Wieviel von Euch, glauben das man wiedergeboren wird, also mit einem neuen Körper?
Meine Erfahrung mit dem Thema :
Ich habe sehr lange an eine Wiedergeburt geglaubt, wohl auch, weil ich damals immer noch davon ausgegangen bin, dass etwas vom Sein ins nicht-sein übergehen kann.
Irgendwann bin ich in der meditation an einem Punkt angekommen, wo etwas hinter all den vergänglichen Dingen war.
Für ein paar Monate dachte ich, dass dieses "Ding" von einem Körper zum anderen geht.
Eines Tages, als alles bekannte in der meditation plötzlich weg war, suchte ich nach dieser Quelle / Seele / Ich.
Und da war nichts zu finden.
Dies war im ersten Moment ein Schock, ein zerstörerischer Moment.
Sage ich nun, dass es keine Wiedergeburt gibt?
Nein.
Ich erlebe keinen wachen Moment, wo nicht etwas wiedergeboren wird.
Jede Sekunde entsteht ein ganzes Universum, mit all den furchtbaren Folgen.
Wiedergeburt ist meiner Meinung nach, ein ungutes Wort.
Aber besser kann ich es nicht ausdrücken.
Nein, dieser Martin kommt nach dem Tod nicht wieder. Er war nicht vor 70, 1000 Jahren schon mal hier.
Aber die Unwissenheit war hier.
Diese Unwissenheit geht mehr oder weniger von Leben zu Leben.
Wenn ich zum Beispiel gerade meine Katze betrachte, wie Sie zum zweiten Mal heute dem verhungern nahe ist, bildet sich in meinem Kopf eine Geschichte.
Ich mag Sie und möchte sie glücklich sehen.
Das vermeintliche Ich, an das man glaubt, wird temporär bestätigt, in dem man glaubt, dass dort (m)ein Tier ist.
Es entsteht Freude, Sorge, Trauer usw.
Und da es nicht beim sehen bleibt, entstehen Folgen.
Und da alle Erscheinungen vergehen müssen, entsteht früher oder später Leiden, wenn mein Frieden immer noch von diesen temporären Erscheinungen abhängig ist.
In jedem wachen Moment wird ein Universum erschaffen, vernichtet und wiedergeboren, aber in Wirklichkeit wird nur Ignoranz und Unwissenheit wiedergeboren.
Jetzt liest man aber öfters mal, dass es kein Ich gibt, und das verwirrt einen vielleicht.
Kein Selbst ist auch eine ungute Formulierung.
Wenn man daran glaubt, kann man eigentlich nicht an eine Wiedergeburt glauben.
Aber trotzdem leben mehrere Milliarden Menschen auf dieser Welt.
Ich = falsch
Kein Ich = falsch
Aber im Sinne der Kommunikation müssen wir diese Worte verwenden.
Nicht ich ist da schon näher an der Wahrheit dran
Jemand ohne Einsicht in die Natur der Welt, glaubt an eine Geburt, Existenz, Tod. Und das bereitet ihm Probleme.
Er erkennt aber noch nicht, dass er in jedem wachen Augenblick, ein neues Universum mit all seinen unguten Folgen kreiert.
Sehen ist dann noch nicht, nur Sehen.
Hören, fühlen usw ebenso.
Man schüttet damit ständig Benzin ins Feuer und wundert sich, warum man sich immer wieder verbrennt.
Und dann macht es irgendwann einmal "klick" und alles ändert sich.
Meistens geschieht das in, bzw nach der Meditation.
Da ist dann sehen, aber niemand mehr der daraus eine Geschichte kreieren muss, um seine Zweifel, Ängste in Bezug auf das Selbst zu lindern.
Da ist dann ein Weg in die Freiheit, aber niemand mehr, der ihn gehen könnte bzw muss.
Wenn jetzt nur noch Sehen, hören, fühlen usw ist, ohne dass man eine Geschichte daraus kreiert, dann schüttet man keinen Benzin mehr ins Feuer.
Das Feuer wird immer kleiner und die Verbrennungen immer weniger.
Und folgendes ist in der buddhistischen Welt ziemlich umstritten und es ist eigentlich auch nicht zu beschreiben, aber da ist etwas hinter dem, was man als unsere Welt bezeichnet.
Es wurde nicht geboren und es kann nicht sterben.
Wenn nun das Feuer langsam erlischt, und ein kleiner Faden zum letzten Mal in den kalten Sternenhimmel hinauf steigt, dann ist es zumindest für mich, wie eine Art von nachhause kommen.
Aber da ist kein Ort voller Glückseligkeit, sondern eine Rückkehr in den natürlichen Zustand des Universums.
Vielleicht hast du es in der meditation schon mal erlebt, dass man stundenlang im absoluten Frieden sitzen kann.
Wo auf dieser Ebene soll noch Dukkha sein?
Fast unvorstellbar.
Aber selbst die neuanordung der immer wieder recycelte Elemente, der Millionen von Geistesbewegungen pro Minute ist in Wirklichkeit auch nur Leiden.
Und wenn diese Dinge zum letzten Mal im stillen Meer des friedens zusammen fallen, aber sich nicht mehr neu anordnen, dann erlebt man dieses finale erlöschen als ein grenzenloses Glück.
Im Glück erlöschen (verlöschen?) .
Besser kann es nicht mehr werden.
Wichtig ist, dass du der Sache selbst auf den Grund gehst.
Du kannst den Leuten hier glauben, oder auch nicht. Aber ohne Praxis bleibt es immer nur ein Glaube.
Alles Gute für dich!
Entschuldigung für den langen und komplizierten Beitrag.
LG Martin