Beiträge von Helmut

    Nirvana ist kein ganz einfacher Begriff, weil er eine reine Negation ist. Er beschreibt nichts Positives, sondern drückt nur aus was aufgegeben wurde mittels der spirituellen Praxis. Nirvana ist der Zustand des eigenen Geistes in dem es keine Leiden und deren Ursachen mehr gibt. In den Suttas heißt es meist, Nirvana ist der Zustand, der frei von Leiden, Kummer und Schmerz ist.


    Nirvana ist die dritte edle Wahrheit, die Wahrheit von den Beendigungen. Wenn man diesen Zustand des eigenen Geistes erlangt hat, hat man die wahren Leiden und die wahren Ursachen der Leiden, die die ersten beiden der vier Wahrheiten bilden, aufgegeben. Man erreicht diesen Zustand mittels der vierten edlen Wahrheit, den wahren Pfaden.


    Die vier edlen Wahrheiten sind Basis aller buddhistischen Schulen und Traditionen.


    Gruß Helmut

    Das seh ich genauso.

    Aber Verantwortung für das kommende Dasein zu übernehmen erklärt mir letztlich nicht, wieso ich das Geschehene erleben musste.

    Ich denke, hier sind drei Schritte notwendig:

    1. Man macht sich klar, die eigenen Leiden entstehen aus den eigenen unheilsamen Handlungen.
    2. Die Leiden, die ich jetzt erlebe, sind die Wirkungen von unheilsamen Handlungen, die ich in der Vergangenheit durchgeführt habe.
    3. Wenn ich in Zukunft nicht leiden will, muss ich die noch vorhandenen negativen Potenziale vergangener Handlungen, die noch in meinem Bewusstsein vorhanden sind, bereinigen und jetzt unheilsame Handlungen vermeiden und unterlassen.

    Das ist meines Erachtens der generelle Zusammenhang zwischen den eigenen Handlungen und unserer eigenen Leiderfahrung. Diesen Zusammenhang hat der Buddha ja in den ersten beiden edlen Wahrheiten aufgezeigt. Mit den letzten beiden Wahrheiten hat der Buddha uns aber auch aufgezeigt, dass wir uns von den Leiden und ihren Ursachen befreien und so einen Zustand völliger Leidfreiheit erreichen können.


    Gruß Helmut

    DerWanderer


    eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung ist sehr hilfreich für die Aufnahme des Buddha-Dharma. Deshalb ist es auch wichtig, den Lehrer genau auf seine Qualitäten hin zu prüfen und hierfür gibt es ja auch Kriterien, die du sicherlich auch aus der Lamrim-Literatur kennst. Eine gute, stabile und langfristige Lehrer-Schüler-Beziehung hat nichts mit Anhaften am Lehrer zu tun. Er ist aber wichtig, weil er uns den Dharma vermittelt und erklärt und uns aufzeigt wie wir praktizieren sollten. Den Lehrer und seine Übermittlung des Dharma kann man nicht voneinander trennen.


    Ich denke, man muss nicht ständig in der Nähe des eigenen Lehrers sein. Bei meinem ersten Lehrer war es so, dass ich zu Unterweisungen ins Zentrum gefahren bin und habe ihn dort eben auch direkt erlebt. Inzwischen ist er verstorben. Bei meinem jetzigen Lehrer ist es so, dass ich ihn kaum noch direkt treffe, weil ich als Fernstudent an den Unterweisungen teilnehmen kann. Ich höre mir dann die Audioaufzeichnungen dieser Unterweisungen zu Hause an. Trotzdem fasse ich ihn als meinen spirituellen Lehrer auf, der mich mit seinen Erklärungen inspiriert.


    Gruß Helmut

    Um es direkt vorweg zu nehmen, ich bin völlig neu und absolut unwissend was den Buddhismus angeht.

    Irgendwie bin ich vor kurzem darauf aufmerksam geworden und habe mir ein Buch (Einführung in den Buddhismus) vom Dalai Lama zugelegt.

    Auch wenn ich noch furchtbar wenig verstehe was dort angesprochen wird, so konnte ich das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen.

    Ich kenne dieses von dir erwähnte Buch seit Jahren und habe immer wieder darin gelesen / nachgeschlagen. Es ist sicherlich kein typisches Anfängerbuch, aber ich finde schon, dass in ihm die Grundlagen des indischen Buddhismus anspruchsvoll, aber auch sehr gut dargelegt werden. Wenn dich dieses Buch so sehr anspricht, wie du schreibst, dann bleibe einfach dabei und lese es abschnittsweise / themenweise. Dies wäre mein Vorschlag.


    Ergänzend dazu kannst du ja noch andere Bücher lesen. Es sind ja schon mehrere genannt worden. Ich möchte noch einen weiteren Vorschlag machen: Bhikkhu Bodhi, In den Worten des Buddha, erschienen im Verlag Beyerlein & Steinschulte.


    Zu zehn Themen hat der Autor Texte aus dem Palikanon zusammen gestellt. Dies sind die Themen:

    1. Die existentielle Situation des Menschen
    2. Der Bringer des Lichtes
    3. Der Weg zum Dhamma
    4. Das noch zu Lebzeiten sichtbare Glück
    5. Der Weg zu einer glücklichen Wiedergeburt
    6. Das Erweitern des eigenen Weltbildes
    7. Der Weg zur Befreiung
    8. Die Meisterung des Geistes
    9. Das Licht der Weisheit erscheinen lassen
    10. Die Stufen der Verwirklichung

    Ich persönlich finde es hilfreich, beide Bücher parallel zueinander zu lesen. Das Buch von Bhikkhu Bodhi kannst du genauso als Nachschlagewerk zu bestimmten Themen / Fragestellungen benutzen wie die Einführung in den Buddhismus vom Dalai Lama.


    Gruß Helmut

    Alephant


    ich bin für den Theravadabereich -> Suttenbesprechungen. Dann können sich auch andere Interessierte einklinken, wenn sie es möchten.


    Im ersten Schritt wäre ich dafür, den Aufbau, die Struktur des Suttas zu klären.


    Gruß Helmut

    Trotz aller Veränderungsprozesse, die kontinuierlich in deinem Körper und Geist ablaufen, bist du aber auch keine völlig andere Person, die mit deiner Kindheit, Jugend usw. nichts zu tun hat.


    Gruß Helmut

    Du siehst deinen eigenen Widerspruch nicht. Nichteinmal wenn er blank vor dir liegt: "Leerheit einer Person". Da hast du beides drin: das Ding gibt es. Und dazu ist aber auch nicht (leer). Genau solche Aussagen (auch wenn sie "gleichzeitig" gemeint sind) sind mit eben dieser Lehrrede für ein richtiges Verständnis nicht möglich.

    Fangen wir mal mit dem letzten Absatz deiner Antwort an.


    Die Leerheit der Person stellt keinen Widerspruch in sich dar, genauso wie die Selbstlosigkeit der Person kein Widerspruch in sich ist. Die Selbstlosigkeit der Person verneint nicht die Person, sondern eine bestimmte Vorstellung über die Bestehensweise der Person. Genauso verneint die Leerheit der Person eine bestimmte Vorstellung über die Bestehensweise der Person, aber nicht die Person.


    Die Selbstlosigkeit der Person verneint nur, dass es weder innerhalb noch außerhalb der Skandhas eine von sich her, also eigenständig-substanziell existierende Person gibt. Damit ist aber nicht die Person verneint.


    Bei der Leerheit der Person ist es ähnlich. Die Leerheit verneint, dass es eine wahrhaft, aus sich heraus existierende Person gibt. Damit ist aber nicht die Person negiert, sondern nur eine bestimmte Auffassung über die Bestehensweise der Person.


    Dass eine Person oder ein anderes Phänomen leer ist, bedeutet ja nicht, dass es diese nicht gibt, sondern dass diese nicht auf die beiden extremen Sichtweisen existieren, die Buddha mit der rechten Sichtweise im Kaccayanagotta-Sutta negiert.


    Gruß Helmut

    Was ich nicht verstehe ist, wie der Mahayana aus anatta, der Nichtexistenz einer ewigen Seele, gleich eine Nichtexistenz aller Phänomene ableitet.

    Da wird ja im Mahayana überhaupt nicht getan. Im Mahayana wird nicht die Existenz der Phänomene verneint, sondern es wird im Mahayana verneint, dass die Phänomene inhärent, aus sich selbst heraus, aufgrund eigener Merkmale existieren. Dies wird oft verkürzt mit dem Begriff der Nicht-Existenz ausgedrückt. Das zeigt, dass es nicht um die verwendeten Begriffe geht, sondern um ihre inhaltliche Bedeutung, um das was mit den Begriffen bezeichnet und ausgedrückt wird.


    Gruß Helmut

    Alephant,


    ich denke du solltest die Sutta lieber noch einmal genau lesen und studieren. Das was du im Zitat unterstrichen hast, dem du dann im ersten Satz deiner Antwort widersprichst, ist Inhalt des Kaccayanagotta-Sutta: Vers 4 und 5 und 7. Diese beiden Extreme überwindet man durch die Sicht der zwölf Glieder des abhängigen Entstehens (Vers 8)


    Gruß Helmut

    Bedingt durch Unwissenheit entsteht nicht der Eindruck einer Person, sondern eine falsche Auffassung über die Bestehensweise der Person. Nur weil man eine falsche Auffassung über die Bestehensweise der Person hat, bedeutet dies ja nicht, dass es keine Person gibt.


    Im früher schon erwähnten Kaccayanagotta-Sutta, in dem Kaccayana den Buddha fragt, was rechte Ansicht sei, sagt der Buddha ja nicht, dass es keine Person gibt, sondern er sagt, dass in der Welt zwei extreme Ansichten bestehen: die Ansicht der Existenz und die Ansicht der Nicht-Existenz. Er widerlegt also nur Ansichten über die Bestehensweise von Phänomenen und dazu gehören eben auch die Personen.


    Von der Selbstlosigkeit der Person zu sprechen macht keinen Sinn, wenn es keine Person gibt. Die Selbstlosigkeit der Person verneint nicht die Person, sondern falsche Ansichten über die Bestehensweise der Person, die wir auf dem Pfad aufgeben müssen.


    Wenn es keine Person gibt, dann gibt es auch niemanden, der Leid erfährt. Wozu dann die Lehre des Buddha von den vier Wahrheiten der Edlen?


    Gruß Helmut

    Nagarjunas Aussagen zu Ursache und Wirkung beziehen sich auf zwei Ebenen von Wirklichkeiten:


    1.) Auf der Ebene der relativen, konventionellen oder weltlichen Ebene, geht er mit den kanonischen Texten konform. Er leugnet die Dinge nicht, weist aber darauf hin, dass sie wesenlos und leer sind.


    2.) Auf der Ebene der absoluten Wirklichkeit dagegen vertritt und begründet Nagarjuna die radikale These, dass in Wahrheit alle kausalen und bedingten Entitäten der Welt nicht möglich sind. Sie können einfach nicht existieren.

    Dies stellt die Position Nagarjunas nicht korrekt war. Mit dieser Darstellung wird behauptet, Nagarjuna würde einen Gegensatz zwischen den beiden Wahrheitsebenen vertreten. Außerdem würde die Ebene der absoluten Wahrheit, wie sie hier dargestellt wird, bedeuten, dass es die konventionelle Ebene nicht geben kann. Wenn Phänomene oder Entitäten einfach nicht existieren, dann kann es auch die relative, konventionelle Ebene nicht geben, da sie an die Existenz der Phänomene gebunden ist.


    Nagarjuna sagt in Mulamadhyamakakarika vielmehr, dass die beiden Ebenen sich zwar unterscheiden, aber einander bedingen und nicht im Widerspruch zueinander stehen:


    "Die Dharma-Lehren der Buddhas

    beruhen auf den zwei Wahrheiten:

    konventionelle Wahrheit der Welt

    und die letztendliche Wahrheit.


    Ohne sich auf Konventionelles zu stützen

    kann das Letztendliche nicht gelehrt werden.

    Ohne die Erkenntnis des Letztendlichen

    ist Nirvana nicht zu erreichen."

    (Mulamadhyamakakarika, 24.Kapitel, Verse 8 und 10) (1)


    In Mulamadhyamakakarika geht es Nagarjuna nicht darum, auf der letztendlichen Ebene die Nichtexistenz der Phänomene oder Entitäten nachzuweisen. Sein Thema ist ein anderes. Er setzt sich in seinem Werk mit Buddhisten seiner Zeit auseinander, die aus dem abhängigen Entstehen schlussfolgerten, dass die abhängigen Phänomene nur existieren können, wenn sie inhärente Existenz aufgrund eigener Merkmale besitzen.


    Diese Sichtweise hat Nagarjuna kritisiert und negiert. Sonst nichts. Wenn er in seinem Werk sagt, dass dieses oder jenes nicht existiert, dann bedeutet dies eben nur, dass er negiert, dass die Phänomene inhärent existieren. Das Wort inhärent taucht dabei in seinem Werk kaum auf, weil es in dem Kontext der damaligen Auseinandersetzung klar war, um was es ging. Aus heutiger Sicht sind ist Mulamadhyamakakarika eben ein Werk, das an vielen Stellen interpretiert werden muss und nicht nur wortwörtlich genommen werden kann.


    Gruß Helmut


    (1) Das Zitat ist nicht aus Brosamer-Weber/Beck, sondern aus Seminarunterlagen zum Mulamadhyamakakarika.

    Lasst uns alle Wesen zur Befreiung führen. Wir haben zwar keinen Plan wie das geht, aber das soll unser Ziel sein.

    Denn Plan findest du in den Suttas und Sutras, die den Buddhadharma überliefern und in einigen von ihnen hat Buddha Sakyamuni seinen Entwicklungsweg zum Buddha geschildert. Diesen Weg, den der Buddha verwirklicht hat, können wir auch verwirklichen; wenn wir es denn wirklich wollen. Dann können wir für andere Menschen genauso hilfreich sein wie es Buddha Sakyamuni gewesen ist.


    Gruß Helmut

    Was macht denn ein Buddha? Er zeigt uns die Mittel und Methoden auf mit denen wir die Befreiung aus Samsara erreichen können. Aber diese Befreiung erlangen wir nur dadurch, dass wir diese gelehrten Mittel selber anwenden. Sie nur zu hören reicht nicht. Genauso ist es mit dem was uns unsere Lehrer / Lehrerinnen aufzeigen.


    Bei einigen Beiträgen habe ich den Eindruck, dass die Bodhisattva-Motivation und -zielsetzung nicht klar ist und auch nicht klar ist wie man zu einem Bodhisattva wird, wie man in den Bodhisattvapfad eintritt.


    Bis man in den Bodhisattvapfad eintritt, ist einiges zu tun. Als erstes muss man eine tiefgründige Einsicht in die eigene leidhafte Lage im Samsara sowie deren Ursachen und den Wunsch, sich hieraus befreien zu wollen, entwickeln. Dann macht man sich klar, dass alle anderen Menschen sich in derselben leidhaften Lage befinden und entwickelt den Wunsch, dass sie genauso wie ich selbst von diesem Leiden frei sein mögen. Dann muss man sich fragen, besitzt man selber die Fähigkeiten, ihnen dabei zu helfen, sich aus Samsara zu befreien. Wahrscheinlich werden wir feststellen, dass wir sie noch nicht in ausreichendem Maße besitzen. Deshalb entwickelt man im nächsten Schritt den Erleuchtungsgeist (Bodhicitta). Der Erleuchtungsgeist ist ein zweifacher Wunsch: Damit ich die Menschen aus ihren samsarischen Leiden herausführen kann bzw. ihnen die Mittel und Methoden, die zur Befreiung führen, aufzeigen kann, will ich die Qualitäten eines Buddhas, also die Buddhaschaft, erreichen. Denn nur dann kann ich dieses bewirken. Nachdem man sich dann gründlich mit dem Bodhisattvagelübde inhaltlich auseinandergesetzt hat, nimmt man dann das Bodhisattvagelübde bei einem Lehrer / einer Lehrerin und beginnt mit den Übungen des Bodhisattvapfades.


    Die Bodhisattva-Motivation und -zielsetzung hat nichts mit Egozentrik oder Egoismus oder Helfersyndrom zu tun. Sie eine altruistische Haltung mit der man das Glück anderer wichtiger nimmt als das eigene. Man nimmt sich selber zurück, weil die anderen Menschen sehr viele mehr sind als man selbst. Erstaunlicherweise führt diese Haltung des sich-selbst-zurücknehmens nicht zu mehr eigenem Leid, sondern zu mehr eigenem Glück.


    Gruß Helmut

    Der Begriff Hinayana ist in Indien entstanden und ist nicht von den tibetischen Buddhisten erfunden worden. Es kommt drauf an aus welcher Perspektive man die Begriffe Hinayana und Mahayana verwendet. Es macht Sinn, sie als philosophische Begriffe zu benutzen, um zwei grundlegende philosophische Systeme des Buddhismus voneinander zu unterscheiden.


    Wenn man den Begriff Hinayana abschaffen will, dann muss man auch den Begriff Mahayana abschaffen. Wenn man letzteres nicht will, den Begriff Hinayana aber für veraltet und überholt hält, muss man Hinayana durch einen für die heutige Zeit geeigneteren Begriff ersetzen.


    Genauso wie man Theravada nicht mit Hinayana gleichsetzen kann, kann man auch nicht Sarvastivada mit Hinayana gleichsetzen. In Indien war Hinayana ein umfassenderer Begriff als Theravada oder Sarvastivada. Theravada und Sarvastivada waren damals neben anderen Schulen / Tradition besondere Fälle des Hinayana.


    Gruß Helmut

    Hallo Spock,


    wenn es um die Bezeichnung indischer buddhistischer Lehrmeinungssysteme geht, so sind Cittamatra und Yogacara zwei Bezeichnungen für ein und dasselbe Lehrmeinungssystem. Die beiden Begriffe bezeichnen also dasselbe philosophische System.


    Nun gibt es im Madhyamaka mehrere Unterschulen. Die beiden Hauptschulen sind die Svatrantikas und die Prasangikas. Die Svatrantikas unterteilen sich noch einmal in die Yogacara-Svatrantika-Madhyamikas und die Sautrantika-Svatrantika-Madhyamikas.


    Die Yogacara-Svatrantika-Madhyamikas sind Madhyamikas und keine Yogacarins oder Cittamarins, weil es deutliche Unterschiede in den philosophischen Auffassungen gibt, aber die Yogacara-Svatrantika-Madhyamikas übernehmen bestimmte Elemente aus der Philosophie der Yogacarin / Cittamatrin.


    Gruß Helmut

    Ok ich verstehe. In einem Eimer ist kein Eimer zu finden. Aber was ist mit einem kleineren Eimer? Der würde da doch hineinpassen. Wenn du noch erklärst was ein Ich sein soll, in dem sich sogar noch etwas befinden kann, sich spezifisch aber kein Ich darin befindet, kommt vielleicht ein wenig Vernunft/Licht zum Vorschein.

    Hallo Vedana,


    du hast die Fragestellung nicht verstanden. Es geht nicht darum, um beim Beispiel vom Eimer zu bleiben, ob ein kleiner Eimer in einen großen Eimer passt, sondern darum ob ein Eimer ein Eigenwesen besitzt, das man im Eimer auffinden kann. Könnte man im Eimer ein Eigenwesen, das den Eimer zum Eimer macht, auffinden, dann würde ein Eimer nicht abhängig existieren.


    Mehr darum klarzustellen, dass der Buddha keine Leerheit einer Person erstens gelehrt hat und zweitens auch weder geheim noch nicht geheim, dass Dinge leer von sich selbst wären.

    Das bedeutet ja, dass deiner Ansicht nach der Buddha bezüglich der Person atta gelehrt haben muss. Bezüglich der anderen Phänomene muss er deiner Ansicht nach dann ja deren beständige Existenz gelehrt haben.


    Gruß Helmut

    Mir ging es in meinem Beitrag eigentlich nur um eine Strukturierung der Begrifflichkeiten. Es ging mir nicht darum zu erklären was die Zwölf Glieder im einzelnen sind und was ihr Wesen ist.

    Meinst du den Erklärstil? Also dass Karmageschichten auch mal sehr ausgeschmückt sein können (zB. von kotessenden Hungergeistern) und der 12er Nexus eben nicht?

    Ich hatte aufgrund verschiedener Beiträge in diesem Thread den Eindruck, dass bezüglich des abhängigen Bestehens begriffliche Unklarheiten gegeben waren. Die habe ich versucht zu klären mittels des logischen Mittels der Beziehung von Allgemeines - Besonderes. Es ging mir um Begriffsklärung. Es ging mir nicht um eine Darstellung was die Zwölf Glieder und Karma sind und auch nicht darum wie beides dargestellt wird.


    Gruß Helmut

    Phänomene sind erst welche, wenn sie wahrgenommen werden. Ansonsten kann man nicht von einem "Phänomen" sprechen.

    Ja, Wahrnehmungsobjekte und Wahrnehmung existieren in gegenseitiger Abhängigkeit.


    Wie erklärst du die 12 Glieder ohne den Bezug zu willentlichen Handlungen (Karma) wenn das zweite Glied sankhara ist?

    Mir ging es in meinem Beitrag eigentlich nur um eine Strukturierung der Begrifflichkeiten. Es ging mir nicht darum zu erklären was die Zwölf Glieder im einzelnen sind und was ihr Wesen ist.


    Natürlich liegt den Zwölf Gliedern die Unwissenheit und die durch sie motivierten gedanklichen, sprachlichen und körperlichen Taten zugrunde,


    Gruß Helmut

    Ich verstehe das so, dass der Buddha die "Zwölf Glieder des Bedingten Entstehens" immer nur im Kontext der Psychologie verwendet hat. Aber der Begriff des bedingten Entstehens allgemein hat er auch für andere Produkte verwendet. Oder entsteht ein Wagen etwa nicht aus Ursachen und Bedingungen?

    Ich weiss nicht was du mit "andere Produkte" meinst. Ursache und Bedingungen beziehen sich ebenfalls auf subjektive Erscheinungen, wenn diese Begriffe innerhalb des bud. Karmakonzepts verwendet werden. Die Wörter selbst kann man natürlich auch alltagssprachlich verwenden, zB. für physikalische Kausalitäten oder Wahrscheinlichkeiten oder ähnliches, aber dann gibt es in meinen Augen praktische Probleme, wenn man das mit dieser Bedeutung wieder in das bud. Konzept zurücküberträgt. Wie soll man dann als Laie zB. "Körper und Geist abfallen" verstehen, wenn die Lesart eine westlich physikalische ist? (Um nur ein beliebiges Beispiel zu nennen)

    Das abhängige Bestehen (Pratiyasamutpada) bezieht sich ja auf alle Phänomene, wäre somit der Oberbegriff.


    Die abhängig existierenden Phänomene selber kann man wiederum in Subjekte und Objekte unterteilen. Die Objekte sind die vielfältigen Wahrnehmungsobjekte unserer äußeren Welt; die Subjekte sind die verschiedenen Bewusstseinsarten, die die äußeren Objekte wahrnehmen, erfassen.


    Die Zwölf Glieder des abhängigen Bestehens sind m.E. eine besondere Form des abhängigen Bestehens, die beschreibt wie wir immer wieder unfreiwillig in den Daseinskreislauf hinein geraten und wie wir uns aber auch aus ihm befreien können.


    Auch das Karmakonzept ist m.E. eine besondere Form des abhängigen Bestehens, denn es beschreibt den Zusammenhang zwischen unseren Handlungen und unserem Erleben; also den Zusammenhang zwischen unseren unheilsamen Handlungen und unserer Erfahrung von Leid und den Zusammenhang zwischen unseren heilsamen Handlungen und unserer Erfahrung von Glück.


    Gruß Helmut

    Das was Rudolf hier anspricht wird beispielsweise hier ausgeführt:

    Die Prasangika-Madhyamikas mit ihren Hauptvertretern Candrakirti und Shantideva lehnen etwas inhärent Existentes ab. Sie ziehen zur Untermauerung ihrer Ansicht einen Vergleich heran, den der Buddha in einem Sutra gab: Ein Wagen existiert nur als bloße Benennung auf der Grundlage oder in Abhängigkeit von seinen Teilen. Es gibt keinen auffindbaren Faktor "Wagen", den man innerhalb seiner Teile, also auf der Seite des Objekts, ausfindig machen könnte. Der Wagen ist nicht irgendeins der Teile, nicht die Summe der Teile, und er existiert auch nicht getrennt von den Teilen. Man kann also keinen Wagen ausfindig machen, der inhärent existiert, der eine eigene Existenz besitzt. Der Wagen existiert nur in Abhängigkeit, als Benennung abhängig von den Teilen. Das gleiche gilt für die Person, die nur als Begriff existiert, der i

    Letzenlich beduetet das, dass "Wagen" einfach einen Benneung ist. Ein (realer) Wagen ist frei von dem Konzept "Wagen". Und ich gehe davon aus, dass das keine seltsame geheime Lehre ist, sondern dass das im Palikanon genauso lgeehrt wird..

    Candrakirti benutzt im Weisheitskapitel des Madhyamakavatara den Wagen als Beispiel / Analogie um aufzuzeigen, dass die Phänomene leer sind von inhärenter Existenz, leer sind von einem sie bestimmenden Eigenwesen.


    Die Prasangika-Madhyamikas, eine der beiden Schulen des Madhyamaka, begründen dies mit drei Ebenen des abhängigen Bestehens:


    1. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit von Ursachen und Bedingen entstanden sind.
    2. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit verschiedener Teile bestehen.
    3. Die Phänomene sind leer von inhärenter Existenz, weil sie in Abhängigkeit von Benennungen bestehen.


    Letzteres bedeutet u.a., dass ein Phänomen wie ein Wagen oder ein Auto für uns nur existiert, wenn wir einen Begriff, ein Konzept von Wagen oder Auto haben. Es bedeutet aber auch, dass man nicht einfach beliebig nach Lust und Laune benennen kann. Jede Benennung hat ihre jeweilige Benennungsgrundlage, die in der Gesellschaft als solche bekannt und akzeptiert ist.


    Gruß Helmut

    Dadurch dass in weiten Teilen an ein Selbst geglaubt wird, wird auch in weiten Teilen an eine davon getrennte Sphäre geglaubt. Man muss so einerseits eine Leerheit eines Selbstes behaupten und daneben und gesondert davon von den vom behaupteten/geglaubten Selbst getrennten Dingen sprechen, die ebenso leer wären.

    Das hat überhaupt nichts mit Leerheit zu tun. Die Leerheit isoliert die Phänomene nicht voneinander, sondern zeigt ihren Zusammenhang, ihre Verbindung miteinander auf.

    Die Leerheit ist eine Eigenschaft aller Phänomene, nämlich die Eigenschaft leer von einem inhärenten Wesen zu sein. Deshalb existieren alle Phänomene in gegenseitiger Abhängigkeit und weil sie in gegenseitiger Abhängigkeit existieren, sind sie leer von einem inhärenten Eigenwesen.


    Die Leerheit widerlegt also, dass es ein von anderen Phänomenen getrenntes Selbst gibt und dass es vom Selbst getrennte Phänomene gibt. Die Leerheit und das abhängige Bestehen stützen sich gegenseitig.


    Gruß Helmut

    Zitat

    Um die Vergänglichkeit und Leerheit der Erscheinungen zu erkennen, reicht es, sich mit Pratityasamutpada zu beschäftigen


    ... und kann dir klar sagen, dass diese Ansichten, diese Lehre die du vorträgst nicht die Lehre des Buddha ist. Unmöglich mit ihr auf den wesentlichen Nenner zu vereinbaren ist.

    Solche Behauptungen kann man leicht aufstellen. Mit welchen logischen Argumenten kannst du deine Behauptung denn belegen?


    Gruß Helmut