Jetzt kommt er doch, der lange und langweilige Beitrag.
Aber vielleicht ist meine Erfahrung für jemanden hilfreich.
Etwa 2009 bin ich für mein zweites längeres Retreat nach Thailand geflogen.
Zu der Zeit war mein Geld knapp.
Ich hatte ca 1600 Euro dabei und keine Kreditkarte.
Vor dem Retreat gab es noch eine große Geburtstagsfeier mit mehreren hunderten von Leuten.
Unser Abt hatte Geburtstag.
Ich bekam eine kleine Holzhütte und man sagte mir, dass ich ein Schloss kaufen sollte.
Ich dachte mir, für was brauche ich in einem Kloster ein Schloss und kaufte deshalb keines.
Als ich am Abend zurück zu meiner Hütte kam, war mein Geld und meine Kamera weg.
Mein Abt sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen sollte weil ich vor Ort kein Geld brauchen würde.
“Hast du in deinem schon mal was gestohlen und hast du Leute betrogen?” fragte er mich.
Ja ich habe als Jugendlicher öfters mal was im Supermarkt gestohlen.
“Dann hast du jetzt die Möglichkeit die alten Sachen zu bereinigen ”
Dana,Metta und loslassen sollte mein neues Übungsobjekt werden.
Nach ein paar Wochen im Kloster wurde ich krank. Die Details erspare ich euch, aber ich brauchte einen Arzt.
Aber ich hatte kein Geld.
Der Abt schickte mich in ein Krankenhaus und jemand bezahlte die Behandlung und Medikamente.
Der Abt bat mich ein Novize zu werden, weil er kein Geld der Sangha so einfach ausgegeben durfte.
Daran hatte ich nie gedacht, aber aus Dankbarkeit für die Hilfe der Sangha sagte ich zu.
Ich lernte die ganzen Texte und wurde dann ein Novize.
Mein Abt sagte mir immer wieder, dass ich Metta und Großzügig üben soll, auch weil ich noch einige “Rechnungen” zu bezahlen hab.
Aber was soll ich geben als mittelloser Ausländer und Novize?
Ich habe dann alle möglichen Arbeiten im Kloster übernommen und mich um die ausländischen Besucher gekümmert.
Manchmal wurde mir dann Geld gespendet (die meisten Mönche haben unabhängig von den Regeln mit Geld zu tun in Thailand).
Dieses Geld habe ich dem Kloster gegeben.
Manchmal habe ich 2 Euro weitergegeben und manchmal 20 Euro. (Natürlich in thailändischer Währung)
Dann fragte der Abt ob ich ein Mönch werden möchte.
Ich sagte ihm dass ich diese ganzen Texte nicht lernen könnte.
Er organisierte einen Trainer für mich und ein paar Wochen später war ich ein Mönch.
Ich wusste aber dass ich nicht immer Mönch sein wollte weil ich damals noch nicht bereit dafür war.
Aber in Thailand kann man auch für einige Wochen und Monate ein Mönch werden.
Dann schickte uns der Abt auf Wanderschaft zu den großen Lehrern in Thailand.
Es war eine spannende und lehrreiche Zeit.
Danach habe ich in einem Hospiz “gearbeitet”.
Ich hatte immer noch ein schlechtes Gewissen, weil ich finanziell nicht mehr viel tun konnte für das Kloster.
Darum habe ich einfach mein bestes als Mönch gegeben.
Die Praxis war mein Geschenk an die Welt.
Nach geraumer Zeit wollte ich zurück nach Hause fliegen, aber ich hatte immer noch kein Geld.
Ich fragte meinen Lehrer was ich tun soll und er sagte mir, dass ich mir keine Sorgen machen sollte. Es wird sich schon etwas ergeben. Nicht sehr beruhigend 😂
Ein paar Wochen später legte ich meine Robe ab.
Ich überlegte mir ob ich einen guten Freund um Hilfe bitten sollte.
Aber ich wusste nicht wie ich ihm das Geld zurückgeben konnte.
Nach ein paar Tagen wurde ich zum Lehrer gerufen.
Dort standen etwa 40 Menschen die sich bei mir entschuldigen wollten, weil ich in ihrem Dorf bestohlen wurde.
Ich sagte ihnen dass es meine Schuld war und dass ich so dankbar für die Unterstützung der Sangha war.
Meine Zeit als Mönch war sehr kostbar für mich.
Ein älterer Mann gab mir ein Abschiedsgeschenk.
Es waren viele weiße Kuverts.
Ich wollte sie nicht annehmen, aber der Lehrer sagte mir, dass ich die Menschen nicht kränken sollte.
In manchen Kuverts waren 2 bis 10 Euro drin und in anderen Kuverts waren 50 bis 100 Euro drinnen.
Am Ende hatte ich mehr Geld als ich am Anfang hatte.
Ich habe mir davon ein Ticket gekauft und 300 Euro behalten für die letzten Tage in Thailand.
Den Rest habe gespendet.
Danach ging es eine Zeit lang steil bergauf in Bezug auf meine finanzielle Situation.
Ich habe dann Geld, Zeit und Energie für die verschiedensten Sachen gespendet.
Es hat mich glücklich gemacht dass ich anderen Menschen und Tieren helfen konnte.
Seit dieser Zeit hatte ich niemals wieder finanzielle Probleme und selbst wenn welche kommen würden, wäre es nicht mehr schlimm für mich, weil ich durch diese großzügigen Menschen den Dhamma studieren konnte.
Ich kann meine vergangenen schlechten Taten nicht mehr ungeschehen machen, aber ich kann diese Sachen mit Reue, Großzügigkeit und Metta abschwächen und zumindest teilweise gutmachen.
Es gab inzwischen auch Zeiten wo ich nicht mehr so viel Geld geben konnte, aber ich konnte andere Dinge spenden.
Zum Beispiel meine innere Ruhe und Lebenserfahrung und meinen furchtbar bösen Humor der sich hauptsächlich auf mich bezieht. Ich kann nicht viel, aber ich kann Leute zum Lachen bringen
Dana hat mein Leben verändert und mir schlussendlich Frieden und Freiheit gegeben.
Es macht glücklich wenn man anderen Wesen helfen kann und es lindert auch die Gewissensbisse.
Und irgendwann kommt der Moment wo sich der Dhamma um dich kümmert.
Es dauert zwar ein wenig bis die Samen früchte tragen, aber irgendwann verwandelt sich das ganze Leben.
Das ist meine Erfahrung mit dem Thema.
Mögen wir alle Frieden finden!