Posts by Hajobo

    Was sind denn für dich theoretische Spekulationen über den Weg? Kannst du das mal bitte an ein oder zwei Beispielen verdeutlichen?

    Dazu fällt mir spontan M2, speziell M2.6 - M2.8 ein.

    Oder z.B. die Frage: Findet Erwachen durch das Befolgen des Achtpfads statt oder nicht u.s.w.

    Bitte nicht falsch verstehen, ich meine das nicht ironisch und meine auch nicht, daß solche Fragen überflüssig seien aber sie führen nicht zum Ziel. Wie es wirklich ist, erfährt man zunehmend selber, nämlich wenn man dem Pfad folgt, den der Buddha gewiesen hat und zwar vom Anfang her:

    Der Erwachte gab seine Lehre bekanntlich in fünfach gesteigerter Weise:

    Sprach zunächst über das Geben,

    danach über den tauglichen (tugendlichen) Lebenswandel (Silas),

    sodann über die Wege zu übersinnlichen Freuden (diesseitige und jenseitige Welt),

    dann über das Elend sinnlichen Begehrens und den Vorteil völliger Begehrensfreiheit.

    Und nur jener Zuhörerschaft, die danach immer noch an weiterer Belehrung interessiert war, gab er die Lehre der vier Heilswahrheiten – die höchste. In der Regel waren das Mönche und seltener Hausleute.

    Der einzige andere buddhistische umfassende Wegweiser, von dem ich gehört habe...

    Ein umfassender und kompetenter Wegweiser, der mir vor rund 30 Jahren sehr hilfreich bei der ersten Orientierung war, als ich noch kaum Ahnung vom Buddhismus hatte, war das Buch "Buddha" von Helmut Uhlig. Das Werk ist leider nur noch antiquarisch erhältlich aber wie ich gesehen habe, für kleines Geld.

    Nur so als Tipp, falls das für Dich von Interesse sein sollte. _()_

    Noreply

    Du schriebst oben (#26):

    > Jedes Extrem kann man nur dann vermeiden, wenn man sich nicht an einem festhält.

    Meine Antwort (#27):

    > Der "Mittlere Weg" heißt ja darum so, weil er in der Mitte zwischen den Extremen liegt. Ihn zu gehen setzt voraus, daß man sich nicht an einem Extrem festhält aber auch nicht an der Mitte...

    Darauf Deine Antwort (#28):

    > Die Mittel oder den mittleren Weg festhalten ist ein Extrem wählen.


    Sorry aber das bekomme ich irgendwie nicht auf die Reihe, vermutlich mißverstehen wir uns.


    "Ich schwimme im Fluß mit dem Ziel, das andere Ufer zu erreichen".

    Unter "Drauflosschwimmen" verstehe ich etwas anderes, das meinte ich nicht.


    Helmut

    Wir stimmen vollkommen überein. Um den Weg zu gehen, muß man sich vorher über die Lehre informieren: Wo der Anfang zu finden ist, wie die Route verläuft und wohin der Weg führt (der berühmte rote Faden). Irgendwann muß ich aber loslaufen und zunehmende Erkenntnis und Weisheit stellen sich meiner Erfahrung nach beim Gehen des Weges ein, sind sozusagen die Resultate der Praxis. Theoretische Spekulationen über den Weg führen nicht an's Ziel.

    Wie willst du den mittleren Weg gehen, wenn du dich an einer unsicheren Mitte festhälst?

    Jedes Extrem kann man nur dann vermeiden, wenn man sich nicht an einem festhält.


    Das andere Ufer kann nur durch Schwimmen erreicht werden, und Schwimmen ist gefährlich und unsicher sein. Aber hilft es nur vom anderen Ufer zu träumen, sich das andere Ufer als unsicher vorzustellen und darum nichts zu tun?

    Ich verstehe was Du meinst

    Aber warum sollte die Mitte unsicher sein? Der "Mittlere Weg" heißt ja darum so, weil er in der Mitte zwischen den Extremen liegt. Ihn zu gehen setzt voraus, daß man sich nicht an einem Extrem festhält aber auch nicht an der Mitte, denn ein Weg ist eben nur ein Weg.


    Um auf die Metapher zurückzukommen: Ich schwimme im Fluß mit dem Ziel, das andere Ufer zu erreichen und tue mein Bestes, bin mir aber gleichzeitig bewußt, daß auch die Möglichkeit besteht, daß ich das Ufer nicht erreiche - aus welchen Gründen auch immer. Das hält mich trotzdem nicht davon ab, in den Fluß zu steigen und loszuschwimmen :)


    Was ich sagen will: Dem eigenen Vermeinen zu mißtrauen ist ja nicht gleichbedeutend mit ewigem Zaudern. Meine Ansicht kann richtig oder falsch sein aber sie wird sicher nicht richtiger, indem ich jemandem Unrecht tue - oder meinst Du nicht? _()_

    Warum man sollte um Gottes Willen den "eigenen " Buddhismus zu kreieren, anstatt von den absolut zuverlässigen Quellen zu lesen, darüber zu meditieren ( also darüber Nach-denken, wieder und wieder, das ist der Sinn von der Meditation...

    Mir scheint zunehmend, daß Du Recht hast, es geht nicht unbedingt um Erkenntnis, sondern um "Reden über..." aber vielleicht scheint es mir nur so, will niemandem Unrecht tun. _()_

    Das find ich immer schade. Wenn man statt selber zu antworten irgendeinen Text angibt.

    Du hast ihn halt hier vorgeschickt und mir empfohlen einen Weg zu beschreiten.

    Finde ich schade, daß Du das schade findest. ;)

    Vorgeschickt habe ich ihn nicht und Dir auch keinen Weg empfohlen, sondern eine Quelle genannt, in der Antworten auf Deine oben gestellte Frage zu finden ist. Und zwar in einer Ausführlichkeit und Deutlichkeit, wie ich es mit eigenen Mitteln gar nicht ausdrücken könnte.

    Wo ist das Problem einen schon fertigen Text anzugeben? Wesentlich ist nach meinem Empfinden nicht, wer was und wo geschrieben hat, sondern ob man darin die Informationen findet, die man sucht.

    Das Verhalten eines Menschen von der Person zu trennen, hilft, glaube ich, grundsätzlich, um das Leben für alle friedlicher zu gestalten, besonders auch in akuten Konfliktsituationen

    Das glaube ich auch und hat sich in der Praxis immer wieder bewährt.

    Meine Maxime in solchen Fällen:

    Wie sich jemand verhält, ist sein Karma, wie ich darauf reagiere, ist meins - oder besser - wird zu meinem. :)

    Ich lasse mich drauf ein und frage jetzt also den Paul: was genau ist das Ich...

    Die nächste Frage wäre: Paul Debes: was ist für dich 'Welt'? Ist ein Apfel Teil der Welt, ist die schöne Dame in deiner Vorstellung, Teil der Welt etc ... ?

    Eigentlich hatte ich gehofft, daß sich die Antworten auf diese Fragen aus dem oben Zitierten ergeben würden, darum hatte ich es ausgewählt. Da das offenbar nicht so ist - wie wär's, wenn Du ihn selber fragst, die Quelle ist genannt. Für den Anfang empfehle ich die Besprechung von S22.89 "Khemako" (Band 1 ab S. 321), sowie M1 und M2 (Band 3).

    eitelpfuetze

    Wo wir denken: „Ich lebe in der Welt“, da findet in Wirklichkeit nur die Wahrnehmung (3. khandha) von Formen (1. Khandha) und Gefühlen (2. khandha) statt, aus denen sich der Geist das Bild eines "Ich in der Welt" aufbaut, auf die dann reagiert wird (4. und 5. khandha). Weil Wahrnehmung von Ich und Welt ist, darum wird ein Sein von Ich und Welt behauptet. Aber Ich und Welt sind in der Wahrnehmung, sind Wahrnehmungsinhalte. Und Gefühl und Wahrnehmung eines Ich und einer Umwelt gehen im Wachen ebenso wie im Traum immer nur aus den Trieben des Herzens hervor, sind Bewegtheiten des Herzens. Die Triebe des Herzens erzeugen den Wahn einer Welterscheinung. Die Wesen meinen, da draußen sei die Welt, die so ist, wie sie ist, man sei ihr ausgeliefert, man sei in ihr geboren, man würde in ihr sterben. Dabei kommt dieses Erleben von Welt von innen, von den Trieben des Herzens. Dass sie den Wesen als außen erscheint, ist ein Wahn, ein Traum, eine Einbildung, eine Blendung, eine Luftspiegelung.

    Wenn das Herz rein wird, frei von den Gewohnheitsbanden des Ergreifens, dann wird keine Welt mehr erlebt. Welt ist weder endlos noch begrenzt, sie ist ein Wahntraum.


    So Paul Debes in "Lehrreden der Mittleren Sammlung" Band 5, S. 4652, 4653


    Aber solange man es nicht praktisch beobachtet, um es selbst zu durchschauen - täglich, stündlich, in jedem Augenblick - bleibt es reine Theorie mit wenig Nutzen. Über dieses Thema kann man über das hinaus, was in diesem Forum schon dazu geschrieben wurde, noch endlos debattieren, ohne dem Verstehen des ICH auch nur einen Schritt näher zu kommen, jedenfalls ist das meine Erfahrung. Der Sinn des Weges, den der Buddha uns weist, erschließt sich nicht, indem man endlos darüber redet, sondern indem man ihn geht, Schritt für Schritt. _()_

    So kompliziert kann das Buddhadharma also nicht sein.

    Das Beispiel mit der Integralrechnung war nur metaphorisch gemeint.

    Buddhas alte Weggefährten waren vielleicht schon weit entwickelt und bedurften nur noch eines kleinen Impulses, um die Erwachung zu erreichen. Andere hat der Buddha Zeit ihres Mönchsdaseins belehrt, ohne daß sie es erreicht hätten.

    Es ist - um bei der Metapher zu bleiben - wie im alltäglichen Leben: Besonders begabte Schüler gelangen ohne Schwierigkeiten zu Einsichten, für die ihre Altersgenossen eine Ewigkeit brauchen oder sie nie vollständig erreichen, trotz größter Mühe. Das Problem liegt also nicht in der Kompliziertheit der Aufgabe, sondern an den Voraussetzungen der Akteure.

    Letztendlich sind wir alle Blinde, die von Farben reden

    :) :like:


    Das sehe ich genau so.

    Für einen Erstklässler bleibt es sich gleich, ob er über die Definition oder das Konzept von Integralrechnung nachdenkt, er begreift sie so oder so nicht.

    Soweit ich Buddhas Lehre verstanden habe, ist es müßig sich den Kopf über Nirvana zu zerbrechen: Solange es noch ein ICH gibt, das es zu erreichen hofft, sind alle Gedanken darüber falsch und ist es erreicht, gibt es niemanden mehr, der darüber nachdenkt.... _()_

    Nach meinem Verständnis sind die Khandha der Kern, das Wesen des Schattenspiels, welches wir "Existenz" nennen, es gibt nichts anderes. Ich und Welt ist darin enthalten und somit unser gesamtes Welterleben oder besser - Illusion von Welterleben.

    Ich habe sehr viel versucht in meinem Leben, es ist ein besonderes Leben und ich bin ein besonderer Mensch, diese Schlussfolgerung ziehe ich aus dem Verhalten von anderen Menschen gegenüber mir.

    Hallo Tim

    Jedes Leben ist ein besonderes Leben und jeder Mensch ein besonderer Mensch.

    Solange meine innere Stabilität vom Verhalten anderer Menschen, bzw. den gerade herrschenden Bedingungen abhängt, werde ich davon hin und her geworfen und solange bin ich ein armer Mensch.

    Deine Sorgen kann ich nur zu gut verstehen und sicher viele andere hier ebenso. Mag sein, daß es viele Zeitgenossen gibt, die nicht merken, was gerade vor sich geht oder es nicht sehen wollen oder ein Herz aus Stein haben aber was nützt Dir das? Um zu sich selbst zu finden, muß man das Spiel durchschauen lernen und der erste Schritt ist, sein eigenes Wesen zu verstehen.

    M114 wurde schon genannt, M115 geht ausführlicher darauf ein und ein gut verständlicher Kommentar ist hier ab Seite 5732 zu finden. Vielleicht hilft es Dir weiter. Der Buddha weist seinen Nachfolgern einen praktikablen Weg - ich wüßte keinen besseren Wegweiser, trotz langer Suche anderswo.

    Wenn man nun endlich erkannt hat dass die Leidenschaften Feinde sind und keine Freunde die das Leben bereichern, muss man sie noch besiegen. Es sind alte, sehr mächtige Feinde und es könnte ein sehr langer Kampf werden. Ohne Zuflucht bei Buddha, Dhamma und Sangha sehe ich keine Chance auf einen Sieg.

    Nur wenn wir die Leidenschaften und ihre Charakteristika und ihre Ursachen erkennen und erkennen, warum sie uns schaden und wie sie uns an Samsara fesseln, werden wir die Gegenmittel zu ihrer Überwindung anwenden können. Wir müssen ja wissen, wovon wir uns befreien wollen, und was die geeigneten Mittel sind mit denen man die Befreiung von den Leidenschaften verwirklichen kann.

    Ja, die geeigneten Mittel...

    Zu wissen, wovon wir uns befreien müssen, ist der erste Schritt. Die Mittel-, die Vorgehensweise zu kennen, ist der zweite - das Know How sozusagen, nach dem Motto: "Was man häufig bedenkt und sinnt, dahin geneigt wird das Herz"

    Paul Debes nennt es das Gesetz der Wandlung der Triebe. Der Buddha behandelt das Thema in M20 und ein ausführlicher Kommentar findet sich hier ab Seite 2880. Deutlicher ausgedrückt habe ich es nirgendwo gefunden.

    Eine schönes Thema, Dank an den Starter _()_

    Alles Meßbare ist nur die meßbare Seite der Wirklichkeit aber nicht die ganze Wirklichkeit.

    Kann man eine Lehre, die sich rationaler, wissenschaftlicher Argumentation weitgehend entzieht, mit rationalen, wissenschaftlichen Argumenten beikommen?

    Ich denke nicht.