Posts by Bebop

    Was macht ein Erleuchteter in der Freizeit, so die Ausgangsfrage.


    Ich habe mir die Antworten durchgelesen, und mir stellt sich zunächst die Frage: Wer gilt wieso als erleuchtet? Oder wer sieht sich überhaupt so an?


    Hier wurde dann natürlich der Buddha herangezogen, und jemand stellte fest, dass er neben seiner Lehrtätigkeit, also einem gewissen missionarischen Eifer (Wille! Ego!) angenehme jhana-Zustände suchte (Präferenz! Unterscheidung!). Auch wurde angemerkt, er würde meditieren, WEIL es um nichts mehr ginge - in dem Satz davor habe ich wohl schon herausgestellt, warum man das nicht so sagen kann, es ging zumindest um die angenehmen Zustände. Wäre es ihm möglich gewesen, dies ohne VersenkungsFORM herzustellen, wieso hat er es nicht gemacht?


    Von daher scheint mir, dass der Erleuchtete das tut, was alle anderen machen, er versucht, sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten und ihm Sinn zu geben, und zwar so, wie er selbst es für richtig hält. Von daher ist auch schwer nachzuvollziehen, worin sich eigentlich Erleuchtung vom Dasein des Otto Normalverbrauchers unterscheidet, zumal wenn er vorher fegt und nachher fegt. Es geht um einen inneren Vorgang oder Zustand, den andere nicht überprüfen können - es sei denn, sie legen äußere Handlungs-Kriterien an.


    Was könnte das sein? Dharma predigen? Das macht jeder von seiner Religion Überzeugte. Gerade sah ich, wie die hassidischen Juden Purim feiern, ähnlich Karneval mit Verkleidungen und viel Alkohol, aber natürlich in ihren eigenen Outfits (Hüte, Koteletten usw.) und auf der Grundlage ihrer Überlieferung (in diesem Fall Buch Esther). In ihrem Referenzrahmen ist sogar das Besoffensein okay, beim Buddha nicht. Alle meinen, es kapiert zu haben und richtig zu liegen. Alle ringen im Grunde nur mit den allgemeinen existentiellen Problemen und wollen - ob in jhana oder im Suff - mal für eine Weile diese Sorgen vergessen.


    Sobald man einen anderen als den in der Religion vorgegebenen ethischen Bezugsrahmen wählt, wird man feststellen, dass es auch mit der Manifestation der Erleuchtung im Alltag nicht weit her sein muss. Was den einen überzeugt, haut andere nicht aus den Socken.

    dass du so kräftig in alle Richtungen auskeilst, dass da eigentlich keine Lehre oder kein Lehrer mehr stehen bleibt, außer deiner eigenen Bücher.

    Ich will erst mal feststellen, dass das wieder nur ein Anwurf an einen User ist und nicht die Antwort auf die Frage, die ich gestellt habe und die diese Diskussion befördern könnte. Ich bin es ja nicht, der als Lehrer und in Robe rumläuft und dabei noch meint, Zen adäquat zu vermitteln. Dieser Gartenmeister offenbar schon. Dass dich Buddha-Natur nicht kratzt, ist völlig in Ordnung, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sie in der Chan-/Zen-Überlieferung eine Rolle spielt, jedoch weder bei Dôgen noch bei von mir favorisierten Autoren so verstanden werden muss, wie es in der Doku zitiert wurde.


    Meine "eigenen" Bücher (zum Zen sind das 3 Büchlein) habe ich hier meines Wissens nie groß zum Thema gemacht (es handelt sich im Wesentlichen um Analogien, mit denen man einen Eindruck bekommt, wie die in den "Antworten auf Kôan" vermittelten Charakteristika eines Zen-Lebens aussehen könnten, mit Beispielen aus meinem Leben).


    Die von mir verlegten Autoren sind im Wesentlichen diejenigen, die Dumoulin quasi als Kanon in seinem Klassiker zur Zen-Geschichte erwähnte (Dogen, Ikkyu, Takuan, Linji, Bankei usw.), und es sind gelegentlich solche, die ohne Dharma-Nachfolge tiefere Erkenntnisse zeigten (Yunqi Zhuhong, Zongmi) oder ihrer Zeit voraus waren (Baotang Wuzhu), sowie wesentliche Sutren.


    Wie dir nicht entgangen sein dürfte, kritisiere ich Dôgen - von dem ich am meisten übersetzt habe - seit einiger Zeit besonders heftig. Was du sagst, kann also nicht richtig sein. Auch lebende Autoren wie Tenbreul und Muho, die ich verlegt habe, und sogar Shodo Harada Roshi habe ich hier schon deutlich kritisiert. Man muss nicht nur das verlegen, was man (durchgängig) für richtig hält, es kann auch Kontroverses sein.


    Aber TNH würde ich nicht geschenkt verlegen. Das ist kein Zen. Bei den Obengenannten gibt es hingegen Unterschiede im Grad der Erkenntnis - aber es ist Zen.

    Solangsam wird es witzig.

    Diese Einzeiler dienen der Diskussion nicht. Wenn du meinst, man verwirklicht bodhicitta - über das man als Lehrer predigt - vorbildlich eher dann, wenn man seine eigene Anhängerschaft ausdehnt (und bestenfalls versorgt) statt zuerst die Menschen, denen es am schlechtesten geht, dann begründe das doch wenigstens.

    Du selbst verkaufst Zen Bücher und verdienst daran

    Ja, aber nicht unter "gGmbH", nicht in Robe usw. Sondern als mein Job.

    Ich bin kein Mönch, der - wie TNH - auch noch eigene Ordensregeln aufstellt und dann dagegen verstößt. Ist dir der Unterschied wirklich nicht klar? Ich verstoße NICHT in dieser Art gegen meine Prinzipien. Vor allem nehme ich diesbezüglich den Mund nicht so voll. Ich behaupte nicht: Waffen bringen nur Unglück - und schaue dann beim Verbrennen einer meiner Nonnen zu. Ich behaupte nicht, das Ego sei zu überwinden, um dann mit meinem Leben zu zeigen, wie wichtig mein Ego ist. Ich behaupte, da ist ein Irrtum, und solche Lehrer manifestieren ihn.


    Aber wenn du es so siehst, dann müsstest du ja kapieren, dass TNH ein Geschäftsmann war. Denn ich bin einer, und die Analogie hast du ja selbst gebracht.

    Du sagst, Za Zen wäre nichts für Dich:

    Das ist schon was für mich, aber ohne es zum Ritual zu machen und daran zu haften. Vor allem bedeutet es für mich "Sitzen im Geist" und nicht "Sitzen in der festgelegten Form X".


    Du kritisierst andere die ebenfalls Zen Bücher verkaufen

    Nein, ich kritisiere jemanden, der in Mönchsrobe ein Verlagsgeschäft betrieben hat zugunsten seiner eigenen Sekte, statt sich - wie es sich für einen Zen-Mönch gehören würde - erst mal ganz unten in der Gesellschaft das Geld zu verteilen. Statt Expansion (des eigenen Kultes) kommt dann erst mal Subvention (der Armen). Das ist bodhicitta für mich.

    wie meine eigenen in Wahrheit ungeliebten Anteile

    Ich sagte doch schon, dass ich gelernt habe, mit diesen Anteilen ganz gut zu leben - und das genau der Unterschied zum dualistischen Weg von TNH (und vieler "Buddhisten") ist, die es so verstehen, dass diese "Anteile" auszumerzen seien - und vor allem, dass sie vollständig ausmerzbar seien. Das sind sie nicht. TNH hatte ein großes Ego. Sein Weg führt also nicht dahin, das exemplifizierte er selbst. Und wenn ich mal in die Runde frage, wer denn bitteschön all diese hehren Ideale verwirklicht haben soll, kommt regelmäßig kein Name und keine Manifestierung, die überzeugend wäre. Jedenfalls nicht für mich. Das soll anderen einfach mal zu denken geben bei ihrer Bewunderung solcher Millionäre.


    Es geht darum, sich diese Illusionen vom Hals zu schaffen. Aber nein, ständig wird wegen ihrem Gesäusel oder seifenopermäßigen Gedichten in diese Personen irgendwas reininterpretiert, die letztlich so sind wie du und ich, oder noch schlimmer.


    Was du hier machst ist nur vom Thema ablenken (von TNH auf einen User). Und dabei bestätigst du, was man von TNH tatsächlich lernt: Dualistisch zu denken. Du meinst, es ginge hier um einen Wettbewerb. Dabei ist alles, worauf ich hinweise, die Tatsache, dass sich diese Lehrer nicht wesentlich vom Normalbürger (von uns) unterscheiden, weder in ihrem Ego noch in ihren Fehltritten. Die Unterscheidung besteht in erster Linie in ihrer Anmaßung.

    Ole hat gut herausgearbeitet, wie a) dualistisch TNH denkt, b) sophistisch-kommunistisch er argumentiert, c) er sein Image aus dem Vietnamkrieg zunehmend weg hagiographierte.


    TNH ist ein Vorläufer von Trump. Den Friedensnobelpreis haben wollen, aber erst mal eine Frau verbrennen (lassen) bzw. den Yemen bombardieren, den Iran angreifen wollen, und Israel beim Genozid, Landraub und Vertreibung beistehen. Auch das ist alles grosses Ego.


    Die Mönche und Nonnen wurden teils von den Vietcong vorher mit Drogen vollgepumpt und für ihre Sache manipuliert. Für die Übrigen galt,dass ihnen so ein Suizid durch den Vinaya untersagt war.


    Dazu kommt die Täuschung dahinter, die derjenigen ähnelt, als man nach TNHs Schlaganfall zu "Gebeten zu seiner Genesung" aufrief. Die Gebete brachten so wenig wie die Verbrennungen. Vietnam wurde kommunistisch und TNH starb in einem kommunistischen Land. Wobei ich natürlich zynisch anmerken würde, das war wohl genau das, was TNH einst wollte.

    Wie haben die Klöster zu Buddhas Zeiten und vor allem nach seinem Zerfallen das eigentlich gemacht? Die groß gewordene Sangha zu erhalten.

    Das steht im Palikanon. Die Mönche sollten Hütten im Wald haben, ein paar Habseligkeiten. Die haben keine Heerscharen um sich versammelt und auch keine Reichtümer gescheffelt. Die waren nicht auf Expansion aus. Die unterhielten keine Wirtschaftsbetriebe mit Verlag und großen Anwesen. Das sind moderne Auswüchse, die man auch bei einigen Lehrern in Taiwan sah, wie bei Sheng Yen. Zur Entschuldigung wird dann gern angeführt, dass die Lehrer selbst ja nicht viel besaßen. Um aber so etwas wie Drum Mountain oder Plum Village überhaupt hinzukriegen, braucht es eine ganze Menge wirtschaftlicher Energie und materielles Streben, also das Gegenteil von dem, was die Chan-/Zen-Übung lehrte. Man würde das auch einem Manager nicht absprechen, nur weil er mit dem Rad zur Arbeit fährt und keinen Fernseher besitzt oder vlt. gar in einer Einzimmerwohnung lebt. Für all diese Großprojekte braucht es einen Geist, der sich von wesentlichen Eigenschaften des Zen-Geistes verabschiedet hat. Der hat doch schlicht gar keine Zeit und keinen Raum für so was. Der feiert sich nicht selbst, auch nicht in Form von "Buddha" oder "Tempel". Wie sollte dafür irgendein Spendengeld übrig sein, wenn noch Arme in Slums versorgt werden müssen etc.? Wie kann ein "Erwachter" zuerst daran denken, Millionprojekte zur Show oder zu weiterem Profit (EIAB) zu finanzieren, wenn nicht mal genug da ist, um denen, denen es richtig dreckig geht, unter die Arme zu greifen? Wie verträgt sich bodhicitta-Geist mit diesem angeblich "kleinen" Ego?


    Solange Geld für weltweite Anwesen und Tempel der eigenen Mischpoke, des eigenen Kultes da ist, während all dieses Elend nicht behoben ist, soll so einer nicht vom bodhicitta-Geist reden und keine Morallehren predigen.


    Hier in Thailand gab es auch so einen, von dem alle meinten, wie bescheiden und weise der sei. In Wirklichkeit lebte er natürlich hinter verschlossenen Türen wie ein König. Noch heute steht ein Ufo-artiger Tempel (Dhammakaya) im Land, er verschwand, weil man ihn rechtzeitig vor einer Razzia gewarnt hatte. Seine Anhänger reden genauso begeistert von ihm wie die von TNH von ihrem Lehrer oder die von Sheng Yen von dessen Bescheidenheit.

    Das habe ich mir schon länger gedacht, dass es hier nicht um die Lehrinhalte von TNH und Zen geht

    Doch, aber die hatten wir schon abgehakt. Jemand, der so in Dualismus befangen ist wie TNH hat als Zen-Lehrer nichts zu melden, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht. Und wir waren hier ja schon so weit, ihn weitgehend im Theravada zu verorten (wobei ich wie gesagt glaube, dass er genauso im Kommunismus geschult war). Theravada ist natürlich dualistisch, wie man immer wieder an den ethischen Debatten hier sieht, da es im achtfachen Pfad ein "recht" postuliert, womit automatisch ein "unrecht" einhergeht, als Grundlage von dessen Ethik. Genau das hat man im frühen Chan in den Bereich der Geistestäuschungen verwiesen, indem man Konzepte wie Karma als Hirngespinst bezeichnete und damit auf die Notwendigkeit des Hinterfragens solcher konzeptueller Vorgaben verwies.


    Deshalb hier nochmal ein paar Beispiele.


    TNH:

    Quote
    My plate is now filled.
    I see clearly the presence
    Of the entire universe
    And its contribution to my existence.

    Da ist es wieder, das "ganze Universum". Kleiner geht's eben nicht.

    Und hier zum Krieg:

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    “We know very well that airplanes, guns and bombs cannot remove wrong perceptions. Only loving speech and compassionate listening can help people correct wrong perceptions. But our leaders are not trained in that discipline, and they only rely on the armed forces to remove terrorism.”

    "Wir wissen, dass ... Waffen und Bomben keine falschen Vorstellungen zerstören." (doch, denn sie töten, und damit sind die Illusionen der Getöteten weg - aber die Idee hinter dieser Rhetorik ist schon klar, denn ...)

    "Nur liebendes Sprechen und mitempfindendes Zuhören kann Menschen helfen, ihre falschen Ansichten zu korrigieren."

    Das ist falsch, es funktioniert nicht, etwa bei Leuten wie Putin.

    Und es funktionierte ja auch bei TNH nicht, mit dem sehr viele Menschen liebend gesprochen haben, da bin ich sicher, und der seine falschen Ansichten ja auch nie änderte. Genau hier versteckt sich sein Dualismus.

    "Doch unsere Führer ... verlassen sich nur auf die Streitkräfte ..."

    So, und nun schließen wir mal eine Wette ab, was mit der Ukraine passiert wäre, wenn sie überhaupt keine Streitkräfte gehabt hätte, sondern nur die perfekte Fähigkeit zu liebendem Sprechen und mitempfindendem Zuhören.


    Hier noch ein Beispiel, gleiche Quelle:

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    “Most of us experience a life full of wonderful moments and difficult moments. But for many of us, even when we are most joyful, there is fear behind our joy.”

    Joy, Freude, als positiv gesetzt. Doch dahinter lauere für viele von uns fear, Furcht. Wieder ein Gegensatzpaar. Die Reise soll natürlich hin zur Freude gehen, siehe Buchtitel von TNH wie "Einfach zufrieden", "Einfach entspannen", "Einfach lieben".

    Warst Du nicht gerade noch stolz auf Dein großes Ego, und jetzt ist das angedichtete Ego bei jemanden anderen plötzlich ein zentrales Problem?

    Für mich nicht, denn im Gegensatz zu TNH predige ich ja nichts anderes als das man sich mit seinem Ego und seinen Schattenseiten versöhnen sollte, statt nach Perfektionismus zu streben. Bei ihm ist da jedoch ein Widerspruch.

    Das Kloster als selbst-erhaltender Wirtschaftsbetrieb

    Ja, allerdings galt auch schon damals, wenn das Kloster sich um eine Figur scharte, von der alles abhing, das man dieser ein entsprechend großes Ego nachsagen durfte. Gilt zum Beispiel für Dogen.

    Orthodoxen buddhistischen Kreisen geht Thích Nhất Hạnhs Lehrauslegung mitunter zu weit

    Meint die AI. MIr - allerdings nicht-orthodox - geht sie nicht weit genug. Sie transzendiert nicht hinreichend die Gegensätze, wenn z.B. der Platz für Soldaten (Gewalt) und Fernsehen eng wird.

    Es ist eine sehr andere Art von Text als Hakuins "Lobgesang des Zazens" wo Geisteszustände nicht erzeugt werden sondern lediglich ausgedrückt werden.

    Vor allem führt sie zu einer gewissen unklaren Idealvorstellung. Weiter oben wurde ja zwischen den Zeilen gesagt, was man sich wünscht, aber gleichzeitig folgt man Lehrern oder zumindest ihren Lehren, die das ganz offensichtlich nicht verwirklicht haben. Wenn man wie TNH Millionen einsammelt, und sei es nur, um seinen eigenen Kult, also seine eigene auf Wachstum angelegte Gefolgschaft zu subventionieren, und wenn man meint, einem US-Präsidenten Ratschäge geben zu können, dann hat man ja ein "großes Ego". Da kann man dann labern, was man will, man konterkariert sich bestenfalls selbst. Das Gleiche kann man auch denen sagen, die sich vermehren wollen, auch sie können sich vom Ego-Trip nicht freisprechen, die Beweise existieren noch lange nach ihrem Tod. Und schließlich gilt es sogar schon für diejenigen, die sich einfach meinen zum Lehrer stilisieren und viele Bücher schreiben zu müssen. Sie alle leben einfach ihr großes Ego aus. (Aber ihre Anhänger haben natürlich Erklärungen parat, warum das nicht so sei ...)

    Wenn Dich nie etwas getrieben oder belastet hat, bist Du entweder total oberflächlich oder hattest einfach nicht so viele Lasten zu tragen ...


    Dass Du keine Bestätigung brauchst, nehme ich Dir nicht ab, denn dann würdest Du hier gar nicht so viel diskutieren.

    Das geht in die gleiche Kerbe wie ...

    Wenn du dein eigenes Ego nicht siehst weiß zu groß ist…

    Oder diese Klischees von Leonie neulich. Das ist so eine irgendwie freikirchliche Art, den Buddhismus zu verstehen, also mit Optimierungsziel oder Sünden-/Vergehensvorstellung.


    - Du lässt nicht los. (Stimmt, ich lasse nur los, wenn's nötig ist.)

    - Du hast ein großes Ego. (Stimmt, das hat fast jeder, besonders der "Meister", aber wie will man diese "Größe" messen?).

    - Du brauchst Bestätigung, weil du viel diskutierst. (Wie sinnlos, da kommt doch keine ...)

    - Du hattest nicht "viele Lasten zu tragen" (Stimmt auch, aber es bleibt die Frage, wie man mit den wenigen individuell umgeht.)


    Also mit anderen Worten, die anderen Adepten hier wollen das alles loswerden, jegliches Anhaften, jegliches Ego, jeglichen Bestätigungswunsch, jegliche Last.


    Ich bin mir sicher, das wird scheitern. Ich bin mir sicher, das ist genau das, worin ich seit Jahrzehnten den Finger lege, irgendein Verständnis von Zielen im Buddhismus, die sich insgeheim mit der Heiligkeit eines Christenmenschen decken.


    Irgendwie könnt ihr euch einfach nicht mit eurer Fehlbarkeit und Schwäche arrangieren und es euch darin gemütlich einrichten, ist mein Eindruck. Die Frage ist nur, was es für einen Unterschied macht.


    Ich fühle mich befreit, ich habe schon Katzen durchgebracht (oder auch nicht), ich habe schon vegetarisch gelebt (oder auch nicht), ich habe schon vom Lügen Abstand genommen (oder auch nicht). Dieses "oder auch nicht" weghaben zu wollen - woher kommt eigentlich dieser Glaube, dass dies möglich oder nötig sei? Das müsste man doch eigentlich als DIE Illusion schlechthin durchschauen, gerade wenn man sich "versenkt" und seine Gedanken beobachtet. Genau dann müsste man doch erkennen, dass es sich um ein permanentes Wechselspiel handelt. Und dann sieht man auch deutlich, wo ALLE buddhistischen Lehrer scheitern, die einem so etwas verzählen. Und diese Lehrer heißen z.B Khema und TNH.

    Das, was dann geschieht, ist eben wesentlich freier und schöner als alles andere, was die unbeständige Wirklichkeit und selbst die intensivsten Glücksgefühle wie ein Orgasmus oder ein Lottogewinn bieten mögen.

    (...)

    Um diese Last zumindest einmal loszuwerden

    (...)

    Wenn aber der Geschmack einmal geschmeckt wurde, lässt sich diese Erfahrung nicht mehr auslöschen, und das Mutmaßen und Diskutieren, was denn unter Befreiung zu verstehen sei, hat ein Ende. Damit ist der Weg klar, und der achtfache Pfad kann betreten werden.


    Nun ja. Ist das nun Ayya Khema-Sprech oder noch TNH?


    Jedenfalls wird sogar wörtlich von "einmaliger" Erfahrung gesprochen, die sich "nicht mehr auslöschen" ließe, weiter oben aber bestritten, dass das auch z.B. für den Orgasmus gelte - dabei ist das genau der Witz dabei, wer ihn mal hatte, will ihn "unauslöschlich" immer wieder haben. Und auch da besteht kein Zweifel mehr, dass es besser ist, als keinen zu haben - genau wie bei "Befreiung".


    Die Erfahrungen des Erwachens führen nicht automatisch zum achtfachen Pfad, zumal sie dort das Ziel sind - aber logischerweise der Sinn des Pfades nur NACH dem Erwachen erkennbar wäre, so ist es jedenfalls bei Shakyamuni gewesen. ER hat darin einen Sinn gepredigt. Andere sind erwacht und haben das anders gesehen. Das sind also nur religiöse Zirkelschlüsse.


    Ansonsten finde ich es interessant zu lesen, was hier die User so alles belastet hat. Ich kenne diese Probleme überwiegend gar nicht aus eigener Erfahrung: "unablässiges Getriebensein", "Bindungen und Gefängnisse", "Bestätigung", "Sicherheit" ... Ich habe mich in meinem ganzen Leben nicht groß gebunden, und das war sicher keine Folge des Achtfachen Pfades, mehrfach den finanziellen Offenbarungseid riskiert, trotzdem mich nie getrieben gefühlt (außer bei Steuererklärungen, aber daran kann ich nichts ändern, die geben die "Deadline" vor), keine Bestätigung gesucht (nicht mal durch einen "Zen-Meister") und war auch nie im Gefängnis. Ich frage mich, ob es wirklich eine Mehrheit von Menschen gibt, die sich in diesen Beschreibungen auch nur wiederfände, wenn denn das der Zugang zum Zen oder Buddhismus sein soll.

    Quote

    (void:) Der Thread hat sich ein Stück weit vom Thema "Lehrte TNH wirklich Zen" wegbewegt.

    Von daher wäre es gut, das Thema des Threads wieder klar zu machen um Ablenkung zu vermeiden. Wie würdet ihr das Thema benennen?


    Ich würde es mal so sagen: Die naive Lesart von Zen-Geschichten wie die um Hakuin und das Kind entspricht in etwa der naiven Lesart des Lebens von TNH. In beiden Fällen ist das Handelsspektrum begrenzt, und zwar, weil sie nicht bereit sind, auf eine andere als die Zen-/Buddhismus-Klischee-Art zu reagieren.


    D.h. im Falle Hakuins: Einmal übernommene Verantwortung gebe ich ab, weil ich von allem loslassen kann (oder: Ich ignoriere das Schreien des Kindes, das - wahrscheinlich - gar nicht mehr von mir weg will, oder noch zugespitzter: Ich ignoriere "den Ton des einen Kindes").


    Im Falle TNHs z.B.: Waffen sind keine Antwort (denn ich bin ja unbedingter Gewaltlosigkeit, ahimsa, verpflichtet). Beide werden Opfer ihres speziellen religiösen Schubladendenkens, das den Blick auf andere Realitäten verstellt.

    Hakuin hat das Kind angenommen und dann wieder weggegeben. Warum sollte das Denken denn getrennt von der Praxis sein. Wer soll das behauptet haben?

    Hakuin soll ja davon überzeugt gewesen sein, dass es darum geht, anderen Gutes zu tun (bodhi-Geist verwirklichen). Jemand, der so denkt - oder empfindet -, sieht in der Übergabe eines Babys natürlich eine Chance. Ich kann das nachvollziehen und habe ja mal dokumentiert, wie ein auf meinen Balkon gefallenes Spatenjunges, das nicht mehr versorgt wurde, dann von mir (vergeblich) versucht wurde, durchgebracht zu werden. Das ist der eine Aspekt.


    Was dabei wirklich passiert, sollte man sich selbst fragen, statt sich was zurechtzufantasieren von völlig indifferenten Meistern, die weder die Sorge um ein Kind noch das Rückgeben des Kindes letztlich kratzt. So einer war Hakuin nicht, darum befiel ihn ja auch die "Zen-Krankheit" und deshalb hatte er seine große Einsicht nach einer Lektüre des Lotussutras. Selbst wenn man bei solch einer Tat nicht an "Gutes tun", bodhicitta, richtig und falsch denkt, "bewegt" einen da was. Das sollte man doch wenigstens ehrlich zur Kenntnis nehmen. Wenn nichts bewegt wird (oder etwas "anderes"), tritt man den Vogel einfach tot (was ich in einer anderen Situation auch schon getan habe).


    Es findet natürlich eine Überlegung statt. Hätte Hakuin geplant, am nächsten Tag durch die Gegend zu ziehen (was er ja später reichlicht tat), hätte er womöglich abgelehnt (oder er hätte seine Pläne insgeheim begraben). Wenn Hakuin nicht so getickt hätte wie wir auch, hätte er kein Koan-Studium betrieben und so ein Gedöns um den Ton der einen Hand gemacht.


    Für solche Geschichten ist es eben unabdingbar, sich ein reibungslos richtiges Verhalten von Meistern zurechtzufantasieren und keine kritischen Fragen zu stellen. Wenn man das in seiner Fürsorge nicht tut, fängt man sich vielleicht sogar das Hantavirus von einem Tier ein und stirbt, wie Gene Hackmans Frau neulich. Und wenn die einzige Bezugsperson um einen rum Gefühle und Denken wegen Demenz nicht mehr zusammenbekommt (bzw. nicht mehr genug von Zweifeln "gekratzt" wird), verrottet man eben neben ihr.

    Das hat ja wenig zu tun mit Loslassen, wenn man an Leid und Elend bedauernd vorbei geht und gerade das noch mit der Geschichte von Hakuin zu vergleichen, ist doch sehr abwegig

    Wenn ein Kind sich an eine Bezugsperson gewöhnt hat und man gibt es mir nichts, dir nichts auf, geht man auch an potentiellem "Leid und Elend" vorbei.


    Diese Geschichte ist eben nicht so perfekt, wie sie scheint. Zwar soll die Obhut nur ein Jahr gedauert haben, aber das ist ja eines der wichtigsten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Hakuin (der wohl nie formell Dharma-Übertragung erhielt) so einen Wert auf den bodhicitta-Geist legte.


    (Ich habe mich mal um ein weiteres Kind als das von mir zuvor erwähnte nur am Rande gekümmert, im Grunde hatte ich es als Baby nur eine Stunde auf dem Arm und kurz nach der Geburt ein Weilchen, und es gab diverse nur sporadische gemeinsame Unternehmungen mit (seiner) Familie. Der Vater war nicht bekannt. Mit ca. 5 Jahren ist es bei einem Ausflug in einen Spielpark aus etwa 80 cm Höhe auf den Kopf gefallen und blutete deutlich. Es ist in meine Arme gerannt und nicht in die seiner leiblichen Mutter. Deshalb werfe ich diesen Aspekt auf.)

    Da ist eben durch diese Tat wie üblich was hängen geblieben - man hätte ja auch anders handeln können

    Ja, eine Erinnerung. Und genau darum, dass man "auch anders handeln kann", geht es mir ja. Allerdings unterstelle ich nicht, a) dass die Abgabe von Katzen in irgendeinem hiesigen Tierheim das einzig richtige Handeln darstellt, b) dass dies KEINE Erinnerung erzeuge, c) dass es irgendeine höhere Form von "Loslassen" darstelle.


    Um nur ein Beispiel zu geben: Ich habe vor vielen Jahren in einem ähnlichen Fall einer Putzhilfe zwei solche Kätzchen überlassen. Am nächsten Tag bekam ich sie wieder. Eine davon hatte offenbar einen Hirnschaden, weil ihre kleine Tochter sie in der Toilette unter Wasser gedrückt hatte. Mit dem "Weggeben" habe ich es also nicht mehr so.

    und wenn man dann als Beispiel das Erlebnis mit ausgesetzten Katzen am Straßenrand wieder erinnert, dann ist das eben ein geistiges Anhaften und kein Loslassen.

    Ich habe den Eindruck, dass du völlig verkennst, wie unser Denken funktioniert. Du setzt hier Loslassen mit Nicht-Erinnern gleich, also praktisch mit Demenz. Das ist eine Krankheit. Der gesunde Mensch kann sich willentlich an vieles erinnern, wenn auch an etliches nicht, und er wird sich auch unwillentlich erinnern.


    Die Geschichte von dem Frauentragenden Mönch funktioniert nur deshalb, weil man Mönchen damals noch unterstellte, sie sollten nichts mit Frauen zu schaffen haben (im heutigen Zen-Kontext in Japan ist das ja erlaubt). Der andere "trägt" also nicht eigentlich die Frau, sondern noch ein moralisches Problem mit sich herum. Das führt dann auch zu solchen Erörterungen. D. h. die Geschichte mit Hakuin übersieht einen Aspekt der Moral (Bindung durch Fürsorge), die andere Geschichten hat einen spezifischen Aspekt buddhistischer Moral zur Grundlage.

    enthalten einen positiven oder negativen Rest, der an einem hängen bleibt und den man loslassen soll, ansonsten gibt es da keine Befreiung.

    Wir haben da ein unterschiedliches Verständnis von Loslassen und Befreiung. In meinem Verständnis erwirbt man sich durch die Zen-Übung (eine Geistesübung) eine Fähigkeit zum Loslassen von dem, was als "leidhaft" empfunden wird. Wenn das klappt, fühlt man sich befreit.


    Da man auch von Erinnerungen lebt und Gefühlen, ist das, was "positiv" oder "negativ" ist, also ein wesentlicher Teil des Menschseins. Sich davon zu befreien, ist ziemlich uninteressant und würde jegliches Brainstorming, kreative Denken, Liebe und andere Gefühlsaufwallungen zerstören. Ich habe daran kein Interesse. Mein Weg ist lediglich, davon lassen zu können, wenn ich sie als "leidhaft" empfinde, nicht, wenn sie irgendjemand als leidhaft per se definiert, und sei es ein Shakyamuni. Auch "Erwachen" und selbst "Großes Erwachen" ist für mich nur ein momentanes Ereignis, d. h. es steht für mich fest, dass nichts ein für alle Mal und für den Rest des Lebens dadurch "erledigt" wird. Ich kenne, wie ich schon oft sagte, keine lebenden Beispiele für so etwas und habe selbst genug Erfahrung, um zu wissen, wie es wirklich läuft. Es bleibt eine Übung bis zum Schluss.


    Im Falle des Leides von Wesen, über das man stolpert, ist es z.B. viel wahrscheinlicher, dass dem Wesen geholfen wird, wenn ein Gefühl entsteht, als wenn nur rein sachliches Denken stattfindet (die Katzen sind entbehrlich etc.). Das heißt für den bodhicitta-Geist ist auch Anhaften nötig, nicht nur Loslassen.


    Wenn ich mich frage, woher diese Vorstellungen rühren oder sich verstärken, ist es mir allerdings klar. Z. B. sagt ein Lehrer zu Schülern, die kein Zazen mehr machen: "Schön, wenn du so loslassen kannst, an nichts mehr haftest ..." Damit unterstellt er genau das, was ihn selbst aufs Kissen zurückbringt: Die immer wieder neue Notwendigkeit zum Loslassen, weil etwas einen "zu sehr beschäftigt", zu viel Platz im Denken einnimmt, zu starke Gefühle verursacht usw. Mit anderen Worten, der Lehrer glaubt oder gibt vor, es gäbe einen Idealzustand, in dem das alles weg sein müsse, und erst dann könne man von einer bestimmten Übung lassen.


    Was man dabei nur verstehen muss, ist, dass deshalb auch der Lehrer immer wieder Zazen macht. Dem geht es nicht anders. Tatsächlich ist es m.E. so, dass für individuelle Menschen nicht alles in gleichem Maße Leid erzeugt und sie darum auch nicht die gleichen Bedürfnisse nach Loslassen von all dem haben. Der Zen-Lehrer ist da in einer Zwickmühle, denn er soll ja einerseits diesen Idealzustand absoluter Befreiung manifestieren, kann aber nur allzu leicht widerlegt werden. Er strebt nach Unmöglichem.

    Der (Bebop) hängt ja immer noch an den Katzen und macht sich Gedanken über deren Schicksal - von Loslassen kaum eine Spur.

    Ich mache mir hier beispielhaft Gedanken, um die Gegenwart einer Situation, in der Loslassen geübt werden kann, zu beschreiben (hilfsbedürftige Katzen). Das ist das Gleiche wie in der offensichtlich erfundenen Geschichte um Hakuin. Meine ist weder erfunden noch ist in meinen Erwägungen vor dem Loslassen so getan worden, als hätte ich keine Wahl.


    Wenn du oder Samadhi also meint, Hakuin hätte "nur losgelassen", dann sage ich: Nein, er hat ja das Kind angenommen - denn Loslassen kann ja auch Weggehen oder Ablehnen bedeuten.


    Es geht darum, diese naiven Metaphern, Geschichten usw. zu hinterfragen, die dann zu Vorstellungen wie "Universum" führen, sogar bei bekannten Zen-Lehrern. Oder, die - um es konkret zu machen - hier ein Verhalten als "richtig" unterstellen, dass es per se nicht ist - nämlich erst ein Kind anzunehmen und es sich dann wegnehmen zu lassen.

    Die Geschichte lässt sich leicht konterkarieren mit den Dingen, die uns im Leben eher passieren. So ging ich neulich beim Spazieren an einem Karton vorbei, in dem ein offensichtlich sterbendes Kätzchen neben Futter lag. Draußen sprangen noch zwei dünne Junge rum, die Mutter befand sich auf einem Dach und fauchte mich an, als ich mich den Jungen näherte. In dem Karton war ein Schild auf Thailändisch, auf dem wohl "Zum Mitnehmen" stand oder so was. Wahrscheinlich war die Mutterkatze nicht in der Lage, ihren Jungen Milch zu geben.


    Hakuin hatte die Chance, das Kind von vornherein nicht anzunehmen und die Sache zu klären. Die Frage ist ja auch, warum er von Anfang an seinen Mund nicht aufmachte (wobei die ganze Story ja wahrscheinlich erfunden ist oder das Kind am Ende sogar doch von ihm war, wenn man sich so anschaut, was moderne Zen-Lehrer alles treiben).


    Für mich (und andere) stellt sich in solchen Situationen die Frage, welche Wahl wir treffen. Der Zen-Adept, der meint, er hätte keine und es ginge neben dem "Loslassen" nur ums "Annehmen", hat etwas Wesentliches unserer Existenz nicht kapiert - und das fehlt eben in dieser Geschichte.


    Abgesehen davon, dass ich hier keine Katzen mit aufs Zimmer nehmen darf, habe ich wegen zeitlicher und örtlicher "Verpflichtungen" für mich entschieden, die Kätzchen nicht mitzunehmen. Das Loslassen besteht hier darin, die Katzen ggf. auch sterben lassen zu können. Wie man leicht erkennen kann, wird auch so eine Zen-Geschichte draus, wenn man nur will. Vor allem ist es unverkennbar "das Universum, das durch mich wirkt" (Zitat gemäß dem Zen-Lehrer Muho), das hier der Natur ihren Lauf lässt - denn nichts anderes tut das Universum ja. Allerdings ist es nicht besonders "kreativ". In diesem Fall hätte die Kreativität in einer individuellen Entscheidung bestehen können, wie mit den Katzen zu verfahren ist, in einem individuellen "Eingriff".


    Auch Hakuin hätte weiterziehen können.


    Der Denkfehler liegt darin zu glauben, hier hätte irgendetwas anderes als eine individuelle Entscheidung stattgefunden und sie sei - selbst unausgesprochen - vom "Universum inspiriert" gewesen.

    Das Gerede der Leute von wem das Kind ist kümmert ihn nicht…

    Er kümmert sich einfach um das Kind…


    Später kommt die Frau wieder und nimmt ihm das Kind…

    Das Witzige ist, dass ich so etwas selbst erlebt habe. Von daher kann ich sagen, dass es nicht viel damit zu tun hat, das Universum durch mich kreativ sein zu lassen oder das Universum zu umfassen. Es ist vielmehr eine individuelle Entscheidung, wenn man so will ein Akt individueller Kreativität, steht also der Ebene näher, willentlich z. B. ein Kunstwerk zu schaffen (und darum kritisiere ich Deine und Muhos Analogien, weil sie den notwendigen Anteil des Ego einfach leugnen, obwohl dieser allen drumnherum offenkundig ist). Andere Menschen, die die Chance hatten, dasselbe zu tun, haben es nicht getan, sie haben sich nicht dafür entschieden. Wenn überhaupt, dann scheint das dem Universum völlig schnuppe zu sein, und die Bedeutung entsteht durch das individuelle Ego.


    Konkret stellt sich dann vielmehr die Aufgabe, wie man damit klarkommt, dass ein geliebter Mensch - auch aus rechtlichen Gründen - nicht mehr von einem selbst weiter großgezogen werden kann. Man muss solche Fragen nicht erörtern, wenn man glaubt, nur cooles Loslassen wäre die einzige Antwort. Und es ist auch schön, wenn man da einen Zen-Helden aus einer Geschichte zum Vorbild nehmen kann.


    Aber man kann zumindest feststellen, dass dies eine andere Übung erfordert als z. B. eigene Kinder zu zeugen und seine eigenen leiblichen Kinder großzuziehen (ohne dass irgendjemand anderes einen Anspruch auf sie anmelden könnte). Auch das steckt ja in dieser Geschichte drin.

    Der große Geist denkt nicht mehr daran, und versucht es auch nicht zu begreifen. Darum kann er sich auch soweit ausdehnen das er das Ganze Universum umfasst…

    Nein, das kann er nicht. Er entscheidet sich z.B. für eine ganz bestimmte Ehefrau. Oder für einen ganz bestimmten Zen-Lehrer. Das machen alle. Es gibt niemanden, der "das ganze Universum erfasst". Das ist bloß eine leere Worthülse, esoterisches Gefasel.

    Der Vergleich mit dem Yeti erinnert mich daran, dass es ja nur ein paar Leute sind, die behaupten, einen gesehen zu haben, u. a. Bergsteiger, die in diesen Höhen in der Regel unter Sauerstoffmangel leiden. Der Yeti scheint mir eine Illusion zu sein. Wenn der Yeti sich nur zeigt, wenn man nicht nach ihm sucht, dann wäre auch die Erleuchtung, die sich zeigt, wenn man nicht nach ihr sucht - um in diesem Bild zu bleiben - eine Illusion.


    Ich will das gar nicht behaupten, sondern nur auf die Schrägheit mancher Vergleiche hinweisen.

    Es geht auch um die Entwicklung des Großen allumfassenden Geist, wo es nicht mehr die kleinste Unterscheidung gibt. Der auch das ganz Universum umfasst.

    Jaja, das Universum, die ganz große Nummer. Seufzend habe ich kürzlich unter ein Video von Muho geschrieben: "Das Universum macht kein gassho." Muho hatte sich Mühe gegeben zu erklären, warum eigentliche Kreativität bedeuten kann, das Universum sich durch mich ausdrücken zu lassen (anstelle meines individuellen Egos). Davor hatte er jedoch auch beschrieben, wie sich gassho nach (möglicherweise) einer Phase inneren Widerstandes ganz von selbst macht.


    Diese Metaphern taugen doch nichts. Was für eine Vorstellung vom Universum hast Du? Wir kennen es ja nicht mal in seiner Gänze. Welche Illusion soll da "umfasst" werden, welche Illusion sich durch mich ausdrücken? Wo ist das Universum, das sich um ein gassho schert?


    Und das alles kommt, könnte man nun zynisch anmerken, offenbar vom vielen Sitzen.

    Diese drei "Pfeiler" sind ein Mythos, der m. E. nichts mit Chan zu tun hat. Wie soll man Ethik einbringen, solange man die Dinge nimmt, wie sie sind? Ethik benötigt Dualismus und Wertung, und garantiert kann man mit moralischen Erwägungen die Dinge nicht mehr so sehen, wie sie sind. Tja, und wie sind sie denn überhaupt?


    Wenn Sawaki sagt, es ginge beim Zazen darum, kein Mensch mehr zu sein, dann meint er ja auch nur bestimmte Aspekte dieses Menschseins, z. B. das wertende und anhaftende Denken. Das nicht (so) denkende Menschsein ist dann aber okay. Demnach hat Zazen a) ein Ziel und braucht b) einen Entschluss, nämlich "auf(zu)hören, Mensch zu sein". Es wäre ja kein rechtes Zazen, wenn der Übende dabei gedanklich alle seine Intimfeinde massakriert und sich seine nächste Widerrede gegen Dôgen zurechtlegte. Da man das aber sehr wohl während Zazen machen könnte, braucht es also ein festes (anderes) Ziel und einen Entschluss. Es macht sich eben nicht von selbst.


    Von dieser ganzen althergebrachten Zen-Rhetorik bleibt für mich nicht mehr viel bestehen. Meines Erachtens wussten die alten Chan-Adepten, dass zum Menschsein einfach beides gehört, der ratternde Denkapparat ebenso wie das davon leergemachte Hirn. Im Wesentlichen ist Chan/Zen eine Technik, wie man vom Rattern wahlweise lassen kann. Bei TNH, der ja Ausgangspunkt dieses Threads war, führte natürlich das Rattern und nicht das Loslassen zu einer Aversion gegen z.B. gegen das Fernsehen oder den Krieg. Statt vom Rattern und Werten zu lassen riet er dann vom TV und Soldatendasein ab. Das ist aber gar nicht nötig, wenn man vom Rattern gelernt hat, auch lassen zu können.

    Der Begriff des toten Holzes und der kalten Asche bezieht sich auf die Weise der Versenkungsübung. Genauer gesagt, Zazen ist keine Versenkungsübung oder Meditation. Insofern gab es bei TNH auch kein Zen.

    Das dann empfohlene Kapitel "Nadel für Zazen" bei Dôgen macht allerdings etwas, das fragwürdig ist. Es fängt bei hishiryo an, dem Undenken oder Denken vom Grund des Nicht-Denkens, um dann wieder eine bestimmte Körperhaltung mit Buddhawerden zu vergleichen.


    Wenn Zazen keine Versenkungsübung ist, was ist es dann, kurz zusammengefasst, bei Dogen? Wenn es die Manifestierung von hishiryo wäre, ist leicht zu beweisen, dass es zu dessen Manifestierung kein Zazen braucht.

    Blog Posts von dir mangelt es eben an redaktioneller Prüfung bzw. Peer Review.

    In Sachen Shaolin Kaiserslautern und vor allem Thich Thien Son haben diverse Medien (SZ, Spiegel) ja dann in die gleiche Kerbe gehauen wie mein Blog - wenn auch teils mit jahrelanger Verspätung. Ansonsten hab ich darin aber kein Interesse gezeigt, mein beruflicher Schwerpunkt lag auf dem Verlag. In den buddhistischen Medien bekommt man so etwas nicht durch, die haben ja in jeder zweiten Ausgabe was von TNH, zumindest an Zitaten.

    Peer Reviewed

    Das ist immerhin insofern interessant, als es tatsächlich eine Menge akademischer Arbeiten zu TNH gibt, und die beziehen sich in überwiegender Mehrheit auf sein "mindfulness" (Achtsamkeit), womit bereits gezeigt wäre, dass man auch von dieser Seite gar keinen Zen-Schwerpunkt bei ihm feststellte, sondern einen des klassischen Theravada.

    In den o.g. beiden Fällen hat die "woke"-Kultur aber Aufhänger wie körperliche oder sexuelle Übergriffe gefunden. Bleiben diese aus, wie bei TNH, ist das Interesse schon wesentlich kleiner.


    Deshalb betone ich nochmal, dass diese ganzen unangenehmen Details nur Indizien sind. Um aufzuzeigen, dass TNH kein Zen lehrte, müsste man ja umgekehrt gerade etwas anderes als mindfulness bei ihm zum Gegenstand einer akademischen Arbeit machen, oder, wie ich das teils machte, Texte von ihm abgleichen mit zentralen Chan/Zen-Lehren. Ich schätze, das passiert nicht, weil die akademischen Arbeiten mehr oder weniger aus seinen "Fankreisen" kommen. Aber das - nach erster Sichtung - völlige Fehlen einer solchen akademischen Arbeit, die ihn in Chan glaubhaft einordnet, ist auffällig. Und die anderen, die in dieser Hinsicht aufschlussreich waren, wie von Prebish und Nguyen, wurden ja schon zitiert.