Posts by Zrebna

    Mir noch nicht klar ersichtlich, wo sich Philosophie mit Zen widerspricht. Man studiert ja nur Philosophie und muss keine Konzepte übernehmen. Wenn es unheilsame Konzepte sind, die gelehrt werden, sollte man aber schon davon Abstand nehmen, von sowas habe ich aber noch nicht gehört, vielleicht gibt es die in der Philosophie. Im Studium kann man sich aber glaube ich schon freier auswählen, welche Themen man nimmt. Zumindest in der Abschlussarbeit, da kann man ja dann auch eventuell über Zen-Philosophie schreiben.


    Am besten probierst du es einfach mal aus, kann man ja immer noch abbrechen.

    Genau, also es muss sich ja nicht widersprechen und könnte einander bereichern - aber gewisse "Fallstricke" und Herausforderungen gibt es meiner Meinung nach schon. Gerade weil man eben mit einer Fülle von Konzepten und Vorstellungen konfrontiert wird, will man sich in diesen nicht verlieren und eben Maß halten.
    Das gesagt, ich denke auch, dass es ein Philosophiestudium eine gute Ergänzung sein kann, sofern man die, in dem Thread aufgeführten, Herausforderungen meistert.

    Ich kann es nachvollziehen, dass Ludwig Wittgenstein vor der Philosophie floh und zunächst als Volksschullehrer arbeitete und dann sogar als Gärtner der im Schuppen schlief:

    Die Arbeit als Gärtner rahmte nicht nur chronologisch, sondern auch psychologisch gesehen Wittgensteins Zeit als Volksschullehrer ein. Von der einfachen körperlichen Arbeit erhoffte er sich eine therapeutische Wirkung – was er vor und nach seiner Lehrtätigkeit bitter nötig hatte. Nach Abschluss der Lehrerbildungsanstalt ging er daher im Sommer 1920 als Gärtner ins Stift Klosterneuburg bei Wien. Im August schrieb er von dort an seinen Freund Paul Engelmann: „Die Gartenarbeit war gewiß das Vernünftigste, was ich in den Ferien habe machen können. Wenn die Arbeit am Abend getan ist, so bin ich müde und fühle mich dann nicht unglücklich

    Ich glaube es ist ein Unterschied, ob man den ganzen Tag denkt, oder ob man gärtnert.

    Das kann ich auch gut nachvollziehen. Hesse hat ja auch mal gesagt:


    Quote
    Die meisten Menschen wollen nicht eher schwimmen, als bis sie es können. Ist das nicht witzig? Natürlich wollen sie nicht schwimmen! Sie sind ja für den Boden geboren, nicht für´s Wasser. Und natürlich wollen sie nicht denken; sie sind ja für´s Leben geschaffen, nicht für´s Denken! Ja, und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem Wasser vertauscht, und einmal wird er ersaufen.

    Jedoch glaube ich, dass es eben schon einen gewaltigen Unterschied gibt das intellektuelle Denken exzessiv zu betreiben, wie es sicher bei Wittgenstein der Fall gewesen ist, oder eben in Maßen so ein bisschen nebenbei.

    Im Exzess wird aber Vieles, z.b. auch das Körperliche zum "Raub".
    Etwas Sport nebenbei oder leichte körperliche Tätigkeiten sind in mancher Hinsicht förderlich, dagegen stellen langfristig Leistungssport und schwere körperliche Berufe "Raub" am Körper dar und werden zu Problemen führen.

    Ich glaube, allmählich, dass die Eingangsfragestellung des Threads ("verträgt sich Philosophie mit Zen") am Ende wohl auch auf eine Frage des Maßes und der Dosis hinauslaufen könnte.

    Wenn es also darum geht mit einem unverfälschten Anfängergeist an die Sache heranzugehen, dann kann ja eine breite Bildung genau dazu führen, dass man in seinem Kopf Kategorien hat, in die man das einordnen kann, und einem so das unmittelbare Staunen und die Verduztheit verwehrt bleibt.

    Ich denke der Kopf ist auch so ohnehin immer voller Konzepte und die Herausforderung beim Zazen besteht darin, trotzdem und immer wieder zu einem Anfängergeist zu kommen. Insofern sehe ich ein Studium der Philosophie, westliche oder östliche nicht als Hindernis sondern als Ergänzung. Sich das Studium der Philosophie zu versagen, weil man dem Zen folgen will, wäre für mich der falsche Ansatz.

    Das habe ich mir auch gedacht, als ich deinen Post void gelesen habe.

    Da ist zwar viel dran keine Frage. Aber als Mensch entkommt man im Laufe seines Lebens dem sechsten Sinn, also dem Kopf eben nicht.
    Intuitiv habe ich mir dann gedacht, dass wenn man eh schon quasi an Vorstellungen und Konzepten nicht drum herumkommt, dann doch lieber das "kleinere Übel" an Vorstellungen und Konzepten. Und hier scheinen mir die Vorstellungen, Ideen und Konzepte klassischer Philosophie auf jeden Fall im Schnitt "das kleinere Übel" zu sein, im Vergleich zum Beispiel zu unseren heutigen Medien (incl. digitaler und sozialer Medien) mit deren "Meinungsmache".
    Erinnert mich an diese Stelle von Suddhana's obigem Post:
    Es gibt schädlichere Arten, die verbleibenden Stunden des Tages zu füllen.


    Hier könnte man dann im Weiterem eben genau dies als Herausforderung begreifen und annehmen. Also zu üben auch sicher teils interessante Vorstellungen der Philosophie immer wieder (ein Stück weit) loszulassen, wenn man merkt, dass man sich hineinsteigert oder die Anhaftung groß wird.


    Wie aber schon vorher gesagt, ich teile deine ( void) Befürchtungen zu 100%, denn sonst hätte ich ja den Thread nicht gestartet. Ich glaube aber intuitiv, dass Zen und Philosophie sich trotzdem gut ergänzen könnten, solange man eben der Philosophie keine große Bedeutung beimisst und das eher distanziert betrachtet.
    Außerdem erscheint es mir halt, dass es zumindest vergleichsweise ein förderlicherer Zeitvertreib (auch auf dem persönlichen Zen-Weg) ist, als so viele Alternativen.
    Klar, das Beste wäre wohl, die extra Zeit in formale Zen-Praxis oder z.B. auch in achtsam ausgeübten Sport (nochmal zusätzlich zu dem täglichen Pensum der Zen-Praxis, die man eh schon täglich absolviert) zu stecken.
    Aber der Mensch ist schwach... :grinsen:

    Ja, sehe da ganz genau dieselben Gefahren und Herausforderungen.

    Helfen, um diesen "Fallen" nicht zu erliegen, könnte bei mir persönlich eine Art Unabhängigkeit, langsames Studieren und Distanz sein.
    Damit meine ich, dass ich eigentlich für den "Broterwerb" Informatik studiert habe und in der Softwareentwicklung arbeite, was mir auch Spaß macht und ein cooler Job ist.

    Falls ich mich wirklich dazu entschließen würde, Philosophie zu studieren, dann würde das an der Fernuni Hagen (M.A. Philosophie – Philosophie im europäischen Kontext) in sehr langsamer Teilzeit als Hobby geschehen (gibt keine Höchststudiendauer und kostet quasi fast nichts, da einzige staatliche Fernuniversität in Deutschland).
    Das heißt auch, dass ich damit keine externen Ziele verfolge, also jetzt nicht plane da irgendwas beruflich in die Richtung zu machen.
    Das heißt, dass wenn ich merke, dass ich da quasi zu viel Anhaftung entwickle, mich reinsteigere, o.ä., dann kann ich es auch jederzeit wieder sein lassen.

    Generell sehe ich aber dieselben Gefahren und potenziell Probleme wie du, als auch die potenziellen Chancen, die Sudhana und auch du genannt haben - wichtig wird auf jeden Fall sein, ehrlich zu beobachten, ob ich mich dann da reinsteigere, etc... und ggf. dann eben es wieder sein zu lassen...

    Vielen Dank Sudhana für deinen weiteren sehr hilfreichen Post.

    Ich hätte es rein instinktiv "aufs Geratewohl" genauso gesehen wie du.
    Das heißt, solange die Zen-Praxis im Vordergrund steht und bleibt, und man die "intellektuelle Übung" nur "leicht hält" (weder übertreibt noch zu viel Bedeutung beimisst), sollte so ein akademisches Philosophiestudium wohl der Zen-Praxis zumindest schon mal nicht schaden - im besten Fall erkennt man evtl. sogar paar interessante Wechselbeziehungen oder wie du sagst, man versteht eher, warum es einem zum Zen-Weg oder einfach zu "mehr verstehen wollen" hinzieht.

    Auch vielen Dank für die Lektüreempfehlungen :)

    Heinrich Lethe, ZEN und die großen Fragen der Philosophie.


    Kann ich empfehlen.

    Auf welche Philosophen bezieht sich der Autor in der Gegenüberstellung?

    Geht er z.B. auf die Philosophie Heideggers oder später dann auch Sartres ein?
    Das heißt, auf eher "neuere" (19tes Jahrhundert bis heute) Philosophien, die Gemeinsamkeiten zum Zen und insbesondere zum Buddhismus beinhalten, wie z.B. Heidegger's Phänomenologie?
    Oder bezieht er sich auf länger zurückliegende Epochen der Philosophiegeschichte?

    Jedenfalls, Danke schon mal für den Buchtip :)

    Hi!


    Mich würde interessieren, wie erfahrene Zen-Praktizierende die Frage im Titel-Betreff für sich beantworten würden.
    Es geht hier insbesondere darum, ob ein Philosophiestudium im akademischem Sinne (also an der Uni) in unseren Breitengraden für den persönlichen Zen-Weg eher hinderlich ist/sein kann oder gar förderlich ist/sein kann?

    "Hinderlich" z.B. ggf. deswegen, weil Philosophie am Ende doch "nur" wieder hauptsächlich diskursiv über die Ratio abläuft und in Worten limitiert ist.
    Außerdem liefert (westliche) Philosophie einen großen Haufen neuer Konzepte, Meinungen, Vorstellungen, Ideen, etc.


    Auf der anderen Seite haben doch zahlreiche erfahrene Zen-Praktizierende einen akademischen philosophischen Background. Zwar mag ihnen Philosophie nicht die vollständige Erfüllung gebracht haben, aber evtl. hat es doch das Verständnis breiter gemacht und gewisse erste Erkenntnisse geliefert.
    Vielleicht können sich sogar beide, also Zen und Philosophie gegenseitig fördern, solange man gerade Philosophie mit so wenig Anhaftung wie möglich "betreibt" und daraus keine große Sache macht...


    Mich würde einfach mal interessieren, wie dieses Thema in dieser Community gesehen wird, denn in erster Instanz scheinen sich Zen und westliche Philosophie teilweise entgegenzustehen.
    Gerne auch Meinungen und Erfahrungen von Leuten, die im besten Falle Einblicke in beide "Welten" haben.
    Also aktuell oder in der Vergangenheit eine akademische Laufbahn in der Philosophie und aktuell seit vielen Jahren Zen praktizierend.

    Viele Grüße

    Zrebna

    Hehe, das war gut :grinsen: :like:


    Tatsächlich wollte ich hier aber nochmal kurz nachfragen:
    Um ein gestrecktes Oval zu halten, kommst du da wirklich mit deiner Fingerspitze des Mittelfingers zum Fingergrundgelenk des anderen Mittelfingers?
    Ich bin da eher weiter "unten" und meine Fingerspitze des rechten Mittelfingers wäre "natürlich" so eher (drunterliegend) zwischen dem Fingergrundgelenk und ein Gelenk höher (nennt sich glaub ich Fingermittelgelenk) - Referenz, folgendes Bild (zur Überprüfung ob wir von den selben Gelenken sprechen) :


    Arthrose der Hand- und Fingergelenke
    Wenn die Finger- oder Handgelenke schmerzen, oder wenn sich an den Fingergelenken kleine Knoten bilden, kann eine Arthrose die Ursache sein. Mehr über Symptome…
    www.apotheken-umschau.de


    <- Da findet sich dann weiter unten eine Abbildung mit Benennungen der einzelnen Gelenke einer Hand.


    Evtl. ist es aber auch gut, wenn ich versuche bewusst näher an das Fingergrundgelenk zu "rutschen", weil mir folgendes aufgefallen ist:
    Je mehr ich "runterrtusche", also Richtung Fingermittelgelenk, desto mehr nimmt potenziell der leichte Muskeltonus in der Bizepsmuskulatur ab, was meine Haltung verschlechtert und "lascher" macht - d.h. wie bereits vorher erörtert, "kommt" mein Oberkörper leicht nach vorne und Schultern fallen auch leicht nach vorne -> Brustkorb "schließt" sich etwas.


    Also konkret gefragt:
    Gemäß obiger Abbildung, ist deine Fingerspitze des Mittelfingers definitiv fast unterhalb dem Fingergrundgelenk des anderen Mittelfingers?
    Was bedeutet hierbei "fast".

    Also eher kurz vor dem Fingergrundgelenk (also zwischen dem Fingergrundgelenk und dem Fingermittelgelenk, aber näher am Ersterem) oder genau in die andere Richtung, also leicht hinter dem Fingergrundgelenk (in Richtung Handgelenk/Unterarme...) ?


    Ich weiß, dass das absolute Detailfragen sind und nicht die Essenz der Praxis ausmachen. Auf der anderen Seite hat mit die Verbesserung meiner Haltung (siehe bereits erörterte Punkte) tatsächlich sehr geholfen - daher will ich es einmal gut aufsetzen, einüben und dann bleibt mir eine solide Haltung erhalten - schaden kann's nicht :)


    Gruß

    Zrebna _()_

    Auch hier, Dank dir für deinen Input!

    _()_

    Jedenfalls - um konkret zu werden: ja, ich hebe die Hände durch entsprechendes Anwinkeln des Ellbogengelenks so an, dass die Daumen in Höhe des Bauchnabels sind.

    Wenn's recht ist, dann hierzu noch einmal bzgl. dieser eher technischen Finesse nachgefragt:

    Wenn bei dir sich dann die Daumenspitzen auf Bauchnabelhöhe leicht berühren,

    wo sind dann bei dir persönlich die Handkanten (auf der Seite der kleinen Fingern) positioniert?
    Konkret:
    Sind diese gegen den Unterbauch angelehnt bzw. berühren den Unterbauch, oder sind die etwas vor dem Unterbauch "in der Luft"?


    Wie sieht es mit den berührenden Daumenspitzen aus?

    Sind sie auf Bauchnabelhöhe "in der Luft" etwas vor dem Bauchnabel oder berühren sie den Bauch(nabel) ?


    Gruß

    Zrebna

    Anmerkungen habe ich fett markiert unten eingefügt.

    Ansonsten, vielen Dank auch diesmal wieder für dein sehr hilfreiches Posting - habe mir sogar paar Notizen gemacht :)


    Ich schreibe dir auch mal zu einer anderen Thematik eine private Nachricht, die hier komplett off topic ist und eine speziell gerichtete Frage an dich ist (daher will ich diese nicht in einem Thread posten) - hoffe, dass das ok ist:)


    edit:

    Obiges Vorhaben geht wohl nicht, da man dir wohl keine PMs senden kann - ist natürlich kein Problem und ist auch keine wichtige Frage gewesen, sondern nur etwas, was meine Neugierde/mein Interesse geweckt hat - aber, wie gesagt - nichts Großes, daher kann es auch gut gespart werden xD

    Nochmals aber Danke für den ganzen Input oben :)


    Gruß

    Zrebna _()_

    Denn es macht für mich bzgl. der Philosophie des Zen keinen Sinn. Hier wird ja eben nicht ein freier Fluss/Lauf zugelassen und das gegenwärtige Sosein "gelebt", sondern die Atmung wird manipuliert und das kann man sich meiner Meinung auch nicht schön reden.

    Unser Kursleiter hat u.a. gemeint, dass man halt einfach die Atmung so beobachten soll, wie es halt gerade JETZT geschieht. Geschieht die Atmung gerade JETZT eher flach und ist eher im Brustbereich spürbar (z.B. durch Heben und Senken des Brustbereiches) und kaum oder gar nicht im Unterbauch-Bereich, dann ist es halt eben so und ggf. braucht das der Körper eben so.

    Das klingt für mich auch nach einer Methode. Aber hier nehme ich eher den denkenden Geist wahr und weniger das Sosein.

    Ich habe bei meinem vorherigen Post den 2ten Teil fett markiert - klingt dieser für dich nach einer Methode oder meintest du das was darüber steht?

    Falls ersteres, dann mag da zwar was dran sein. Jedoch glaube ich, dass diese Methode als "Krücke" zumindest näher am Sosein dran ist, als das was drüber steht.

    Daher muss ich die Hände mittels minimaler Bizepsaktivierung (kaum Kraftaufwand) leicht erhöht halten - genauso wie der Kursleiter im Video.

    Du kannst dir als Unterstützung ein kleines Kissen unterhalb hinlegen.

    Ja, das kann man auf jeden Fall machen. Lieber habe ich es aber ohne Kissen und die minimale Bizepsaktivierung (ohne Ablage der Hände) finde ich irgendwie hilfreich - z.B. gegen Müdigkeit.

    Der Kursleiter hat ja in dem verlinktem Video auch seine Handflächen nicht abgelegt - ich wusste halt einfach vorher nicht, dass dies überhaupt "legitim" ist, empfinde es aber bis dato als sehr hilfreich.


    Zu deinem 2ten Post:
    Beim Beobachten der Atmung die Aufmerksamkeit in den Tanden-Bereich/Unterbauch zu bringen und so am besten die Atmung dahin "zu bringen", mache ich zwar auch punktuell (gerade zu Beginn einer Einheit oder bei Unruhe), bin hier aber skeptisch.

    Denn es macht für mich bzgl. der Philosophie des Zen keinen Sinn. Hier wird ja eben nicht ein freier Fluss/Lauf zugelassen und das gegenwärtige Sosein "gelebt", sondern die Atmung wird manipuliert und das kann man sich meiner Meinung auch nicht schön reden.

    Unser Kursleiter hat u.a. gemeint, dass man halt einfach die Atmung so beobachten soll, wie es halt gerade JETZT geschieht. Geschieht die Atmung gerade JETZT eher flach und ist eher im Brustbereich spürbar (z.B. durch Heben und Senken des Brustbereiches) und kaum oder gar nicht im Unterbauch-Bereich, dann ist es halt eben so und ggf. braucht das der Körper eben so.


    Nicht gucken, was man in der Gegenwärtigkeit macht, sondern gucken, was die Gegenwärtigkeit mit einem macht. Nicht SELBER atmen, sondern Atmung geschieht von SELBST - im Idealfall.


    In Zazen-Anleitungen liest man dann trotzdem eben oft, dass man mit der Atmung dies und jenes machen soll (z.B. Atmung in den "Tanden-Bereich" bringen) - widerstrebt wie gesagt dem Gedanken des Zen und führt ihn ad absurdum.


    Sogar in dem bekannten Sutra von (angeblich) dem historischem Buddha über die Achtsamkeit der Atmung (da ich Zen nicht als intellektuelles Studium praktiziere und das auch bewusst nicht möchte, spare ich mir nun einfach fech die Zeit zu googeln, wie das Sutra genau heißt xD) erscheint mir es so, dass es wirklich nur um das (nicht-selbst-eingreifende) Beobachten der Atmung (wie sie halt gerade JETZT geschieht) geht.


    Klar, die Unterbauchatmung ist gesünder und führt zur Entspannung, aber Zen-Praxis ist weder eine Gesundheitsübung, noch eine Entspannungsübung - auch wenn das auf lange Sicht oftmals als ein Nebenprodukt einer langen Praxis, quasi als Bonus, mit dabei ist.


    Ich glaube, dass man näher an dem wahren Kern von Zen dran ist, wenn man eben nicht SELBER in einer bestimmten Art und Weise atmet und da etwas mit seiner Aufmerksamkeit macht, sondern eben einfach nur das Sosein wahrnimmt, und somit auch einfach die Atmung ganz von selber geschehen lässt.


    PS.:
    Nicht wundern, wenn ich manchmal relativ spät antworte - ich bin einfach nicht jeden Tag privat online. Dafür schon mal sorry :)


    Gruß

    Zrebna _()_

    Im Halb-Lotus kann ich meine Hände bis dato def. nicht ablegen, da sich meine Daumenspitzen dann deutlich unterhalb der Nabelhöhe befinden.

    Daher muss ich die Hände mittels minimaler Bizepsaktivierung (kaum Kraftaufwand) leicht erhöht halten - genauso wie der Kursleiter im Video.

    Ist das legitim bzw. wie hältst du das Mudra in Nabelhöhe? Wenn ich dich richtig verstehe, dann denkst auch du, dass die Höhe des Berührungspunktes der Daumenspitzen wichtig ist.


    Der Tipp, dass man den Rücken durch das runterdrücken der Ellenbogen wieder aufrichten kann, ist gut - werde ich auf jeden Fall versuchen.

    in deinem Text zu der Sitzmeditation scheibst du auch über den Atem. Das ist ein Punkt an dem ich öfter

    Hallo!

    Ich grabe nochmal diesen Thread aus, da ich einen Tipp teilen möchte, der bei mir bzgl. diesem Thema ("Atemschwierigkeiten" beim Praktizieren) enorm geholfen hat.


    Ich habe kürzlich an meinem ersten 3-tägigen Zen-Einführungskurs teilgenommen (dort Voraussetzung, um an Sesshins teilnehmen zu dürfen).

    Der Kursleiter hat dort einen Aspekt der Handhaltung genau erläutert, der für mich den Unterschied ausmacht und wirklich dabei hilft den Brustkorb zu öffnen und ganz automatisch in eine tiefere Atmung zu kommen und zu bleiben.


    Konkret empfiehlt er nicht die Hände (in der bekannten Position des Versenkungsmudras) "lose" in den Schoß bzw. auf den Oberschenkel(n)/Füßen abzulegen (wie ich es bis dato immer in Anleitungen gelesen habe - sogar im Fukan Zazengi), sondern mittels minimaler Bizeps-Aktivierung leicht erhöht zu halten (Schultern-und Nackenbereich bleiben dabei locker und entspannt) - und zwar so, dass sich die beiden Daumenspitzen etwa auf Bauchnabelhöhe berühren.

    Hält man die Arme nicht leicht erhöht, berühren sich die Daumenspitzen unter der Bauchnabelhöhe und es besteht die Gefahr mit dem Oberkörper nach vorne "zu kommen", wobei dann der Brustkorb nicht nehr so offen ist und es ggf. im Oberkörper zu Anspannungen oder Verspannungen kommen kann.


    Da ich nicht der Beste im Erklären bin, hier gibt es von dem Kursleiter auch ein Video über Empfehlungen zur Sitzposition beim Zazen - relevante Stelle ab Minute 14 - aber auch sonst ein sehenswertes Video:


    External Content www.youtube.com
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    Gruß

    Zrebna _()_

    Ich kann es mir nun doch nicht verkneifen dich ganz direkt zu fragen, wieso deine Antworten zu einer hohen Frequenz im schlechtesten Falle selber ein Koan darstellen und im besten Falle so gezwungen "pseudo-zen-snarky sind?

    Hab versucht, darauf zu antworten, aber aufgegeben.

    Ich sehe das nicht in meiner Antwort.

    "pseudo-zen-snarky" und das blockiert alles Denken. Das Versteh ich nicht.

    Was genau nicht?

    Evtl. geht es bei deinen Antworten doch nicht in die Richtung, die ich vermutet habe. Es könnte auch sein, dass wir uns beide einfach sprachlich (zumindest in Schriftform) relativ verschieden ausdrücken, so dass nicht immer klar ist, was der Andere meint.

    Kann ja eben auch umgekehrt gut sein, dass du nicht immer weißt, was ich mit meinen Postings ausdrücken will, weil nun umgekehrt meine schriftliche Ausdrucksform für dich nicht immer eindeutig oder klar ist.


    Wie gesagt, wollte ich dich da gar nicht speziell angehen und evtl. trifft das vorher Geschriebene auch gar nicht auf dich zu.


    Nur allgemein begegne ich halt diesem, im vorherigem Post beschriebenem, Phänomen öfters in Zen-Foren und da wollte ich generell schon mal öfter nachfragen, was es damit auf sich hat...


    Nix für Ungut _()_

    Der Inhalt ist für mich auf jeden Fall stimmig, das ist nicht der Punkt.

    Ich finde halt, dass dein Posting zumindest nicht direkt auf die Fragestellung im Betreff oder im Eröffnungspost eingeht.
    Denn es ist ja nicht bestritten, dass eine gute Sangha und ein guter Lehrer hohen Wert für den Weg haben und man so schneller/besser und ggf. weiter vorankommt.

    Jedoch hat halt nicht Jeder Glück, direkt von Beginn an solche idealen Pfeiler zu haben.


    Aus diesem Gesichtspunkt heraus, zweifle ich dann aber die Behauptung an, die man in vielen Internet-Foren findet, dass ein Praktizieren von Zen (speziell die formale Praxis des Zazens) ohne Sangha und Lehrer komplett fruchtlos bleibt und es quasi zur gar keiner Weiterentwicklung auf dem Weg kommt.

    Da kann ich der Internet-Meinung recht geben. Aus der "Einzelgängerfalle" hat mir der Lehrer überhaupt geholfen. Buddha und seine Reden.

    Ich kann es mir nun doch nicht verkneifen dich ganz direkt zu fragen, wieso deine Antworten zu einer hohen Frequenz im schlechtesten Falle selber ein Koan darstellen und im besten Falle so gezwungen "pseudo-zen-snarky sind?


    Ich kann mir vorstellen, dass wenn man immer wieder so antwortet, davon ausgeht, dass dies hilfreich sei.

    Das mag bis zu einem gewissen Grad stimmen (z.B. für Disruption sorgen und so Jemanden auf etwas stoßen), aber optimal ist es meiner Meinung nach nicht.

    Generell beobachte ich solche Art Antworten zu geben eigentlich nur vereinzelt in Zen-Foren (in Theravada-Foren schmeißt man lieber mit Suttas rum, wenn man einen Punkt untermauern mag - ähnlich wie manche Christen mit Versen aus dem AT oder NT -> nach dem Motto "so hier - Beweisführung abgeschlossen - Punkt ist nun "settled - kein weiteres und vor allem kein eigenes Nachdenken erwünscht!").


    Ich habe vor Kurzem eine Dissertation von einem Philosophen und Religionswissenschaftler gelesen, der u.a. den Wahrheitsbegriff im Zen mit dem von Heidegger vergleicht...

    Hier hat er eben an einer bestimmten Stelle versucht Koans zu erklären bzw. zu erläutern, dass diese im diskursivem Sinne gar nicht zwingend eine Sinnhaftigkeit haben müssen, sondern die "wahre" und tiefere Bedeutung eines Koans nur in einem Moment der "Klarheit"/des Erwachens geschieht - eben auf einer anderen Kontextebene - nicht-diskursiv.


    Doch hier kommt nun mein Kernpunkt:
    Es ist doch hier Jedem klar, dass man sich hier in einem Austausch-Forum befindet.

    Das heißt, dass dieser Kontext-Bereich eben einer ist, indem man miteinander ganz weltlich, pragmatisch und eben diskursiv diskutiert bzw. sich austauscht - oder sehe ich das falsch?


    Daher irritieren mich immer so vereinzelnde und indirekte, "pseudo-am-Punkt-vorbeiführende-aber-dann-am-Ende-doch-den-Punkt-irgendwie-treffende und im Extremfall sogar koan-ähnliche oder zumindest paradoxe und nicht "straight-forward" Antworten in Zen-Foren nach wie vor.

    Meine bisherige Annahme ist einfach, dass diese Kommunikationsplattformen, wie z.B. Foren, eher für direkten und diskursiven Austausch geeignet sind.


    Daher die Frage, ist meine Grundannahme diesbzgl. evtl. falsch?

    Denn falls ja, dann würde sich meine punktuelle Irritation im besten Falle in Luft auflösen (zumindest, sofern ich die Argumentation nachvollziehen könnte) und ich könnte mir zukünftig selber paar coole koan-ähnliche, gewitzte und gewiefte Antworten überlegen, um im Club der schon (fast) Erleuchteten in der Hierarchie aufzusteigen und zu zeigen, wie weit ich schon auf meinem Wege bin. ^^


    PS:

    Ich will dich mit dem Post übrigens absolut nicht angreifen und viele deiner Antworten finde ich auch generell gut und hilfreich.

    Auch bist du offensichtlich schon sehr lange dabei bzw. auf dem Weg und wirst schon wissen, wovon du sprichst...
    Ich bin nur ehrlich daran interessiert, warum man gerade in Zen-Foren oft diese Art/Form der "Antwortgebung" vorfindet und wo die potenziellen Vorzüge liegen (die ich evtl. nicht alle sehe) .

    Auf jeden Fall werde ich mal in mich selber rein horchen müssen, warum mich das überhaupt irritiert und an manchen Stellen sogar leicht triggert.

    Nach meinen Erfahrungen ist der beste Korrekturfaktor das tätige Vorbild des Lehrers - und nicht einfach seine Hinweise, das kann nämlich das soziale Umfeld und die Familie mindestens ebenso gut und/oder die Sangha. Das entspricht übrigens der ostasiatischen Tradition - gelernt wird im Wesentlichen durch Beobachtung, nicht einfach durch mündliche Unterweisung. Ich hatte das wirklich riesige Glück, dass ich zwei Lehrer hatte, die das genauso hielten, und zuletzt eine Sangha, in der man nicht ausbüxen konnte. Selbst meine ersten akademischen Lehrer waren von diesem Schlag. Scheint aber eine aussterbende Gattung zu sein.
    Die üblichen "Zen-Meister" scheinen eher das zu simulieren, was sie aus den alten Zen-Geschichten zu ziehen glauben.

    Klingt alles gut, aber zu dem fett markieren doch nochmal nachgefragt:

    Was meinst du damit konkret oder wie hat sich das geäußert?


    Wer dann andererseits Probleme wegen der religiösen und rituellen Formen hat, wird sicher nicht zur Annahme der Gelübde gedrängt, er sollte nur offen mit seinem Lehrer darüber sprechen. Die, die ich kenne, haben mit Säkularisten kein Problem, so lange die kein Problem mit den Übungsformen der Gemeinschaft haben.


    Wenn ein Lehrer hier ein Problem hätte, dann wäre es ehrlich gesagt für mich persönlich ein absoluter red flag. Gerade dieser dogmatischen Einengung wollte das ursprüngliche Chan doch entfliehen (Schritt in die Freiheit) - heute ist dieser ganze Balast natürlich wieder da - der einfache Homosapiens braucht wohl etwas zum niederwerfen und anbeten - provokativ und überspitzt ausgedrückt.
    Hier sei noch angemerkt, dass ich das nicht mal (nur) angreifend meine, sondern wirklich denke, dass es dem Mensch inne wohnt bestimmte "obere" Regeln zu definieren und es dann ggf. zumindest in einem bestimmten Kontext hilfreich ist, sich an etwas Vorgegebenem orientieren zu können.

    Gefahren birgt da natürlich auch.


    Danke für den interessanten Post - die anderen Postings lese ich mir dann in Ruhe morgen durch:)


    _()_

    Der Inhalt ist für mich auf jeden Fall stimmig, das ist nicht der Punkt.

    Ich finde halt, dass dein Posting zumindest nicht direkt auf die Fragestellung im Betreff oder im Eröffnungspost eingeht.
    Denn es ist ja nicht bestritten, dass eine gute Sangha und ein guter Lehrer hohen Wert für den Weg haben und man so schneller/besser und ggf. weiter vorankommt.

    Jedoch hat halt nicht Jeder Glück, direkt von Beginn an solche idealen Pfeiler zu haben.


    Aus diesem Gesichtspunkt heraus, zweifle ich dann aber die Behauptung an, die man in vielen Internet-Foren findet, dass ein Praktizieren von Zen (speziell die formale Praxis des Zazens) ohne Sangha und Lehrer komplett fruchtlos bleibt und es quasi zur gar keiner Weiterentwicklung auf dem Weg kommt.

    Schon mal wieder mal Danke dir für den Post - der erste Post, der scheinbar mein Anliegen begriffen hat und produktiv aufgreift - es besteht noch Hoffnung :)

    Mein Hauptpunkt ist nochmal, dass ich ganz klar davon ausgehe, dass ein guter Lehrer und eine Sangha sehr hilfreich auf dem Weg sind.

    Ist dies (temporär oder noch nicht) nicht gegeben, dann gehe ich aufgrund Indizien aber auch logischem Verstand davon aus, dass das Praktizieren auf "eigene Faust" ohne Lehrer und Sangha zwar zu Limitierungen führt (wie schnell geht es voran, wie weit geht es voran...), aber nicht gänzlich ohne Entwicklung bleibt.