Beiträge von Himmelsbaum

    Keine Ahnung, was dies genau heißt, aber irgendwie steht dahinter wohl die Hoffnung, es wäre noch nicht zu spät, diese düstere Zukunft zu verhindern.

    Es ist nicht zu spät, Schlimmeres abzuwenden. Dazu gehören auf Fakten basierende Bewusstwerdung dessen, wie es wirklich um Klimakatastrophe, Artensterben und Zerstörung der Ökosysteme steht. Daraus resultiert im besten Falle die Selbstverpflichtung, das Handeln aufgrund dieser Fakten zu ändern und der politische Wille, Gesetze zu erlassen, die möglichst effiziente Rahmenbedingungen schaffen, um die notwendigen Veränderungen zu ermöglichen, und zugleich verhindern, dass weiterhin jede(r) alles zerstören, ausbeuten und vergiften kann, wie er oder sie will – oder glaubt zu müssen.


    Letztlich geht es leider nicht mehr darum, diese düsteren Zukunftsaussichten abzuwenden, sondern es geht um die Frage, wie viel kaputtgeht, bevor wir die Kurve kriegen. Denn das Absurde ist ja: Es ist für alle genug da, nur nicht für alle alles zu jeder Zeit. Es gibt effiziente und intelligente Technologien, die uns allen auf dieser Welt ein weitgehend gutes Leben ermöglichen würden, und wir verfügen über genug Knowhow, dass wir mit und nicht gegen unsere Mitwelt leben könnten.


    Schlimmeres kann man also noch abwenden, düstere Zukunftsaussichten aber nicht mehr. Stimme ich zu. Die Frage um die es geht ist, wie viel kaputtgeht. Da stimme ich auch zu. Wir Menschen sind ja in dieser Situation nicht weil ein Gott uns da hineingeworfen hat, sondern als Ergebnis unserer freiwilligen Entscheidungen. Ich wiederhole mich:


    Ich sehe es so, dass die Klimawandel-Leugner die Wissenschaft nicht versteht und die Klimawandel-Stopper die Menschen nicht verstehen.


    Sagt dein Buch irgendetwas über den Menschen aus und wie der auf globaler Ebene jetzt sein Verhalten ändern kann?


    "Fakten basierende Bewusstwerdung ... Selbstverpflichtung ...", ganz ehrlich wann warst du das letzte Mal unter Leuten. Weltweit soll es 1,1 Milliarden Raucher geben. Jeder davon weiß, dass rauchen massiv der eigenen Gesundheit schadet und schlimmstenfalls durch Passivrauchen auch die Gesundheit der liebsten Menschen, die mit ihm zusammenleben. Dennoch können die ihr Verhalten selbst nicht brechen. Das geht meistens nur über (in)direkten Zwang oder wenn es schon zu spät ist. Wenn einem signifikant großem Bevölkerungsanteil die eigene Gesundheit egal ist, siehe auch meinen obigen Bezug auf die Pandemie, glaube ich nicht, dass wir Menschen auf einmal unser Leben umstellen, weil - böse gesagt - Bangladesch oder irgendeine Fidschi-Insel absäuft.


    Sprecht über den Menschen.

    Ganze Länder wie Bangladesh werden ja versinken und einige Großräume wie Kalkulatta, Bombay und News York zunehmen von Sturmkatastrophen erwirkt werden. Weite Teile der USA und Nordchina und der Nähe Osten trocknen aus und zwischen China und Indien wird es Wasserkriege um die Umleitung der großen Flüsse geben.


    Du schreibst hier von 'werden'. Meinst du dies als 'wird mit Sicherheit eintreten' oder nimmst du noch irgendeinen Konjunktiv an? Thorsten schreibt basierend auf dem Buch noch im Konjunktiv:


    Wenn sich nicht sehr schnell was ändert, wird unsere und die Zukunft unserer Kinder sehr viel düsterer sein als unsere Gegenwart... Die Veränderung geht von jedem und jeder einzelnen aus ...


    Keine Ahnung, was dies genau heißt, aber irgendwie steht dahinter wohl die Hoffnung, es wäre noch nicht zu spät, diese düstere Zukunft zu verhindern. Also wenn Bangladesch unter Wasser ist, ist dies schon ziemlich düster. Statista prognostiziert für Bangladesch eine Bevölkerungszahl von 175 Millionen bis 2027. Wenn allein diese Menschen verdrängt werden, dann löst dies weitere Schockwellen aus. Was will man da mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung?

    Muss, muss kann ich nicht mehr hören, weil aus dem Muss nie ein Tun folgt.

    Wer soll denn der rettende Engel sein, der uns allen die Arbeit abnimmt?

    Die Politik ist ein Spiegel der Gesellschaft, Medien im Zweifel auch, sonst werden sie nicht wiedergewählt oder konsumiert. Gleichsam sind die Möglichkeiten da, von individuellem Handeln über Reden bis z.B. beim Klimastreik am 23.9. in vielen Städten mitlaufen.


    Dass die Möglichkeiten zum individuellen Handeln da sind, ist ja nicht die Frage. Sondern dass sie nicht umgesetzt werden von einer signifikant großen Menge. Warum werden sie nicht umgesetzt? Weil sie idR auf Freiwilligkeit beruhen. Wäre ein autoritärer Staat der entsprechende Verbote mit Gewalt einfordert ein rettender Engel? Letztes Jahr habe ich hier gefragt, ob Demokratie noch zeitgemäß ist.


    Politik und Medien sind nicht nur Spiegel der Gesellschaft, sondern auch ihr Mitschöpfer.

    Ein zu spät gibt es ja nicht - für wen soll es den zu spät sein?


    Nicht für wen, für was! Für was? Dafür die Klimakatastrophe noch aufzuhalten. Dafür ist es zu spät. Die wird kommen. Natürlich, wie auch oben gesagt, kann man dann diese Katastrophe, Prevengers-like versuchen zu managen. Muss, muss kann ich nicht mehr hören, weil aus dem Muss nie ein Tun folgt.

    Ich habe das Buch nicht gelesen. Und habe es auch nicht vor.


    Ich sehe es so, wir Menschen haben es verkackt. Von einem toten Gaul sollte man absteigen, anstatt ihn weiter reiten zu wollen bzw. etwas buddhistischer und frei nach Shantideva: kannst du eine Sache nicht ändern, dann höre auf rumzuheulen und gehe weiter zu einer Sache, die du ändern kannst.


    Ich sehe es so, dass die Klimawandel-Leugner die Wissenschaft nicht versteht und die Klimawandel-Stopper die Menschen nicht verstehen. Ich gehe von mir aus, dass ich beide angemessen gut verstehe. Daraus folgt für mich: der Klimawandel ist real und wir Menschen werden nicht ausreichend etwas dafür/dagegen tun, dass dieser Wandel nicht in eine Katastrophe mündet. Wie Tony Stark es richtig gesagt hat: Wir sind die Avengers, nicht die Prevengers. Wir Menschen verhindern keine Katastrophen, wir bekämpfen sie nachdem sie eingetreten sind.


    Es ist "lustig": Seit 50 Jahren ist das Problem bekannt. In den ersten Jahrzehnten wurde es von den meisten nicht ernst genommen. Dann sagte man, der Klimawandel sei zwar existent, sei aber nicht menschengemacht oder es sei noch viel Zeit etwas zu ändern, heute nehmen die meisten das Problem zwar ernst und es wird auch eingesehen, dass wir Menschen dafür verantwortlich sind, aber nun ist die Argumentation, es sei zu spät, etwas daran zu ändern. Gemeinsam ist diesen Argumentationen, dass man das Verhalten nicht ändern muss.


    Ich denke, manche die noch kämpfen ahnen es auch. Anders formuliert:

    1. Prämisse: Seit 50 Jahren ist das Problem bekannt
    2. Prämisse: In den ersten Jahrzehnten wurde es von den meisten nicht ernst genommen.
    3. Prämisse: Klimawandel sei zwar existent, sei aber nicht menschengemacht

    Welche Schlussfolgerung leitet sich aus diesen Prämissen wahrscheinlicher ab:

    1. Wir bekommen alle einen "Der Tag, an dem die Erde stillstand"-Moment und ändern uns radikal oder
    2. Es sei zu spät, etwas daran zu ändern, weil wir weitermachen wie bisher.

    Die Pandemie hätte so ein "Der Tag, an dem die Erde stillstand"-Moment sein können. Stattdessen wurde gefordert und gelaufen für ein "Gibt mir meinen Alltag zurück!". Viele Menschen sind mitten in einer Pandemie und nicht in der Lage anzuerkennen, dass sie mitten in einer Pandemie sind. Die Amerikaner haben ihre Kulturrevolution erweitert um das Maskentragen. Wir Deutschen sind natürlich auch nicht viel besser. Eine Partei hatte vor der letzten Bundestagswahl für sich mit folgender Aussage geworben: "Die nächste Regierung ist die letzte, die noch aktiv Einfluss auf die Klimakrise nehmen kann." Diese Partei ist jetzt Teil der Regierung und kämpft gegen deutsche Kriegsmüdigkeit und für ein €100-Milliarden Sondervermögen für die deutsche und internationale Kriegsindustrie. Natürlich, nur tote Menschen sind gute Menschen wenn es ums Klima geht. Danach dann arme Menschen usw. Also auch jetzt ist der aktive Einfluss auf die Klimakrise den unsere Demokratie ausübt Geschwätz von gestern.


    Daher kommen mir die Klimawandel-Stopper vor wie der BVB. Jedes Jahr, jede Saison der immer gleiche Satz: Natürlich glauben wir noch an die Meisterschaft solange es rein rechnerisch noch möglich ist. Spoiler alert: der FC Bayern wird wieder Meister, weil der kümmert sich nicht um rein rechnerisch, der macht einfach. Und wir Menschen machen auch einfach weiter wie bisher. Und dann ist es zu spät.

    Es ist immer hilfreich, den Zusammenhang zu beachten:


    Säkularer Buddhismus hat folgende Basis: Die drei Daseinsmerkmale, „anicca“, alle Erscheinungen sind unbeständig, alle Erscheinungen sind „dukkha“ unterworfen, wörtlich „schwer zu ertragen“, sowie „anatta“, alle Dinge sind ohne Selbst, das Wissen um das „Bedingte Entstehen“ und die Idee eines dreiteiligen Wegs, „prajna“ – Einsicht, „sila“ – Ethik und „samadhi“ – Versenkung beziehungsweise Geistestraining. Diese Basis enthält keinerlei Glaubenselemente oder Religion. Sie ist jedem zugänglich, der ausreichend genau beobachtet und in der Lage ist, präzise zu denken. Diese Basis ist kulturunabhängig und nach menschlichem Zeitverständnis zeitlos.


    Diese Prämissen, anicca, dukkha und anatta sind jedem zugänglich - man kann selbst darauf kommen, wenn scharf nachdenkt (Buddha war lediglich ein guter Beobachter und ein präziser Denker, weit weg von den Hagiographien späterer bud. Traditionen) - und frei von Religion. Der gesamte Buddhadharma ergibt sich aus ihnen. Es ist aus meiner Sucht keine kulturelle Prägung denkbar, die diese Einsichten verhindern könnte.


    Ich mache in 'Buddhismus kontrovers' weiter.


    Erst einmal, mit Sucht ist sicherlich Sicht gemeint. Kann es sein, dass die säkulare Sicht gerade das Verständnis obiger Themen verhindert? Das bedingte Entstehen zum Beispiel ist die Erklärung wie Leiden entsteht und wie Wiedergeburt unter der Nebenbedingung anatta funktioniert. Falls jemand aufgrund seiner säkularen Sicht Wiedergeburt von vornherein ablehnen sollte, dann muss er bedingtes Entstehen anders denken.

    Aus dem Kapitel geht hervor, dass die Pfadmomente (18.-21., Spalte des karmisch heilsamen wirkenden) zu den Fruchtmomenten (Spalte des vipāka) führen. Das ist jetzt erstmal trivial, jedoch ist die karmisch-unheilsam wirkende Spalte in lobha, moha, dosa wurzelnd und führt entsprechend nicht zu den Pfadmomenten. Das würde bedeuten, dass alles in lobha, dosa und moha wurzelnd wirkende die Grundlage zum Pfadmoment nimmt und damit erlischt. Das verwirrt mich, da doch erst das auf dem Pfad wandeln zur Minderung der drei Wurzeln führt. Hier beißt sich jetzt die Katze in den Schwanz.


    Dies verstehe ich nicht. Im Theravada folgt der überweltliche Fruchtmoment unmittelbar auf den überweltlichen Pfadmoment. Und natürlich führt Unheilsames (in lobha, moha und dosa wurzelndes Bewusstsein) niemals zum Heilsamen, geschweige denn zum Überweltlichen. Kannst du dies noch einmal umformulieren, ggf. auch mit Zitaten?


    Das "Gehen auf dem Pfad" führt zur Minderung der 3 unheilsamen Wurzeln, aber erst die überweltlichen Bewusstseinsmomente führen zum abschneiden.

    Grundsätzlich erschien mir die Einteilung in kusala (karmisch heilsam), akusala (karmisch unheilsam) und avyākata (karmisch neutral) merkwürdig, da die karmisch neutrale Gruppierung (avyākata) wiederum mit heilsamen und unheilsamen Karma untergruppiert wird. Aber wenn ich es jetzt richtig deute, dann ist das karmisch neutrale ja in vipāka und kiriya geglidert. Und das karmisch neutrale (avyākata) vipāka sind damit Bewusstseinszustände, die die Frucht des bereits gewirkten Karma bilden. Und wäre das nicht karmisch neutral, sondern karmisch (un-)heilsam würde das auf einen fatalismus hinauslaufen. Damit verstehe ich die Eingliederung in kusala (karmisch heilsam wirkend), akusala (karmisch unheilsam wirkend) und eben avyākata (vipāka und kiriya).


    Ich denke, du hast es richtig verstanden. Ich formuliere es aber einmal in meinen Worten:


    Wenn wir etwas tun (Karmahandlung), dann ist dies heilsam, unheilsam oder neutral und führt bezüglich heilsam-unheilsam zu entsprechenden Karmawirkungen (vipaka). Die Karmawirkungen selbst können nicht auch Karmahandlung sein. Daher sind die Karmawirkungen bzw. Früchte karmisch-neutral. Wenn Buddhaghosa schreibt, dass das karmisch-neutrale und gewirkte Bewusstsein zweifach ist, dann weil es die Frucht einer heilsamen-unheilsamen Karmahandlung in der Vergangenheit ist. Also: die karmisch-neutrale Gruppierung wiederum ist nicht mit heilsamen und unheilsamen Karma untergruppiert, sondern mit Karmawirkungen heilsamen und unheilsamen Karmas.


    Gethin gibt in seiner Abhidhammatthasaṅgaha- und Abhidhammatthavibhāvinī-Übersetzung mit Wijeratne eine gute Beschreibung von kiriya und warum es nicht einfach nur funktionell ist:


    Zitat

    The term kiriya, again meaning literally something like 'action', is used in the Abhidhamma to qualify those mental events or states of consciousness that neither produce kammic results (vipāka) nor themselves constitute such results: kiriya states are neither kamma — whether wholesome (kusala) or unwholesome (akusala) — nor its result. As such, kiriya is used to characterize two broad types of consciousness: first certain basic consciousnesses that occur for all beings as part of the process of being conscious; secondly and more significantly, the consciousness of the arahat, which, since it is free of the motivations of greed (lobha), hatred (dosa), and delusion (moha), does not produce results to be experienced in future births. While there is a sense in which the arahat merely acts, his actions are nevertheless based in dhamma and are necessarily motivated by lack of greed, i.e. generosity (alobha); lack of hatred, i.e. friendliness (adosa); and lack of delusion, i.e. wisdom (amoha). As such it is hardly appropriate to describe them as merely 'functional'. {Wijeratne; Gethin 2007 #287D: xx}

    Ich hoffe ich konnte es damit noch etwas klären.

    Ich denke noch nicht.


    den rechten Umgang zu haben

    Das klingt für mich erstmal gut, aber dann schreibst du ...


    Wenn man aber in der Praxis ist (also z.B. Zazen praktiziert) gilt es auch diese Unterscheidungen zwischen verschiedenen Stufen, Sammlungen und co loszulassen und einfach zu sitzen

    ... was für mich nach Autopilot klingt. Und dann weiß ich nicht, wie das zusammen passt. Wahrscheinlich meinst du es eh anders.


    Kammaṭṭhāna ist ein Palibegriff für Meditation, den man auch als Arbeitsplatz übersetzen kann. Der Arbeitsplatz des Yogi ist der Geist und Meditation ist die Arbeit. Da tut man etwas und sitzt nicht einfach nur auf Autopilot. Unterscheiden, vipassana in ihrer höheren Form, ist doch gerade Meditation. Ich erkenne, unterscheide was gerade im Geist ist, wie der Geist gerade ist und steuere dann aktiv dagegen oder steuere aktiv rein, um es zu unterstützen. Dies geht aber nur in der nicht vollen Sammlung.


    In der Lehrrede von der Achtsamkeit spricht der Buddha Im Kontext der Geistbetrachtung darüber, dass der Yogi wissen soll, wenn der Geist gesammelt ist oder nicht. Im Bhikkhunupassaya-sutta heißt es vom Buddha:


    Zitat

    Da wacht, Anando, der Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns.


    Während er aber so beim Körper über den Körper wacht, erscheint aufgrund des Körpers beim Körper Fieberdurst oder Schlaffheit des Gemütes, oder das Bewusstsein wendet sich nach außen.


    Dieser Mönch, Anando, soll das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung richten. Hat er das Bewusstsein auf irgendeine befriedigende Vorstellung gerichtet, dann entsteht Freude. Dem Freudigen entsteht Entzücken. Entzückt im Geiste, beruhigt sich der Körper. Beruhigten Körpers fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend, einigt sich das Bewusstsein... So, Anando, vollzieht sich gerichtete Entfaltung.


    Und wie, Anando, vollzieht sich nicht-gerichtete Entfaltung? Läßt da, Anando, der Mönch sein Bewusstsein nicht nach außen gerichtet werden, so weiß er: ‚Nicht nach außen gerichtet ist mein Bewusstsein.‘ Und er weiß: ‚Nicht bin ich zerstreut auf Früheres oder Späteres, erlöst, nicht gerichtet.‘ Und er weiß nun: ‚Beim Körper wache ich über den Körper, bei den Gefühlen über die Gefühle, beim Bewusstsein über das Bewusstsein, bei den Geistesformationen über die Geistesformationen, unermüdlich, klar bewußt, achtsam, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Trübsinns: mir ist wohl.‘ So, Anando, vollzieht sich nicht-gerichtete Entfaltung.


    In der Lehrrede zur Stillung störender Gedanken spricht der Buddha von 5 Methoden, die Gedanken zu stillen. Dies ist ähnlich den rechten Kämpfen.

    Was ist denn deine Grundlage für diese Aussage?

    U.a. Absichtlosigkeit der Praxis (z.B. Zazen). Dazu kannst du bspw. etwas bei Muho, Shohaku Okumura, Brad Warner oder auch Tenryu lesen bzw. hören.


    Bezieht sich der erste Satz auf praktische Erfahrung? Ist mir nicht ganz klar. Die Leute, die du nennst, sind ja alle mit Kodo Sawaki verwandt. Basierend darauf finde ich es schwierig, eine Aussage, die für mich wie eine Gesamtaussage für den Buddhismus klingt, zu treffen: "Du schaffst hier eine Trennung die nicht vorhanden ist". Ich finde, es wäre besser gewesen zu sagen: in meiner Tradition/Praxis trennen wir so nicht.


    Eine berühmte Anekdote von Ajahn Chah ist: einmal ruft er Schüler X zu: links, links. Nur um dann dem Schüler Z zuzurufen: rechts, rechts. Verwirrt fragt der dritte Schüler Y: Was denn jetzt? Und Ajahn Chah sagt ihm, dem der dabei ist, in den rechten Straßengraben zu fallen, dem sage ich, er soll weiter nach links und dem anderen, der droht in den linken Straßengraben zu fallen, dem sage ich, er soll weiter rechts gehen.


    Es gibt buddhistische Traditionen die unterscheiden in zum Beispiel vorbereitende, angrenzende und volle Sammlung, um dann entsprechend der Situation, Anweisungen zu geben. Da zu sagen, die Trennung - also die Unterscheidung der Bewusstseinssituation - ist falsch, ist aus dieser Perspektive wiederum falsch.


    Über Aktivität und Passivität in der Meditation spricht der Buddha zum Beispiel ganz direkt in der Feuer-Lehrrede:


    Zitat

    Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn das Herz schlaff ist, da ist nicht die Zeit zur Entfaltung der Erwachungsglieder Gestilltheit, Einigung und Gleichmut. Und warum? Das schlaffe Herz, ihr Mönche, ist durch diese Eigenschaften schwerlich anzuregen...


    Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn das Herz schlaff ist, da ist die Zeit zur Entfaltung der Erwachungsglieder Lehrergründung, Tatkraft und Entzücken. Und warum? Das schlaffe Herz ist durch diese Eigenschaften sehr wohl anzuregen...


    Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn das Herz erregt ist, da ist nicht die Zeit zur Entfaltung der Erwachungsglieder Lehrergründung, Tatkraft und Entzücken. Und warum? Das erregte Herz, ihr Mönche, ist durch diese Eigenschaften schwerlich zur Ruhe zu bringen...


    Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn das Herz erregt ist, da ist die Zeit zur Entfaltung der Erwachungsglieder Gestilltheit, Einigung, Gleichmut. Und warum? Das erregte Herz, ihr Mönche, ist durch diese Eigenschaften wohl zur Ruhe zu bringen.

    Falls mir jemand erklären kann/möchte, ob aus buddhistischer Sicht an dem Konzept des "Edlen inneren Kerns", etwas fehlerhaft ist, dann würde ich mich freuen.


    Der Begriff wirkt für mich im Kontext des Buddhismus unpassend. Ich bin Ich-los, Wesen-los, Kern-los. Mir persönlich ist ja schon Buddhanatur zu viel des Guten, da will ich schlicht keinen inneren Kern haben, egal wie edel. Andere können da aber sicher mehr mit anfangen.

    Ist man noch nicht in den Strom eingetreten, dann ist man selbst mehr oder weniger ein individuelles Gemisch auf Leidenschaften und Hemmungen. Die sind bedingt und damit ist der Weg frei, Bedingungen für das Heilsame zu schaffen. Das Herz wird kultiviert und nicht auf den Default zurückgesetzt. Wenn man etwas wieder in sich selbst auffindet, dann weil es in der Vergangenheit kultiviert wurde, nicht weil es dein ursprüngliches Gesicht ist.


    Ganz grobschlächtig: der chinesische Philosoph Mengzi geht davon aus, dass allen Menschen Mitgefühl angeboren ist. Xunzi dagegen sagt, der Mensch ist von Natur aus schlecht und alles Gute an ihm, ist anerzogen, künstlich entwickelt. Falls es dir selbst natürlich vorkommt, dann eben weil du Mitgefühl in der Vergangenheit entfaltet hast. Kannst du nicht darauf zurückgreifen, dann muss du die Bedingungen dafür schaffen und es Schritt für Schritt kultivieren bis es irgendwann natürlich ist.

    Ich nehme an teilweise ist es so, dass asiatische Buddhisten durchaus die für sie abstoßenden, unsinnigen und befremdlichen Aspekte des Christentums durchaus wahrnehmen, aber aus Höflichkeit und Harmoniebedürfnis dann eher über das Gemeinsame sprechen. Was den Dialog langweiliger und fruchtloser macht aber eben vielleicht wirklich harmonischer.


    Dies gilt auch manchmal für den innerbuddhistischen Dialog. Als der World Buddhist Sangha Council (WBSC) 1967 erstmalig zusammenkam, wurden die Basic points unifying Theravāda and Mahāyāna einstimmig beschlossen. Allerdings las ich einmal, und hier fehlt mir leider die Quelle, dass die Einstimmigkeit zwar formal richtig ist, aber sie kam durch die Enthaltung mehrerer Teilnehmer zustande, die dem Gastgeber nicht das Gesicht nehmen wollten. Daher wurde das Missfallen über die Erklärung mittels Enthaltung ausgedrückt. Aber ja, von der anderen Seite betrachtet wurde sie einstimmig angenommen.

    Befreiung bedeutet also die Befreiung von der Illusion eines getrennten Ich ...


    Okay.


    Also verstehe ich es richtig, wenn ich sage: Eine Erkenntnis über die Natur der Bedingungen ist befreiend, nicht aber die Bedingungen selbst ohne irgendeine Erkenntnis? Denn letzteres ist, wie ich das Buchzitat "ein Netz aus Bindungen erzeugt, die uns befreien" verstehe.

    Genauer: nach buddhistischer Auffassung ist jeder Mensch grundsätzlich "Heil,gesund und gut".


    In meiner buddhistischen Auffassung ist eher das Gegenteil der Fall. Da Buddhismus kein einheitliches Ding ist, ist es ja nicht verwunderlich, dass die buddhistische Psychotherapie an einige Buddhismen mehr andocken kann als an andere.

    Sind es die Abhängigkeiten und Bindungen selbst, die befreiend sind oder ist es die Sichtweise, die basierend auf dem Erkennen der Abhängigkeiten entsteht, die befreiend wirkt?

    Da nichts außerhalb dieser Abhängigkeiten oder Bindungen Sichtweise existiert: Beides. Die Illusion, von der ich Befreiung erfahre, ist ja die Vorstellung von Unbedingtheit und Abhängigkeit = Getrenntsein des Ich von der Welt.


    Kannst du die beiden Sätze einmal umformulieren, ich verstehe die nicht. _()_

    Von was für einer Befreiung spricht der Autor hier und wie können Bindungen befreiend wirkend?

    Bindungen meint hier das Netz der Abhängigkeiten, des abhängigen Entstehens, in das wir als Wesen mit allen anderen Wesen eingewoben sind. Diese Sichtweise befreit von der Illusion, ein Geist in einer Maschine aus Fleisch und Knochen zu sein, dem nur das Abbild einer illusionären und absurden Wirklichkeit in totaler Isolation in Leere bleibt. Mit anderen Worten: die Befreiung aus dem Gefängnis des egozentrischen Solipsismus. Das ist im Grunde der buddhistische Weg. Leider führt aber ein grundlegendes Missverständnis der Lehre des Buddha oft genug direkt in dieses Gefängnis, dann nämlich, wenn sie zur Weltflucht dient. Dabei sollen alle Verbindungen zu einer als leidhaft erlebten Wirklichkeit vernichtet werden, um in Nichtsein aufzugehen. Das ist diese Form von "Zivilisation", die versucht, sich von der Welt und der Gemeinschaft der Lebewesen abzuschirmen, wie das obige Zitat ausführt.


    Okay. Sind es die Abhängigkeiten und Bindungen selbst, die befreiend sind oder ist es die Sichtweise, die basierend auf dem Erkennen der Abhängigkeiten entsteht, die befreiend wirkt?