Posts by Helmut

    Mit deinem Glauben komme ich nicht mehr klar. Du redest von Geisterübungen, obwohl es nur Verschleierungen, Verblendungen ( https://www.palikanon.com/wtb/kilesa.html )durch ein Ich-sein sind. usw. Der Geist ist kein Spiegel, den man putzen oder reinigen muss, es reicht, die eigenen Verblendungen wegzulassen.

    Ich rede nicht von Glauben und Geisterübungen. Da hast du etwas gründlich missverstanden.


    In Beitrag #92 habe ich selbst die Analogie des Spiegels nicht erwähnt. Die hast du in deiner Antwort ins Spiel gebracht.


    Die Analogie des Spiegels wird ja in den Schriften unterschiedlich benutzt. In Zusammenhang meiner Ausführungen in Beitrag #92 würde es mit der Spiegelanalogie nicht um die Funktion des Spiegels gehen, sondern darum, dass das Reinigen des Spiegels den Spiegel nicht vernichtet, weil der Staub auf dem Spiegel nicht zur essentiellen Natur des Spiegels gehört.


    Genauso können wir unser Geisteskontinuum von den Verblendungen befreien ohne dass unser Geisteskontinuum dadurch zerstört wird. So wenig wie der Staub auf dem Spiegel zum Wesen des Spiegels gehört, genauso wenig gehören die Verblendungen zum Wesen unseres Geisteskontinuums.


    Die eigenen Verblendungen wegzulassen ist notwendig, aber das ist ein langfristiger Prozess. Man legt sie nicht so ab wie man am Abend ein Hemd in den Wäschekorb ablegt.

    Das der Geist nicht begrenzt ist, bedeutet ja, dass der Entwicklung des Geistes keine grundlegenden Grenzen gesetzt sind wie es aber beim Körper der Fall ist.


    Allerdings ist unser Geist von Unwissenheit behindert so lange wir in Samsara leben. Aber unsere Unwissenheit gehört nicht zum Wesen unseres Geistes. Deshalb kann sie beseitigt werden ohne dass unser Geist aufhört zu existieren. Frei von dieser Unwissenheit kann er ohne Einschränkung weiterentwickelt werden und wir können durch die Dharmapraxis zu einem Arhat und sogar zu einen Buddha werden.


    Die Unwissenheit, die unserem Geist in diesem Leben betrübt und einschränkt, ist die Wirkung von unheilsamen Handlungen, die wir in früheren Leben durchgeführt haben. Durch diese unheilsamen Handlungen, die wir in der Vergangenheit durchgeführt haben, haben wir in unserem Geisteskontinuum karmische Prägungen angesammelt. Diese bewirken, dass wir immer wieder Begierde und Hass entwickeln.


    Ein Neugeborenes bringt diese karmischen Prägungen, die in früheren Existenzen angesammelt wurden, mit in diese jetzige Existenz. Der Geist von Neugeborenen, Babys und Kleinkindern ist deshalb durch Unwissenheit geprägt. Sie muss nicht erst nach dem Austritt aus dem Mutterleib erlernt werden.


    Erwacht sind wir erst, wenn wir die Unwissenheit durch die Dharmapraxis überwunden haben. Vorher allerdings nicht.

    Ich beziehe mich auf Beitrag #64 ohne zu zitieren.


    Die Beschreibungen des menschlichen Handelns, die Igor07 gibt, treffen ja zu. Aber daraus den Schluss zu ziehen, der Mensch als solcher sei bösartig und destruktiv, ist meines Erachtens nicht angemessen. Es gibt Menschen, die sehr unheilsam handeln, aber nicht alle Menschen handeln nur unheilsam. Also ist der Mensch nicht von Natur aus bösartig und destruktiv. Wäre er von Natur aus bösartig, dann dürfte es keinen Menschen geben, der nicht bösartig ist.


    Die Frage ist also, warum töten, stehlen, lügen Menschen, warum begehen sie sexuelles Fehlverhalten, warum sind sie habgierig und warum halten sie an verkehrten Ansichten fest?


    Ich würde sagen, dass das daran liegt, dass wir aufgrund der Ansicht der vergänglichen Anhäufung als wahres Ich und Mein (Geistesgift Unwissenheit) das Ich und Mein auf verkehrte Weise auffassen. Wir projizieren auf die Person und die Phänomene ein ihnen innewohnendes Eigenwesen. Dann unterteilen wir die Phänomene in diejenigen, die aus sich heraus für unser Ich förderlich sind, und in diejenigen, die aus sich heraus für unser Ich abträglich sind. Das führt zu begehrlichen Anhaften und feindseliger Ablehnung. Die Folge sind dann Begierde und Hass, die dann unser Handeln den anderen Menschen gegenüber leiten / motivieren.


    Da aber die Leidenschaften abhängig entstandene Phänomene sind, können wir sie überwinden, so dass nicht mehr unser Handeln bestimmen können. Wir überwinden sie mittels des achtfachen Pfades.

    Ich finde, AN 10.91 ist eine wichtige Sutta, weil es im Kern um unethisches und ethisches Verhalten geht. Wichtig ist auch zu erkennen, dass es Verhaltensweisen gibt bei denen ethische und unethische Aspekte miteinander vermischt sind. Und die Aufforderung in dieser Sutta ist, dies bei sich selbst zu erkennen.

    In der Sutta AN 10,91 spricht Buddha Sakyamuni mit einem Hausvater. Die zehn Arten von Genussmenschen sind wohl auch Haushälter / Hausväter. Sie streben nach Besitz und Reichtum.


    Buddha Sakyamuni bewertet nun, welche Haushälter für die Art ihres Erwerbs von Reichtum zu tadeln sind. Er zeigt aber auch auf, dass Haushälter, die auf rechte Weise ihren Besitz erwerben, unter bestimmten Umständen dafür zu tadeln sind aufgrund der Art und Weise wie sie ihren Reichtum benutzen.


    In meinen Augen ist diese Sutta eine Handlungsanleitung für Haushälter / Hausväter: Wie sie ihren Besitz nicht erwerben sollen und wie sie mit rechtmäßig erworbenen Besitz umgehen sollten.

    Ich denke prinzipiell wird in den Begriffen des "abhängiges Entstehen" und "Leerheit von inhärenter Existenz " genau das gleiche ausgedrückt

    Ich denke, dass dies nicht bedeutet, dass abhängiges Entstehen und Leerheit von inhärenter Existenz synonym sind.


    Das abhängige Entstehen beschreibt die Bestehensweise der Phänomene auf der konventionellen Ebene. Deshalb ist das abhängige Entstehen logisch gesehen eine Bestätigung.


    Die Leerheit negiert dagegen, dass die Phänomene eine inhärente Existenz haben. Sie ist also eine Negation, und zwar eine nicht-bestätigende Negation.


    Aber abhängiges Entstehen und Leerheit bedingen einander. Es gibt das eine nicht ohne das andere. Die Phänomene existieren in Abhängigkeit, weil sie leer von inhärenter Existenz sind. Und weil alle Phänomene leer von inhärenter Existenz sind, existieren sie abhängig.

    Schön, dass du nochmals wie im Eingangspost die inneren Gebiete darstellst.


    Ich verstehe diese Sutta aber so, dass es gar nicht um die Darlegung der inneren Gebiete geht. Nach meinem Verständnis geht es darum, dass wir unsere inneren Gebiete durch den Pfad umwandeln müssen, so dass dadurch das Leiden zu Ende geht. Wir müssen unsere auf Unwissenheit beruhenden Sichtweisen auf die äußere Welt überwinden, damit die Leiden samt ihren Ursachen zu Ende gehen. Dafür müssen wir die Ursachen unserer Unwissenheit erkennen und die liegen nicht im Außen, sondern ausschließlich in unserem eigenen Geist.

    In der Übersetzung von H.Hecker lautet die Antwort von Ananda an die Mönche:

    Zitat

    Wodurch man, ihr Brüder, in der Welt weltgewahrend und weltbedünkend wird, das heißt man in der Ordnung der Edlen 'Welt'. Durch was aber, ihr Brüder, wird man in der Welt weltgewahrend und weltbedünkend? Durch die sechs Innengebiete.*

    In Buddhas Merksatz zu Beginn der Sutta hat der Begriff Welt eine zweifache Bedeutung: der erste Teil bezieht sich auf die äußere Welt; der zweite auf die innere Welt.


    Man kann die äußere Welt umfassend erforschen und umfassend verändern, aber dadurch überwindet man die Leiden nicht. Um den Leiden ein Ende zu machen, muss man vielmehr die innere Welt, d.h. die eigenen sechs Innengebiete verändern und umwandeln, da die Leiden nichts Äußeres, sondern etwas Inneres sind.


    Ich finde es hilfreich, parallel zu SN 35.116 die Sutta SN 2.26 zu lesen.


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    * Die Lehrreden des Buddha - Gruppierte Sammlung, Buch IV, S. 64/65, Beyerlein - Steinschulte, 2003

    Die Lehre Buddhas beschreibt die Geistesschulung, die zur Befreiung führt. Dabei spielt die sexuelle Identität / Orientierung keine Rolle.


    Im Kontext der zehn unheilsamen Handlungen wird ja nicht gelehrt, dass man seine Sexualität aufgeben oder unterdrücken soll. Es wird in diesem Zusammenhang nur von sexuellem Fehlverhalten gesprochen. Das Aufgeben von sexuellem Fehlverhalten bedeutet ja nicht, dass alle sexuellen Beziehungen zu verwerfen und aufzugeben sind.

    Zu Beitrag #48:


    Obwohl die Zielsetzungen des Theravada und des Mahayana unterschiedlich sind, ist die Praxis der Satipatthana-Meditation gleich. Sie wird auch im Mahayana gemäß MN 10 praktiziert. Dass diese Meditation in einem anderen Kontext steht als beim Theravada, verändert diese Meditationspraxis selbst nicht.


    Es geht immer darum zu erkennen, dass Körper, Empfindungen, Geist und Geistesobjekte nicht so existieren wie sie uns erscheinen. Ob man diese Erkenntnis als Theravadin oder als Mahayanist erlangt: es ist stets die gleiche Erkenntnis. Die Phänomene haben kein Eigenwesen.

    ... aber ich wollte damit nur betonen, dass Theravada die Satipatthana und den Begriff "Achtsamkeit" anders versteht als Mahayana und Vajrayana. Um dies zu verdeutlichen, zitiere ich kurz Buddhadasa Bhikkhu aus „Auf den Punkt gebracht“:


    Zitat

    Wird das nicht klar verstanden, kommt es leicht zu einem blinden Haften an Regeln und Riten, zum Ausführen von bestimmten Praktiken, ohne ihren Zweck zu verstehen.1 Dies kann an jedem beliebigen Punkt in der buddhistischen Praxis auftreten, beim Erwerben von spirituellem Verdienst, bei der Einhaltung der Übungsregeln, bei der asketischen Disziplin und bei der Meditation. Manche Laien sind davon überzeugt, dass eine bestimmte Art Verdienste zu erwerben die Essenz des Buddhismus ist.


    Thanissaro Bhikkhu führt in seinem Buch „Das Gewicht von Bergen“ aus, dass das Festhalten an äußeren Erscheinungen wie Mantras, Bildern, Klängen( oder Visualisierungen) – wie auch das Festhalten an bestimmten Praktiken und Vorstellungen – Beziehungen zwischen Lehrer und Schüler beeinflussen kann, was Missbrauch einfacher möglich macht.

    Aus den beiden Textstellen geht nicht hervor, auf welche Weise Theravada und Mahayana den Begriff Satipatthana unterschiedlich verstehen.


    In den beiden Textstellen geht es stattdessen um Formen des falschen Anwendens des Dharma.

    Wir befinden uns hier im Thread "Allgemeines zum Buddhismus". Da treffen die verschiedenen Traditionen aufeinander und es geht nicht um eine einzelne bestimmte Tradition.


    Satipatthana wird sowohl im Theravada als auch im Mahayana praktiziert und man stützt sich dabei auf die gleichen Lehrreden des Buddha; insbesondere auf MN 10.


    Es ist wohl so, dass wir in den Lehrreden des Palikanons keine Mantras finden. In den Sutras des Sanskritkanons finden wir sie allerdings. Und beide Kanons sind mehr oder weniger gleichzeitig entstanden und man findet viele Übereinstimmungen zwischen ihnen.


    Mantras wie das Namensmantra von Buddha Sakyamuni, das Mantra von Tara oder das Mantra der Weisheit, das wir im Herzsutra finden, sind keine Hindernisse für das Erlangen von Nirvana, da ihre regelmäßige Rezitation dazu beiträgt, dem eigenen Geist Kraft zu verleihen.


    Jede konzentrative Meditation ist mit der Visualisierung eines Objektes verbunden. Auf dieses Objekt richtet man den Geist einspitzig aus. Die konzentrative Meditation gibt es doch auch im Theravada.

    Nyanatiloka übersetzt Sati mit Achtsamkeit und schreibt im Buddhistischen Wörterbuch:

    Zitat

    Sati ist Eindenksein, Besinnung, Sich-ins-Gedächtnis-zurückrufen, Erinnerung, Im-Gedächtnis-Bewahren, Gründlichkeit, Nichtvergesslichkeit.

    Der Begriff Achtsamkeit in diesem Sinne hat also eine andere Bedeutung als im Alltagsgebrauch. Er bedeutet im Kontext des Dharma also etwas anderes als sich im Straßenverkehr achtsam zu verhalten oder als Kind achtsam durchs Haus schleichen.


    Im Kern bezieht sich die Achtsamkeit im Kontext des Dharmas auf Dinge, die man bereits weiß, sie sich in Erinnerung zu rufen, sie nicht zu vergessen. Dies geschieht mit dem geistigen Bewusstsein, das mit den verschiedenen Formen des Denkens, Erkennens verbunden ist.

    Eine Ergänzung zu Beitrag #6:


    Im Kompendium des Höheren Wissens von dem indischen Meister Asanga findet sich folgende Definition von Achtsamkeit:

    Quote

    Was ist Achtsamkeit? Aufbauend auf Hasslosigkeit, Verblendungslosigkeit oder Begierdelosigkeit und mit Tatkraft verbunden, ist sie das Hüten des Geistes vor befleckten Phänomenen und die Gewöhnung an heilsame Phänomene. Sie hat die Funktion, alle weltlichen und überweltlichen Vortrefflichkeiten zu verwirklichen und zu vollenden.

    Das abhängige Entstehen ist leichter zu verstehen als die Leerheit (sunyata). Es ist gut, sich ein tiefgründiges Verständnis des abhängigen Entstehens zu erarbeiten. Dies bildet eine gute Grundlage für das Entwickeln eines guten begrifflichen Verständnisses der Leerheit.


    Im Herzsutra wird erklärt, dass Leerheit bedeutet, dass die Phänomene leer oder frei sind von einem innewohnenden Eigenwesen, leer sind von inhärenter Existenz. Die Leerheit negiert also nicht die Phänomene. Würde sie dies tun, könnte man nicht davon sprechen, dass die Phänomene von etwas frei sind.


    Die Leerheit negiert die Ansicht oder Auffassung, dass die Phänomene inhärent existent sind. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.


    Weil sich Leerheit und abhängiges Entstehen gegenseitig bedingen, kann die Leerheit die Existenz der Phänomene nicht negieren. Meint man die Leerheit würde die Existenz der Phänomene generell negiert, dann verneint man zu viel. Dies wäre dann allerdings Nihilismus, denn abhängig entstandene Phänomene sind ja Realität.

    Hallo @NamoAdidaphat88 ,


    was du über das Wasser und seine verschiedenen Aggregatszustände schreibst, ist ein gutes Beispiel für das abhängige Entstehen.


    Das abhängige Entstehen und Leerheit sind aber zwei verschiedene Phänomene; sie sind nicht identisch; sie hängen aber miteinander zusammen.


    Das abhängige Entstehen beschreibt positiv wie die Phänomene aufgrund von Ursachen und Umständen existieren. Die Leerheit dagegen ist eine reine Negation. Sie verneint eine bestimmte Auffassung über die Bestehensweise der Phänomene. Sie negiert, dass die Phänomene eine Eigennatur, eine inhärente Bestehensweise haben.


    Die Leerheit wie sie im Herzsutra dargestellt wird ist eine Eigenschaft eines Phänomens. Das heißt jedes Phänomen ist leer von inhärenter Existenz, weil es abhängig besteht.


    Ein gutes Verständnis des abhängigen Entstehens ist aber auch eine wichtige Voraussetzung für die Erkenntnis der Leerheit.

    Meditation, Erfahrung, Erkenntnis, Weisheit schließen sich ja nicht gegenseitig aus, sondern sie bedingen einander. Dies kann man sich ganz gut am Lernprozess wie er im Buddhismus dargestellt wird verdeutlichen. Zunächst entwickelt man Erkenntnis durch Lernen und Studieren des Dharma. Die Weisheit, die durch diesen Prozess entsteht, vertieft man durch Nachdenken und kontemplieren, um dann mit der hieraus entstandenen Weisheit in die Meditation zu gehen und sie weiter zu vertiefen, so dass sie in Fleisch und Blut übergeht. Letztliches Ziel der Meditation ist, die begrifflich-schlussfolgernde Erkenntnis in eine unmittelbare nicht-begriffliche Erkenntnis zu transformieren. Oder anders ausgedrückt: die rationale Erkenntnis in eine überrationale Erkenntnis zu transformieren.

    Das Wesen unseres Geistes ist ja nicht, ein kleiner Krämergeist zu sein. Dass uns dies so vorkommt, hängt damit zusammen , dass unser Geist unter der Macht unserer Leidenschaften (Klesas) steht. Dies macht unseren Geist eng und dann erleben wir ihn eben klein und eng.


    Überwinden wir unsere Leidenschaften mittels des achtfachen Pfades, dann werden wir erleben, dass den Qualitäten unseres Geistes keine Grenzen gesetzt sind. Grenzen werden unserem Geist nur durch die Leidenschaften gesetzt, so lange wir ihren Umtrieben in unserem Geist nicht entgegensetzen.