl. Wenn ein Gedanke kommt, dann wird der uninteressant. Es ist nicht was Du suchst. Aber was ist es? Es ist dann so, als ob alle Gedanken, Wahrnehmungen usw. wieder zu Dir zurückkommen. Das ist manchmal ein sehr "ungemütlicher" Zustand - eben verwirrend. Und in diesem Gefühl -Neugier, Staunen, nicht-Wissen, "Zweifel"- verweilst Du. Wenn die Konzentration tiefer wird, kannst Du auch in Samadhi fallen. Aber das ist nicht das Ziel - eher ein ausgeglichenes Verhältnis von Sati und Samadhi. Wenn der Lehrer oder die Lehrerin mitbekommt, dass Du ins Samadhi fällst, wird er das Fenster öffnen, denn Du sollst den Kontakt zur Welt nicht verlieren.
Ich hoffe, ich habe die Grundzüge der Hwadu-Meditation einigermaßen erklärt - jedenfalls so, wie ich sie empfinde. Und jetzt würde mich interessieren, ob Kontemplation so ähnlich ist.