Wenn du den Unterschied zwischen Kognitionen, die auf Sinneswahrnehmungen (der 5 Sinne) beruhen und solchen die auf bloßen Begrifflichkeiten, denen keine Sinneswahrnehmung (der 5 Sinne) zugrundeliegt, nicht anerkennen willst, dann kann ich da nichts machen.
Ok, bleiben wir zunächst in Deinem Modell. Lichtwellen, Moleküle, elektromagnetischer Widerstand (Materialität) und vergleichsweise langfrequente Energie, die Luftmoleküle in Bewegung versetzt (akustische Signale) treffen auf "Sinnesorgane". Dort findet eine Umwandlung statt. Aus den auftreffenden Energien werden Aktionspotenziale. Synapsen kennen nur die Information 1 (es wird gefeuert) und 0 (es wird kein elektrischer Puls ausgesandt). Diese auf 0 und 1 reduzierte "Wirklichkeit" trifft dann auf verschiedene Bereiche des Gehirns und löst biochemische und elektrische Zustände aus, die sich messen lassen. Von der Art des eingehenden Signals und dem entsprechenden Zustand im Gehirn kann man auf eine gewisse Kausalität und Korrelation schließen. Soweit so gut.
Dann beginnt aber etwas höchst ungewöhnliches: Aus biochemischen und elektrischen Zuständen, die auf der Reduktion der "Wirklichkeit" auf 0 und 1 basieren, entsteht subjektives Erleben. Und das ist wirklich das harte Problem der Neurophysiologie, das bisher vollkommen ungeklärt ist. Was wir wissen ist, dass irgendwie auf Basis der "äußeren Daten" Wirklichkeit erzeugt wird. Das ist aber kein kausaler Prozess. Maximal kann man hier von Korrelation sprechen. Am besten wird der Prozess aber durch den Begriff Kreativität gekennzeichnet, denn das Bild von der Welt entsteht aufgrund von evolutiven, physiologischen, kulturellen, psychologischen, soziologischen Bedingungen und ist alles andere als linear oder "objektiv". Es ist eine automatische kreative Leistung. Ah nächsten kommt man dem Ergebnis dieses Prozesses mit dem Begriff der kreativen Vereinbarung auf der Basis ähnlicher innerer Erfahrungen und kultureller, evolutiver, soziologischer, etc. Determinanten.
Zugleich müssen wir feststellen, dass, wenn unsere gesamten mentalen Zustände das Ergebnis kreativer "Dichtung" sind, zwangsläufig auch die Schlussfolgerungen aus diesen Zuständen positiv formuliert einen zweifelhaften Grad an Verlässlichkeit besitzen. Das zeigt die Geschichte der Welterklärungen bis in unsere Tage zur Genüge.
Evidenzen entstehen, wenn innerhalb von bestimmten kulturellen Vereinbarungen bestimmte Schlüsse intuitiv folgerichtig erscheinen. Das geschieht aber immer nur auf der Basis bestimmter Axiome, von denen aus Weltentwürfe errichtet werden. Unsere Naturwissenschaft ist solch ein Modell, das auf Axiomen beruht, die in gewissem Rahmen Vorhersagen erlauben. Aber auch die Naturwissenschaft bildet die Wirklichkeit nicht ab, sondern stellt ein kreatives Konstrukt gesellschaftlicher Übereinkünfte dar, die wiederum auf subjektiv geschaffenen Wirklichkeiten beruhen, die ihrerseits auf kreative Konstrukten der jeweiligen evolutiven, sozialen, physischen und subjektiven Bedingungen seit Anbeginn aufbauen.
Gerade beim Übergang von Energie zu Information zu subjektivem Erleben (Energieimpuls -> Aktionspotenzial -> Qualia) sehe noch gar keine schlüssige Theorie, die die Entstehung des einen aus dem anderen auch nur ansatzweise erklären würde. Daher kann auch der umgekehrte Weg, Vereinbarung und Deduktion auf Basis subjektiver Erfahrung, um Wirklichkeit zu erklären (denn genau das ist Wissenschaft), immer nur vorläufig und von unzähligen Bedingungen abhängig sein (buddhistisch: leer von inhärenter Eigenexistenz). Daher ist reiner Materialismus auch ein logischer Fehlschluss, denn wir wissen schlicht nicht, was "da draußen" ist, und wir wissen auch nicht, wie aus "dem da draußen" das "hier drinnen" entsteht. Der Buddhismus geht noch einen Schritt weiter und stellt aus eben diesen Gründen die Grenze von Innen und Außen, ja sogar die Berechtigung dieser beiden Kategorien infrage, weil das Bild von Welt, das eine Kultur für sich prägt, immer aus unzähligen Wechselwirkungs- und Rückkopplungsprozessen zwischen "Innen" und "Außen" besteht, sodass letztlich diese Unterscheidung nur wenig Sinn macht.