Beiträge von SteFo

    Das ist lustig. Du sagst mit anderen Worten: Ich habe recht, aber ich habe nicht die Zeit und die Energie, das auch argumentativ zu belegen.

    Das ist übrigens echt lustig ... dass du glaubst "argumentativ belegen" zu können, was ich gesagt habe, obgleich meine Worte sichtbar sind, aber deren intendierte Bedeutung natürlich gar nicht sichtbar sein kann. Du müsstest also schon "argumentativ belegen", dass dein Verständnis meiner Worte alleine mit den Definitionen der Wörterbücher und Nachschlagewerke übereinstimmt und sollte ich meine Worte anders meinen als du sie verstehen willst, ich die Worte anders als in allen Wörterbüchern und Nachschlagewerke definiert verwenden würde.

    Das ist lustig. Du sagst mit anderen Worten: Ich habe recht, aber ich habe nicht die Zeit und die Energie, das auch argumentativ zu belegen.

    Da ich deinen Text gar nicht ganz lesen konnte, kann ich dir nicht recht geben mit dem was ich geschrieben habe.




    Stattdessen sagst Du, Erfahrung sei interkulturell gesehen der gemeinsame Nenner, der uns einen objektiven Blick auf die Wirklichkeit ermöglicht. Wäre das so, würden wir noch an die flache Erde glauben.

    Ich verstehe nicht, in welchem Worten von mir du das erkennst, was du glaubst, das ich sagen würde. Mit keiner Silbe habe ich gesagt "Erfahrung sei interkulturell gesehen der gemeinsame Nenner ..."

    Was ich gesagt habe ist, dass Kognitionen, die auf Sinneswahrnehmungen (der 5 Sinne, und daher materiellen Objekten) beruhen unabhängig von Glauben sind und dass Kognitionen, die auf bloßen Begrifflichkeiten beruhen, die nicht auf Sinneswahrnehmungen (der 5 Sinne) beruhen, von Glauben abhängig sind.

    Nimm's mir nicht übel, aber zum einen habe ich echt Schwierigkeiten so lange Posts zu lesen und zum anderen, wenn ich's versuche, bleibe ich sofort an einem sprachlichen Ausdruck von dir hängen, der nicht angemessen widergibt wie es mir erscheint. Gehe ich ein paar Worte weiter, erscheint sofort ein weitere Ausdruck mit dem's mir ebenso geht ... etc etc. Und ich denke mir "Mein Gott, wenn ich darauf jetzt ehrlich und unverfälscht antworten wollte, könnte ich das überhaupt hinbekommen, würde ich nicht tagelang an einer solchen Antwort sitzen müssen und wenn ich diese Anstrengung auf mich nehmen würde, wohin sollte das führen?"


    Was wäre am Ende von meinem so einfachen Hinweis, der doch auf alltäglicher Erfahrung beruht, noch übrig?

    Individuen, die unterschiedlichen Religionen, Philosophien oder politischen Überzeugungen anhängen können sich doch idR bzgl. Kognitionen, die auf Sinneswahrnehmungen (der 5 Sinne) beruhen, leicht einigen. Dies ist genau der Grund, warum Leute mit unterschiedlichen Religionen und aus unterschiedlichen Kulturen, die wissenschaftlich qualifiziert sind, auf wissenschaftlichem Gebiet zusammenarbeiten können.

    Individuen, die unterschiedlichen Religionen, Philosophien oder politischen Überzeugungen anhängen können sich dagegen idR nicht bzgl. Kognitionen einigen, die auf bloßen Begrifflichkeiten beruhen, denen keine Sinneswahrnehmung (der 5 Sinne) zugrundeliegt. Dies ist der Grund, warum o.g. Personen zwar wissenschaftlich zusammenarbeiten können, aber idR keine gemeinsame religiöse Zeremonie veranstalten oder eine gemeinsame politische Bewegung gründen können/wollen (Ausnahmen bestätigen die Regel).

    Zitat

    Wenn ein Zuwachs an Glücksempfinden tatsächlich rein qualitativer, also völlig entmaterialisierter Natur wäre, könnte seine Quelle nur im Subjekt selbst liegen.


    Aus Nico Paech, Befreiung vom Überfluss | oekom verlag S.9


    In dieser Formulierung liegt der Ausweg aus fast allen Krisen unserer Zeit. Religion, sofern nicht von Furcht vor Machtmissbrauch und Dogmatismus zerfressen, zeigt, wie das gehen kann. Dazu braucht aber Religion die "magische" Kraft zur Transformation (Heiligung) des Alltäglichen. Darum ist sie weit mehr als Technik zur Selbstoptimierung oder Ersatz für Psychologie. Eine "Modernisierung" von Religion sollte aus diesem Grunde diese" magische" Kraft nicht unterschlagen oder wegzurationalisieren versuchen. Nur mit Metapher, Bild und Mythos – als Verweis auf das Unsagbare ("Urgrund des Seins" Paul Tillich) – kann eine Modernisierung gelingen, ohne Religion zu einem Lifestyle-Produkt zu marginalisieren.


    Da hast du recht. Aber du wirst zugeben, dass das sehr idealistisch gedacht ist. Letztendlich wird die/der Einzelne auf sich zurückgeworfen, muss ihre/seine Entscheidungen treffen. "Ausweg aus fast allen Krisen unserer Zeit" setzt aber eine kollektive Besinnung voraus.

    Aber wie schwer fällt es schon der/dem Einzelnen solche Einsichten konsequent umzusetzen? Jede/r Einzelne hat Umgang mit anderen und ist damit sozialen Einflüssen ausgeliefert, die oft solchen Einsichten zuwiderlaufen.

    Selbst die Zeitalter, in denen Religionen vorherrschend waren, waren von Gewalt und Tyrannei dominiert.

    Hier bin ich mir gerade nicht sicher, ob ich dich richtig verstehe. Meinst du damit, dass für solche Phänomene wie von mir beschrieben es an wissenschaftlicher Evidenz fehlt?

    Sollte dem so sein: Hirn-Scans sind recht Aussagefähig auch im Bezug auf Gefühle und es gibt gute Nachweise wie Gefühle mit Hirnaktivitäten zusammenhängen.

    Hast mich falsch verstanden.

    Und ich wage zu bezweifeln, dass "Nachweise wie Gefühle mit Hirnaktivitäten zusammenhängen" auf wissenschaftlicher Evidenz beruhen können, weil es keine wissenschaftliche Evidenz für Gefühle geben kann. Aber diese Aussage setzt natürlich die Perspektive des eliminativen Materialismus voraus, welche ich hier eingangs (experimentell) eingenommen habe.

    Vielleicht mal Zeit die wissenschaftliche Perspektive einzunehmen? Streng wissenschaftlich, d.h. natürlich materialistisch-wisssenschaftlich (sog, "Geisteswissenschaften" gelten dann nicht als Wissenschaft):

    Im Laufe der Evolution hat das humane Gehirn außerordentliche Kapazitäten erworben, um dem entsprechenden Organismus immer effizienter das Überleben zu ermöglichen. Diese außerordentliche Kapazitäten haben jedoch den Neben-Effekt, dass das Gehirn Fragen konstruiert (weil es das kann), die vollkommen irrelevant sind für das Überleben und Antworten ersinnt (weil es das ebenso kann), die ebenso irrelevant sind. Religionen sind demnach ein Produkt der durch sich selbst irregeleiteten Kapazitäten des Gehirns.

    Alle mentale Phänomene sind eigentlich Illusionen, weil alles, was wirklich wissenschaftlich evident ist, Aktionspotentiale im Gehirn sind. Für Bewußtsein, Gefühle, Selbst, Glauben, etc. gibt es nicht die geringste wissenschaftliche Evidenz, weil wissenschaftliche Evidenz natürlich notwendigerweise ein bloß materielles Phänomen sein kann. Die illusionären mentalen Phänomene spielen jedoch eine Rolle bei der Selbstregulation des Gehirnes, können also in nützliche (wie zB das Selbst ohne das es keine intentionalen Impulse gibt), unnütze (wie zB spekulatives Denken) oder gar schädliche Illusionen (zB obsessive Vorstellungen) eingeteilt werden.


    Dass dies alles natürlich wiederum selbst spekulatives [philosophisches] Denken ist und keineswegs bloß auf materiellen wissenschaftlichen Evidenzen beruht ist eben den besagten Kapazitäten des Gehirns geschuldet, die die Neigung haben, durch sich selbst irregeleitetet zu werden.

    Interresant finde ich, dass diese i. Vgl. zu originär religiösen nicht weniger spekulative Perspektive im Falle der Implementierung als Kontemplation das Selbst ziemlich unterminiert, weil das Selbst (ein mentales Phänomen) und alles womit es sich sonst üblicherweise identifiziert (Gedanken, Sichtweisen, Gefühle, etc.) in diesem 'monistischen Materialismus' versinken. Es erscheint die These "Der unaufhörliche Flux von Materialität (zerebrale Prozesse sind auch nichts anderes) ist alles, was ist." Mir erscheint so ein materialistischer Monismus überzeugender als z.B. Idealismus, vermutlich deshalb, weil meine im Alltag verlässlichen fünf Sinne auf dieser Materialität beruhen, menschliches Denken auf der Basis bloßer Begrifflichkeiten mir aber als inkohärent und vollkommen unverlässlich erscheint, sobald es sich in spekulative Gefilde außerhalb der Materialität vorwagt. Materialität/Materie erscheint verlässlicher als Mentalität ("Geist"). Das Alltagsleben beruht auf Materialität "Hast du es selbst gesehen?" "Augenzeuge" "Wer's glaubt, wird selig".

    Meine Aussage war: Die Objekte der fünf Sinne sind aber notwendigerweise materieller Natur.

    Aus Sicht der wahrnehmenden Person würde ich sagen: nö.

    Leute mit schweren Halluzinationen / Wahnvorstellungen können sinneswahrnehmungen haben die gänzlich aus dem Hirn selbst stammen, ohne, dass da etwas ausserhalb ist das wahrgenommen wird. Aber dennoch hören sie Stimmen so laut, dass sie sich die Ohren zu halten. Riechen DInge und halten sich die Nase zu oder denken sie würden verbrennen.


    Der physikalische Impuls des jeweiligen Sinnesobjektes kann vorhanden sein, muss aber nicht.

    Das ist korrekt. Deshalb ist der Kontext der Aussage zu berücksichtigen: wissenschaftliche Evidenz.


    Zitat

    Wissenschaftliche Evidenzen sind unabhängig von Glauben wahrnehmbar, erscheinen also "öffentlich", durch die 5 Sinne aller Individuen wahrnehmbar, unabhängig davon welcher Religion, Philosophie oder politischen Überzeugung die Individuen anhängen.

    Das "öffentliche"" Erscheinen ist also maßgebend, was Gesundheit des Sinne und der zerebralen Verarbeitung der Sinnesreize impliziert.

    Moleküle, Schwingungen, Photonen, etc. sind Konzepte und Vorstellungen, die wir uns aufgrund von mentalen Phänomenen machen.

    Meine Aussage war: Die Objekte der fünf Sinne sind aber notwendigerweise materieller Natur.


    Wenn du den Unterschied zwischen Kognitionen, die auf Sinneswahrnehmungen (der 5 Sinne) beruhen und solchen die auf bloßen Begrifflichkeiten, denen keine Sinneswahrnehmung (der 5 Sinne) zugrundeliegt, nicht anerkennen willst, dann kann ich da nichts machen.

    Die Objekte der fünf Sinne sind aber notwendigerweise materieller Natur.

    Nö. Sie sind es nie.


    Aber das ist eine Diskussion, die wir gerne in einem anderen Thread führen können. Dieses Thema gehört zu den Grundlagen des Buddhismus und ebenfalls zu den wirklich spannenden Themen der modernen Philosophie des Geistes.

    Naja, verzeih, aber da du so kategorisch widersprichst:

    Der Lichteinfall ins Auge geht notwendigerweise von materiellen Objekten aus.

    Das Schmecken beruht auf Molekülen

    Das Riechen beruht auf Molekülen.

    Das Tasten beruht auf materiellen Oberflächen.

    Das Hören beruht auf Schwingungen der materiellen Komponenten der Luft.

    Alle mentale Phänomene sind eigentlich Illusionen, weil alles, was wirklich wissenschaftlich evident ist, Aktionspotentiale im Gehirn sind. Für Bewußtsein, Gefühle, Selbst, Glauben, etc. gibt es nicht die geringste wissenschaftliche Evidenz, weil wissenschaftliche Evidenz natürlich notwendigerweise ein bloß materielles Phänomen sein kann.

    Worin besteht denn der Unterschied zwischen mentalen und materiellen Phänomenen? Welche Phänomene bilden die Grundlage der wissenschaftlichen Evidenz? Wie kann es rein materielle Phänomene geben?


    Ich schätze mal, Dir sind diese Fragen bewusst, zumindest, wenn ich Deinen letzten Satz mit berücksichtige.

    Wissenschaftliche Evidenzen sind unabhängig von Glauben wahrnehmbar, erscheinen also "öffentlich", durch die 5 Sinne aller Individuen wahrnehmbar, unabhängig davon welcher Religion, Philosophie oder politischen Überzeugung die Individuen anhängen. Die Objekte der fünf Sinne sind aber notwendigerweise materieller Natur. Die Anzeige von Messgeräten gehört dazu und das was sie anzeigen kann wiederum über eine Kette von materiellen wissenschaftlichen Evidenzen zurückverfolgt werden.


    Natürlich redet "alle Welt" von mentalen Phänomenen wie "Bewußtsein, Gefühle, Selbst, Glauben, etc.", aber diese Rede beruht nur auf Glauben, nicht auf wissenschaftlicher Evidenz.

    Vielleicht mal Zeit die wissenschaftliche Perspektive einzunehmen? Streng wissenschaftlich, d.h. natürlich materialistisch-wisssenschaftlich (sog, "Geisteswissenschaften" gelten dann nicht als Wissenschaft):

    Im Laufe der Evolution hat das humane Gehirn außerordentliche Kapazitäten erworben, um dem entsprechenden Organismus immer effizienter das Überleben zu ermöglichen. Diese außerordentliche Kapazitäten haben jedoch den Neben-Effekt, dass das Gehirn Fragen konstruiert (weil es das kann), die vollkommen irrelevant sind für das Überleben und Antworten ersinnt (weil es das ebenso kann), die ebenso irrelevant sind. Religionen sind demnach ein Produkt der durch sich selbst irregeleiteten Kapazitäten des Gehirns.

    Alle mentale Phänomene sind eigentlich Illusionen, weil alles, was wirklich wissenschaftlich evident ist, Aktionspotentiale im Gehirn sind. Für Bewußtsein, Gefühle, Selbst, Glauben, etc. gibt es nicht die geringste wissenschaftliche Evidenz, weil wissenschaftliche Evidenz natürlich notwendigerweise ein bloß materielles Phänomen sein kann. Die illusionären mentalen Phänomene spielen jedoch eine Rolle bei der Selbstregulation des Gehirnes, können also in nützliche (wie zB das Selbst ohne das es keine intentionalen Impulse gibt), unnütze (wie zB spekulatives Denken) oder gar schädliche Illusionen (zB obsessive Vorstellungen) eingeteilt werden.


    Dass dies alles natürlich wiederum selbst spekulatives [philosophisches] Denken ist und keineswegs bloß auf materiellen wissenschaftlichen Evidenzen beruht ist eben den besagten Kapazitäten des Gehirns geschuldet, die die Neigung haben, durch sich selbst irregeleitetet zu werden.

    So ist es doch immer wieder: Der natürliche Verstand versucht sich dessen zu bemächtigen, was gänzlich außerhalb seines Zugriffsbereiches liegt. Sagt man: Versucht erst gar nicht darüber zu diskutieren, dann ist das leichter gesagt als getan, denn der Selbst-Wille ist natürlich übermächtig, wenn besagter Glaube nicht präsent ist.

    Was immer du willst, sollst du haben. Meine Worte sind lediglich eine Erinnerung anlässlich der Worte von Thorsten zu seinem Glauben und also nichts weiter als ein Vorschlag, solch einen Glauben näher zu spezifizieren. Sie stammen also nicht von mir, sondern von anderen bzw. paraphrasieren die Worte von anderen. Auch sind meine Worte nicht aus psychotherapeutscher Perspektive geschrieben, sondern eher aus der Perspektive der Praxis der Kontemplation wie sie von anderen beschrieben wurde.

    ... ein Glaube der aus der Erfahrung von unmittelbarer Präsenz dessen hervorgeht, über das ich nicht reden kann, ohne es zu verdecken und zu zerbrechen.


    Der Glaube befreit mich aus dem Gefängnis der Diskurse.

    Solch ein Glaube transzendiert den natürlichen Verstand. In diesem Sinne ist dieser Glaube eine "übernatürliche" Fähigkeit (des Geistes [buddh.] oder der Seele [christl.]), ein allgemeines aber notwendigerweise unklares "Wissen".

    Mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen, dass das Bedürfnis nach Religiosität, Spiritualität und Glauben (auch oder gerade weil er aus sich selber entsteht) das grösste Hindernis darstellt.

    Da wir hier in einem buddhistischen Forum schreiben, dachte ich es sei allen klar was das Ziel ist, offenbar ist es das nicht.

    Deshalb korrigiere ich:

    Das grösste Hindernis Nibbana in diesem Leben zu verwirklichen, ist das Bedürfnis nach Religiosität, Spiritualität und Glauben

    Du meinst, weil das buddhistische Forum ein Forum einer buddhistischen Glaubensgemeinschaft ist, sollte eigentlich alle an das Ziel "nibbana" glauben, deine Glauben teilen, und also deinen Worten den entsprechenden Sinn zuordnen?

    Nun, ich für meine Teil interessiere mich für Buddhismus aus Gründen der Psychotherapie und aus Gründen der Erforschung von Doktrinen. Ich sehe den Glauben an "nibbana" - wie jeden Glauben, der einem Bedürfnis nach Glauben entspringt - durchaus als psychotherapeutisch relevant an, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ob ein Bedürfnis nach Glauben angeboren oder erworben ist, weiß ich nicht. Glauben ist mMn erforderlich für commitment und damit für eine harmonische selbstbestimmte Lebensführung.


    Aber nochmal:

    Zitat

    Also ist die Basis deines Gedankens "Hindernis" doch wiederum [ein] Glauben. Das ist nicht schlimm, sondern deutet nur darauf hin, dass deine Verurteilung eines Bedürfnisses nach Glauben (sofern es so ein Bedürfnis überhaupt gibt) unbegründet ist und Glauben "normal" ist (auch ohne Bedürfnis zu Glauben).


    Warum erscheint der Glaube an "nibbana" einem Bedürfnis nach Glauben zu entspringen? Ganz einfach deshalb, weil es ein festhaltender Glaube ist, d.h. du kommst immer wieder darauf zurück, eben weil du ein Bedürfnis danach hast. Diese Intentionalität ist unweigerlich mit dem empfundenen Selbst verbunden.

    Anders zu betrachten ist der momentane spontan auftretende Glaube: Man hört oder sieht was und glaubt es und dann ist es auch schon wieder vergessen. Dazu ist kein Bedürfnis erforderlich, weil so ein Glaubensmoment ein konditioniertes kognitives singuläres Ereignis ist.

    Also ist die Basis deines Gedankens "Hindernis" doch wiederum [ein] Glauben.

    Ich denke nicht, dass zitieren aus dem Palikanon gleich "Glauben" impliziert.

    Doch. Geh nochmal zurück und sieh den Kontext deines Zitierens. Hast du Angst als Glaubender erkannt zu werden?



    Ausserdem habe ich den Begriff "Hindernis" in Bezug auf erreichen von Nibbana verwendet.

    Daran muss man erst mal glauben, an "Nibbana" und "erreichen von Nibbana".




    Da muss man ja auch kein Disput entfachen. Jeder darf seine eigenen Ziele verfolgen. Mir ist es egal ob jemand dazu strebt nach dem Tod zur rechten Gottes zu sitzen, eine Wiedergeburt anstrebt oder in diesem Leben Nibbana verwirklichen möchte.

    Ist schon klar. Solange du deinem Glauben folgst, ist für dich alles ok. Das ist auch wirklich ok: Solange jeder seinem Glauben folgt, ist für jeden alles ok. Probleme entstehen erst durch Zweifel.

    Ich denke ja, mit der Einschränkung, dass sich natürlich jeder vollkommen willkürlich als alles Mögliche bezeichnen kann. Aber die drei sind so wesentlich für den Buddhismus wie die vier edlen Wahrheiten, an welche man ebenso glauben muss, um sich berechtigterweise als "Buddhist" zu bezeichnen.

    Hindernis bzgl. was?

    Er hat das Begehren abgeschnitten, die Fesseln abgeworfen und mit der völligen Durchdringung des (Ich-)Dünkels hat er Dukkha ein Ende gemacht."

    MN2

    Also ist die Basis deines Gedankens "Hindernis" doch wiederum [ein] Glauben. Das ist nicht schlimm, sondern deutet nur darauf hin, dass deine Verurteilung eines Bedürfnisses nach Glauben (sofern es so ein Bedürfnis überhaupt gibt) unbegründet ist und Glauben "normal" ist (auch ohne Bedürfnis zu Glauben).

    Mittlerweile bin ich zum Schluss gekommen, dass das Bedürfnis nach Religiosität, Spiritualität und Glauben (auch oder gerade weil er aus sich selber entsteht) das grösste Hindernis darstellt.

    Hindernis bzgl. was? Vielleicht liegt dem Gedanken "Hindernis" wiederum "nur" Glauben zugrunde?

    Das Gehirn hat außergewöhnliche Kapazitäten. Als lebendes Organ ist es aktiv und so gehört konditioniertes Denken zum Gehirn. Ist "das Bedürfnis nach Religiosität, Spiritualität und Glauben" angeboren oder erworben?

    Ich denke, dass ausschließlich eine unparteiische "wissenschaftliche" Betrachtung der buddhistischen Doktrin und der christlichen Doktrin als Narrative Sinn macht. Nur wenn die Doktrinen als Narrative wahrgenommen werden, kann man sich ihnen inhaltlich zuwenden, weil der "Wahrheitsgehalt" der doktrinären Aussagen irrelevant ist. Dann lassen sich Kohärenz und Widerspruchsfreiheit der Doktrinen erforschen, und auch der Anteil intellektuell-philosophischer Aussagen und solcher Aussagen, die auf das emotionale Erleben abzielen.

    Das Christentum als Buddhist oder den Buddhismus als Christ erforschen führt dagegen unweigerlich zu Verzerrungen, die den Doktrinen nicht gerecht werden.

    Andreas Grunschloß würdigt die differenzierte Sicht der buddhistischen Denker die er untersucht. Er trifft nicht auf Freundlichkeit sondern eher auf eine Tendenz die Gemeinsamkeiten zwischen Buddhismus und Christentum zu betonen. Er beklagt dass dies bei Einheitspostulaten steckenbleiben kann und hebt den Dalai Lama da positiv hervor:


    Abgesehen vom Dalai Lama wird jedoch eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Widerständigkeit und Fremdheit der biblisch-jesuanischen Verkündigung nicht wirklich gesucht [50]. Die drei anderen Protagonisten entwerfen zudem jeweils relativ "schlicht" - d.h., zumindest für eine religionswissenschaftliche Perspektive - relativ schlicht anmutende Einheitspostulate.



    Zitat

    betont der Dalai Lama sowohl Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten zwischen Buddhismus und Christentum ... sie seien eben nicht als lediglich unterschiedliche sprachliche Repräsentationen für eine im Wesenskern gleiche Religion anzusehen. Daher solle man auch keine buddhistisch-christliche Einheitsreligion anstreben, denn die religiöse Vielfalt werde - trotz ihres Konfliktpotentials, das nicht unterschlagen werden dürfe - "den unterschiedlichen geistigen Veranlagungen der Menschen" besser gerecht



    Aus christlicher Perspektive (also nicht-psychoanalytisch/nicht-kognitionstherapeutisch gedacht) würde ich seine Sichtweise aus buddhistischer Perspektive bestätigen wollen.

    Es ist nicht möglich begriffliche Elemente der Praxis (wie zB buddhist. metta und christl. Nächstenliebe) zu vergleichen und daraus etwas abzuleiten bzgl. der vermeintlichen "Gemeinsamkeiten" der beiden Religionen. Denn die Grundlagen/Grundannahmen beider Religionen, des buddhistischen (Atheismus oder Agnostizismus?, da mag es in der buddhistischen Gemeinde Unterschiede geben) und des expliziten christlichen Monotheismus sind einfach unvereinbar und beide "durchstrahlen" die gesamte Praxis und damit auch die begrifflichen Elemente der Praxis.

    Aber eine Idee wo ich jetzt hinfahren könnte habe ich noch immer nicht.

    Sind da denn andere Leute, wo du wohnst, die dich nie in Ruhe lassen? Nur dann macht es für mich Sinn, wegfahren zu müssen, um zu schweigen.

    Gemeinschaft ohne zu reden hat schon auch was.

    Ob das aber in den gängigen Religionen üblich ist? Ok, in tagelangen Meditationssitzungen im Zen vielleicht, sitzen mehrere zusammen und sitzen nur, unterbrochen vielleicht von schweigendem Kinhin. Die Tibeter sind zu geschwätzig, wenn sie auch nur Mantras vor sich hinplappern, und die Theravadins werden sich doch wohl auch eher in die eigene Klause zurückziehen ... außer vielleicht im westlichen Theravada, wo man sich da daran anpasst, dass sich die Westler oft einsam fühlen, wenn nicht andere um sie rumsitzen.

    Der Religionswissenschaftler Andreas Grünschloß hat sich vier bud. Lehrende (Ayya Khema, Thich Nhat Hanh, Dalai Lama, Zen-Meister Kenneth S. Leong) angesehen und deren Verständnis des Christentums, seine Vereinnamung durch sie, seine Interpretation aus buddhistischer Sicht. Ganz interessant, meine ich.


    Andreas Grünschloß, Buddhistische Jesusbilder. Zeitgenössische Beispiele einer buddhistischen Hermeneutik des Christentums

    Ich bin unglaublich lesefaul. Der Text ist mir einfach zu lang. Aber ganz grundsätzlich würde ich vermuten, dass das begriffliche Framing von Buddhisten ihre Wahrnehmung des Christentums und das begriffliche Framing von Christen ihre Wahrnehmung des Buddhistmus bestimmen. Also würde ich vermuten, dass jede Seite ihre rationalen Fabrikationen bzgl. der religiösen Fabrikationen der jeweils anderen Seite parat hat, welche natürlich derart sind, dass das eigene begriffliche Framing gestützt wird. Grundsätzlich kann also das eigene Framing konfrontative Impulse verursachen ("meine Religion ist richtig und deine ist falsch") oder integrative Impulse verursachen ("was die anderen als dies oder jenes verstehen entspricht de facto meinem Glaubensgrundsatz vom diesem oder jenem, was belegt, das mein Glauben richtig ist").

    Das war jetzt wohl sehr psychoanalytisch/kognitionstherapeutisch gedacht. Aus der Perspektive der A(cceptance)C(ommitment) Therapie ist wohl der integrative Ansatz zu bevorzugen: 1. man akzeptiert andere Glaubensansätze (sie stressen einen nicht mehr) und 2. man ist dennoch dem Eigenen (mehr) verbunden, gibt das Eigene wegen dem Anderen nicht auf bzw. findet sogar kognitive Wege, das Eigenen durch das Andere zu stützen. Die Hinduisten praktizieren das in Perfektion, indem sie alle Heilsbringer anderer Religionen einfach in den eigenen Pantheon integrieren.