Nun weiß ich bei mir ziemlich genau, woher es kommt (alte Traumata), wie es wirkt (beziehungsbelastend und negative Gefühle erzeugend) und wohin es führt (Unfrieden).
Wie es zu überwinden ist - das ist die Kernfrage.
Ayya Khema lehrte mal in einem Vortrag, dass der Buddha empfahl, in einer Situation mit Menschen, in der man "immer wieder negativ wird",
"sich von diesen Menschen zu ENTFERNEN". WIchtig: "Aber nicht, weil man diesen Menschen die Schuld gibt, sondern, weil man erkennt, dass man selbst dieser Situation (noch) nicht gewachsen ist."
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Sorry,
dann hatte ich nicht richtig verstanden, aus welcher Position heraus
Du auf das Problem schaust. Ich bin an diesem Thema auch sehr
interessiert, denn verschiedene Ereignisse der letzten Zeit haben
mich ebenfalls zu dieser Frage geführt. Obwohl ich verstanden zu
haben meinte, wie man der negativen Emotionen Herr werden kann, mußte
ich feststellen, daß in dieser Hinsicht doch noch jede Menge Arbeit
vor mir liegt.
Ich
denke, wir neigen dazu, die Wucht unseres inneren Getriebes – jener
Summe aller Neigungen und Anliegen (Triebe) – zu unterschätzen.
Paul Debes hat zur Verdeutlichung gerne die Metapher eines
Schwungrades benutzt. In den frühen Zeiten waren solche Räder an
Maschinen oft riesig und tonnenschwer. Wir bringen schon ein
Schwungrad mit in dieses Leben (Karma). Jede positive Bewertung eines
Gedankens im Laufe des Lebens, verleiht dem Rad einen
beschleunigenden Impuls, jede negative Bewertung bremst es etwas ab.
Eine tonnenschwere sich drehende Masse kann man nicht plötzlich
beschleunigen oder abbremsen aber das Prinzip, wie es beschleunigt
und abgebremst wird, ist immer dasselbe und es geht nur schrittweise.
Jeder beschleunigende und abbremsende Impuls ist kaum zu merken und
doch beeinflußt er die Drehbewegung.
Die
Summe aller Impulse – ob positiv oder negativ – ist entscheident
für den Lauf.
Mit
jedem Gedanken schaffen wir ja einen Bezug, denn er entspringt einem
inneren Anliegen, einem Trieb, gespeist aus Habenwollen oder
Nichthabenwollen (Gier oder Haß). Und jede innere Bewertung eines
Gedankens führt zu einem Impuls unseres Schwungrades in die
entsprechende Richtung.
Ayya
Khemas Ratschlag ist bestimmt sehr hilfreich und für eine gewisse
Zeit nützlich aber natürlich ist damit das eigentliche Problem
nicht gelöst, denn das steckt im eigenen Denken. Es nützt ja nichts
dem Schwungrad aus dem Weg zu gehen, es wuchtet trotzdem weiter in
uns.
Die
Schwierigkeit fängt schon damit an, sich eines aufkeimenden
Gedankens – einer Regung – bewußt zu werden und zwar im selben
Augenblick des Entstehens. Ferner ist es wesentlich, die im Geist
stattfindenden Bewertungen zu beobachten, die in dem gleichen
Augenblick entstehen. Noch schwieriger ist das Bewußtwerden der
Ursachen und der Wirkungen, die sich daraus ergeben. Insgesamt eine
fast unlösbar erscheinende Aufgabe aber es ist der einzige Weg. Und
nur das Wissen, daß es nur schrittweise und manchmal kaum merklich
vorwärts geht, läßt mich nicht nachlassen im Bemühen. Das ICH zu
töten ist die schwierigste Aufgabe der Welt, jedenfalls nach meiner
Überzeugung aber gibt es eine Alternative? Mir hilft manchmal der
Glaube weiter aber ich weiß, daß auch das nur eine temporäre Hilfe
sein kann, so wie Ayya Khemas Ratschlag.
Was die Machtmenschen betrifft denke ich nicht, daß sie mit sich im Reinen sind, denn wären sie es, würden sie dann nach immer mehr Macht streben? Sie sind nicht im
Reinen, sondern Getriebene, wie alle anderen auch, die das eigene
Wesen nicht verstanden haben. Und wer das eigene Wesen nicht versteht, ist in meinen Augen ein armer Mensch, egal wie gut es ihm geht.