Ich praktiziere auch immer mal den Body Scan, vielleicht hilft dir meine Erfahrung als Anregung für deine Praxis etwas weiter.
Also ich meditiere hauptsächlich nach Culadasa, und in seinem Shamatha 10-Stufenmodell gehört Body Scan in Stufe 5 zu den empfohlenen Methoden zur Steigerung der Konzentration und Achtsamkeit.
Ich empfinde es unter anderem auch als Training der Wahrnehmbarkeit des Körpers. Ich glaube, gerade wenn man wie ich meist mit offenen Augen meditiert, entwickelt sich schnell ein Ungleichgewicht in der Wahrnehmung, bei mir etwa, dass ich den Geist und auch das visuelle Empfinden der Welt immer stärker wahrgenommen habe, und den Körper im Vergleich immer schwächer. Durch systematisches Body-Scan Training kann man glaube ich dieses Ungleichgewicht korrigieren, und sich wieder stärker des Körperempfindens bewusst werden, was auch mental einen stark "erdenden" Effekt haben kann, also dass geistige Impulse im Vergleich zur Wahrnehmung des Körpers nicht mehr so übermächtig sein müssen.
Also ich weiss nicht genau, wie es anfangs bei mir war, da ich vor 20 Jahren schon einmal regelmässig meditiert habe, und dabei auch Body-Scan praktiziert habe. Die durch Training gesteigerte Wahrnehmung des Körpers ist wie ein Muskel, der nie ganz verschwindet, den man aber nur durch regelmässiges Training intensiv wirksam sein lassen kann. Jedenfalls ist es bei mir so, dass ich wenn ich darauf achte, ein Gefühl für die Position meines Körpers, seiner Körperteile, und der Empfindungen an und in ihm haben kann. Wenn ich im Body Scan etwa meinen Fuß beachten will, dann spüre ich mich quasi in meinen Fuß ein - ich achte auf alle Empfindungen in ihm, und verweile aber auch durchaus eine Weile bei jedem Element das ich betrachte, bis ich es eine Weile deutlich wahrnehmen konnte. Ich kann ja wissen, wo und wie mein Fuß gerade ist, und darauf versuche ich eben zu achten bzw den Umfang des Zentrums meiner Aufmerksamkeit auf ihn auszurichten. Wenn ich mich stark konzentriere, dann fühle ich etwa auch, dass da ein Socken um ihn ist, und ahne wie sich das räumlich verhält. Es ist auch hilfreich, mit der Aufmerksamkeit die Details vom Fuß, die man fühlen kann, genauer zu untersuchen, etwa ob man die einzelnen Zehen fühlen bzw anhand des Gefühls ihre Position erahnen kann, die Bereiche der Ferse oder den Ballens. Von den Details versuche ich dann wieder zurück zum ganzen Körperteil, und reflektiere dabei, was ich wahrnehme (und was nicht). Also den Sinn, dass da ein Körperteil ist, das zum Körper gehört, den Tastsinn, die Wärme/Kälte, Schmerz/Wohl, Bewegung, evtl kann man auch das Blut spüren, das zirkuliert, oder wenn man vorher schon auf den Atem Konzentriert war, kann man auch Ströme aus Empfindungen im Körper wahrnehmen, die scheinbar zum Atem gehören, und je nach spiritueller Praxis vielleicht noch andere Dinge. Dabei warte ich erst, bis ich eine klare geistige Auffassung und Wahrnehmung von dem Körperteil habe, das ich betrachte, und etwas bei diesem Eindruck verweilt bin. Das kann je nach Ablenkungen, Verfassung etc. auch mal etwas dauern, also ganzer Körper um die 20 Minuten etwa, oder noch länger - deswegen finde ich geführte Anleitungen nicht so gut, meist zu hektisch, vor allem für Anfänger. Man kann aber vielleicht durch geführte Anleitungen gut lernen durch den Körper durchzugehen, und worauf man achten kann - um sich bei späterem Zeitpunkt, dann ohne die Anleitung, das noch einmal in aller Ruhe, sich viel Zeit lassend, noch einmal nachzuvollziehen.
Ich kann mir vorstellen, dass man anfangs noch ungewohnt sein kann, diese Wahrnehmungen alle zu empfinden. Z.B. in's Detail zu zoomen und die Zehen zu fühlen ist schon tricky und erfordert viel Willenskraft. Vielleicht wären einige Vorübungen hilfreich, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wenn man das auf Anhieb noch nicht so kann. Etwa bewusst den Körper Sinnesreizen auszusetzen, die man stark bzw moderat fühlen kann, um sich nach und nach an die subtileren Empfindungen heranzutasten. Ich dachte gerade daran, dass unter der Dusche, und kurz danach, wenn man den Körper intensiv fühlen kann, einfach immer wieder bewusst auf die Empfindungen im Körper, die Körperteile und ihre Position, zu achten. Auch kann es anfangs hilfreich sein, bewusst Körperteile leicht zu bewegen, um ihre Position fühlen zu können. Oder bewusst Muskeln anzuspannen und zu entspannen. Die Idee, einfach mal PMR (progressive Muskelentspannung) zu praktizieren, finde ich gar nicht so falsch. Ich empfinde die Fähigkeit, Muskeln bewusst zu entspannen wenn ich sie als angespannt fühle, auch sonst für die Meditation enorm Hilfreich, und es ist eine Fähigkeit, die sich durchaus auch auf das geistige anwenden lässt.
Vielleicht ist die Betrachtung in Bewegung auch eine hilfreiche Idee, etwa einfach beim Gehen oder während einer Gehmeditation auf den Körper zu achten bzw. auf mit ihm verbundene Sinneseindrücke. Oder einfach im Alltag immer wieder kurze einzelne Betrachtungen durchzuführen, vor allem wenn man gerade interessante Sinneseindrücke hat, die ein Körperteil stärker empfindbar machen. Ich denke, dass du deinen Körper im Ruhezustand glaubst nicht spüren zu können, kann daran liegen, dass solches Bewusstsein wirklich eher subtil ist, und es einfach bei dir noch nicht so ausgeprägt bzw durch das Leben trainiert ist. Vielleicht hilft dir einfach etwas Übung, und mit der Zeit wird die Achtsamkeit auf den Körper stärker werden können.
Zudem trainiere ich den Body Scan meist im Setting einer Meditation. Vorher sitze oder liege ich schon 10-20 Minuten und achte auf meinen Atem und lasse die Gedanken vorbeiziehen und entspanne alles was an der Ruhe und Gesammeltheit zerrt oder sie belastet - in eine ruhigen, sehr entspannten und gesammelten Verfassung ist ein Body Scan noch einmal etwas anderes, als einfach so im Alltag. Zudem ist mir im Meditationssetting immer mein Atem im Bewusstsein, nicht immer im Vordergrund, aber er ist immer mindestens halb bewusst aktiv und begleitet die scannende Aufmerksamkeit.
Besondere Visualisierungen, oder die Lokalisation von Organen usw praktiziere ich (noch) nicht. Ich versuche bei tatsächlichen Empfindungen zu bleiben, und eben bei dem Sinn, wie mein Körper aufgebaut ist. Wie bei jeder Meditation erlebe ich hier auch immer Ablenkungen und Hindernisse, etwa Verfremdungen oder Verschiebungen, Missempfindungen bzw. Störungen durch geistige Aktivitäten. Meine Linie ist immer klipp und klar bei der (Sinnes-)Wahrnehmung und dem natürlichen Körperbewusstsein zu versuchen zu bleiben.