Beiträge von Gurkenhut

    Hallo Hue32,

    ich sehe in Gandhis gewaltlosen Widerstand ein unheimlich inspirierendes Vorbild und finde gleichzeitig verhältnismäßige Selbstverteidigung und Nothilfe richtig.

    Deine zweite Frage hängt für mich ganz wesentlich von den konkreten Umständen ab, daher habe ich hierzu keine pauschale Meinung.

    LG Hut

    Ich kann schon lange nicht mehr verstehen, dass man sich in dieser Welt

    wohl fühlen kann.

    Wo hakt es denn genau?

    Hat das "Wohlfühlen" den Anspruch, pausenlos mit positiven Gefühlen erfüllt zu sein, oder ist dir folgendes "Wohlfühlen" bisher unverständlich, dass man seinen Frieden mit dem, was ist schließen kann, und die positiven wie auch die negativen abwechselnd durch einen hindurch ziehen?

    Aber bevor wir hier darüber diskutieren, ob es angemessen ist, im Buddhismus von Fortschritt zu sprechen oder nicht: Ich würde gerne wissen, welche Erfahrungen ihr mit den Sila gemacht habt. Ob ihr sie ablehnt, wichtig findet, einhaltet, welchen Stellenwert sie für euch haben, ob und wie sie euch verändert haben.

    Lieber Thorsten,

    mir hat die Meditation gezeigt, wie viel Ablehnung, Aggression, Angst und Kampf in mir tobt. Soviel, dass ich es zeitweilig auf dem Kissen nicht ausgehalten habe. Gleichzeitig bringt sie mir aber auch die innere Distanz Impulsen nicht immer sofort nachzugeben sondern auswählen zu können, wie ich handeln möchte. Was mich auch erstmal orientierungslos zurückließ. Wählen zu können ist ja ganz nett, aber was soll ich denn wählen.

    Die Sila sind für mich eine sehr gute Orientierung, ohne dass ich sie dogmatisch umzusetzen versuche. Motten, Mücken und Zecken werden eventuell in diesem Leben nicht mehr mein Herz erobern. Über die Jahre bemerke ich, dass sie mich innerlich gefestigter machen und ein Stück ruhiger, nicht so wie einen Waldsee, dafür nehme ich zu viele Herausforderungen des Lebens an, eher wie ein Gebirgsbach, der mal schneller und mal gemächlicher fließt.

    _()_

    Liebe Rigpa,

    fehlerfrei bin ich bei weitem nicht. Aber du schriebst, dass du dich solchen Menschen wie mir nicht aussetzen willst. Ich habe nur überlegt, was wir damit machen. Doch irgendwie weiter miteinander reden, einander ignorieren oder einer verlässt das Forum? Ich würde zum ersten tendieren.

    Damit bleibt eine mögliche Quelle für ein "glückliches (erfülltes) Leben" außen vor, denn Mitgefühl zu praktizieren, bereitet im Allgemeinen allen Beteiligen Freude, nicht nur den Hilfsbedürftigen.

    Dem stimme ich zu. Irgendwann löst sich auch die klare Aufteilung in Helfende Person und Hilfsbedürftige.

    Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass körperliche Anziehung bzw. Zuneigung und Verlangen komplett weggehen. Zu deiner Frage, ob man einen erleuchteten Partner will: mit jemanden, dem es völlig gleichgültig ist, ob ich da bin oder nicht, möchte ich nicht zusammen sein. Aber die Freiheit entscheiden zu können, einem Verlangen nachzugeben oder nicht, und über ein Nein zügig hinwegzukommen ist doch ganz nett.


    Und „ohne Anhaften“ sehe ich nicht neutral, dass ist aber glaube ich ziemlich persönliches Wortempfinden. Neutral hat für mich was gefühlskaltes, was von ist mir egal was passiert. Das ist es aber nicht, wenn ich Mitgefühl aufbringen kann, dann wünsche ich mir, das weniger gelitten wird. Das geht auch mit Akzeptanz der Umstände.

    Liebe Anna,

    3. Sollten WIR - heute - nicht viel stärker die 4 Brahmaviharas/Unermesslichkeiten üben, praktisch und engagiert in der Welt wirken und darin unser Glück finden, statt so viel Zeit "auf dem Kissen" zu verbringen und nach Erleuchtung zu "gieren"?

    4. Erwachte sind ernüchtert, von allen Anhaftungen befreit (Sinnesgenüssen also nicht mehr zugeneigt), Freude, Liebe (und zum Glück auch Hass) sind zugunsten von Gleichmut/innerem Frieden verschwunden... :buddha:

    Möchte jemand einen Erleuchteten als (Ehe-)Partner?? ;) (Da muss die Liebe des unerleuchteten Partners aber wirklich echt, tief und nicht anhaftend sein... :? )

    Zu 3: formale Meditation und in der Welt/ unter Menschen die 4 Unermesslichkeiten zu üben sind für mich keine zwei gegensätzlichen Pole, sondern zwei Sachen, die sich vielleicht zeitlich abwechseln, aber inhaltlich zusammenwirken.

    Zu 4: von Anhaftungen befreit bedeutet für mich nicht den Sinnesgenüssen nicht mehr zugeneigt zu sein. Nur Genuss und Schwierigkeit gleichermaßen annehmen zu können, ohne das eine abwehren und das andere festklammern wollen.

    (…) mir kam der Verdacht auf, dass Meditation (obwohl ich wie gesagt jahrelang meditiert hatte!) darauf abzielt, den Geist zu betäuben, und wenn das nicht gelingt, weil man ja den Geist nicht vergewaltigen kann, da er sich immer bewegen will: den Geist zu "verschwammen". (…)

    Ja, und das sogar bei egal welchen Typs von Meditation. (…)

    Das möchte ich anzweifeln. Es gibt auch Meditationsmethoden, die auf Klarheit abzielen. Am Bespiel: wenn ich mich mit Wut im Bauch auf‘s Kissen setze mit dem Ziel, sie schnellst möglich „loszulassen“ ohne weiter auf den Ursprung einzugehen, bin ich bei deiner Schilderung. Setze ich mich aber hin und lasse sie da sein, schaue mir alles gründlich an, nehme mir Zeit in eine wohlwollende Haltung zu kommen, nehme mir danach noch die Zeit darüber nachzudenken, wie ich handeln will, betäubt und verschwammt das den Geist nicht.

    Ich finde es auch frag würdig, „die“ Meditation aus dem Kontext zu reißen und als Wundermittel für jede_n gegen fast alles zu verkaufen, daher freut es mich, dass auftretende Probleme benannt werden.

    Daraus das Gegenteil abzuleiten, dass sie nur Schwierigkeiten erzeugt, wird dem Ganzen aber auch nicht gerecht.

    Bin ich zu blöd zum Suchen oder gibt es da tatsächlich keinen Ausstellungskatalog? Mir ist Bremen dann doch etwas zu weit, so ... interessant ich die Stadt in Erinnerung habe. Darunter auch Kindheitserinnerungen, vor allem den Besuch des Überseemuseums, weil es (Überraschung!) gerade regnete. Tagesausflug Kindererholung in der Wildeshauser Geest ... Ich war wohl der Einzige von uns Kids, dem der Besuch Interesse entlockte (schwieriges Alter). Bremerhaven fand aber auch ich noch interessanter, da lag gerade die Queen Mary vor Anker. Die wurde uns Steppkes allerdings nur von außen gezeigt.


    Um auf den Punkt zu kommen - hat jemand einen Tip wegen des Katalogs? Buddhistische Ikonographie ist ein kleines Hobby von mir. Als buddhistisches Hobby ist das hoffentlich karmisch okay ...

    Der Großteil der Ausstellungsstücke stammt aus ihrem „normalen“ Bestand. Vielleicht gibt es dazu einen Katalog?

    Hallo Bakwan,

    Vielleicht hilft es, an Positives im Moment zu denken. Vielleicht Sonnenschein, das Licht oder die Wärme, vielleicht auch die Wärme von Kleidung, die Sicherheit einer Wohnung, ein rauschender Bach, vielleicht mit Sonnenscheingeglitzer, jedwede Pflanze, die unseren Sauerstoff erzeugt, oder einfach nur schön blüht, vielleicht auch als frisch gemähter Rasen duftet, oder als Baum Schatten spendet, ein Lächeln auf den Lippen einer Person, eine Umarmung mit Armen oder Worten, vielleicht auch geschrieben in einem Buch, vielleicht auch der Geruch eines neuen Buchs, oder eines alten, das Gefühl einer flauschigen Decke oder Katze, der Klang einer schönen Musik, die Menschen, die dafür Arbeiten dass Busse fahren und im Supermarkt was Essbares kaufbar ist, vielleicht die Ruhe in der Natur, oder die vielen Menschen an einem Ort, den man mag, oder die Menschen, die in der Abfallentsorgung arbeiten, oder irgendwann die erste Erdbeere des Jahres, sie wird zwar vergehen, aber im nächsten Jahr wiederkommen, auf jeden Fall was Essbares im Allgemeinen, sauberes Wasser aus der Leitung, ...

    Ein kleiner Glücksstein in der Tasche kann helfen, den Fokus auf die guten Dinge zu halten. Der bei jedem bewussten Anblick einer dieser oder ähnlicher Sachen die Hosentasche wechselt.


    Liebe Grüße

    Gurkenhut

    Lieber Tim99,

    das Akzeptieren meint nicht, mit den Schultern zu zucken und alles so lassen zu wollen, wie es ist. Ein Beispiel, ich habe vorhin im Park mein Kind angeschnauzt, was ich blöd finde. Es war sehr unkonzentriert beim Fahrrad fahren, schlenkerte viel, auf der einen Seite des Weges ging es teils steil runter zu einem Fluß, auf der anderen Seite raste dann und wann ein schneller Radfahrer vorbei, teils ziemlich rücksichtslos. Akzeptieren in dem Kontext meint für mich zu sehen, dass es in dem Moment nicht gerade aus fahre konnte, das Fahrrad neu, der Tag war lang. Mein Tag war auch lang und voll mit sinnvollen Tätigkeiten, besser zu kommunizieren habe ich auch nicht gekonnt. Dieses Anschnauzen suboptimal zu finden, war trotzdem da. Finde ich auch gut, es nicht einfach nur hinzunehmen. Hilft mir Frieden mit den schwierigen Seiten des Mensch- Seins zu schließen, dass ein Unwohlsein beteiligt ist, auch der Wunsch es besser zu machen. MMn ändert das Akzeptieren nicht den Wunsch, sich zu entwickeln, wenn man alle beteiligten Regungen ansehen kann. Nur das Getrieben sein, die Einschätzung "falsch" zu sein und sich ändern müssen, das entspannt sich.

    Kein Problem, möge das Berufliche und Familiäre glücklich verlaufen.

    Es ist wohl so gemeint dass man erst die Möglichkeit zur Veränderung (Besserung) hat, wenn man seine eigenen Unzulänglichkeiten einsieht und akzeptiert. Wenn man sie nicht sehen will und sich dauernd selber und anderen was vormacht, kann sich ja nichts ändern.

    Vielen Dank.

    Da stimme ich zu. Aber auch, dass die Akzeptanz schon eine Änderung mit sich bringt. (Nicht als Freibrief gemeint, alles zu tun, was man beispielsweise mit Wut im Bauch tun will.)

    Von Carl Rogers gibt es einen schönen Text:

    Zitat

    Unvollkommen

    In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, dass es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin. Es hilft nicht, ruhig und freundlich zu tun, wenn ich eigentlich ärgerlich bin und Bedenken habe. Es ist nicht hilfreich, so zu tun, als wüsste ich die Antworten, wenn ich sie nicht weiß. Es hilft nicht, den liebevollen Menschen zu spielen, wenn ich im Augenblick eigentlich feindlich gestimmt bin. Es hilft mir nicht, so zu tun, als wäre ich voller Sicherheit, wenn ich eigentlich beängstigt und unsicher bin. (...) Ich spüre, dass ich den Umständen gerechter werden, wenn ich mir erlaube, so zu sein, wie ich bin. Es ist für mich einfacher geworden, mich als entschieden unvollkommenen Menschen zu akzeptieren, der keinesfalls zu jeder Zeit so handelt, wie er handeln möchte. (...) Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich.


    Wie ist das gemeint: "Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich"? Wenn ich dazu stehe - 'so bin ich eben' - dann bin ich zwar die Bürde der Verstellung los, aber nicht Ärger, Feindschaft, Angst und Unsicherheit. Wie soll mit dieser Akzeptanz von selber eine Veränderung geschehen, bedarf es dazu nicht zusätzlich der Bemühung, allerdings mit den richtigen Methoden wie der Entwicklung von Achtsamkeit, Einsicht und Wohlwollen?

    Hallo mukti

    es tut mir leid, dass ich bisher nicht geantwortet habe. Neben einem beruflichen Quereinstieg in was Spannenderes und Kindern habe ich am Ende des Tages grad kaum mehr vollständige Sätze übrig. Ist die Frage noch offen oder hat sich das erledigt?

    LG Gurkenhut

    Nun ein kleines Update von mir, wobei ich natürlich immer bedacht bin mich nicht all zu fern vom Thema zu entfernen.


    Es ist mir leider nicht gelungen die Gelassenheit zu erlangen, die ich mir vorstellen würde. Es gibt Menschen, die sagen, Tim, das hat nur mit dir zu tun, das ist deine Verantwortung.


    Das ist für mich aber auch eine Frage in welcher Lebenssituation manch sich befindet, in jeder Situation ist man nicht derjenige der das Steuer fest in der Hand hält und selbst entscheiden kann.

    Lieber Tim99,

    Gelassenheit zu lernen dauert lang, dass geht nicht mal eben in ein, zwei Jahren. Und die Akzeptanz, wie wenig Steuer man fest in der Hand halten kann, gehört leider dazu.

    _()_


    Von Carl Rogers gibt es einen schönen Text:

    Zitat

    Unvollkommen

    In meinen Beziehungen zu Menschen habe ich herausgefunden, dass es auf lange Sicht nicht hilft, so zu tun, als wäre ich jemand, der ich nicht bin. Es hilft nicht, ruhig und freundlich zu tun, wenn ich eigentlich ärgerlich bin und Bedenken habe. Es ist nicht hilfreich, so zu tun, als wüsste ich die Antworten, wenn ich sie nicht weiß. Es hilft nicht, den liebevollen Menschen zu spielen, wenn ich im Augenblick eigentlich feindlich gestimmt bin. Es hilft mir nicht, so zu tun, als wäre ich voller Sicherheit, wenn ich eigentlich beängstigt und unsicher bin. (...) Ich spüre, dass ich den Umständen gerechter werden, wenn ich mir erlaube, so zu sein, wie ich bin. Es ist für mich einfacher geworden, mich als entschieden unvollkommenen Menschen zu akzeptieren, der keinesfalls zu jeder Zeit so handelt, wie er handeln möchte. (...) Wenn ich mich so, wie ich bin, akzeptiere, dann ändere ich mich.

    Mei, wenns wirklich nötig ist, kann man nicht nur immer im Moment bleiben (was auch immer das heisst), sondern muss vielleicht wie Muho sagt doch auch mal den Müll runtertragen und sich um die Probleme des menschlichen Daseins kümmern, Zen-Meister sind vielleicht doch auch nur Menschen.

    Wo siehst du einen Unterschied zwischen im Moment sein und Müll runtertragen?

    Für mich besteht nur ein Unterschied, ob man präsent beim Müll runter tragen ist oder ganz woanders.

    (...)


    Die nächste Frage wäre, warum sind Geburt, Krankheit, Altern usw. Leide? Das wird in dieser Lehrrede nicht beantwortet. Sie sind Leiden, weil wir sie immer wieder unfreiwillig durch die Macht von Karma und Klesas annehmen.

    Dann ist das freiwillige Annehmen nicht Leiden, oder?

    Danke für eure Antworten :)

    Ja, muss den achtfachen Pfad verwirklichen. Aber wie erkennt man die Unwissenheit um sie zu beseitigen? Die erste Wahrheit lehrt ja dass das Leben Leid ist. Ich nehme das Leben aber nicht als Leid wahr. Ist das ein Fehler?

    Das freut mich für dich. Nimmst du es als anteilig leidvoll und anteilig freudvoll wahr? Oder wie statt dessen?