Die guten Antworten sind schon alle weg, deshalb erzähle ich dir hier ein wenig von meinen Erfahrungen. Nach dem langen Beitrag wirst du zumindest heute keine probleme mit dem Schlafen haben.
Als ich zum ersten Mal für längere Zeit in ein thailändisches Waldkloster gegangen bin, fühlte ich mich wie im siebten Himmel.
Es wurde nur das nötigste geredet und jeder war höflich und hilfsbereit.
Kein Stress und viel Ruhe .
Keine Nachrichten, weil wir weder Internet noch Fernsehen hatten.
Nach ein paar Monaten musste ich wegen dem Visa kurz mal nach Kambodscha fahren.
Mein Lehrer bot mir an, dass ich ihn nach Bangkok begleiten könnte, um von dort aus dann nach Kambodscha zu fahren. Endlich ganz alleine mit dem Lehrer!
Ich plante die zwei bis drei Tage bis ins Detail.
Leckeres westliches Essen mit dem Lehrer, ein heißes Bad und eine Massage am Abend.
Im Minivan gab es dann aber kaum Gespräche mit dem Lehrer. Er saß mehrere Stunden da und meditiere. Ich dachte nur, warum er den jetzt schon wieder meditierte .
Es gab da draußen doch soviel zu sehen.
Als es dann Zeit für das Mittagessen essen war, wollte ich meinen Lehrer zu einem leckeren westlichen Essen einladen, aber er bat den Fahrer für uns ein einfaches Thailändisches Restaurant zu suchen.
Jetzt aßen wir das gleiche Essen wie im Kloster. Ich war enttäuscht.
Dann trennten sich unsere Wege und ich genoss mein schönes Zimmer und mein heißes Bad.
Am nächsten fuhr ich nach Kambodscha und holte meinen Stempel für das Visum ab. Danach hatte ich noch eine Nacht in Bangkok und gönnte mir eine Massage.
Als ich ins Kloster zurück kam, war irgendwie alles anders. Mein Frieden war weg und ich wollte verschiedene Dinge machen und haben . Es dauerte Tage bis ich wieder zur Ruhe kam.
Warum war das so?
Ich bewachte da draußen nicht mehr meine Sinnestore. Ich berauschte mich an der Welt und am nächsten Tag hatte ich einen Kater (begehren, Abneigung, Gier ) .
Auch später als ich meinen Rückflug auf dem Flughafen organisierte , fühlte ich mich wieder unwohl (damals konnte ich Menschenmengen nicht ertragen) .
Es lag daran, dass meine Praxis am Ausgang des Klosters endete.
Die Praxis beginnt nicht erst, wenn wir uns auf das Kissen setzen, und sie endet nicht, wenn wir das Kissen verlassen.
Wir müssen unablässig unsere Praxis machen (achtsames Atmen oder ein Mantra benützen) . Die Praxis muss zum Leben werden und nicht nur temporär gemacht werden.
Den Geist zur Ruhe bringen und alles was so passiert wahrnehmen. Etikettieren und dann wieder loslassen. Und das nicht nur in den “schlechten” Zeiten sondern auch wenn es uns gut geht und wir etwas mögen .
Das leckere Essen und die liebevollen Momente mit der Freundin oder dem Freund. Die Zeit mit unserem Haustier usw, all das hinterlässt Spuren im Geist .
Mir ist dann aufgefallen, dass zum Beispiel der Lärm am Flughafen eigentlich kein Lärm ist, der mich stören möchte. Wenn ich mich auf mein meditationsobjekt konzentrierte , dann nahm ich den Lärm zwar immer noch wahr, aber er störte mich nicht mehr. Es waren einfach nur Geräusche.
Als ich etwas leckeres gegessen hatte, entstand da Gier. Die Gier führte zu Sorgen und einem Gedankenkarusell .
Aber als ich mein Mantra rezitierte , konnte ich zwar die Gier wahrnehmen aber auch sofort wieder loslassen.
Viele meiner Probleme entstanden, weil ich in mir keine sichere Basis hatte und den Geist immer nach draußen ließ.
Wenn man in sich ruht und die ständigen Besucher zwar wahrnimmt, aber ihnen nicht nach draußen folgt, dann wird das Leben schnell einfacher und friedlicher.
Egal welchem Problem ich auch begegne, ich weiß dass ich im inneren einen Rückzugsort habe und nicht unter den äußeren Umständen leiden muss.
Mit dem meditieren war es eine ähnliche Situation. Während ich mir stundenlang zum Beispiel einen Film anschauen konnte, konnte ich oft keine 5 Minuten ruhig sitzen.
Ich konnte mit mir und dieser Situation nichts anfangen und während ich einen Film geschaut hatte, konnte ich vor mir selbst flüchten.
Was noch wichtig ist, ist die betrachtung der Geräusche/ Gefühle usw . Gibt es da irgendwas was für immer gleich bleibt ?
Bleibt der Schmerz oder das Geräusch immer da, oder verschwinden diese Dinge wieder ?
Irgendwann erkannte ich, dass sich alles immer wieder verändert.
Wenn es gut lief, dann wusste ich dass das sich ändern würde. Ich machte mein Glück davon nicht abhängig.
Wenn was nicht so gut lief, dann wusste ich, dass sich auch dies ändern würde.
Die Erkenntnis dass sich alles wieder ändern wird, hat mir sehr geholfen. Ich konnte immer öfter und immer schneller loslassen.
Und dadurch entstand ein Gefühl der Freiheit.
In dem ich nichts mehr wollte, und nichts mehr nicht wollte, verwandelte sich mein Glück und mein Unglück in eine Art von stillen Frieden.
Die Welt hatte es nicht auf mich abgesehen und ich war ihr nicht hilflos ausgeliefert.
Suche dir ein Meditationsobjekt (Atem/Mantra) und mache diese Praxis zur wichtigsten Sache deines Lebens.
Du musst niemanden davon erzählen. Aber diese Praxis muss zu deinem Leben werden.
Wenn wir nur 30 oder 60 Minuten am Tag meditieren, was passiert dann in den 23 Stunden und 30 Minuten, beziehungsweise in den restlichen 23 Stunden mit uns ?
(Okay die zeit im schlaf ist da jetzt nicht dabei)
Unser Geist ist wie ein Hundewelpe (nicht abgerichtet ) der ohne Aufsicht in den großen Wald hinein läuft.
Dort kann diesem Tier alles passieren.
Es kann in gefährliche Situationen kommen.
Wir müssen uns um diesen Geist kümmern, sonst trifft er tagtäglich auf gefährliche Situationen .
Man kann die Welt nicht so einfach verändern wie man es gerne möchte, aber man kann sich eine innere stille Heimat erschaffen .
Dies ist jetzt nur ein kleiner Teil der Praxis.
Aber so wurde mein Leben deutlich einfacher.
Mögen wir alle Frieden finden!