Beiträge von Helmut

    Da hat der Buddha wieder geschwafelt wohl. Da es ja genug Geschichten über des Buddhas Wutanfälle gibt, sollte man also auch ihn meiden. Find ich schwierig die Message, ganz nach Pipi Langstrumpf: So mal ich mir die Welt, wie sie mir gefällt. Klar kann man Leute meiden wie man will, aber mit offener Weite hat das dann auch nix mehr zu tun.

    Wer so über den Buddha spricht, sammelt negative karmische Prägungen im eigenen Bewusstseinskontinuum an, und ist somit ein Objekt des Mitgefühls.

    Falsche oder unheilsame Ansicht kann sich nur auf die vier edlen Wahrheiten beziehen - die erste Wahrheit ist dabei die Frage: was ist Leiden? Die rechte/heilsame Ansicht ist dann auch die Antwort auf die Frage dieses threads: was wird wiedergeboren - Leiden wird wiedergeboren.

    Natürlich kann sich falsche Ansicht auch auf die vier edlen Wahrheiten beziehen. Das bedeutet dann ja, dass man sie dann noch nicht richtig verstanden hat. Falsche Ansicht hat aber noch sehr viel mehr Objekte.


    Genauso ist es mit rechter Ansicht. Sie hat die vier edlen Wahrheiten zum Objekt. Schließlich beginnt jede edle Wahrheit damit, dass Buddha Sakyamuni erklärt, was zu erkennen ist. Sie hat aber auch die Faktoren des achtfachen Pfades zum Objekt. Jede Aussage zu den einen Faktoren in MN 117 beginnt ja damit, dass rechte Ansicht an erster Stelle steht. Darüber hinaus gibt es noch sehr viel mehr Objekte der rechten Ansicht.


    Es bedarf auch der rechten Ansicht, um zu erkennen was in unsere nächste Existenz übergehen wird. Ich denke nicht, dass die Leiden in die nächste Existenz übergeht. Die Leiden, die wir in dieser Existenz erleben, sind vergänglich, sie vergehen, hören auf zu bestehen. Deshalb können sie auch nicht in die nächste Existenz hinüber gehen.


    Was wir in die nächste Existenz mit hinüber nehmen, können allenfalls die noch nicht herangereiften karmischen Ursachen für Leid und Glück sein, die wir mittels unserer eigenen Handlungen angesammelt haben. Diese karmischen Ursachen sind aber Prägungen unseres Bewusstseins. Deshalb können sie nur dann in die nächste Existenz übergehen, wenn auch unser Bewusstseinskontinuum in die nächste Existenz übergeht und genau dies passiert.

    (Aber vielleicht wird's ja noch was, sind schließlich alles gebildete und um ethisches Verhalten Bemühte hier, oder....?! ;) )

    ... und um ethisches Verhalten Bemühte hier...

    Genau dieses Bemühen hat Buddha immer infrage gestellt.

    Um ethisches Verhalten bemüht sein, verhindert die Rechte Einsicht.

    Das halte ich für problematische Behauptungen. Buddha Sakyamuni hat sehr wohl die Bedeutung von ethischem Verhalten betont. Um nur ein Beispiel zu nennen: AN 8:54. Das ist eine Sutta in der Buddha Sakyamuni einem Haushälter erklärt wie man als Haushälter Glück in diesem Leben und in zukünftigen Leben erlangen kann.


    Zum ersten Punkt:

    "Es gibt vier Dinge, die einen Familienvater noch zu Lebenszeiten zu Wohl und Glück führen. Welche vier? Die Vollendung des beharrlichen Bemühens, die Vollendung der Wachsamkeit, gute Freundschaften und ein maßvolles Leben."


    Im Zusammenhang mit guten Freundschaften erklärt Buddha Sakyamuni:


    "Da pflegt ein Familienvater, ..., den Umgang mit Haushältern oder deren Söhne, ... , die von reifem Charakter, vollkommen in Vertrauen, ethischem Verhalten, Freigebigkeit und Weisheit sind; ..."


    Zum zweiten Punkt:


    "Vier andere Dinge führen einen Familienvater zu Wohl und Glück in künftigen Leben. Welche vier? Vollendung in Vertrauen, ethischem Verhalten, Freigebigkeit und Weisheit." (1)


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    (1) zitiert nach: Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, Verlag Beyerlein & Steinschulte 2011, S.117 / 118

    Und meine Meinung ist, dass Buddha Sakyamuni in MN 117 keine Einteilung der Faktoren des achtfachen Pfades vornimmt, sondern den strukturellen Zusammenhang und damit auch die gegenseitige Abhängigkeit der Faktoren des achtfachen Pfades erklärt und dies aus der Perspektive wie edle rechte Konzentration zu erlangen ist. Darin eingeschlossen ist die Erklärung wodurch falsche / richtige Ansicht, falsche / richtige Absicht usw. charakterisiert ist.


    In MN 117.2 heißt es ja "... ich werde euch die edle Richtige Konzentration lehren, mit ihren unterstützenden Faktoren und ihrer Ausstattung."

    Rechter Lebenserwerb bedeutet ja, seinen Lebensunterhalt auf eine Art und Weise zu verdienen mit der man weder sich selbst noch anderen schadet. So kann man auch als Laie in Deutschland leben und den Dharma im Rahmen seiner Möglichkeiten praktizieren.


    Genauso kann man auch als Laie rechte Achtsamkeit in Deutschland praktizieren, denn diese besteht ja im Wesentlichen darin, dass man darauf achtet, den eigenen Geist nicht unter den Einfluss von Leidenschaften geraten zu lassen.

    Ich meine nicht dass das Kaffesatzleserei ist und weitere Zeilen bestätigen mir diesen Umstand ja.

    Ich wolle nur von dir explizit wissen, was du unter "einmalig erschaffenes Wesen" verstehst?
    Ist das so schwer das in einem Satz zu beantworten,


    Ganz ehrlich: Was ist daran so schwer zu verstehen? Ich stehe auch für aufrichtiges Interesse hier nicht mehr zur Verfügung. In dem Fall müsstest du dann jemand anderen finden und fragen.

    Die Bedeutung der Aussage "einmalig erschaffenes Wesen" ergibt sich ja nicht aus den verwendeten Worten, sondern nur aus einem bestimmten Kontext. Das bedeutet, du Sotapannabumm kommst nicht drumherum zu sagen, was du mit dieser begrifflichen Formulierung zum Ausdruck bringen willst und von welchen Ansichten du dich mittels dieser Aussage abgrenzen willst.


    Nur du kannst uns erklären was du mit dieser Aussage "einmalig erschaffenes Wesen" meinst. Das kann niemand anderes für dich übernehmen.

    Rechte Ansicht kann man nur bei sich selbst ‚durchsetzen‘ bzw befördern.

    Die rechte Ansicht muss man genauso wie die anderen unterstützenden Faktoren der rechten Konzentration in sich selber mittels Dharmapraxis entwickeln. Niemand kann sie einem wie ein Geschenk überreichen. Nicht einmal Buddha Sakyamuni kann/konnte dies.


    Wenn man selbst die rechte Ansicht in seinem Geisteskontinuum entwickelt hat, dann kann man die rechte Ansicht anderen, die an dieser rechten Ansicht interessiert sind, erklären. Dabei geht es nicht darum, sich hervorzuheben, sondern darum, denen, die Interesse daran haben was rechte Ansicht ist, diese zu erklären und ihnen auf diese Weise zu nutzen; ihnen also mit den eigenen Fähigkeiten zu nutzen.


    So hat es Buddha Sakyamuni im Rahmen seiner Erklärungen des achtfachen Pfades auch getan.

    Das hast du doch schon ganz gut erkannt - die Lehrrede ist übrigens MN 63


    Nicht nur an der Art wie du Rechte Ansicht (erklärt in MN117) erklärt hast wird eigentlich deutlich, wie unsicher bzw oberflächlich du das verstehst.

    Dann erkläre doch bitte einmal ganz konkret mit logischen Argumenten, worin die von dir festgestellte Oberflächlichkeit von Leonie s Erklärungen zur Rechten Ansicht gemäß MN 117 besteht. Anschließend kannst du uns dann ja erläutern wie Rechte Ansicht nach MN 117 korrekt und tiefgründig zu erklären ist, damit man die von dir behauptete Oberflächlichkeit in Leonies Erklärung überwinden kann.

    Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.

    Oder meinst du mit „unser Bewusstseinskontinuum“ etwas anderes.

    Dann bitte ich um Erklärung und bitte anicca, dukkha, anatta nicht mit Worten überwinden wollen. Auch nicht mit Übersetzungen, Interpretationen der Buddhaworte, die nicht den drei Merkmalen entsprechen.

    Da wir hier nicht auf einem Pali-Forum sind, rede ich weiterhin auf Deutsch und es gibt ja angemessene Übersetzungen der Pali-Worte anicca, dukkha und anatta ins Deutsche.


    Aus Buddha Sakyamunis Lehre vom bedingten Bestehen ergibt sich ja, dass alle Phänomene sich von Moment zu Moment wandeln, also nicht einen Augenblick gleich bleiben. Daraus folgt, dass alle Phänomene Kontinua sind, die sich unter dem Einfluss von Bedingungen und Umständen aus sich stets wandelnden, miteinander zusammenhängenden Momenten zusammensetzen. Das gilt auch für unser Bewusstsein.


    Da es hier darum geht, was wird wiedergeboren, geht es um die Frage, was setzt sich nach unserem Tod fort. Der Körper ist es nicht. Den beerdigen wir und er zerfällt im Grab in seine molekularen und atomaren Bestandteile, die dann wieder Bestandteile anderer materieller Phänomene werden.


    Unser Bewusstsein beerdigen dagegen nicht. Das Bewusstsein bricht auch nicht ab, weil ein Bewusstseinsmoment unter dem Einfluss von Umständen und Bedingungen den nächsten Bewusstseinsmoment hervorbringt. Das ist auch zum Zeitpunkt des Todes so. Wenn mit dem Zeitpunkt des Todes das Bewusstsein abbricht, dann könnte auch nicht das Glied Geburt, das 11.Glied der Zwölf Glieder des abhängigen Entstehens, entstehen.

    Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.

    unser Bewusstseinskontinuum

    Das kann nur weitergehen in den Kindern oder Hinterbliebenen oder ehemals nahen Personen.

    Wenn man stirbt, geht das eigene Bewusstsein nicht in die Skandhas der eigenen Kinder über, denn diese existieren als Mensch bereits mit ihren Skandhas und haben somit ihr eigenes Bewusstsein.


    Wenn nach dem eigenen Tod das Bewusstsein auf die eigenen Kinder übergehen würde, dann hätten diese ja zwei verschiedene Bewusstseine; ihr eigenes und das des verstorbenen Elternteils.


    Das ist aber nicht möglich, weil Bewusstseinskontinua zweier verschiedener Personen nicht miteinander verschmelzen können. Deshalb kann das eigene Bewusstseinskontinuum nach dem Tod nicht nur nicht auf die eigenen Kinder übergehen, sondern aus denselben Gründen auch nicht auf Hinterbliebene oder ehemals nahe Personen.

    Wiedergeburt bedeutet ja nur, dass es nach unserem Tod weitergeht. Was weiter geht ist unser Bewusstseinskontinuum mit seinen karmischen Prägungen, die das Resultat unserer Handlungen sind.


    Was nicht in eine neue Existenz übergeht ist unser materieller Körper und seine verschiedenen Bestandteile wie Sinneskräfte usw. Aber auch die groben Formen des sinnlichen Bewusstseins, die an die materiellen Sinneskräfte gebunden sind, gehen nicht in eine neue Existenz ein.


    Etwas aus sich heraus Existierendes geht auch nicht in die Existenz nach dem Tod ein, weil es etwas aus sich heraus Existierendes nicht gibt.

    Ich weiß ja nicht was du wie von Wittgenstein gelesen hast. Ich kenne hauptsächlich sein Spätwerk. Wer verstehen will, was der mittlere Pfad, also die Vermeidung der zwei Extreme ist, der sollte in die Lehrreden des Buddha schauen.


    Bei Wittgenstein geht es nicht um den mittleren Pfad im Sinne des Dharma. Wichtig ist seine Darlegung der Sprache als ein abhängiges Phänomen, also als eines Phänomens, dass nicht aus sich heraus als ideale Sprache existieren kann. Hier gibt es Annäherungen an die Lehre vom abhängigen Bestehens des Buddha.


    Trotz aller Übereinstimmungen zwischen der Lehre des Buddha vom abhängigen Entstehen und Wittgenstein Sprachphilosophie darf man die wesentlichen Unterschiede nicht übersehen.


    Sudhana s Empfehlung, sich zum Beispiel mit Wittgenstein zu beschäftigen, ist hilfreich, weil sie zur Vertiefung des Verständnisses des abhängigen Entstehens anhand eines komplexen Themas wie der Sprache beiträgt.


    Wer den mittleren Weg, wie ihn der Buddha gelehrt hat, verstehen will, sollte dann in die Lehrreden des Buddha schauen; z.B. SN 56.11, SN 12.15 oder MN 117.

    Nun will ich keine Wortklauberei machen, aber für mich hat der Ausdruck Hoffnung einen religiösen Touch und ist ja auch eine der drei christlichen Tugenden.


    Deshalb finde ich den Spruch von Dante so richtig Zen-like:

    Lasst, die Ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!

    Worte wie Hoffnung haben ihre Bedeutung nicht aus sich selbst heraus. Ihre Bedeutung ergibt sich nur aus dem Kontext in dem sie gebraucht werden. Im christlichen Kontext hat der Begriff Hoffnung sicherlich einen religiösen Touch. Aber in einem anderem, einem rein weltlichen Kontext, ist dies eben nicht zwangsläufig genauso der Fall, sondern er kann eine andere Bedeutung haben, die nicht mit der Bedeutung im christlichen Kontext übereinstimmt.


    In welchem Zusammenhang hat denn Dante gesagt: "Lasst, die ihr eintrete, alle Hoffnung fahren." Aus diesem Satz allein ergibt sich ja nicht was Dante mit dem Begriff Hoffnung gemeint hat.

    Wenn Zen und die Lehrreden zusammenkommen ergibt das meiner Beobachtung nach immer ein Kuddelmuddel. Zennis glauben an Vernichtung und ignorieren MN 117 bzw verstehen sie den ganzen Zusammenhang nicht bzw sie glauben bzw verstehen nicht, dass Buddha das Ende der tatsächlichen Geburt (en) lehrte.

    In diesen kurzen Absatz hast du ja gleich mehrere Behauptungen gepackt. Kannst du deine Behauptungen auch belegen? Zum Beispiel dass Zen-Anhänger die Lehrrede MN 117, in der es um die Richtige Konzentration und ihre unterstützenden Faktoren geht, ignorieren.

    Gerade weil Mitgefühl eine wesentliche Rolle spielt im Dharma, ist die Lehre Buddhas nicht trost- und hoffnungslos. Aus Mitgefühl heraus hat uns Buddha Sakyamuni die vier edlen Wahrheiten und die zwölf Glieder des abhängigen Entstehens (pratityasammutpada) gelehrt. Damit hat er uns den Weg zur Befreiung aus Samsara aufgezeigt. Weil er uns aus Mitgefühl diesen Weg gelehrt hat, ist der Dharma nicht trost- und hoffnungslos, sondern der Dharma zeigt uns eine große Perspektive auf.

    Und Vergangenheit und sogar Zukunft loszulassen, ist sehr schwierig und dauert sehr lange. Sagen lässt es sich leicht: das musst Du loslassen ...

    Natürlich ist es leicht zu sagen, du musst Vergangenheit und Zukunft loslassen. Die entscheidende Frage ist für mich, warum muss dies geschehen und was bedeutet Loslassen von Vergangenheit und Zukunft.

    Vers 15 aus dem 1.Kapitel der Udanavarga, das von der Unbeständigkeit handelt.


    So wie der Fluss vom Berg herabströmt

    und nicht umkehrt,

    so geht das Menschenleben fort

    und kehrt nicht wieder.


    Quelle: Udanavarga - Feierliche Aussprüche des Buddha. Übersetzt aus dem Sanskrit von Michael Hahn. Erschienen in: Vom rechten Leben - Buddhistische Lehren aus Indien und Tibet, Verlag der Weltreligionen 2007, S.13

    Rein intellektuell den Tod zu verstehen ist nicht sonderlich schwierig. Niemand wird sagen, dass er nicht sterben wird in der Zukunft. Aber dabei wird es meist belassen.


    Die Tatsache, dass es ungewiss ist, wann man sterben wird, wird dann doch meist schnell verdrängt; heute nicht, morgen bestimmt auch nicht usw.


    Wir verdrängen, dass wir jederzeit unerwartet sterben können und dass wir keine Kontrolle darüber haben, wann wir unter welchen Umständen sterben. Wann wir sterben und wie wir sterben wird in Samsara durch Karma und Klesas bestimmt, aber über diese haben wir keine Kontrolle. Schon deshalb ist das Sterben in einer samsarischen Existenz leidvoll.


    Das Sterben in einer samsarischen Existenz erleben wir aber auch als leidvoll, weil wir unseren geliebten Körper unfreiwillig und unerwartet aufgeben müssen, ebenso unseren geschätzten Besitz zurücklassen müssen und keine Gewissheit darüber haben wie es nach dem Tod weitergehen wird.

    Ich glaube, es heisst wenn ich etwas bekomme was ich nicht oder nicht bekomme was ich will.

    Naja, hab gelesen es gibt 3 Arten des Leidens. Leid des Leids, Leid der Veränderung und Leid der Bedingtheit. Und mit der dritten Art des Leids hab ich Probleme. Kann mir nicht genau was drunter vorstellen. Könnt ihr Beispiele geben?

    Bereits in der Lehrrede über die vier edlen Wahrheiten nennt Buddha Sakyamuni mehrere Gruppen von Leiden. Im Text sind sie durch ein Semikolon getrennt:

    • Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden
    • vereint sein mit Unlieben ist Leiden, getrennt sein von Lieben ist Leiden
    • etwas, das man sich wünscht, nicht zu bekommen, ist Leiden
    • kurz: die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden

    Es gibt noch andere Gliederungen der Leiden:

    • Acht Leiden
    • Sechs Leiden
    • Drei Leiden

    Die drei Leiden hast du ja angesprochen. Die dritte Art des Leidens, das du Leid der Bedingtheit nennst, ist gleichbedeutend damit, dass die fünf Anhaftungsgruppen Leiden sind. Die fünf Anhaftungsgruppen sind die Skandhas / Khandhas, die wir aufgrund von Karma und Klesas unfreiwillig in Samssara annehmen. Sie bilden die Grundlage für die übrigen Leiden.

    Wenn ich zum Beispiel mit der Familie oder Freunden etwas unternehme fühlt es sich gut an.

    Oder wenn ich Mantren spreche oder meditiere habe ich einen friedvollen Zustand, aber manchmal nehme ich das Leben als Leid war. Wenn mir langweilig ist oder ich genervt bin. Ich glaube, es heisst wenn ich etwas bekomme was ich nicht oder nicht bekomme was ich will.

    Als Menschen in Samsara erleben wir Glück und Leid. Wenn man sich mit Buddha Sakyamunis Erklärung der ersten edlen Wahrheit das Leiden verdeutlicht hat, dann stellt sich ja schnell die Frage, müssen wir uns nun einfach damit abfinden, Leiden erleben zu müssen.


    Buddha Sakyamuni lehrt, dass wir das Leiden überwinden können, weil es verursacht ist. Deshalb lehrt er in der zweiten edlen Wahrheit die Ursachen des Leidens. Zwischen der ersten und der zweiten edlen Wahrheit besteht ein Wirkungs-Ursache-Verhältnis und deshalb kann man die Leiden überwinden, wenn man deren Ursachen beseitigt. Und wie man die Leidensursachen überwindet, wird mit der vierten edlen Wahrheit erklärt.


    Wenn man die Leiden samt ihren Ursachen mittels des achtfachen Pfades überwunden hat, fällt man ja nicht tot um, sondern lebt weiter. Auch deshalb halte ich es für unangemessen, Leben mit Leiden gleichzusetzen.

    Die erste Wahrheit lehrt ja dass das Leben Leid ist. Ich nehme das Leben aber nicht als Leid wahr. Ist das ein Fehler?

    Diese Gleichsetzung von Leben und Leid hört man oft in westlichen buddhistischen Kreisen. Ich halte sie aber für falsch. Wir Menschen erleben nicht nur Leid, sondern auch Glück - auch wenn dies vergänglich ist.


    Aus der Lehrrede von den vier edlen Wahrheiten ergibt sich auch nicht, dass menschliches Leben und Leid gleichzusetzen ist. Dort heißt es bezüglich der Wahrheit von den Leiden:


    "Dies nun, ihr Mönche, ist die edle Wahrheit vom Leiden: Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Krankheit ist Leiden, Tod ist Leiden; vereint sein mit Unlieben ist Leiden, getrennt sein von Liebem ist Leiden; etwas, das man sich wünscht, nicht zu bekommen, ist Leiden; kurz: die fünf Anhaftungsgruppen sind Leiden."

    (Übersetzung: Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, Beyerlein & Steinschulte 2011, S.67)


    Der Buddha nennt hier verschiedene Aspekte unseres menschlichen Leben, die er als Leiden charakteriesiert. Dass Glück, auch ein Aspekt des menschlichen Lebens, Leiden ist, sagt er nicht. Das zeigt schon, dass die Gleichsetzung von menschlichem Leben und Leide nicht angemessen ist.


    Die nächste Frage wäre, warum sind Geburt, Krankheit, Altern usw. Leide? Das wird in dieser Lehrrede nicht beantwortet. Sie sind Leiden, weil wir sie immer wieder unfreiwillig durch die Macht von Karma und Klesas annehmen.

    Und es ist kein langer Weg, denn wer das erkennt und auch die 4 Edlen Wahrheiten begreift und willig ist, dem 8fachen Pfad zu folgen, der beginnt sofort mit dem 1. Schritt. Da kann sich ganz schnell was ändern.

    Wer diesen 1.Schritt vollzieht, der entwickelt sich eben mit der Praxis des achtfachen Pfades und wird die dritte edle Wahrheit verwirklichen. Dann ist eben die Unwissenheit, die uns an Samsara fesselt, überwunden.


    Der 1.Schritt ist die Verwirklichung der rechten Ansicht wie es in Majjhima Nikaya 117 heißt. Dort betont Buddha Sakyamuni, dass allen Teilen des achtfachen Pfades die rechte Ansicht vorausgeht.


    Wie lange es dauert, die dritte edle Wahrheit mittels des achtfachen Pfades zu verwirklichen, ist wahrscheinlich von Person zu Person unterschiedlich.

    Und auf welchen Begründungen beruht dein gefestigtes Urteil, dass Buddha Sakyamuni das Diamantsutra nicht gesprochen hat?

    Zu Beitrag #37:


    Das Streben oder Erstreben wird in SN 56.11 nicht als aufzugebendes Extrem genannt. Dort sagt Buddha Sakyamuni:


    "Zwei Extreme sind, ihr Mönche, von Hauslosen nicht zu pflegen. Welche zwei?

    Bei den Sinnesdingen sich dem Kleben am Sinnenwohl hinzugeben [...]

    und sich der Sinnenqual hinzugeben. [...]

    Diese beiden Extreme vermeidend, ist der Vollendete zum mittleren Vorgehen erwacht.

    [...]

    Und was ist dieses mittlere Vorgehen? Es ist der edle achtfache Pfad."


    In MN 3.8 heißt es:


    "Dies [der achtfache Pfad] ist der Mittlere Weg, der Schauung vermittelt, der Wissen vermittelt,

    der zum Frieden führt, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbana."


    Der achtfache Pfad ist der mittlere Weg mit dem man die in SN 56.11 genannten Extreme überwindet. Hat man die Extreme mittels des achtfachen Pfades überwunden, dann hat man die dritte edle Wahrheit verwirklicht; und diese gilt es zu verwirklichen. Sie ist gleichbedeutend mit Nibbana.


    Der achtfache Pfad ist hiernach der mittlere Weg und indem man den achtfachen Pfad erkannt hat, hat man auch den mittleren Weg erkannt.


    Die Praxis des achtfachen Pfades und die sich daraus ergebende Verwirklichung der dritten edlen Wahrheit sind aber nicht leidhaft, weil sie das Gegenmittel gegen die Leiden und ihre Ursachen sind. Das Streben nach dem Glück des Nibbana ist deshalb kein Leid. Man kann das Streben nach etwas somit nicht pauschal mit Leiden gleichsetzen.