Beiträge von Rimi Dalv

    Das Leben ist Leiden. Deshalb das Nicht-Ich?


    Weil man anhaftet, deshalb das Nicht-Ich?


    Ich bin Nicht-Ich, aber was bin ich dann?

    Es sind aber viele Fragen auf einmal :)

    Wäre das Leben nur Leiden, würde kein Wesen hier bleiben wollen. Die erste Zeit nach dem ich mit der guten Lehre in Berührung kam, haben mich derartige Fragestellungen schier wahnsinnig gemacht. Irgendwann habe ich eingesehen das diese Fragen und dazugehörige Konzepte eigentlich nicht von mir selbst kamen, die wurden mir bloß von anderen in Büchern und Vorträgen aufgedrängt. Dann erinnerte ich mich auch daran was an dieser Lehre so faszinierend war – die absolut einmalige Aussicht auf endgültigen Frieden, eine „Wahnsinnskarriere“ zum Stand eines Befreiten.


    Vielleicht hilft dir das

    _()_

    Ich habe eine Frage, warum die Seminare so teuer sind. Wird mit Buddhismus Geld verdienen, den so sieht’s für mich aus. Nach Außen Leiden usw. verbreiten und nach innen schön abkassieren.

    Es gibt Lehrhänge von 300-700 Euro für 5 Tage manchmal sogar fürs Wochenende.

    Buddhismus ist eine Religion und wurde in dieser Form vom Buddha nicht eingeführt, in jeder Religion ist Konsum kostenpflichtig. Dhamma des Erhabenen, Heiligen, vollkommen Erwachten dagegen ist absolut kostenfrei und wurde in alle moderne Sprachen übersetzt >>> suttacentral.net

    _()_

    Zwei Jahre später waren die für mich wichtigsten Fragen geklärt – was ist zu tun, wie und warum.

    Reich mal deine Antworten hier rüber. :idea:

    Na dann Tipp #1

    Es wurde in der Überlieferung nicht gesagt du sollst dir zuerst ein Kissen kaufen :)


    Die Reihenfolge MN 24 >>>>


    „Genauso, Freund, ist Läuterung der Sittlichkeit dazu da, Läuterung des Herzens zu erreichen; Läuterung des Herzens ist dazu da, Läuterung der Ansicht zu erreichen; Läuterung der Ansicht ist dazu da, Läuterung durch Zweifelüberwindung zu erreichen; Läuterung durch Zweifelüberwindung ist dazu da, Läuterung durch Wissen und Schauung von Pfad und Nicht-Pfad zu erreichen; Läuterung durch Wissen und Schauung von Pfad und Nicht-Pfad ist dazu da, Läuterung durch Wissen und Schauung des Übungswegs zu erreichen; Läuterung durch Wissen und Schauung des Übungswegs ist dazu da, Läuterung durch Wissen und Schauung zu erreichen; Läuterung durch Wissen und Schauung ist dazu da, endgültiges Nibbāna ohne Anhaften zu erreichen. Es geschieht um des endgültigen Nibbāna ohne Anhaften willen, daß das heilige Leben unter dem Erhabenen geführt wird.“

    _()_

    Ich habe die ersten 7 Jahre mit Bücher, Vorträgen, Meditationsanleitungen usw. intensiv beschäftigt und eine Frage konnte ich für mich nicht klären: was mache ich bloß jetzt? Dann habe ich alle Bücher bis auf eine Übersetzung der mittleren Sammlung verschenkt, entsorgt oder weggeräumt. Habe mich aus dem Freundeskreis verabschiedet und alle Videos und Hörbücher gelöscht. Das Lesen der mittleren Sammlung hat einige Zeit gedauert und auch die Suche nach Parallelen in den Texten auf Suttacentral kostete viel Zeit. Aber alles was ich verstand war mein Wissen und alles was ich sah war meine Erfahrung, keine Geschichten und Erklärungen mehr aus zweiten, dritten oder vierten Hand. Zwei Jahre später waren die für mich wichtigsten Fragen geklärt – was ist zu tun, wie und warum.

    _()_

    „Unwissen, Unwissen, o Herr, sagt man. Was ist nun, o Herr, Unwissen und wie ist einer dem Unwissen nachgegangen?“

    „Wer da, o Mönch, das Leiden nicht kennt, die Leidensentwicklung nicht kennt, die Leidensauflösung nicht kennt, das zur Leidensauflösung führende Vorgehen nicht kennt, der ist unwissend und dem Unwissen nachgegangen.

    SN 56.17

    SuttaCentral
    Early Buddhist texts from the Tipitaka (Tripitaka). Suttas (sutras) with the Buddha's teachings on mindfulness, insight, wisdom, and meditation.
    suttacentral.net

    Kann man Buddhist sein und gleichzeitig Mediation ablehnen? Gibt es vielleicht sogar Strömungen innerhalb des Buddhismus, die in diese Richtung gehen? Oder ist das völlig undenkbar?

    Aus eigener Erfahrung - ja man kann.

    1. Ich ordne mich keiner Strömung, Schule, Richtung usw. innerhalb buddhistischer Religion ein. Der vollkomen Erwachter ist mein Meister, Dhamma ist mein Lehrer und Pilikanon sind meine Bücher. Muss nichts ablehnen, verteidigen oder diskutieren, alle Buddhisten sind meine Gleichgesinnte.

    2. Ich folge keinen Praktiken oder Meditationsanleitungen anderer Leute. Es wurde schon vor 2,5k Jahren alles erklärt und heute bereits in alle Sprachen übersetzt. Wenn ich dem Buddha wirklich vertraue, dann tue ich das was er sagt, weil MN8:


    ... daß jemand, der selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der nicht selbst im Schlamm versinkt, einen anderen, der im Schlamm versinkt, herausziehen sollte, ist möglich. Daß jemand, der selbst unbezähmt, ungezügelt ist und nicht in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist unmöglich; daß jemand, der selbst bezähmt, gezügelt ist und in Nibbāna erloschen ist, einen anderen bezähmen, zügeln, zum Erlöschen in Nibbāna führen sollte, ist möglich.

    Hoffentlich hilft dir diese kleine Ausführung von jemand der selbst auch noch nicht befreit ist.

    _()_

    Vorab: ich beschreibe nur eigene Sichtweise, es ist keine Kritik oder Belehrung

    -----------------

    metta ohne die andere brahmavihara, also karuna/mudita/upekkha, ist unvollständig, undenkbar. Buddha hat sehr oft von brahmavihara gesprochen und als Übung dann im Bündel, z.B. MN62:


    „Rāhula, entwickle Meditation über Liebende Güte; denn wenn du Meditation über Liebende Güte entwickelst, wird jegliches Übelwollen überwunden.“„Rāhula, entwickle Meditation über Mitgefühl; denn wenn du Meditation über Mitgefühl entwickelst, wird jegliche Grausamkeit überwunden.“

    „Rāhula, entwickle Meditation über Mitfreude; denn wenn du Meditation über Mitfreude entwickelst, wird jegliche Mißgunst überwunden.“„Rāhula, entwickle Meditation über Gleichmut; denn wenn du Meditation über Gleichmut entwickelst, wird jegliches Widerstreben überwunden.“


    Die brahmavihara sind nicht als kurzzeitige zu bestimmten Tageszeiten bestellte Erfahrungen zu verstehen. Die sind in tiefste Tiefe des Gemüts einzugraben, zu einer selbstverständlichen Geisteshaltung zu entwickeln. Ebenso ist die Entwicklung der Sittlichkeit und Herzensreinheit für die vier eine Voraussetzung. So etwas auf z.B. ausschließlich von 11:00 bis 12:15 Uhr einzugrenzen kann ich mir gar nicht vorstellen.

    Wenn man Verstimmungen hat: Traurigkeit oder Wut usw, kommt es zu spirituellen Impotenzen

    Darf ich ein wenig korrigieren? Wenn man Verstimmungen hat: Traurigkeit oder Wut usw, diese nicht aufkommen sieht und sich von ihnen treiben lässt, dann ist es schwer aus diesen Gemütszuständen wieder herauszukommen. Wer von Trauer und Wut übermannt wird, diese Zustände aber bei sich erkennt, damit unzufrieden ist und was dagegen zu unternehmen sucht, der ist kein spiritueller Impotent - derjenige ist mitten in der Übung.


    Ich denke die meisten die zum Buddhismus finden sind einfach fasziniert und glücklich usw

    Nicht ganz, hier ein Auszug aus einer leider alten Übersetzung von 1925. Damals hat man saddhā mit Glauben und nicht Vertrauen übersetzt: SN12.23


    ... das Werden zur Voraussetzung hat die Geburt; die Geburt zur Voraussetzung hat das Leiden; das Leiden zur Voraussetzung hat der Glaube; den Glauben zur Voraussetzung hat das Wohlgefallen; das Wohlgefallen zur Voraussetzung hat die Freude; die Freude zur Voraussetzung hat der Seelenfriede ...

    Wie habt ihr Vertrauen in die Lehre gefunden?

    Indem man hinter allen Zeremonien, Gesängen und goldenen Buddhastatuen erkennt das es eben eine Lehre ist, eine Heilslehre und das es eine wahre Lehre ist. Kein Glaube, keine Religion, keine Theorie, keine Fantasie, keine Geschichte usw.

    Wie findet man am Besten Vertrauen in die Buddhistische Lehre?

    In dem man sich, so wie du bereits auch, sich damit beschäftigt. Und wenn die Beschäftigung in Übung übergeht wird Vertrauen immer tiefer.

    Wer hat eigentlich gesagt das du keinen Vertrauen hast?

    Ich denke die Gewaltlosigkeit umfasst mehr als nur von der physischen Gewalt abzulassen. Da sind viele andere Dinge wie eigene Meinung aufzwingen, bedrängen, einschüchtern, auslachen und und und mit drin. Die Begegnung mit anderen Wesen und Dingen umfasst ja alle Handlungen mit Körper, Sprache und Geist. Mit Gewaltlosigkeit als Gemütszustand bzw. Geisteshaltung will man nichts und niemand schädigen, auch Pflanzen nicht.


    Mögen alle Wesen ohne Feindschaft im Frieden leben.

    _()_

    Die genauen Begrifflichkeiten welche Buddha verwendet hat sind generell kaum bis gar nicht zurückverfolgbar. Inhaltlich ist der Begriff allerdings sehr gut mit den Lehren vereinbar.

    Entschuldige habe mich damit nicht beschäftigt.

    Die Suchfunktion auf der genanten Seite sollte dir gut helfen, benutze selbst auch oft.

    _()_

    Durch die Ruhe entsteht ein Spielraum, in dem man handeln oder nicht handeln kann.

    Sehr richtig, erst die innere Ruhe gibt uns die Möglichkeit Anliegen/Leiden der anderen Wesen zu sehen. Man kann Vegetarier/Veganer sein aus Rücksicht auf die Tiere und trotzdem schon mal Schnitzel, Wurst oder Hühnersuppe essen - aus Rücksicht auf die Gastgeber, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen.

    _()_

    Nirvana usw ist ja nicht Samsara oder?

    Richtig, der Buddha hat diese zwei oft als Gegänsetze dargestellt, z.B. hier


    „Es gibt, ihr Jünger, ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes. Wenn es, ihr Jünger, dieses Ungeborene, Ungewordene, Unerschaffene, Ungestaltete nicht gäbe, so wäre hier ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Erschaffenen, Gestalteten nicht zu erkennen. Weil es nun aber, ihr Jünger, ein Ungeborenes, Ungewordenes, Unerschaffenes, Ungestaltetes gibt, deshalb ist ein Ausweg aus dem Geborenen, Gewordenen, Erschaffenen, Gestalteten zu erkennen.“


    „Das Geborene, Gewordene, Entstandene, Geschaffene, Gestaltete, Unbeständige, aus Alter und Tod Gebildete, das Nest des Siechtums, das Gebrechliche, aus dem Strom der Nahrung Entsprungene: es reicht nicht hin, um daran Wohlgefallen zu finden. Der Ausweg aus ihm ist der Friede, das dem Sinnen Unzugängliche, Beständige, die ungeborene, unentstandene Stätte, frei von Kummer und Leidenschaft, die Aufhebung der Leidenserscheinungen, das selige Zurruhekommen der Prozesse.“

    Wesen die Nirvana erreichen kommen somit nicht mehr zurück in das Samsara, die haben Zurruhekommen erreicht und haben hier keine Anliegen mehr. Also entweder Samsara oder Nirvana, aber kein hin und her.

    Lieber Donner,

    Sili hat recht, lass die ganzen unnützen Fragen fallen, es ist sehr befreiend. Am Anfang entsteht eine leichte Unterversorgung der "Denkmaschinerie", aber man gewöhnt sich schnell an Gutes. Hier noch was aus der MN2 von dem Meister selbst:


    „Auf solche Weise erwägt er unweise: ,Gab es mich in der Vergangenheit? Gab es mich nicht in der Vergangenheit? Was war ich in der Vergangenheit? Wie war ich in der Vergangenheit? Was war ich, und was bin ich daraufhin in der Vergangenheit geworden? Wird es mich in der Zukunft geben? Wird es mich in der Zukunft nicht geben? Was werde ich in der Zukunft sein? Wie werde ich in der Zukunft sein? Was werde ich sein, und was werde ich daraufhin in der Zukunft werden?‘ Oder ansonsten ist er über die Gegenwart verwirrt: ,Bin ich? Bin ich nicht? Was bin ich? Wie bin ich? Wo kam dieses Wesen her? Wo wird es hingehen?‘“

    „Wenn er auf solche Weise unweise erwägt, entsteht eine von sechs Ansichten in ihm. Die Ansicht ,für mich gibt es ein Selbst‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ,für mich gibt es kein Selbst‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ,ich nehme Selbst mit Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ,ich nehme Nicht-Selbst mit Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder die Ansicht ,ich nehme Selbst mit Nicht-Selbst wahr‘ entsteht in ihm als wahr und erwiesen; oder ansonsten hat er eine Ansicht wie diese: ,Es ist dieses mein Selbst, das da spricht und fühlt und hier und da die Ergebnisse guter und schlechter Taten erfährt; aber dieses mein Selbst ist unvergänglich, dauerhaft, ewig, nicht der Veränderung unterworfen, und es wird so lange wie die Ewigkeit überdauern‘. Diese spekulative Ansicht, ihr Bhikkhus, wird das Dickicht der Ansichten genannt, die Wildnis der Ansichten, die Verdrehtheit der Ansichten, der Wankelmut der Ansichten, die Fessel der Ansichten. Durch die Fessel der Ansichten gebunden, ist der nicht unterrichtete Weltling nicht befreit von Geburt, Alter und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; er ist nicht befreit von Dukkha, sage ich.“

    _()_

    Sehr schön_()_