Ein dritter Zugang ist ein noch stärker psychologischer: Wir wissen aus den Neurowissenschaften, dass das Jetzt, das, was wir als Gegenwart bezeichnen, der gegenwärtige Augenblick, 2,7 Sekunden lang ist. Alle 2,7 Sekunden treten wir in ein neues Jetzt ein. Dieses ist durch das vergangene Jetzt bedingt und doch etwas neues. Wir befinden uns in einem ständigen Wiederwerden. Wir erinnern uns, wenn wir wach genug sind, an die vergangenen Jetzt. Je wacher wir diese erlebt haben, desto klarer sind die Erinnerungen an sie. An manche Jetzt erinnern wir uns nicht, weil wir eben nicht wach genug waren, sondern – wie meistens eigentlich – automatisch gehandelt haben.
Wie kommt man auf die Zeit (2,7s)? Ist das eher die Zeit, die etwas braucht, ehe wir es wahrnehmen? Konsequenter weise finde ich, sollte man gar nicht von einem Jetzt sprechen, denn Wahrnehmung braucht Zeit (auch wenn sie kürzer sein mag als die 2,7s) und wenn ich etwas wahrnehme, ist es schon Vergangenheit. (Wenn ich mich recht erinnere gab es in einer buddh. Schule die Vorstellung, dass dharmas nur Bruchteile von Sekunden existieren und dann von neuen Dharmas ersetzt werden).
Wach sein und automatisch (von selbst so, ziran, jinen, der Situation entsprechend) handeln ist für mich kein Widerspruch. Nur so ist man im Fluss. Wenn ich z.B. mit einem Behinderten spazieren gehe (was ich berufsmäßig öfters tue) muss ich wach sein, aber trotzdem automatisch handeln, falls er stolpert, um die Schäden zumindest zu minimieren.