Alles anzeigenAlles anzeigenEs geht darum wie Psychotherapie und Buddhismus sich ergänzen können.
"Ergänzen" ist nicht möglich, weil
1. die Psychotherapie den Buddhismus ent-spiritualisiert (ähnlich wie im modernen zeitgeistigen Protestantismus das Christentum entspiritualisiert wurde dadurch dass glaubensfremde Elemente und Moralvorstellungen integriert wurden)
2. der Buddhismus die Psychotherapie entweder ent-wissenschaftlicht (sofern man annehmen will, dass Psychotherapie irgendwas mit Wissenschaft zu tun hat) oder die Psychotherapie unrettbar von Wissenschaft abschneidet (eine Verwissenschaftlichung der Psychotherapie also verunmöglicht).
Davon unbeschadet kann sicherlich festgestellt werden, dass die Psychotherapie hie und da buddhistische Methoden in modifizierter Form übernommen hat. Aber das hat nichts mit gegenseitiger "Ergänzung" von inkompatiblen Gedankensystemen zu tun.
Der sog. "säkulare Buddhismus" ist ein begriffliches Oxymoron und beinhaltet eigentlich nichts anderes als eine Philosophie des Inneren (inkl. praktischer Übungen), welche von den spekulativ-philosophischen Elementen des Buddhismus inspiriert wurde und als eine Art populäre 'do-it-yourself' Psychotherapie Anwendung findet in Kreisen, die weder mit religiöser Spiritualität noch mit Wissenschaft was am Hut haben.
Das Zitat von mir ist etwas aus dem Kontext gerissen, Um die Frage geht es in dem Buch, das ich in diesem Thread vorstelle. Die Möglichkeit einer sinnvollen Ergänzung würde ich nicht so kategorisch ausschließen. Man kann die Frage auch umformulieren:
Kann die Heilung oder Genesung in psychotherapeutischer Arbeit durch eine gleichzeitig ergänzend stattfindende spirituelle Praxis befördert werden? Kann die spirituelle Entwicklung durch eine ergänzend stattfindende psychotherapeutische Arbeit befördert werden?
Es geht nicht darum Psychotherapie und Buddhismus zu einem einheitlichen System zu integrieren. Die wissenschaftlich untermauerte Kunstlehre der Psychotherapie und die religiös-spirituelle Praxis können meiner Meinung nach durchaus unbeschadet nebeneinander bestehen.
Die Frage nach der Gleichzeitigkeit von Psychotherapie und spiritueller Praxis läuft nach meiner Einschätzung auf ein integriertes einheitliches System hinaus. Das Subjekt erfährt ja dann parallel seine Psychotherapie und seine spirituelle Praxis und wenn diese für das Subjekt kein integriertes einheitliches System bilden, dann läuft das mit großer Wahrscheinlichkeit auf kognitive Dissonanz hinaus. Für den Psychotherapeuten ist das natürlich - ökonomisch gesehen - ein Vorteil.
Auch auf Seiten des Therapeuten, der Therapie mit Spiritualität verbinden will, kann kognitive Dissonanz die Folge sein, weil für ihn nicht klar sein könnte, ob er als Therapeut oder als Guru tätig ist und seine Tätigkeit als Guru zu psychotherapeutisch relevanten Symptomen bei seinem Klienten führen kann.
Ein "Nebeneinanderbestehen" von inkompatiblen System verneine ich ja gar nicht. Alle Lehren, egal worüber, bestehen nebeneinander.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass für eine erfüllende spirituelle Praxis, welche den Namen "spirituell" auch verdient, weil sie über die Sphäre des natürlichen Intellekts hinausgeht, eine "mentale Gesundheit" Vorbedingung ist und also - nicht generell, aber im Einzelfall - eine psychotherapeutische oder gar eine psychiatrisch-medikamentöse Vorbehandlung angezeigt sein kann.