Die Frage ist ja, macht es überhaupt Sinn in Bezug zu Buddha Sakyamuni von Karma zu sprechen. In seinen Lehrreden hat Buddha Sakyamuni ja Karma immer im Zusammenhang mit Unwissenheit erklärt wie zum Beispiel mit den zwölf Gliedern des abhängigen Entstehens. Während unser samsarisches Handeln von Unwissenheit geprägt ist und wir deshalb negative karmische Potenziale ansammeln, ist Buddha Sakyamunis Handeln nicht von Unwissenheit geprägt und deshalb sammelt er auch keine negativen Potenziale, die Leid bewirken, an. Wäre sein Handeln von Unwissenheit geprägt, dann wäre Buddha Sakyamuni weder ein Arhat noch ein Buddha.
Beiträge von Helmut
-
-
Wovon sprecht ihr eigentlich?
Es geht darum, ob negative karmische Prägungen, die wir durch unheilsame Handlungen in unserem Geisteskontinuum angesammelt haben, vollständig bereinigen kann so dass diese karmischen Prägungen nicht mehr ihre Wirkungen hervorbringen können.
Ich bin der Ansicht, dass dies möglich ist während RolfGe und Monikadie 4. dies wohl anders sehen, nämlich dass dies nicht möglich sei.
-
Wendet man diese vier Kräfte der Bereinigung kontinuierlich, also täglich, über einen langen Zeitraum an, können alle negativen karmischen Potenziale in unserem Bewusstsein bereinigt werden; dass bedeutet, die negativen karmischen Potenziale in unserem Bewusstseinskontinuum können ihre Wirkungen, das Leiden, nicht mehr hervorbringen.
Helmut, ich vermute, dass immer Reste übrigbleiben, sonst hätte der Buddha nicht noch die Folgen einiger weniger zu spüren bekommen. Und der Buddha muss ja wohl "rein" davon gewesen sein.
Welche karmischen Leidensursachen sind denn deiner Vermutung nach im Geist Buddha Sakyamunis noch übrig geblieben aufgrund derer er noch Leiden erlebt? Erlebt Buddha Sakyamuni aufgrund dieser übrig gebliebenen Reste noch Leiden, wie kann er dann in seiner ersten Lehrrede (SN 56.11) davon sprechen, dass er die dritte edle Wahrheit verwirklicht hat?
-
Kennt jemand die anderen drei Kräfte zur Bereinigung von schlechtem Karma ? Ist das eine für alle Traditionen angewendete Praxis oder nur in der tibetischen Tradition ?
Die vier Kräfte zur Bereinigung unheilsamer karmischer Potenziale im eigenen Bewusstseinskontinuum sind:
- Die Kraft der Stütze
- Die Kraft der Reue
- Die Kraft des Vorsatzes
- Die Kraft der Anwendung von Gegenmitteln.
Wenn man negativ gegenüber anderen Wesen gehandelt hat, muss man sich auf diese stützen, um die unheilsamen karmischen Potenziale zu bereinigen. Bei Verfehlungen gegenüber den drei Zufluchtsjuwelen besteht die Kraft der Stütze darin, dass man Zuflucht nimmt. Bei Verfehlungen gegenüber anderen Wesen besteht die Kraft der Stütze darin, dass man Liebe und Mitgefühl ihnen gegenüber kultiviert.
Die Kraft der Reue besteht darin, dass man erkennt, dass man durch sein negatives Handeln anderen Wesen Leid und Schaden zugefügt hat und bereut oder verwirft deshalb diese Handlung.
Die Kraft des Vorsatzes besteht darin, dass man sich vornimmt, diese negativen Handlungen, die man bereut hat, nicht wieder zu begehen.
Die Kraft der Gegenmittel besteht in der Anwendung des Dharma. Dadurch sammelt man heilsame karmische Potenziale im eigenen Bewusstseinskontinuum an, die die negativen karmischen Potenziale im eigenen Geist schwächen. Ein kraftvolles Gegenmittel ist zum Beispiel die Rezitation der Allgemeinen Bereinigung zusammen mit dem Vajrasattva-Mantra. Im Grunde ist die gesamte Dharmapraxis ein Gegenmittel gegen unsere unheilsamen karmischen Potenziale in unserem Bewusstseinskontinuum
Wendet man diese vier Kräfte der Bereinigung kontinuierlich, also täglich, über einen langen Zeitraum an, können alle negativen karmischen Potenziale in unserem Bewusstsein bereinigt werden; dass bedeutet, die negativen karmischen Potenziale in unserem Bewusstseinskontinuum können ihre Wirkungen, das Leiden, nicht mehr hervorbringen.
Die vier Kräfte zur Bereinigung findet man bereits in Schriften des indischen Buddhismus. Zum Beispiel in Nagarjunas Ratnavali und Suhrllekha oder in Santidevas Bodhicaryavatara. Aus diesen und anderen Schriften, die ich nicht alle kenne, haben die tibetischen Buddhisten die Praxis der vier Kräfte der Bereinigung übernommen.
-
In der Ratnavali Igor07 haben die Begriffe letztendliche Güte und Lehre von der letztendlichen Güte, obwohl sie ähnlich klingen, unterschiedliche Bedeutungen.
Die letztendliche Güte meint die Buddhaschaft. Die Lehre von der letztendlichen Güte ist ein Synonym für die Lehre von der Leerheit. Im Kontext der Schriften Nagarjunas negiert Leerheit (Sunyata) die inhärente Existenz oder die Eigenexistenz der abhängig entstandenen Phänomene. Diese Leerheit ist also ein Merkmal aller abhängig entstandenen Phänomene. Man muss Leerheit und abhängiges Entstehen im Zusammenhang sehen.
Anders ausgedrückt, diese "Letzendliche Güte" ist die Leerheit selbst. Wenn man das echt innerlich realisieren würde, denke ich, es gäbe keinen Platz für alle "Gifte". Und die "Buddhaschaft" ist doch genau das.
Letztendliche Güte ist nicht die Leerheit selbst. Mit letztendlicher Güte wird die Buddhaschaft beschrieben in Ratnavali. Die Buddhaschaft ist aber leer oder frei von inhärenter Existenz. Insofern ist die Leerheit eine Eigenschaft der Buddhaschaft bzw. des Buddha.
Die unmittelbare Einsicht in die Leerheit aller abhängig entstandenen Phänomene ist das Mittel mit dem die Unwissenheit und damit die anderen Geistesgifte aus unserem Bewusstseinskontinuum vollständig entfernt werden können.
Die unmittelbare Einsicht in die Lehre von der letztendlichen Güte ist also das Mittel mit dem das Ziel, die letztendliche Güte oder die Buddhaschaft erlangt wird.
-
Noreply ,
deine Antwort in Beitrag #7 zeigt mir, dass du meine Antwort in Beitrag #5 nicht sehr genau gelesen hast. Ich habe mich mit dieser Antwort auf deinen Beitrag #4 bezogen in dem du Aravind antwortest und zu Beginn vom Anhaften an den Schriften sprichst. Dass ich mich darauf bezogen habe, habe ich durch Markierung in Beitrag #5 deutlich gemacht.
Es reicht nicht aus, allgemein vom Anhaften an den Guru oder allgemein vom Anhaften an den Schriften zu sprechen, so lange man nicht sagt, was meint man mit Anhaften und wodurch ist es gekennzeichnet.
-
Im 1.Kapitel der Ratnavali gibt es zwei Themen: Hoher Zustand und letztendliche Güte.
Mit hoher Zustand ist das Glück der menschlichen Existenz in Samsara gemeint und mit letztendlicher Güte die Buddhaschaft.
Hoher Zustand und letztendliche Güte stehen in einem bestimmten Verhältnis zueinander: "Wer zu Anfang den hohen Zustand praktiziert, wird am Ende letztendliche Güte erfahren, denn nur wer den hohen Zustand erreicht hat, kann Schritt für Schritt auch letztendliche Güte erreichen." (Vers 3)
In den Versen 1 - 24 beschäftigt sich Nagarjuna mit dem hohen Zustand, ab Vers 25 beginnen die Erklärungen zur letztendlichen Güte.
In Vers 25 verweist Nagarjuna darauf, dass die Lehre von der letztendlichen Güte, das ist die Lehre von der Leerheit (sunyata) tiefgründig und subtil ist und deshalb bei denjenigen, die noch kein höheres Verständnis entwickelt haben, Furcht auslöst.
In Vers 26 wird hervorgehoben, was durch die Lehre von der Leerheit negiert wird, nämlich dass das Ich / die Person und deren Besitz ein Eigenwesen besitzen. Im Vers wird das so ausgedrückt:" Ich bin nicht. Ich werde nicht sein. Ich habe nicht. Ich werde nicht haben."
In Vers 27 erklärt Nagarjuna, dass Buddha Sakyamuni gelehrt hat, dass alle Wesen Samsaras ausnahmslos durch das Festhalten an einem Ich, das ein Eigenwesen besitzt, und durch das Festhalten daran, dass auch der Besitz dieses Ichs ein Eigenwesen besitzt, entstanden sind. Dieses Festhalten am einem derartigen Ich und Mein ist die Wurzel Samsaras.
In Vers 28 heißt es dann, dass diese Ansichten, dass das Ich als auch sein Besitz (Mein) Eigenwesen besitzen falsch ist, weil es für sie keine Grundlage in der Wirklichkeit gibt wie sie ist.
-
Aravind Das Problem bleibt. Ein Anhaften an den Schriften ist genauso schwer zu lösen wie eines an einen Lehrer.
Auf Buddhaland wird seit jeher viel über Anhaften gesprochen, aber selten wird gesagt was man darunter versteht. Hier ist es jetzt auch so.
In MN 9.34 erklärt Sariputra den Bhikkhus, das Begehren der Ursprung des Anhaftens ist. Das würde bedeuten: Wenn man an den Schriften (Suttas) anhaftet, hat man Begehren gegenüber den Schriften im eigenen Geist. Aber wodurch sollte dieses Begehren gegenüber den Schriften denn verursacht sein und wodurch wäre dieses Begehren denn gekennzeichnet, damit man das Anhaften an den Schriften als Begierde erkennen kann?
-
Das Problem ist, dass es uns in unserer Wahrnehmung so erscheint als hätten wir derartiges Ich und auch daran festhalten, dass diese Auffassung korrekt ist. So lange wir hieran festhalten, sehen wir den Widerspruch zwischen der Erscheinungsweise unseres Ichs und seiner Bestehensweise nicht. Dass uns unser Ich als inhärent existent erscheint und das tatsächliche abhängige Bestehen unseres Ich stehen in einem direkten logischen Widerspruch zueinander. Sie schließen sich somit gegenseitig aus.
War schön zu lesen.
Nochmal:
ZitatDas Problem ist, dass es uns in unserer Wahrnehmung so erscheint als
Tja, manchmal LSD-Trip wäre schon echt gut, wenn es sogar an diesen Thread nichts passt.
Der LSD-Trip hilft nicht weiter, denn dass uns die Phänomene in unserer Wahrnehmung anders erscheinen als tatsächlich existieren, liegt ja an unserer Unwissenheit. Diese Unwissenheit gehört aber nicht zur Natur unseres Geistes. Sie ist eine vorübergehende Verdunkelung / Täuschung unseres Geistes. Sie kann nicht durch LSD-Trips überwunden werden, sondern nur durch Geistesschulung. Mit der Geistesschulung überwinden wir unsere Unwissenheit, aber unser Geist existiert immer noch, wenn wir unsere Unwissenheit überwunden haben
Mittels Geistesschulung können wir die Vorstellung, wir hätten ein inhärentes, aufgrund eines Eigenwesen existierendes Ich überwinden indem wir untersuchen, ob es ein derartiges Ich überhaupt gaben kann. Und diese Untersuchung findet auf der Grundlage des abhängigen Entstehens statt, das Buddha Sakyamuni gelehrt hat.
-
Allein, dass wir hier im Wohlstand leben, Zugang zu allen Lehren haben und fähig sind, uns für Buddhas Lehre zu entscheiden, ist gutes Karma.
Das ist sicherlich richtig. Aber wodurch haben wir diese karmischen Prägungen erlangt, die uns jetzt dieses erleben lassen? Auch karmische Prägungen und deren erlebte Wirkungen sind nach Buddhas Lehre vom Abhängigen Entstehen abhängig entstanden.
-
Reue ist ein Mittel, die negativen karmischen Prägungen unseres Geisteskontinuums zu bereinigen. Reue ist immer auf ein Objekt gerichtet und schwebt nicht irgendwie über den Wassern.
Reue hat ja immer damit zu tun, dass man eigene Handlungen als falsch und schädlich erkennt. Bereue ich eine unheilsame Handlung, dann ist dies heilsam und für die eigene spirituelle Entwicklung förderlich. Bereue ich eine heilsame Handlungen, dann ist dies unheilsam, weil durch diese Art der Reue heilsame Potenziale im eigenen Geisteskontinuum geschwächt und reduziert werden.
Reue an sich gibt es also nicht, weil sie abhängig ist von ihrem Objekt.
Zu denken, ich bin an allem Schuld, ist keine Reue, sondern falsches Denken. Dieses falsche Denken kann man natürlich bereuen, um sich dadurch von diesem falschen Denken befreien.
-
Alle Phänomene unserer Welt, seien es die Phänomene mit denen wir in unserem Alltag zu tun haben oder die verschiedenen Religionen auf der Welt, sind nicht eins. Wenn alle Phänomene eins sind, dann sind sie identisch und könnten somit nicht voneinander unterschieden werden. Aber in dem Sinne steht es ja im zitierten Text nicht.
Das Problem des Textes ist meines Erachtens, dass man alle Religionen auf einen Ur-Anfang zurückführen will. Dies ist aber jüdisch-christliches Denken. Das finden wir in der Genesis. Dieses Denken gilt aber für andere Religionen nicht. Im Buddha-Dharma wird ja immer wieder betont, dass es keinen Ur-Anfang gibt, denn wenn es in gäbe, hätte er ohne Ursachen entstanden
Da müsste man mittels inhaltlicher Analyse erst einmal nachweisen, ob diese verschiedenen angestrebten Ziele wirklich inhaltlich gleichbedeutend sind.
-
Ist Euch in irgendeinem Zusammenhang bekannt, dass eine Stupa als Schutz des Landstriches in dem sie errichtet ist vor äusseren Feinden dienen soll?
Aus den Erklärungen meiner tibetischen Lehrer zur Symbolik des Stupas ist mir dieser Aspekt nicht bekannt. Ihre Erklärungen legten die Symbolik des Stupa als den Weg zum Erwachen dar wie er in den 37 für die Erleuchtung förderlichen Eigenschaften dargelegt wird.
-
Es geht auch nicht darum über Karma zu grübeln, sondern darum, was hat Buddha Sakyamuni mit den Lehrreden zu Karma uns vermitteln bzw. erklären wollen.
Ich habe immer wieder den Eindruck, dass hier im Westen der Sanskritbegriff Karma (in Pali Kamma) vielfach nicht richtig verstanden wird.Das Sanskritwort bedeutet Handlung oder Tat. Unseren Handlungen liegen bestimmte Motivationen zugrunde. Diese haben einen wichtigen Einfluss auf die Wirkungen unserer Handlungen und diese Wirkungen wirken auf uns selbst zurück. Wenn im Kontext des Buddha-Dharma von Karma gesprochen wird, geht es immer um Handlung und ihre Wirkung und insbesondere darum wie unsere eigenen Handlungen im Positiven wie im Negativen auf uns selbst zurück wirken.
Wenn man Karma nicht gut versteht oder es sogar ignoriert, wird man kaum verstehen können wie Dukkha entsteht und überwunden werden kann. Oder anders formuliert, ohne ein Verständnis von Handlungen (Karma) und seinen Wirkungen wird es schwer die vier edlen Wahrheiten angemessen zu verstehen. Um Befreiung aus Samsara verwirklichen zu können, braucht man aber ein gutes Verständnis der vier edlen Wahrheiten.
-
Wenn es in Vers 27 der Ratnavali heißt:
"dass all diese Wesen ausnahmslos von dem Festhalten am 'Ich' ... entstanden sind",
dann bezieht sich dies darauf, warum wir eine samsarische Existenz angenommen haben bzw. was die Wurzel Samsaras ist. Die Aussage bezieht sich nicht darauf wie die Ansicht eines 'Ich' entstanden ist und wie sie sich verfestigt.
Die Ansicht eines 'Ich' bedeutet die Auffassung eines inhärenten, also unabhängigen und aus sich heraus bestehenden Ichs. Und 'Mein' bezeichnet eben die Auffassung, dass dieses inhärente Ich über einen ebenfalls inhärenten Besitz verfügt wie den eigenen Körper, Wohnung usw.
Dieses inhärente Ich (atman) verneinen sowohl Buddha Sakyamuni als auch Nagarjuna, denn diese Auffassung eines 'Ich' hat keine Grundlage in der Realität.
Das Problem ist, dass es uns in unserer Wahrnehmung so erscheint als hätten wir derartiges Ich und auch daran festhalten, dass diese Auffassung korrekt ist. So lange wir hieran festhalten, sehen wir den Widerspruch zwischen der Erscheinungsweise unseres Ichs und seiner Bestehensweise nicht. Dass uns unser Ich als inhärent existent erscheint und das tatsächliche abhängige Bestehen unseres Ich stehen in einem direkten logischen Widerspruch zueinander. Sie schließen sich somit gegenseitig aus.
Das Festhalten an 'Ich' und 'Mein' wird im Zusammenhang mit den 51 Geistesfaktoren nach Asanga als die Ansicht der vergänglichen Anhäufung als wahres Ich und Mein definiert:
"Die Ansicht der vergänglichen Anhäufung ist eine leidenschaftsverbundene Intelligenz, die bei der Beobachtung der durch Leidenschaften und befleckte Taten angenommenen Aggregate (skandhas) diese in verkehrter Weise als Ich und Mein auffasst."
Diese Auffassung ist das Selbst der Person und somit die Wurzel Samsaras. Mit der Selbstlosigkeit der Person wird diese Auffassung negiert.
-
In Vers 27 von Nagarjunas Ratnavali heißt es:
"Er, der nur spricht, um den Lebewesen zu nutzen, lehrte, dass all diese Wesen ausnahmslos von dem Festhalten am 'Ich' und dem Festhalten an 'Meinem' entstanden sind."
Mit "Er" ist Buddha Sakyamuni gemeint. Buddha Sakyamuni lehrt uns das Dharma, um uns zu nutzen. Indem er lehrt, dass wir unsere samsarischen Existenzen nur aufgrund des Festhalten am 'Ich' erlangen, lehrt er uns, was aufzugeben ist, um das Erwachen zu erlangen.
Mit dem Festhalten am 'Ich' ist hier die Ansicht gemeint, die das Ich als ausschließlich von seinen eigenen Merkmalen her existent auffasst, die ein wahrhaftes Ich auffasst, die ein inhärentes Ich auffasst. Diese falsche Sichtweise ist die Ursache aller unserer samsarischen Existenzen. So lange wir an dieser Sichtweise festhalten, werden wir immer wieder aufs Neue in Samsara Geburt annehmen wie Buddha Sakyamuni es im Gesetz von der ursprünglichen Entstehung dargelegt hat. (SN 12.1 in der Übersetzung von H.Hecker) Genau dieser Vorrang des Geistigen vor dem Körperlichen wird ja auch im ersten Vers des Dhammapada zum Ausdruck gebracht.
-
Da ich Wikipedia bezüglich der Lehre des Buddhas nicht für eine autoritative Quelle halte, schreibe ich jetzt hier einmal was zur Bedeutung der Begriffe moha und avijja wie sie in Nyanatilokas Buddhistischem Wörterbuch zu finden ist:
"Moha, Verblendung, ist eine der drei unheilsamen Wurzeln. Das gebräuchlichste Synonym ist avijja." (S.129)
Die drei unheilsamen Wurzeln sind die drei Geistesgifte Unwissenheit, Gier und Hass.
"Avijja, Nichtwissen, Unwissenheit, Verblendung, ist ein Synonym von moha und gilt als die Grundwurzel alles Übels in der Welt, da sie eben den Erkenntnisblick der Wesen verschleiert und sie die wahre Natur der Dinge nicht erkennen lässt." (S.40)
Das Geistesgift Unwissenheit ist also die Wurzel von Gier und Hass.
Wenn wir hier also von Unkenntnis bezüglich der vier edlen Wahrheiten sprechen, dann bedeutet dies also, dass diese Unwissenheit uns nicht erkennen lässt, was die wahren Leiden, die wahren Ursprünge, die wahren Beendigungen und die wahren Pfade sind.
Wenn wir diese Unkenntnis bezüglich der vier edlen Wahrheiten überwinden wollen, müssen wir also erkennen: was sind die wahren Leiden, was sind die wahren Ursprünge, was sind die wahren Beendigungen, was sind die wahren Pfade.
Das Zitat, das Noreply in Beitrag #35 aus SN 56.11 gegeben hat, hilft dabei schon einmal weiter.
-
HI,
Unwissenheit soll das Grundübel auch für die anderen Geistesgifte sein.
Ist irgendwo erklärt was sich darunter versteht.
Ist es die Unwissenheit der 3 Daseinsmerkmale. Oder Unwissenheit über Ursache und Wirkung.
Schließt dieses Wissen auch das ein was man nicht wissen kann, ist Erleuchtung gleich Allwissenheit ?
VG
Vielleicht kann Kaiman , der Themenstarter, ja mal zurück melden, ob seine Fragen inzwischen beantwortet sind.
-
Wenn es in SN 12.2.15 heißt:
"Was aber ihr Bhikkhus, ist Nichtwissen?
Die Unkenntnis, ihr Bhikkhus, vom Leiden,
die Unkenntnis von der Entstehung des Leidens,
die Unkenntnis von der Aufhebung des Leidens,
die Unkenntnis von dem Weg, der zur Aufhebung des Leidens führt:
das, ihr Bhikkhus, heißt Nichtwissen.",
dann hat Buddha Sakyamuni hier ja keine inhaltlichen Aussagen über das Nichtwissen getan, sondern nur gesagt, dass es in Bezug auf die vier edlen Wahrheiten bei den Menschen Nichtwissen gibt.
Zum Beispiel: Die Unkenntnis vom Leiden kann ja wohl nicht bedeuten, dass wir nicht wissen, dass wir Leiden erfahren, dass wir keine Kenntnis vom Leiden haben.
-
Die Unwissenheit, die das erste Glied des zwölfgliedrigen Gesetzes von der ursprünglichen Entstehung bildet, ist fundamentaler, grundlegender als die Unwissenheit über die vier edlen Wahrheiten.
Sie bildet die Grundlage für die Unwissenheit über die vier edlen Wahrheiten und wird zum Beispiel in MN 2 mit den Trieben in Verbindung gesetzt. Diese Unwissenheit ist als Geistesfaktor selbst ein Trieb und fesselt uns deshalb an Samsara., so lange wir sie nicht überwunden haben.
Erst wenn wir diese grundlegende Unwissenheit, die uns an Samsara fesselt, überwinden, werden wir auch die Unwissenheit bezüglich der vier edlen Wahrheiten vollständig aufgeben können.
-
Locus classicus ist hier das Vibhaṅga Sutta (SN12.2 im Thai Tipitaka bzw. 12.4 im burmesischen):
Ob man es versteht ist eine andere Frage mMn. Ich würde es nicht allein aus den paar Zeilen heraus verstehen. Dann wäre ich ja befreit. Andere Sutten erklären einiges detaillierter. Sind auf jedenfall richtige Wegweiser
Der nächste Schritt wäre ja zu klären was diese vier Aussagen inhaltlich bedeuten.
Wodurch ist
die Unkenntnis vom Leiden,
die Unkenntnis von der Entstehung des Leidens,
die Unwissenheit von der Aufhebung des Leidens
die Unkenntnis vom Wege, der zur Aufhebung des Leidens führt
konkret bestimmt?
Weiterhin ist ja diese Unwissenheit über die vier edlen Wahrheiten nicht die Unwissenheit, die das erste Glied des Gesetzes von der ursprünglichen Entstehung bildet (SN12.1).
-
Vereinfacht ausgedrückt bedeutet Unwissenheit, dass man eine falsche Vorstellung von der Bestehensweise der Person und der Phänomene hat. Einem selbst erscheint es so, dass man als Person nur aufgrund eines Eigenwesens, eines uns innewohnenden "ICH" existiert. An diese Sicht hat man sich gewöhnt und deshalb glaubt man, dass man auch auf diese Weise als Person existiert. Aber dies entspricht nicht der Realität.
Und diese Unwissenheit, die nicht mit der Realität übereinstimmt, fesselt uns an Samsara. Deshalb ist sie auch das erste Glied der zwölfgliedrigen Kette des abhängigen Entstehens, das uns immer wieder in samsarische Existenzen wirft.
-
Es gibt in dem Friedensgebet noch folgenden Aussage (ich habe es in Post#86 nicht vollständig zitiert):
"Doch in der gewöhnlichen Welt kann man zumindest auch Widerstand leisten und sich verteidigen, ohne das Mitgefühl zu verlieren." Wenn wir dieses Mitgefühl verlieren und mit Hass auf Hass reagieren, dann geraten wir in den Prozess, der im 1.Vers formuliert wurde. Es ist leicht, sich in diesen Prozess hinein ziehen zu lassen, aber äußerst schwer, diesen zu durchbrechen, weil wir so sehr daran gewöhnt sind, mit Hass auf Hass zu reagieren.
Ein gutes Verständnis des Zusammenhanges von Handlung und ihren Wirkungen und wie unsere eigenen Handlungen auf uns selbst zurück wirken (Karma) hilft, diesen Prozess schrittweise aufzubrechen und zu überwinden.
-
Hass, Gewalt, Krieg -
Man kann damit kurzfristig seine Ziele erreichen,
doch reißt man damit einer tragfähigen, glücklichen Zukunft
sämtliche Wurzeln aus.
Wie kann man Frieden in den Krieg bringen?
Indem man die Samen des Friedens sät,
in dem Wissen, dass es Geduld braucht, bis sie aufgehen.
Man muss das eigene Leben
vollkommen durchtränken mit dem Geist des Friedens.
Der weite Geist des Friedens kennt keine Feinde.
Wir alle sind zum Tode Verurteilte in einer Welt des Sterbens.
Warum sollten Sterbende Sterbende verletzen oder töten?
Das ewig gekränkte Selbst ist die eiternde Wunde,
die den Geist vergiftet, ihn bitter, gierig und besessen macht.
Es ist diese Wunde, die zum Wahnsinn des Krieges anstachelt,
zu kalter Bösartigkeit gefrieren lässt und die kranke
Lust und Sucht nach Macht ins Unersättliche steigert.
Und im aktuellen Kriegsfall?
Wir müssen eine Entscheidung treffen:
Der Weise wird mit totalem Pazifismus, der über das eigene Leben hinaus denkt,
dem Töten und der Gewalt im eigenen Sein keinerlei Raum
mehr geben,
und im Bewusstsein als Sterbender
dafür zu sterben bereit sein.
Aus: Friedensgebet, Tibet und Buddhismus Nr. 126; ein Autor ist nicht angegeben
-
Die Frage ist, was ist „Erleuchtung“? Da sind sich die verschiedenen bud. Schulen ganz und gar nicht einig. Schon im frühesten, vorkanonischen Buddhismus gab es hier verschiedene Deutungen:
Woher willst du denn wissen was im vorkanonischen Buddhismus gelehrt wurde da dieser ja nur mündlich weitergegeben wurde. Ob der Palikanon und der Sanskritkanon alles aufgenommen haben, was vor der Kanonisierung gelehrt wurde, können wir somit nicht feststellen.
Für die einen, der Ausstieg aus dem Wiedergeburtskreislauf, für die anderen das Aufhören von Dukkha im Hier und Jetzt. Und das ist nicht das selbe.
Wenn man sich nur an den Worten festhält und insbesondere das Wort Wiedergeburt ablehnt, dann muss man natürlich behaupten, dass diese beiden Auffassungen nicht gleich bedeutend sind. Wenn man aber aufhört sich an Worte zu klammern, sondern sich mit der inhaltlichen Bedeutung dieser beiden Aussagen beschäftigt, dann wird man merken, dass sie gleich bedeutend sind. Sie unterscheiden sich nur von der Perspektive her. Aber trotzdem verdeutlichen sie beide, dass die dritte edle Wahrheit verwirklicht worden ist.