Erleuchtung durch Wünsche und Gebete zu erreichen ist meiner Erfahrung nach sehr unwahrscheinlich.
Zuerst einmal weiß man nicht was das überhaupt bedeutet.
Man hat vielleicht viele Bücher und Texte studiert und es hat sich eine Idee bzw Vorstellung in Bezug auf die Befreiung ergeben, aber das hat nichts mit der Realität zu tun.
Der schnellste Weg zur Befreiung ist immer eine Sackgasse, wenn er weg vom eigenen Herzen führt.
Man hinterfragt ja vieles in der Welt, aber nicht sein eigenes Selbst.
Dieses Selbst ist die Ursache unserer Probleme. Ohne uns ist das Leben ziemlich einfach.
Zuerst muss man mal ehrlich akzeptieren, dass man ein Problem hat.
Dann muss man ein Fünkchen Vertrauen haben, dass es einen Weg aus der misere gibt.
Ich hatte mehr oder weniger keine Bücher am Anfang, aber einen Lehrer, der mich sehr beeindruckt hat.
Ich habe seine Ratschläge zu Herzen genommen und die Praxis hatte absolute Priorität in meinem Leben.
Dann sollte man die buddhistischen Gebote halbwegs einhalten.
Dadurch wird das Leben für dich und andere Wesen ein wenig leichter.
Der Schlaf wird besser, die Gewissensbisse werden weniger , und man kann sich mehr der buddhistischen Praxis widmen.
Was ich leider ziemlich spät verstanden hatte , war die Tatsache, dass die buddhistische Praxis ein Weg der Heilung und Liebe ist.
Und man muss diese Liebe im eigenen Herzen wirken lassen.
Damals hörte ich zum ersten Mal von dem Nicht-Selbst, und ich ließ mir deshalb keine Liebe zu kommen, weil das für mich unlogisch war.
In Wirklichkeit hatte ich vor meiner Praxis keine Ahnung von Liebe.
Mehr oder weniger dienten alle meine Handlungen nur einem Zweck.
Ich wollte dieses Ich bestätigen und beschützen.
Da war Angst,Zweifel und Hilflosigkeit weil ich irgendwie ahnte, dass da etwas nicht stimmte
Mir wurde schnell klar, dass ich meinen Alltag zur Praxis machen muss, weil dieses Glück, dass ich im Kloster emfand noch sehr zerbrechlich war. Es war abhängig von den scheinbar perfekten Bedingungen im Kloster.
Im Alltag kam ich ohne der Praxis ziemlich schnell in mein altes Leben zurück.
Ehrlich gesagt habe ich einige Jahre lang nur Ruhe in mein Herz gebracht, aber nicht nach den Ursachen meiner Probleme gesucht.
Wie jemand der seit Jahren Schmerzmittel nimmt, aber nicht zum Arzt geht.
Auf dieser Ebene ging es mir schon viel besser und ich dachte mir, dass dieses Ich zumindest in den Nicht-Ich Elementen weiter existierte.
Ich war jetzt zwar ein wenig glücklicher, aber irgendwas stimmte immer noch nicht.
Als nun mein Leben ruhiger geworden war habe ich intensiv dieses Ich untersucht und Gesucht.
Ich war bereit auf dem Kissen zu sterben.
Aber leider verwandelte ich mein Herz in ein Schlachtfeld.
Eines Tages weinte ich, weil ich Magen und Knieschmerzen hatte, weil ich Müde und hungrig war.
Ich fasste den Entschluss, dass ich aufgebe und mich um meinen Körper wieder kümmern werde.
Und während ich aufgab, tauchte ich plötzlich zum Kern,Urgrund meiner Existenz.
In diesem “Raum“ existierte weder Dunkelheit noch Licht, Raum, Gefühle, Hören, Sehen, Riechen.
Nur diese Stimme, die ich immer als Ich aktzeptierte war da.
Und als ich mich dieser Stimme näherte, wurde mein ganzes Leben zerstört.
Es war ein zerstörerischer Moment, aber kurz danach kam ein unvorstellbares Glück .
Diese Wellen des Glücks hielten mehrere Tage an.
Gleichzeitig fühlte ich eine tiefe Erleichterung in mir.
Danach war das Leben wie vorher, nur hatte ich nichts mehr zu tun damit.
Da war immer noch Angst,Leiden, Wut, Schmerzen,Glück, Freude, aber niemand mehr, der diese Dinge ergreifen konnte und darunter leiden konnte.
Das Leiden der Welt verschwand nicht, sondern der leidende.
Was nützen die Wünsche und Gebete, wenn man nicht weiß was sie wirklich bedeuteten ?
Der Weg zur Wahrheit ist eine Herzensangelegenheit, für die man Liebe,Aktzeptanz und Geduld braucht.
Es ist ein Prozess der Liebe ,Versöhnung und Heilung.
Wenn man das stille Meer des Friedens im Herzen freigelegt hat, dann wird man bis zum Verfall des Elementehaufens, zum Instrument, zur Quelle des Friedens und der Liebe.
Wie ich es mal bei den tibetischen Buddhisten gelernt hatte , nimmt man dann das Leiden der Menschen in sich auf, und transformiert dieses Leiden durch die endlose Liebe im eigenen Herzen. Und diese Liebe,Ruhe und dieser Frieden strahlt dann in alle Richtungen aus.
Erforsche unablässig dieses Ich mithilfe von Ruhe,Liebe,Geduld,Vertrauen.
Wenn du das für dich geklärt hast, dann kriegst du antworten auf fragen, die du dir weder vorstellen kannst noch jemals gestellt hast.
Dann wird dein Leben zum Gebet, zur Quelle der Ruhe und der Liebe.
Selbst wenn du dann fast nichts machst, wird deine Präsenz anderen Wesen frieden und Ruhe bringen.
Und wenn Sie ein wenig Ruhe,Liebe,Frieden fühlen, dann werden sie sich vielleicht der Quelle ihrer Probleme widmen.
Und wenn du Frieden und Freiheit gefunden hast, dann kannst du ihnen Tipps geben .
Mögen wir alle Frieden finden!
Lg Martin