Ich stimme zu, dass Zazen eine Übung gemeinsamen Sitzens ist - wobei es allerdings meistens sinnvoll ist, sich zunächst einmal die 'basics' anzueignen, bevor man sich einer Praxisgemeinschaft anschließt. Oder gar gleich für ein Sesshin anmeldet.
Mit etwas Übung im gemeinsamen Sitzen / Zazen ist dann nicht mehr so wichtig, mit anderen Übenden in einer Zendo zu sitzen. Dann ist die Welt deine Zendo. Wobei eine Zendo mit oben, unten, rechts, links, vorne und hinten spür- und sichtbaren Grenzen auch eine weitere Grenze hat: die, die der Dōan zieht, der Beginn und Ende des Zazen anzeigt. Eine solch begrenzte Übung hat ihr Gutes: man braucht sich um die zeitlichen Grenzen nicht zu kümmen - wenn man nicht gerade selbst als Dōan übt, versteht sich.
Wenn ich bei mir zu Hause* 'gemeinsames Sitzen' übe, übe ich als Dōan. Und weil es völlig sinnbefreit wäre, kümmert mich dabei die Zeit nicht. Es beginnt mit drei Schlägen, es endet mit einem. Da braucht es keinen Godo, der vorgibt, wann es losgehen und wann es aufhören soll. Ich bin in der glücklichen Lage, zu Hause keinen Wecker mehr zu brauchen - nicht beim Schlafen und nicht beim Zazen.
Wenn man das Sitzen noch erlernt, ist es jedoch sinnvoll, sich feste Zeiten vorzugeben - was den Gebrauch einer Uhr voraussetzt. Weniger sinnvoll ist es, die Uhr so hinzulegen, dass man sie im Sitzen sehen kann - das ständige Schielen nach der Uhr insbesondere gegen Ende der Übungsperiode ist dann kaum zu vermeiden und genau das sollte man sich als erstes abgewöhnen. Es hilft nicht ...
Konkret heisst das: ein Wecker / Meditationstimer. Wobei ich Vibrationsalarm auch schon mal verwendet habe, wenn ich in einer 'realen' Zendo Dōan gemacht habe - einfach weil ein Piepsen vom Timer da natürlich stört - und wenn man für einen kurzen Blick auf die Uhr jedes Mal zuerst die Brille aufsetzen muss ...
*Nicht jeder hat das zweifelhafte Glück, in einer Großstadt zu leben und mit ÖPNV zur nächsten oder übernächsten Zendo fahren zu können.