Beiträge von Hajobo

    dukkha

    Vielleicht hilft Dir diese Lektüre ein wenig weiter, mir scheint sie recht interessant zu sein.


    Zitat:


    Obwohl es möglich ist, einigen Nutzen aus den Lehren des Buddha

    zu ziehen, ohne seine Aussagen über Wiedergeburt zu akzeptieren, sind

    wir es uns im eigenen Interesse schuldig, diesen Aussagen gegenüber

    offen zu sein. Weil die Wiedergeburt auf dem gesamten Praxispfad bis

    zum Ende des Leidens eine derart wichtige Arbeitshypothese darstellt,

    und weil die Missverständnisse über diesen Punkt so weit verbreitet

    sind, ist es notwendig, die eigentlichen Lehren des Buddha und deren

    Kontext etwas ausführlicher zu behandeln. Weil buddhistische Gelehrte

    in den Jahrhunderten nach dem Buddha oft den vierten Standpunkt des

    Buddha aufgaben (und sich in metaphysische Diskussionen darüber ver-

    strickten, was wiedergeboren bzw. nicht wiedergeboren wird), müssen

    wir zudem die frühen Lehrreden des Pâli-Kanons zurate ziehen, um uns

    ein genaues Bild von der Position des Buddha zu diesem Thema zu ver-

    schaffen. _()_

    "Nur" um die Befreiung vom Leiden?

    Das Leiden ist das zentrale Thema in der Lehre: Was Leiden ist, wie es entsteht, wie man es auflöst und der Weg, der zur Auf-(Er)lösung führt. Das Wichtigste für jemanden der leidet ist, vom Leiden frei zu werden. Dafür weist der Buddha den Weg und dafür ist es unwichtig, warum es etwas und nicht nichts gibt, ob das Bewußtsein und das Universum endlich oder unendlich sind und wie es mit dem Buddha nach seinem Tod ausschaut. Wenn die Hütte brennt, muß ich löschen und kann nicht erst noch lange nachforschen. Und wenn sie gelöscht ist, sind diese Fragen obsolet, weil sie dann beantwortet sind, sozusagen als Nebenwirkung. :)

    Eben diese Praxisbezogenheit hat mich gleich zu Beginn an Buddhas Lehre fasziniert. Sie hält sich nicht mit metaphysischen Fragen und Erwägungen auf, sondern führt zum Wesentlichen.

    Das wir mit unseren begrenzten Fähigkeiten nicht wissen können, was außerhalb unserer Wahrnehmung von ist, ist klar.

    Der Buddhismus behauptet aber gewisse Dinge zu wissen, ohne es beweisen zu können

    Wie will man etwas beweisen, das außerhalb unserer Wahrnehmung ist?

    Der Buddha hatte eine Erfahrung, die außerhalb der sinnlichen Wahrnehmung ist und hat sie versucht mitzuteilen. Es ist das gleiche Dilemma, in dem auch andere vor- und nach ihm steckten.

    Um es zu verstehen, muß man Vertrauen fassen, den gewiesenen Weg gehen und selber sehen lernen, einen anderen Weg gibt es nicht.

    Um zu wissen, was Hunger ist, muß ich Hunger verspürt haben und um zu wissen was Sattsein bedeutet, muß ich Hunger gehabt haben und satt geworden sein. Anderenfalls habe ich nur theoretische Kenntnisse von Hunger und Sattsein aber das ist nicht dasselbe, wie es erfahren zu haben. _()_

    Natürlich weiß ich nicht, was bei dir zu "Aversionen" gegen Psychologen geführt hat...


    Warum werden sowohl im Palikanon, als auch in der Bibel, immer die KINDER ermahnt, die Eltern zu "ehren" (lieben) und nicht umgekehrt?

    Aversion war vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt, liebe Anna Panna-Sati. Ich kannte mal einen Seelendoktor, der hin und wieder ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte aber das möchte ich nicht weiter kommentieren, will niemandem zu nahe treten.


    In der Regel lieben Eltern ihre Kinder und nehmen einiges auf sich, bis jene flügge werden. In früherer Zeit, als es noch kein so weit entwickeltes Sozialsystem gab (bzw. in Ländern, in denen es bis heute kein solches gibt), waren alte Eltern, deren Kinder sich nicht um sie kümmerten oder kümmern konnten, arm dran. Denn sobald sie nicht mehr selbst ihren Lebensunterhalt zu bestreiten in der Lage waren, blieb als Alternative das Armenhaus oder der Hungertod. Solange wir jung sind, können wir uns nur schlecht in die Lage alter Leute hineinversetzen und wenn wir es dann endlich besser können, sind die Eltern nicht selten schon gestorben. Vielleicht ist das ein Grund für die Ermahnung in den heiligen Büchern, denn die findet man meines Wissens auch in der Torah und im Quran.

    Liebe Anna Panna-Sati


    Bei aller Ironie enthält der Spruch mit dem Knie eventuell doch ein Körnchen Wahrheit und vielleicht ist es ja auch gut so. "Vatertöchter" scheint es offenbar häufiger zu geben, jedenfalls kommt mir das irgendwoher bekannt vor. ;)


    Ein Ave Maria bei dieser Gelegenheit - man lernt nie aus - und läßt gewisse Rückschlüsse zu, will mir scheinen aber das sollten wir dann vielleicht doch einfach mal so stehen lassen und nicht weiter vertiefen :)


    Dein Erlebnis mit dem Psychologen, wirft mich bei dem Bemühen, die Aversion gegen diese Berufsgruppe zu mindern, ein gutes Stück zurück aber ich werde nicht aufgeben daran zu arbeiten. :?

    Aber ohne der Zugang von Paul Debes ich hätte niemals so klar ( für mich selbst) den Konzept von Ich-Wahn oder Anatta niemals so ( bis heute) verstanden. Alles ist zusammengebraut, also bedingt, der Körper und alle khandha sind nur "Darlehen", so schriebt an so vielen Stellen Paul Debes. Ich denke, er hatte den eigenen Lehrer Nayanatioka schier übertroffen.


    Und selbst die Frau Anders-Debes schreibt im anderen Werk, wie es enorm wichtig "Anatta" zu verstehen, denn ohne es man kann über keinen Buddhismus reden. Wie siehst du es alles? Alles ist nur "Darlehen"... so verfolgt mich immer. Alles ist das Wandel. "Mich" per se gibt es nichts, nur die Konvention. Beänstigend, nichts wahr? deine Meinung?

    LG, Igor.

    Vermutlich hätte ich ohne Paul Debes den Sinn der Lehre niemals wirklich verstanden und wäre bei meiner Suche einfach "weitergezogen". Ich verdanke ihm wirklich unendlich viel. Ich sehe mich als sein Schüler und infolge dessen verstehe ich die von Dir erwähnten Zusammenhänge natürlich ähnlich, weil sie mir, so wie er sie darstellt, einleuchten. Und nicht zuletzt erfährt man ja im Laufe der eigenen Praxis, daß es sich so verhält, wie es der Buddha aufzeigt und von PD kommentiert ist. Ob er Nyanatiloka übertroffen hat, will ich nicht beurteilen - gut verstanden hat er ihn ganz gewiß.

    Die Illusion des ICH ist ja in der Lehre ein zentrales Thema. Je mehr ich mir der Leerheit dieses Begriffes bewußt werde, desto weniger erscheint mir der Verlust desselben beängstigend zu sein, im Gegenteil. Wir wollen ja unserer Illusionen ledig werden und die Phänomene der Existenz der Wahrheit gemäß begreifen. Solange mich der Verlust des eigenen Ichs schmerzt, ist es ein Hinweis auf nicht aufgelöste Anhaftungen.


    "Bist Du vom Traum des Ich erwacht,

    so ist der Weisheit Werk vollbracht." Hadewych - eine holl. Begine des Mittelalters


    Ein Spruch, der mir - quasi als Mahnung - in Erinnerung geblieben ist, seit ich ihn kenne.

    Eigentlich ist mit dem Titel Deines Beitrages (ohne Fragezeichen) alles gesagt, liebe Anna Panna-Sati.

    Und bekanntlich geht ja das, was der Mutter an's Herz geht, dem Vater oftmals höchstens bis an's Knie. ;)

    Insofern sollten wir vielleicht mit dem Buddha nicht zu streng sein. :)


    Mir scheint, besser als Khalil Gibran kann man es kaum ausdrücken, ich finde sein Gedicht (wie viele andere) ganz wunderbar. Nach Aussage des Buddha, gehören zum Erzeugen eines Kindes nicht nur Mutter und Vater (M38.26) was ebenfalls darauf hinweist, daß wir lediglich der Bogen sind, von dem es ausgesendet wird. Eine schöne Metapher, wie ich finde, denn ob der Pfeil sein Ziel findet oder nicht, hängt ja auch davon ab, wie der Bogenschütze gezielt hat. Warum sollten wir uns also grämen, daß die Pfeile uns verlassen und (hoffentlich) ihrem Ziel zustreben? In Wahrheit überkommt uns die Wehmut oft, weil wir uns an die schönen Erinnerungen gefesselt haben.

    Je älter ich werde, um so weniger ist Kampf, statt dessen mehr Gelassenheit, Beiseitetreten, entspanntes Schauen (und Wundern). Um so weniger bleibt auch Zeit, mich mit nebensächlichen Dingen aufzuhalten. Die noch bleibende Frist würde ich schon gerne nutzen, um noch etwas mehr über Sinn und Funktion des Daseins und des eigenen Wesens zu erfahren.

    Kritik macht mich nicht schlechter und Lob nicht besser aber daran, in wie weit man davon, sowie von sonstigen äußeren Einflüssen, innerlich bewegt und betroffen wird, läßt sich vortrefflich der eigene Bewußtseinszustand ablesen. Monika hatte es kürzlich an anderer Stelle ähnlich formuliert und ich finde das eine prima Praxis, die sich ständig verwirklichen läßt. "Sich auf den Fersen bleiben" - wohlan - solange der Geist klar genug dazu ist...:)

    im höheren Alter investiert man seine Energie wohl nicht mehr in aussichtslose Projekte... :?

    Sicher ist es so, daß mit abnehmender Lebensenergie auch die Motivation nachläßt, sich mit solchen Fragen auseinander zu setzen aber ich denke, daß auch im höheren Alter jeder Mensch noch lernfähig ist. Ob er es tut, ist eine andere Frage und hängt wohl nicht zuletzt davon ab, inwieweit die Fähigkeit zur Selbstreflektion ausgebildet wurde. Insofern haben Nachfolger der Lehre gute Karten, würde ich meinen.

    Mich würden aber auch die Audio Mitschnitte interessieren. Bräuchte ich dazu einen Kassettenrecorder, oder was?

    Nein Monika, die Audios sind als mp3 gespeichert. Eine e-mail Adresse würde genügen, über die ich sie Dir zusenden würde. Es sind 3 Seminarmitschnitte über Karma und Wiedergeburt und eins mit dem Thema Namakaya. Sie sind jeweils mehrere Stunden lang und haben nichts mit den bei Youtube veröffentlichten Vorträgen zu tun. Alternativ kann ich sie Dir auch auf einen Stick oder CD kopieren und zusenden. Das Datenvolumen beträgt rund 1,5 GB.

    Sorry wegen der späten Antwort, war heute unterwegs.

    Ich lese zwei Bänder , die hatte ich von Buddh. Seminar bekommen, "Meisterung derExistenz"... und so total begeistert. Man kann den dort den ganzen Nagarjuna finden, auch Nur-Geist-Schule. Dann ich las die Biografie von P.D. und war echt sprachlos. So tolle Leistung, kaum zu fassen!

    Hast du auch diese 8 Bänder " Reden von Buddha " auch gelesen? Er verweist dort in vielen stellen auf F. Schäfer und auch auf Helmuth Hecker, mehr als genug. Das sind doch die Pioniere in Deutschland im diesem Bereich. Und alle waren ausgezeichnete Kenner von Pali.

    Die "Meisterung der Existenz" halte ich für ein grundlegendes Werk, das in der zweiten Auflage 1997 noch erheblich überarbeitet wurde. PD hat Zeit seines Lebens an der Vervollkommnung seines Schriftwerkes gearbeitet, was wohl nicht zuletzt seiner immer tieferen Kenntnisse in Pali geschuldet war.

    Ich war seit 1995 Mitglied im Buddh. Seminar und als es 2016 endete, durfte ich mich ein Jahr später über eine gedruckte Ausgabe des 8 bändigen Sammelwerkes freuen. Es ist, neben F. Schäfer und H. Hecker, nach wie vor eine wichtige Lektüre für mich und wird es wohl auch bleiben.

    Du hast ganz Recht, es waren Pioniere in D und sie lassen sich keiner buddhistischen Schule zuordnen. Ihnen ging es um den Sinn und das Verständnis der Lehre unmittelbar aus der Quelle.

    Ich habe auch einige Seminarmitschnitte als Audio - falls Du Bedarf hast... :)

    Es scheint auch ein Thema des Alter(n)s zu sein, dass man die Neigung entwickelt, bestimmte Sichtweisen, die man sich u.U. hart im Laufe seines Lebens erarbeitet hat, für die einzig richtigen zu halten und den "Jungspunden" zu oktroyieren.

    Diese bestehen allerdings, wie ich meine zu Recht, darauf, (auch) eigene Erfahrungen zu erleben.

    Mag sein, daß das vorkommt - Alter schützt bekanntlich vor Torheit nicht.

    Mir scheint es aber viel öfter so zu sein, daß im gleichen Maße, wie das Alter voranschreitet und das Verständnis der Lehre zunimmt, im Gegenzug das Geltungsbedürfnis und damit der Drang zur Rechthaberei abnimmt. Das wachsende Verständnis für den Wert der eigenen Erfahrungen der jüngeren Generation, sehe ich da eher als positiven Nebeneffekt. ;)

    Ich denke anders.

    Die Wahrheit ist nichts dual und entzieht der Konzepten und den Schematas. Wenn ich Paul Debes lese, man spürt es förmlich, er hatte "das" realisiert.

    Sehe ich auch so, lieber Igor und vor allem hatte er die Gabe, den Sinn der Lehre klar und verständlich auszudrücken, sodaß sie auch heutigem Verständnis zugänglich wird. Ich verdanke ihm jedenfalls unendlich viel.

    Gibt es einen bestimmten Grund für die Reaktivierung dieses uralten Fadens?

    Achte auf deine Gedanken, denn sie werden zu Worten,

    achte auf deine Worte, sie münden in Handlungen,

    achte auf deine Handlungen, sie führen zu Gewohnheiten,

    achte auf deine Gewohnheiten, sie bilden deinen Charakter,

    achte auf deinen Charakter, er bestimmt dein Schicksal.

    Worte, Handlungen, Gewohnheiten, Charakter und Schicksal bestimmen das Denken...

    Aber wer ist der, der denkt?


    "Wenn wir unseren Gedanken erlauben, zu entstehen und sich von selbst wieder aufzulösen,

    durchqueren sie unseren Geist wie Vögel den Himmel, ohne Spuren zu hinterlassen."

    (Dilgo Khyentse)

    Von selber erschlafft der Körper, nicht aber das Begehren.

    Von selber schwindet die Schönheit, nicht aber die üble Gesinnung.

    Von selber werden wir Greise, nicht aber von selber weise.

    Seite 690


    Man kann das Älterwerden mit Bergsteigen vergleichen:

    Je höher man steigt, um so mehr hat man seine Kräfte verbraucht aber um so weiter kann man schauen. Eine Metapher, die ich vor längerer Zeit irgendwo gelesen habe.

    Vielleicht möchtest du das hier erörtern…

    Nein das möchte ich ganz bestimmt nicht!

    Drollig finde ich, daß Du Dich offenbar von meinem Einwurf angesprochen fühltest.

    Eine Diskussion in Bezug auf den Threaderöffner als trollig zu bezeichnen ist eine heikle Sache...

    Damit hast Du natürlich vollkommen Recht, lieber mukti. Im Grunde ist es mir auch nicht wirklich wichtig aber wenn jemand so hartnäckig auf kaum eine der nun wirklich zahlreichen Argumente eingeht und statt dessen lediglich konstant auf der angeblich so gefährlichen Meditation herumreitet, liegt der Verdacht für mich zumindest nahe. Dazu kommt: Im Post #226 des vorherigen Fadens hatte sich der Themenersteller schon einmal aus der Diskussion verabschiedet, seither aber munter weiter gepostet - für mich ein weiteres Indiz.

    Falls jemand denkt, die Erleuchtung würde einen "befreien", verweise ich nochmal auf Hakuin, der nach seiner Erleuchtung schwere Derealisation und Depressionen hatte [...]

    Man muss schon entsprechende Schritte tun, um das Leben genießen zu können und darum geht es meiner Meinung nach.

    Eine tiefe spirituelle Erfahrung (Erleuchtung ist nach der Lehre lediglich die letzte und tiefste) führt nicht selten dazu, daß man sein eigenes Wesen so sieht, wie es wirklich ist - ohne Ausflüchte, ohne Selbstmitleid u.s.w. und das ist alles andere als lustig. Daß es Menschen gibt, die danach in eine Depression verfallen, kann ich mir sehr gut vorstellen. Der Auslöser einer solchen Erfahrung kann Meditation sein aber es gibt auch andere, wie z.B. eine sehr leidvolle Lebenssituation.

    Wer Angst vor negativen Folgen der Meditation hat, sollte sich einen erfahrenen Lehrer suchen.


    In der Lehre des Buddha geht es nicht darum, das Leben zu genießen, sondern um das Verstehen dessen, was Existenz ist, um Freiwerden von Leid und letztendlich um die Überwindung des ICH.


    "Bist Du vom Traum des ICH erwacht, so ist der Weisheit Werk vollbracht." (Hadewych)

    Es kommt auf die Definition an. Ohne eine Menge von verschwommenen Grundannahmen wäre ein normales Leben fast unmöglich [...]

    Und für mich als Buddhisten über Jahrzehnte ist es Tatsache, daß Buddha mit seinen Erklärungen fast immer ein gutes Erklärungsmodell geliefert hat. Ich glaube nicht an Buddha, aus langer Erfahrung vertraue ich ihm.

    Was sind „verschwommene Grundannahmen?“


    > Fast immer ein gutes Erklärungsmodell geliefert < trifft demnach nicht auf Karma zu?


    Karma ist ja im Grunde nichts anderes als ein Erklärungsmodell für Ursache und Wirkung im Dasein. Um das zu erfahren, braucht man an gar nichts glauben, dazu genügt der logische Verstand, weil es täglich offensichtlich ist, wenn man aufmerksam schaut.

    Und wenn ich akzeptiere, daß unser Welterleben ein sinnlich begrenztes Erleben ist, es also auch eine darüber hinaus reichende Wirklichkeit geben muß, so liegt es doch nahe anzunehmen, daß auch in jenem uns nicht zugänglichen Bereich der Wirklichkeit (jenseits), das Wechselspiel von Ursache und Wirkung vor sich geht und ich lediglich durch meine sinnlichen Begrenzungen den ganzen Umfang dieses Wirkens nicht überblicken kann.


    Ich sehe es übrigens auch so: Aus langer Erfahrung vertraue ich dem Weg, den Buddha gewiesen hat. Ich glaube daran, daß es die Wahrheit ist, denn in der Praxis haben sich seine Wegweisungen stets als zutreffend erwiesen. Auf Grund dessen glaube ich auch (oder vertraue darauf), daß sich auch alle künftigen Wegweisungen als richtig erweisen werden. In diesem Sinne kann ich keinen Unterschied zwischen Glauben und Vertrauen erkennen. Gewiß kann man auch blind glauben aber das trifft in diesem Fall ja nicht zu.

    Seit meiner Kindheit glaube ich daran...

    Ich denke genau umgekehrt

    Der Buddha spricht an unzähligen Stellen im Kanon davon, daß alleine die Qualität des Herzens über Wohl und Wehe entscheidet, sowohl in dieser Existenz als auch in künftigen.

    Als Beispiel sei auf S 55,21 verwiesen. Auf die besorgte Frage des Sakkerfürsten Mahanamo antwortete der Erwachte:


    "Fürchte dich nicht, Mahānāmo, fürchte dich nicht, Mahānāmo: frei von Bösem wird dein Tod sein, du wirst kein böses Ende nehmen. Wessen Herz, Mahānāmo, lange Zeit in Vertrauen voll entfaltet wurde, in Tugend, in Erfahrung, in Zurücktreten, in Weisheit, dessen Körper, den formhaften, aus den vier Hauptstoffen bestehenden, von Vater und Mutter gezeugt, durch Reis und Grütze zusammengehalten, ein Ding der Unbeständigkeit, des Untergangs, der Aufreibung, des Zerfalls, der Zerstörung - den mögen die Krähen fressen, die Geier, die Falken, die Hunde, die Schakale, oder verschiedene andere Lebewesen. Sein Herz aber, das lange Zeit in Vertrauen, Tugend, Erfahrung, Zurücktreten, Weisheit voll entfaltet wurde, das steigt aufwärts, das geht noch oben."


    Nicht die Umstände der Todesstunde sind also entscheidend, sondern die Qualität des Herzens, die wir bis zu dem Zeitpunkt entwickelt haben.

    Vielleicht liege ja ich falsch, aber ich denke dass die Gier selber bereits mit einer leidhaften Erfahrung zusammenhängt, nur merkt man es meistens nicht. Gier kann ja nur auf der Grundlage eines Mangels entstehen...


    Z.B. könnte es sein dass jemand von Kindheit an Belehrung erhält, wenn er in einem entsprechenden Umfeld aufwächst. Wenn er es versteht entsagt er ohne die Erfahrung gemacht zu haben. So gibt es in Indien z.B. sogenannte Naysthikha Brahmacharis, Menschen die ihr Lebnen lang nie Sex haben, meistens stammen sie aus Brahmanenfamilien.

    Sehe ich auch so, Gier ist immer Ausdruck eines Mangels, man erhofft sich von dem Begehrten mehr Wohl und weniger Mangel. Unbelehrt hat der Mensch vielleicht manchmal eine Ahnung vom leidhaften Charakter des Begehrens aber erst durch die Lehre werden einem die Zusammenhänge bewußt.


    Das Beispiel mit den Brahmanen gefällt mir. Um alle Erfahrungen selbst zu machen, ist das Leben viel zu kurz und außerdem wäre es unklug, denn warum soll man nicht die Erfahrungen anderer für sich nutzen. Auch ist es gar nicht immer möglich, denn um z.B. sicher zu wissen, was nach dem Tod kommt, muß ich tot sein und dann nützt die Erfahrung nichts mehr - jedenfalls nicht in dieser Existenz. :)

    Mit Einsicht auf Grund von Belehrungen sind wir bei der Nachfolge ja auch konfrontiert (und nicht zu knapp) aber welche Einsicht ist die eindrücklichere, die aus Belehrung oder die aus eigener Erfahrung, z.B. in der Meditation? Ich jedenfalls bevorzuge letztere und soweit ich es einschätzen kann, Du ebenso. :) _()_